Das ist auch ein guter Tipp für uns Mütter. Naturgemäß ist unser Alltag vollgepackt, und mehr oder weniger bewusst suchen wir uns alle möglichen Verbündeten im Kampf mit unseren Aufgaben: To-do-Listen, zeitiges Aufstehen, gute Organisation. Heraus kommt ein eng getakteter Tagesablauf, der wenig Raum für Ruhe oder gar fürs Abwarten lässt.
Nun hat Gott wahrscheinlich nichts gegen ein gutes Zeitmanagement. Er kennt die Herausforderungen, vor denen wir täglich stehen, genauso, wie er die gefährliche Situation der Israeliten kannte. Aber auch uns gilt seine Aufforderung, nicht blind, sorgenvoll oder gehetzt durchs Leben zu rennen, weil wir uns keine Zeit für ihn nehmen. Ich glaube dabei nicht, dass Gott von einer Mutter mit Kleinkind erwartet, dass sie sich stundenlang für ihn Zeit nimmt. Aber schon zehn oder fünfzehn Minuten in Gottes Gegenwart können manchmal mehr bewirken als alles Abstrampeln und Bemühen unsererseits.
Für mich ist es eine Herausforderung und manchmal auch eine Willensfrage, solche Zeiten mit Gott zu finden und zu gestalten. Doch ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich eine ausgeglichenere Mutter und Partnerin bin, wenn ich meine Stärke nicht in Aktivismus und meinen Fähigkeiten suche, sondern wirklich bei Gott. Ich wünsche mir, dass der Käfer aus dem Wald mich immer wieder daran erinnert, einfach nur mal dazusitzen, ruhig zu werden und alles, was mich bewegt, an Gott abzugeben.
Zum Weiterlesen:
Jesaja 40,12-31
Gebet:
„Vater im Himmel, du siehst, was ich alles für heute geplant habe. Bitte hilf mir, meine Aufgaben zu erledigen. Aber hilf mir auch, ein paar Minuten mit dir zu verbringen, wenn es die Kinder und der Alltag zulassen. Schenke mir einen Platz in deiner Gegenwart, an dem ich hören kann, wie du zu mir redest. Danke, dass du meine Stärke sein willst und dass ich nicht alles aus meiner eigenen Kraft heraus leisten muss. Amen.“
Tagesimpuls:
Viele Menschen tanken Kraft in der Natur. Dort lassen sich unzählige Hinweise auf Gottes Schöpferkraft entdecken, mit der er dieses Universum lenkt und gestaltet. Wenn du heute draußen etwas siehst, das dich begeistert oder zum Staunen bringt, dann nimm doch bewusst Folgendes für dich in Anspruch: Gott kümmert sich mit der gleichen Unermüdlichkeit und Weisheit um dich und dein Leben, wie er die blühende Tulpe, die Kräfte eines Sommergewitters, den herbstlich nebeligen Wald oder die tanzenden Schneeflocken erschaffen hat.
5. Für erschöpfte Königinnen
Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne.
Jesaja 47,13a; LUT
Ich sitze in meinem Sessel, den Tränen nahe. Meine Gedanken springen im Zickzack zwischen diesem Bibelvers, meiner Erschöpfung und meinen Plänen hin und her. Ich bin müde, und es kostet mich enorme Kraft, auch nur die kleinsten Entscheidungen zu treffen. Trotzdem schaffe ich es nicht, mein Tempo runterzufahren und vor Gott einfach mal ruhig zu werden.
Es gibt so viel zu tun: Der Jahresurlaub will geplant werden, ein Kindergeburtstag und die Entscheidung über das Wie meines beruflichen Wiedereinstiegs stehen an. Außerdem soll der Älteste für den Schwimmunterricht angemeldet werden, und ich muss mir noch überlegen, was ich in den nächsten Tagen kochen will. Ganz abgesehen von dem Raclette-Essen, das wir mit Freunden geplant hatten, und der Tatsache, dass ich eigentlich wieder mehr Sport machen möchte.
Der oben zitierte Vers steht ursprünglich in einem völlig anderen Zusammenhang als dem turbulenten Leben einer Mutter mit kleinen Kindern. Der Prophet Jesaja spricht in Gottes Auftrag die Metropole Babylon an, Hauptstadt der chaldäischen Großmacht, die die Israeliten unterdrückte. Gott vergleicht sie mit einer größenwahnsinnigen Königin und wirft ihr völlige Gefühlskälte anderen gegenüber vor. Nachdem Gott ihr wegen dieses Verhaltens ihren Untergang angekündigt hatte, versucht sie nun panisch, sich mit Hilfe ihrer Ratgeber in Sicherheit zu bringen; was ihr, nebenbei gesagt, nicht gelingt. Eine ganz andere Situation also.
Trotzdem trifft dieser Satz aus der Bibel in mir immer wieder einen Nerv. Mein Leben ist nicht glamourös (auch wenn ich mir das manchmal wünsche) und ich unterdrücke hoffentlich niemanden (auch wenn meine Kinder manchmal meinen Frust zu spüren bekommen). Aber dass ich mich von allem, was ich mir vorgenommen habe und was es als Mama zu organisieren gibt, schier erschlagen und müde fühle, ist sehr real für mich. „Du hast dich müde gemacht mit der Menge deiner Pläne“, das trifft immer wieder auf mich zu.
Von Mamas (und Papas) wird heute viel verlangt, und trotzdem sollen sie immer frisch, kompetent und unendlich belastbar sein. Statt hin und wieder realistische Abstriche an diesem Bild zu machen, versuchen viele von uns diesem Ideal zu entsprechen. Es spricht nichts dagegen, sein Bestes zu geben, aber mein Selbstwertgefühl als Frau sollte nicht von meinem Erfolg im Beruf oder als Familienmanagerin abhängen.
Die Autorin Birgit Sych spricht vielleicht bei mancher Mutter einen wunden Punkt an, wenn sie schreibt: „Ein problematischer Umgang mit der Zeit ist eine Frage des Lebensstils. Ehrgeizige, zielorientierte, anerkennungssüchtige Menschen geraten schnell in Zeitdruck, Hektik und wilde Betriebsamkeit.“2 Diese Ansicht hinterfragt die Betriebsamkeit unserer Leistungsgesellschaft, in der diejenige am meisten zu gelten scheint, die vieles nahezu gleichzeitig leisten kann.
Der Preis, den wir unter Umständen für diesen Lebensrhythmus bezahlen müssen, ist, dass wir über ein gesundes Maß für uns selbst und für andere hinausgehen. Vielleicht vergessen wir vor lauter Geschäftigkeit auch, dass es einen Größeren gibt, den wir um Hilfe bitten dürfen und der unser Leben in seiner Hand hält.
Ich habe immer wieder Tage, an denen mich meine To-do-Liste bereits am Morgen innerlich erschlägt. Immer wieder mache ich dann aber auch die Erfahrung, dass mir der Tagesablauf leichter von der Hand geht, wenn ich Gott nicht nur um Kraft für meine Aufgaben bitte, sondern gleichzeitig um die Bereitschaft, meinen Terminplan von ihm bestimmen zu lassen. Manchmal läuft dann wirklich alles wie am Schnürchen, manchmal aber auch nicht. Dann gilt es, nicht dem ursprünglichen Plan hinterher zu hetzen, sondern darauf zu vertrauen, dass Gott ein anderes Mal die Zeit für unerledigte Dinge schenken wird.
Er ist derjenige, der die Zeit in seinen Händen hält, nicht ich. Größenwahn – und sei er noch so klein – hat in der Geschichte noch niemandem gutgetan: einer königlichen Stadt wie Babylon nicht und mir in meinem kleinen, privaten Königreich ganz bestimmt auch nicht.
Zum Weiterlesen:
Matthäus 11,25-30
Gebet:
„Vater im Himmel, du kennst die vielen Sachen, die mir durch den Kopf gehen, und die vielen Dinge, die ich zu erledigen habe. Hilf mir, meine Pläne mit dir zu besprechen, zu erkennen, wo ungesunde Motive mich antreiben, und Prioritäten zu setzen. Ich wünsche mir, dass meine Kinder und mein Mann mich nicht nur als jemanden kennen, der gehetzt durchs Leben rennt, sondern der bei aller Arbeit erkannt hat, worauf es wirklich ankommt. Du schenkst mir Zeit für alles, was ich brauche und was wirklich notwendig ist. Amen.“
Tagesimpuls:
Jesus verspricht, dass wir bei ihm Ruhe für unsere Seele finden können. Für welchen Bereich deines umtriebigen Lebens wünschst du dir das momentan am meisten?
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