Hermine Hackl
VON DER KUNST
BÄUME ZU PFLANZEN
Wie Nachhaltigkeit
in der Praxis gelingt
20 Beispiele
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
http://dnb.d-nb.deabrufbar.
2. Auflage 2014
© Verlagsanstalt Tyrolia, Innsbruck
Umschlaggestaltung und Layout: Tyrolia-Verlag, Innsbruck
Umschlagfoto: sunny studio ( www.shutterstock.com) Abbildungen: Wenn nicht anders angegeben, wurden die Bilder von den betreffenden Personen zur Verfügung gestellt. Druck und Bindung: Grasl Druck, Bad Vöslau ISBN 978-3-7022-3394-5 (gedrucktes Buch) ISBN 978-3-7022-3395-2 (E-Book) E-Mail: buchverlag@tyrolia.atInternet: www.tyrolia-verlag.at
„Der Sinn des Lebens besteht darin,
Bäume zu pflanzen, unter deren Schatten
man nicht mehr selber sitzen wird.“
Nelson Henderson
VORWORT
ÖKOLOGIE
Über Wald und Flur mit Georg Grabherr Nachhaltigkeit = Der Natur ihre Ordnung lassen
Auf Fischfang mit Franz Hechinger Nachhaltigkeit = Den Dingen ihre Zeit geben
In der Küche mit Elisabeth Lust-Sauberer Nachhaltigkeit = Action und Satisfaction
Auf den Spuren von Josef Schöffel Nachhaltigkeit = Eine gelungen Mischung
Im Glashaus mit Walter Stockenhuber Nachhaltigkeit = Vielfalt statt Einfalt
ÖKONOMIE
Auf den Spuren von Carl von Carlowitz Nachhaltigkeit = Aus Krisen lernen
In der Werkstatt mit Sepp Eisenriegler Nachhaltigkeit = Reparieren statt wegwerfen
Im Kräuterreich von Johannes Gutmann Nachhaltigkeit = Wertschöpfung durch Wertschätzung
In der Chefetage mit Christof Kastner Nachhaltigkeit = Kapieren statt kopieren
Wiedersehen mit Josef Pröll Nachhaltigkeit = Säen und ernten
SOZIALES
Auf den Spuren von Erzherzog Johann Nachhaltigkeit = Den Menschen Gutes tun
Begegnung mit Martin Haiderer Nachhaltigkeit = Geben und nehmen
Farbenfroh unterwegs mit Otto Hirsch Nachhaltigkeit = Spuren hinterlassen
Im Gespräch mit Nicole Prop Nachhaltigkeit = Zurück zur Natur
Im Schloss mit Georg Starhemberg Nachhaltigkeit = Die Nachwelt im Blick haben
KULTUR
Begegnung mit Manuela Lanzinger Nachhaltigkeit = Kommunikation und Eigenverantwortung
Über den Wolken mit Pater Michael Hüttl Nachhaltigkeit = Stabilitas und Glaubwürdigkeit
Im Tanzschritt mit Thomas Schäfer-Elmayer Nachhaltigkeit = Vertrauen und Sympathie
Im Rathaus mit Karl Schlögl Nachhaltigkeit = Leben und leben lassen
Im Stammhaus mit Gexi Tostmann Nachhaltigkeit = Zurück in die Zukunft
NACHBETRACHTUNG
Wie Nachhaltigkeit gelingen kann Ein Wegweiser
An jenem Tag, als ich zur sicheren Erkenntnis gekommen war, dass es absolut unmöglich ist, das Thema Nachhaltigkeit vollständig zu erfassen, habe ich mich hingesetzt und angefangen, dieses Buch zu schreiben. Seit vielen Jahren werde ich von diesem Thema regelrecht verfolgt. Ständig schwanke ich zwischen Ärger und blanker Verblüffung, wenn es um die Verwendung dieses Wortes geht. Nachhaltigkeit ist wohl eines der meist gebrauchten, vielleicht sogar am meisten missbrauchten Begriffe unserer Zeit geworden. Manchmal empfinde ich es sogar als Geburt – besser Missgeburt – einer Gutmenschen-Generation, die nicht einmal in Ansätzen dazu bereit scheint, sich mit den Wurzeln dieser genialen Lebenshaltung auseinanderzusetzen.
Ja, Nachhaltigkeit ist eine Lebenshaltung, ein gesellschaftspolitisches Prinzip, das dazu angetan wäre, diese Welt auf allen Ebenen um so vieles besser zu machen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit ist definitiv zu schade dafür, als einlullendes Modewort an den Pranger der Eitelkeiten gestellt zu werden. Es gibt Unternehmen, die sich eigene Nachhaltigkeitsbeauftragte oder sogar ganze Nachhaltigkeitsabteilungen leisten. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden. Doch dabei darf es nicht bleiben. Denn Nachhaltigkeit darf nicht nur laut schreiend zu Markte getragen werden. Nachhaltigkeit geht uns alle an. Jeden einzelnen von uns. Sie kann nur gelingen, wenn wir alle – jeder in seiner aktuellen Lebenssituation – unseren konkreten Beitrag leisten. Gleichzeitig ist kaum jemand von uns in der Lage, Nachhaltigkeit in jeder Faser zu erklären. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass Nachhaltigkeit mehr „getan“ als „besprochen“ werden muss, dass wir sie sogar „spüren“ können müssen. Intellektuelle Spiele sind zu wenig, das Festklammern an Facts and Figures führt in eine Sackgasse. Das Erfassen und Beschreiben von Fakten ist ein wichtiger Schritt. Es schärft das Bewusstsein für dieses sagenhaft geniale Prinzip, aber das ist nur ein erster Schritt.
Dieses kleine Buch soll dazu beitragen, das Prinzip der Nachhaltigkeit aus der Kopflastigkeit zu befreien und – mit einem freundlichen Augenzwinkern – zu einer wahren Herzensangelegenheit zu machen. Nachhaltigkeit ist ein leises Prinzip. Es will gelebt und nicht in die Welt hinausgebrüllt werden. Nachhaltigkeit braucht ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit – zu sich selber und zu den anderen, eine ruhige, besonnene Innenschau. Es verlangt eine flexible Zukunftsorientiertheit und die Bereitschaft, sich selber und seine Bedürfnisse zurückzunehmen. Denn Nachhaltigkeit ist ein zutiefst unegoistisches Prinzip – ohne zu verlangen, seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche gänzlich hintanzuhalten.
Ein Leben, ein Werk, ein Projekt kann dann als gelungen bezeichnet werden, wenn Ökologie, Ökonomie, Soziales und auch Kulturelles miteinander im Einklang stehen. Alle diese Säulen haben ihre Berechtigung, keine darf sich prahlerisch in den Vordergrund drängen. Deshalb gilt auch für die Nachhaltigkeit: Nur wenn alle vier Säulen einer Halle gleich stark und gleich hoch sind, kann das Dach darauf vertrauen, nicht eines Tages einzubrechen. Je mehr Säulen ein Dach tragen, umso stabiler ist die Konstruktion. Dieses Bild kann auch auf die Natur und überhaupt auf alle Bereiche des Lebens umgelegt werden. Ein Ökosystem, das sich auf viele Arten stützen kann, wird bei weitem stabiler sein als Monokulturen. Wer viele gute Freunde hat, wird in schweren Zeiten leichter eine Schulter zum Verweilen finden. Wer sein Vermögen auf unterschiedliche Bereiche aufgeteilt hat, wird einer wirtschaftlichen Krise eher trotzen. Nicht Eintönigkeit und Monotonie sind gefragt, sondern gelebte Vielfalt: im Tun, im Denken, im Handeln.
Liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht ist Nachhaltigkeit ja jenes Lebensprinzip, das dazu angetan ist, diese Welt zu retten – falls das einmal nötig ist. Dafür notwendig ist allerdings, dass wir eher gestern als morgen alle damit anfangen und zwar nicht beim jeweils anderen, sondern ausschließlich jeder bei sich selbst. Dabei dürfen wir nicht die ganz normale Bodenhaftung verlieren. Mit bunter Sozialromantik kommen wir auch nicht weiter. Es geht darum, selber „anzupacken“, Eigen-Verantwortung und Verantwortung für unser Gegenüber zu übernehmen und nicht auf andere abzuschieben. Es geht darum, Mut zu beweisen und Mut zu spenden. In erster Linie geht es darum, sich selber zu hinterfragen. Auch ich tue das.
Die Kapitel in diesem Buch sollen Menschen vor den Vorhang holen, die diese Herausforderung bereits angenommen und damit Erfolg haben.
Читать дальше