Mir wurde bewusst: Ein Urlaub in dieser Lebensphase bedeutet vor allem, gemeinsam als Familie Zeit zu verbringen und zu genießen. Wann, wenn nicht in den schönsten Wochen des Jahres, haben wir die Möglichkeit, den Kindern besondere Aufmerksamkeit und Zuwendung zu schenken? Umgekehrt können wir als Erwachsene unsere Kinder und ihr Kindsein ganz besonders genießen: der Zweijährige, der den Badestrand als Sandkasten bezeichnet und noch zu verstehen versucht, was das ganze Konzept „Urlaub“ überhaupt bedeutet. Oder der Große, der bei einer Wanderung wider Erwarten ohne Murren mitläuft und vom kühlen Wasser einer Bergquelle so begeistert ist, dass er dafür sogar auf das versprochene Eis verzichten würde.
Das bedeutet nicht, dass Eltern sich im Urlaub nicht Freiräume schaffen können. Viele Ferienressorts bieten Kinderbetreuung an, und auch ohne diese kann man sich gegenseitig kleine Inseln für eine Auszeit schaffen: Da geht der Papa an einem Nachmittag mal alleine baden oder die Mama darf sich für zwei Stunden ganz ungestört zum Lesen zurückziehen.
Toll ist es auch, wenn man den Urlaub zusammen mit einer befreundeten Familie verbringt oder Großeltern oder Paten für eine bestimmte Zeit dazustoßen. Dann klappt es vielleicht sogar mit dem romantischen Abend am See oder der Bergtour. Und jeder aus der Familie profitiert von der Gemeinschaft mit den anderen Erwachsenen und Kindern.
Trotzdem: Ein Urlaub mit Kindern wird wohl immer ein Mix aus anstrengend und schön bleiben. Der Bibeltext aus dem Buch Prediger ist eine gute Erinnerung dafür, jede Zeit bewusst anzunehmen und falsche Erwartungen loszulassen. Mir hilft es jedenfalls, in den anstrengenden Momenten daran zu denken, dass auch wieder andere Zeiten kommen. Es werden wieder Urlaube kommen, in denen ich mehr Rückzugsmöglichkeiten für mich selbst habe oder wir als Paar gemeinsam ausspannen können.
Alles hat seine Zeit: Ferien mit Kindern und ein Wellnesswochenende mit allem Drum und Dran. Urlaub auf dem Bauernhof oder eine zweite Hochzeitsreise zum gemeinsamen Traumziel. Es ist herausfordernd, sich auf diese Wahrheit täglich neu einzulassen – egal ob im Urlaub oder zu Hause. Aber ich glaube, dass es sich lohnt, weil wir nur so unser Leben als Eltern als etwas Ganzheitliches empfinden können, das nicht nur von Mangel und Anstrengung bestimmt wird, sondern auch von Schönem und Einzigartigem.
Zum Weiterlesen:
Prediger 3,1-15
Gebet:
„Vater im Himmel, du siehst, wie sehr ich mich auf den Urlaub freue und wie sehr ich es nötig habe, mich auszuruhen. Mache uns bewusst, wo wir falsche Vorstellungen und unrealistische Erwartungen an die Urlaubszeit haben, und hilf uns, diese loszulassen. Segne du die Ferien mit unseren Kindern, sodass wir als Familie zusammenwachsen können und jeder von uns mit schönen Erinnerungen im Gepäck wieder nach Hause fährt. Amen.“
Tagesimpuls:
„Alles hat seine Zeit“ – gibt es noch andere Bereiche in deinem Leben, in denen du spürst, dass du Dinge, Menschen oder Aufgaben loslassen musst, weil jetzt nicht die Zeit für sie ist?
Und umgekehrt: Welche Erfahrungen der Kleinkindphase machen dich glücklich, geben dir Kraft, würdest du nie missen wollen? Es lohnt sich, auch darauf einen Blick zu werfen.
2. Schlaflose Nächte
Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen. Er kam, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben, damit viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden. Markus 10,45; HfA
Unser Ältester war von Anfang an ein Traumkind, was den Nachtschlaf anging: Er fing als Neugeborener mit einem drei- bis vierstündigen Rhythmus an und schlief, abgesehen von einigen unruhigeren Phasen, bald durch. Ganz anders unser Zweiter. Alle anderthalb bis zwei Stunden wurde er wach und schlief auch dazwischen nur mit engem Körperkontakt. Ich erinnere mich an eine Nacht bald nach seiner Geburt, in der wir beide erst um drei Uhr früh endlich zur Ruhe fanden.
Als ich die Hebamme beim nächsten Besuch verzweifelt fragte, wie lange denn diese extreme Phase dauern würde, meinte sie: „Ungefähr sechs Wochen.“
Na gut, dachte ich, sechs Wochen halte ich das durch.
Doch aus den sechs Wochen wurden sechs Monate und schließlich ein Jahr und der Schlafrhythmus unseres Kleinen wurde nur wenig besser. Es gab zwischendurch zwar auch hin und wieder ein paar Nächte, in denen er mehrere Stunden am Stück schlief, aber sie blieben die Ausnahme und waren oft wie ein Rettungsanker, wenn ich gar nicht mehr konnte.
Ich war in dieser Zeit ständig übermüdet, oft gereizt und verstand Gott nicht mehr. Warum erhörte er mein Gebet um einen besseren Schlafrhythmus nicht? Er sah doch, dass diese Situation für uns als Familie belastend war und mein Großer häufig unter meiner Erschöpfung zu leiden hatte.
Innerlich handelte ich fast mit Gott nach dem Motto: Ich habe mich bereiterklärt, dieses Kind anzunehmen und aufzuziehen, jetzt hilf mir bitte doch, dass es nicht ganz so schwer wird. Ich bat Gott jetzt schon so lange und regelmäßig um mehr Schlaf – hatte er denn nicht versprochen, ausdauernde Gebete zu erhören?
Irgendwann kapitulierte ich aber und war bereit, auf die leise, innere Stimme zu hören, die mir schon länger sagte, dass Gott mein Gebet nicht so erhören würde, wie ich es mir wünschte. Es war, als würde Gott mich fragen, ob ich bereit wäre, in meinem „Job“ als Mutter auch Opfer zu bringen, zu dienen.
Ja, er hatte mir dieses Kind anvertraut, aber er hatte mir nie ein Versprechen gegeben, dass es leicht werden würde. Außerdem: Warum sollte mir der Nachtschlaf quasi in den Schoß fallen, wenn andere Eltern beispielsweise durch eine Behinderung ihres Kindes vor ganz anderen Herausforderungen standen?
Ich merkte, Gott will ein Ja von mir zu dieser Situation. Ein Ja zu der Tatsache, dass das Elternsein auch bedeutet, dass ich aus Liebe zu meinem Kind auf Dinge verzichte, die mir sehr wichtig sind.
Jesus selbst hat uns diese Art von Dienst vorgelebt. Er sagt ausdrücklich, dass er von uns Menschen nicht bedient werden will, sondern dass er uns dienen will. Und er fordert seine Nachfolger dazu auf, sich ebenso zu verhalten. Meistens verbinden wir mit dieser Aufforderung in unserer Vorstellung große, bedeutende Dienste, vielleicht sogar ein Opfer, das wir für Not leidende Menschen bringen. Das ist nicht falsch. Aber weil Gott ein Gott ist, der auch auf die kleinen Dinge achtet, gehören scheinbar banale Dinge wie verlorener Nachtschlaf durch einen Säugling ebenfalls dazu.
Unser Jüngster schläft übrigens auch jetzt mit knapp zweieinhalb Jahren immer noch nicht durch. Mittlerweile weiß ich, dass es vielen Eltern genauso geht und dass ein Kleinkind, das problemlos durchschläft, ein Geschenk, aber nicht der Regelfall ist. Ich habe gelernt, Ja zu dieser Tatsache zu sagen, und bin froh, dass ich dadurch die kurzen Nächte gelassener hinnehmen kann. Jesus hat sein Recht auf ein bequemes Leben im Himmel für uns aufgegeben, da möchte ich für meine Kinder auch bereit sein, nicht an meinem vermeintlichen Recht auf Schlaf oder anderen Annehmlichkeiten festzuhalten.
Zum Weiterlesen:
Markus 10, 35-45 oder Philipper 2,1-11
Gebet:
„Vater im Himmel, danke, dass du meine Müdigkeit siehst und mich deshalb nicht verurteilst. Hilf mir bitte, diese besondere Situation als Mutter von einem Kleinkind anzunehmen, ohne daran zu verzweifeln, zu verbittern oder ständig zu klagen. Danke, dass es für dich etwas zählt, wenn ich jede Nacht zwei- oder dreimal aufstehe, um nach meinem Kind zu schauen. Gib mir deine Kraft für diese spezielle Art von Dienst an dem kleinen Geschöpf, das du mir anvertraut hast. Schenke mir bitte immer wieder Nächte, in denen ich mich erholen und gut schlafen kann. Amen.“
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