„Das ist es ganz und gar nicht. Sie kommen von der Erde und sind nicht vertraut mit den Sitten der atlanischen, prillonischen und trionischen Männer. Und den Sitten von anderen Planeten. Frauen sind heilig. Hochangesehen. Einer Frau oder einem Kind Schaden zuzufügen bedeutet, alles zu verraten, wofür wir kämpfen, alles, für dessen Schutz wir immer noch unsere Opfer bringen.“
„Warum bin ich hier diejenige, die Schimpfe bekommt?“ Ich schwenkte die Arme herum, während ich sprach. „Die hier sind es doch, die es sich in ihren Neandertaler-Schädel gesetzt haben, dass der Letzte, der übrig bleibt, mich geschenkt bekommt.“
Alle anwesenden Männer nickten, und schienen nicht im Geringsten geknickt. Blutig, verschwitzt und mit zerrissener Kleidung, aber sie standen für ihre Taten gerade.
„Die Idee war nicht schlecht.“
„Machen Sie verdammt noch mal Witze?“, rief ich, völlig aufgelöst. Ich raufte mir die Haare, lief im Kreis herum. Ich konnte nicht kämpfen. Also was konnte ich tun? Ich saß auf diesem Planeten fest. Im Käfig wie ein wildes Tier.
„Sie lassen sich gehen, Leutnant.“
„Ich gehe nirgendwohin, Gouverneur, ich sitze im Käfig. In der Falle.“ Ich lief weiter, bis ich fast Zehenspitze an Zehenspitze vor ihm stand und blickte hoch, weit hoch in seine Augen. Die Resignation, die ich dort sah, ließ mein Herz panisch klopfen. Er würde gleich etwas tun, was mir ganz und gar nicht gefallen würde. Ich konnte es in den ruhigen reuevollen Augen sehen, es in dem tiefen Seufzen hören, das aus seiner Brust grollte. „Nein. Nicht das. Lassen Sie mich doch einfach auf irgendeine Mission gehen. Lassen Sie mich auf einen Haufen Hive los, anstatt auf diese Kerle“, sagte ich und deutete auf die vier, die um mich gekämpft hatten, aber sich weigerten, gegen mich zu kämpfen.
Der Gouverneur schüttelte langsam den Kopf. „Ich kann jemanden, der so kurz davor steht, die Beherrschung zu verlieren, nicht auf eine Mission schicken. Ich gebe zwar zu, dass es nicht die ideale Lösung war, dass diese Männer es auf sich genommen haben, über Ihr Schicksal zu entscheiden, aber sie lagen nicht falsch. Sie brauchen einen Gefährten.“
„Ich kämpfe bis zum Tod, bevor ich mich darauf einlasse.“
„Und ich werde Sie in die Zelle stecken, bis Sie sich beruhigt haben.“ Er streckte die Finger hoch und legte sie mir fast an die Lippen, als ich noch einmal Luft holte, um zu widersprechen. Der Schock über diese Beinahe-Berührung ließ mich innehalten, und er fuhr fort. „Es geht nicht nur um Sie, sondern auch um die Männer. Sie sind beinahe rasend vor Begehren, Sie in Besitz zu nehmen. Die Basis reibt sich auf, lange Jahre harter Arbeit und Disziplin lösen sich an den Bruchstellen auf, und alles nur wegen einer gefährtenlosen Frau. Die erste und einzige Mission, auf die ich Sie geschickt habe, endete in einer Katastrophe. Vergessen Sie denn so schnell?“
„Nein.“ Ich hatte keinen einzigen Moment dieses Fiaskos vergessen. Zwei Prillon-Krieger hatten beschlossen, dass sie mich in Besitz nehmen würden, während wir unterwegs waren. Der Atlane und zwei weitere Prillon-Krieger auf der Mission weigerten sich, zuzulassen, dass sie mir zu nahe traten. Ein riesiger Kampf brach aus, der Atlane ging in Biest-Modus und zerstörte zwei kleine Kreuzer im Hangar, bevor genug Männer zur Stelle waren, um den Kampf aufzulösen. Und all das hatte nichts mit dem eigentlichen Kampf zu tun, in den wir geschickt worden waren. „Befehlen Sie ihnen doch einfach, dass sie mich in Ruhe lassen sollen.“
„Sie sind keine Menschen, Gwendolyn. Sie können nicht von ihnen erwarten, dass sie sich so verhalten, wie es Menschenmänner auf der Erde tun würden. Sie sind Koalitionskrieger, und sie verlieren die Beherrschung bei dem Gedanken daran, dass Sie gefährtenlos und schutzlos auf der Basis herummarschieren. Es widerstrebt unserer Natur zutiefst. Ich werde es nicht länger dulden. Das kann ich nicht.“ Den letzten Satz fügte er mit endgültigem Nachdruck hinzu.
„Also werden Sie sie einfach so um mich kämpfen lassen? Und alles geht an den Gewinner?“, fragte ich, fassungslos.
Bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um. Bei allen vier Männern handelte es sich zwar um gutaussehende, beeindruckende Prachtexemplare, aber keinen von ihnen würde ich je in Erwägung ziehen. Und er stand in der Tribüne. Mein Blick kreuzte sich mit dem von Mak, dem heißen, schweigsamen Atlanen, als ich ihn in der Menge erblickte. Und ein Blick reichte aus, um meine Nippel hart weren zu lassen, meine Pussy vor gieriger Vorfreude darauf, gefickt zu werden, zucken zu lassen. Von ihm. Oh ja, er war ganz intensiv, ganz Alien. Verdammt, das war jeder hier auf der Kolonie, aber Mak hatte etwas an sich, das ihn anders machte, das mich scharf machte.
„Absolut nicht“, sagte der Gouverneur. „Ich habe von meiner Gefährtin viel gelernt.“ Er wandte sich zu Rachel, die lächelte und an seine Seite trat. Er hob den Arm, sodass sie sich an seine Seite schmiegen konnte, dann legte er ihn um ihre Schultern, und seine Finger streichelten sie geistesabwesend. „Sie werden einen Gefährten auswählen. Es gibt keinen Mann hier, der Sie verweigern würde.“
Die Menge jubelte zustimmend, und ich fühlte mich wie ein Insekt unter der Lupe. Jedes männliche Auge in der Menge war nun ausschließlich auf mich gerichtet. Rief mir entgegen. Lockte mich mit Muskelschau oder feurigen Blicken. Guter Gott. Der Gouverneur hatte gerade ein Monster freigesetzt.
„Also gut, in Ordnung. Ich suche mir meinen Gefährten selber aus.“ Ich nickte knapp, erleichtert. „Gut. Wenn es sonst nichts gibt, dann gehe ich mal.“
Als ich einen Schritt auf das Tor zu machte, das ich aufgestoßen hatte, rief er aus: „Sie werden Ihren Gefährten jetzt gleich auswählen. Hier und jetzt. Bevor Sie die Arena verlassen.“
Ich erstarrte, dann wirbelte ich auf dem Absatz herum. „Jetzt gleich?“
„Jetzt gleich“, wiederholte er. „Sie brauchen einen Gefährten, müssen in Besitz genommen und markiert werden, damit der Rest der Männer weiß, wem Sie gehören—“
„ Wem ich gehöre?“, sagte ich, aber er fuhr fort, als hätte er nichts gehört.
„—und nicht länger den Drang verspüren, im Speisesaal zu kämpfen, im Außenhof oder hier in der Arena.“
„Ist das Ihr Ernst?“
Er nickte entschieden. „Absolut. Wählen Sie einen Gefährten, oder es wird einer für Sie gewählt.“
„Gut so. Tu, was der Gouverneur dir sagt. Dann hast du vielleicht genug zu tun, und musst unser Privatquartier nicht mehr auseinander nehmen“, warf Tyran ein, der inzwischen neben Kristin stand. Sie verdrehte die Augen über ihren Gefährten und zwinkerte mir zu.
„Jetzt gleich“, sagte der Gouverneur noch einmal in Ausübung seiner Autorität, und nutzte das Beispiel meiner Zerstörung des Wohnbereichs von jemand anderem als weitere Begründung für seine Eile. Er hob die Hand, um die Menge zum Schweigen zu bringen, und die Lautstärke wechselte in wenigen Sekunden von Kampfgetümmel zu Bibliothekatmosphäre, während mich jeder anwesende Mann mit Hoffnung in den Augen anblickte.
Ich warf einen kurzen Blick in die Tribüne hoch. Fand Makarios. Wandte den Blick wieder ab.
Jeder anwesende Mann, außer einem.
Verdammt. Makarios machte ein mürrisches Gesicht, die Arme vor der Brust verschränkt, seine Miene steinern und unentzifferbar. Er hätte genauso gut Farbe beim Trocknen zusehen können. „Aber—“
„Sobald Sie einen Gefährten haben, werden Sie nicht länger die Ursache für so viel Unruhe sein. Sie werden wieder in den aktiven Einsatz gesteckt und dürfen auf Missionen ausrücken“, fügte er hinzu.
Ich biss mir bei dieser Aussage in die Lippe. Das verdammte Zuckerbrot.
Ich senkte den Kopf und blickte ihn durch die Wimpern hindurch an. Also gut, ich biss an. „Lassen Sie mich das ein für alle Mal klarstellen. Ich suche mir einen Gefährten, und dann kann ich wieder auf Missionen gehen und sogar den Hive bekämpfen.“
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