Sie genoss den ausgedehnten Schönheitsschlaf, ein ausgiebiges Bad, das Eincremen und Pflegen ihres Körpers, ihre Nägel zu maniküren und in den Tag hinein zu träumen. Jedenfalls galt es, die freie Zeit bis dahin zu nutzen, hauptsächlich damit, des Abends Männer zu verführen und zu demütigen. Wie eingebildet die meisten doch waren! Sobald eine hübsche Frau auf ihre Flirtversuche einging, glaubten sie, sie würden von ihr angehimmelt und wären die Götter auf Erden. Vickys Mund nahm einen verächtlichen Zug an. Sie zeigte ihnen, dass sie allesamt Trottel waren. Es war ihre persönliche Rache …
Und dann war plötzlich alles anders. Die Demütigung begann bereits kurz nach Vickys Ankunft. Mehr als einmal hatte sie das Gefühl, ihr Herz müsse jeden Moment vor Angst und Schamgefühl aussetzen und sie ohnmächtig zu Boden sinken lassen. Aber diese Gnade wurde ihr nicht gewährt. Ihr Kreislauf war viel zu stabil, um zusammenzubrechen.
Es musste sich um eine Verwechslung handeln, was sonst. Wer sollte auf die Idee kommen, sie zu entführen? Zwar berichteten die Medien immer wieder mal, dass Mädchen oder junge Frauen verschleppt wurden, ihr Leben in einem Bordell fristeten oder im Ausland auf Nimmerwiedersehen verschwanden. Nein, ihr Leben war voller Verdrängung unangenehmer Gedanken, sie wollte darüber nicht nachdenken. Allenfalls die Rache eines verschmähten Liebhabers käme in Frage, aber sie traute keinem dieser Männer zu, dass sie eine Entführung inszenieren würden. Niemand kannte ihren vollen Namen oder ihre Adresse. Sie selbst wollte doch nur Spaß haben, das Leben genießen, solange und so intensiv wie nur möglich. Ihr ganzes bisheriges Dasein war leicht und vergnügungsreich gewesen. Warum sollte sich dies jemals ändern? Das Missverständnis würde sich bestimmt bald aufklären lassen.
Wie so oft in letzter Zeit war Vicky ausgegangen, in den Bars herumgebummelt, hatte geflirtet und die Männer verrückt gemacht. Kaum einer konnte ihr widerstehen, egal wie alt. Sie wusste, wie man sich gekonnt in Szene setzte, wie man etwas mehr Bein als üblich zeigen oder die Hüften schwingen musste. Insbesondere die verheirateten, gelangweilten Männer hatten es ihr angetan. Ein kurzer, enger Rock, der ihre schlanken Beine betonte. Ihr ganzes Geld gab sie für Mode aus, gerne auch für teure halterlose Strümpfe. Der Rest ließ sich unschwer erahnen. Der Ausschnitt ihrer Bluse war tief und gab je nach ihrer Wahl den Blick auf ein teures Dessous oder nackte Brüste frei.
Aber sie ließ nur den heran, der ihr gefiel, der ein gewisses Etwas verströmte und sie nicht einfach wie ein geiler Bock anstarrte. Es gab Männer, die hatten diesen gewissen Blick, unter dem ihre Nippel sich steil und hart aufrichteten, auffordernd durch den eng anliegenden Stoff pressten, darauf warteten, berührt und liebkost zu werden, und es in ihrem Slip warm und feucht wurde.
In dieser Nacht hatte es nur einen gegeben, den sie schließlich ganz an sich heran ließ, so weit, wie es ihr recht war, um davon erregt zu werden. Ihre Taktik ging wie immer auf. Im Schutze einer dunklen Ecke hatte sie sich von ihm streicheln lassen, ihre Augen geschlossen, um ihn nicht anschauen zu müssen, hatte selbst ihre Klitoris liebkost und sobald sie ihren Höhepunkt erreicht hatte, hatte sie ihn weggestoßen und schnell das Lokal verlassen.
Es war gegen drei Uhr morgens, als sie vor ihrer Haustür ankam und parkte. Sie schnappte sich ihre Handtasche vom Beifahrersitz, gähnte verhalten und stieg aus. Während sie ihren Wagen abschloss, ging alles rasend schnell. Zwei Männer zerrten sie von ihrem Auto weg, kaum dass sie die automatische Türverriegelung betätigt hatte. Einer hielt ihr sofort den Mund zu, der andere zog ihr die Hände auf den Rücken und legte ihr ein Paar Handschellen an. Dabei waren sie nicht zimperlich und langten kräftig zu. Ein paar blaue Flecken würde sie wohl davontragen.
Es nützte nichts, dass Vicky sich bemühte, mit ihren spitzen Hacken um sich zu treten. Sie verlor den Halt unter den Füßen. Ein breites Klebeband über ihren zarten roten Lippen brachte sie sicher zum Schweigen, ehe sie grob auf den Rücksitz des fremden Wagens gestoßen wurde. Ihr Herz raste. Dann wurde ihr ein merkwürdig riechendes Tuch auf die Nase gepresst und sie verlor sofort das Bewusstsein.
Als Vicky wieder zu sich kam, lag sie auf der Rückbank eines Autos, unfähig sich aufzurichten. Die Hände waren ihr immer noch auf den Rücken gefesselt und auch die Beine waren zusammen gebunden. Ihre Arme schmerzten von der unbequemen Stellung und man hatte ihr die Augen verbunden, so dass sie keine Ahnung hatte, wohin man sie brachte oder wo sie sich gerade befand.
Die Fahrt dauerte lange, sehr lange. Obwohl Vicky völlig das Gefühl für Zeit verloren hatte, so musste sie doch davon ausgehen, dass sie seit Stunden unterwegs waren. Sie hatte wütend gebrummt, versucht sich aufzurichten oder zu strecken, aber ohne Erfolg. Niemand hatte darauf reagiert. Zwei Männer unterhielten sich ab und an auf Italienisch, wovon Vicky nur Bruchstücke verstand, die jedoch belanglos waren. Zwischendurch summte einer davon zu den Melodien aus dem Autoradio, das internationale Schlager spielte.
Dann, nach einer ihr unendlich lang erscheinenden Zeit, wurde das Auto langsamer und hielt schließlich. Der Motor wurde abgestellt. Jemand erklärte ihr, dass sie aussteigen würden, packte sie an den Hüften und half ihr aus dem Auto. Sie war überrascht, wie vorsichtig dies geschah. Man achtete darauf, dass sie sich nirgends den Kopf anstieß, zog ihr den linken Schuh wieder an, der ihr vom Fuß gerutscht war und führte sie ein Stück vom Auto fort. Ihr Herz klopfte vor Angst so heftig, dass sie das Gefühl hatte, man müsste es hören.
Die Luft streifte kühl ihr offenes Dekollete und es wurde ihr peinlich bewusst, dass es ein Leichtes war, den Stoff wegzuschieben und ihre Brüste freizulegen. Noch schlimmer, die Kerle hatten gewiss vor, sie auszuziehen und zu vergewaltigen, und dann würden sie ihr die Kehle durchschneiden – andererseits, warum hatten sie es dann nicht längst schon getan? Warum erst die lange Fahrt?
Als man ihren knappen Rock hochschob und ihren Slip bis zu den Kniekehlen herunter zog, geriet sie in Panik und begann zu wimmern.
»Scht, per favore – keine Angst, Signorina. Niemand Ihnen etwas tut. Beruhigen sich. Bitte.« Vicky zitterte am ganzen Leib. Tränen schossen ihr in die Augen und bahnten sich unter dem Tuch den Weg über ihre Wangen. Sie bekam kaum noch Luft durch die Nase.
Jemand strich ihr sanft über die Oberarme. »Ruhig, nur Pipi machen, hier im Wald. Es geschieht Ihnen nichts. Gehen Sie runter in die Hocke und machen Sie.«
Die Stimme klang beruhigend und glaubwürdig. Vicky versuchte tief durchzuatmen und ging langsam in die Hocke. Sie schwankte ein wenig auf ihren hochhackigen Schuhen, sank in dem weichen Boden mit den Absätzen ein und es dauerte einen Moment, bis sie ihre Scham überwand und es ihr trotz der übervollen Blase gelang, sich zu erleichtern.
»Va bene.« Der Mann half ihr aufzustehen, und zog sie wieder sorgfältig an.
»Du nicht schreien, du nicht sprechen, verstanden?«, sagte er mit italienischem Akzent. Vicky nickte. Er nahm ihr die Handschellen ab und löste vorsichtig das Klebeband von ihren Lippen. Dann fühlte sie, wie jeweils ein breiter Riemen um ihre Oberschenkel gelegt wurde. »Einsteigen.« Er drückte ihren Kopf und ihre Schulter herunter und Vicky tastete nach dem Sitz. Ihre Handgelenke wurden in Schlaufen gefesselt, die sich an den Gurten ihrer Oberschenkel befanden. Immerhin war es bequemer als zuvor, aber Vicky war nur allzu bewusst, dass man sie gegen ihren Willen mitnahm.
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