Jörg Steinert - Pilgerwahnsinn

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800 Kilometer. Zu Fuß. Meist allein, aber nicht einsam. Der Jakobsweg gehört zu den großen Abenteuern unserer Zeit. Ungefährlich, aber aufregend. Anstrengend und zugleich genussvoll. Jörg Steinert hat sich aufgemacht, verschiedene Jakobswege in Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland zu entdecken. Auf einer seiner Reisen wurde er von der Frauenrechtlerin und liberalen Muslimin Seyran Ateş begleitet, die seit mehreren Jahren unter Personenschutz steht und auch beim Pilgern ein Team LKA-Beamter an ihrer Seite hatte. In «Pilgerwahnsinn» berichtet der Autor über seine persönlichen Erlebnisse auf verschiedenen Jakobswegen und schildert unterhaltsam, warum der Jakobsweg süchtig macht.

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Vorsorglich verabschiedeten sich Renate, Christine, Maria, Sven und ich am nächsten Morgen voneinander. Und auch wenn mir die anderen Pilger sympathisch waren, ich wollte mich an keine neue Gruppe binden und frei sein. Und es war wirklich herrlich, links die Berge, rechts das Meer und vor mir der hügelige Weg.

Allein zu pilgern bedeutete aber auch, auf sich und seine Gedanken zurückgeworfen zu sein. Und als ich zwischen zwei Orten entlang der viel befahrenen Küstenstraße lief, fand ich es nicht mehr so schön – ich fühlte mich fast ein bisschen einsam. Denn da war niemand, mit dem ich über diesen doofen Wegabschnitt lästern konnte. Und ich fragte mich auf einmal, was ich hier auf dem Jakobsweg überhaupt wollte. Ich wurde immer langsamer, unmotiviert schlurfte ich vor mich hin. Und genau in diesem Moment drehte sich ein vorbeieilender älterer Spanier um und wünschte mir einen „Buen Camino“, also einen guten Weg, den man Pilgern für ihre lange Reise wünscht. Ich hatte diesen Gruß schon zuvor gehört. Aber dieses „Buen Camino“ traf mich mitten ins Herz. Der Herr lächelte freundlich dabei und schon war er entschwunden. Ich musste mit den Tränen kämpfen. Wie konnte es sein, dass mir dieser Unbekannte ungefragt genau das gab, was ich brauchte: Aufmerksamkeit.

Am nächsten Ort war ich so froh, auf Sven zu stoßen, der ein Cerveza, ein spanisches Bier, genoss. Auch er freute sich sehr, mich zu sehen. Wir zogen zusammen weiter.

In den kommenden Tagen genoss ich es, einen Teil meiner Tagesetappe mit den anderen Pilgern zu verbringen und abends in derselben Herberge abzusteigen. Es war schön, sich über die Tageserlebnisse und was uns im Alltag bewegte auszutauschen. Wir genossen das gewachsene Miteinander. Es floss viel Rotwein. Und trotzdem waren wir am nächsten Tag wieder fit wie ein Turnschuh.

Ich konnte es morgens kaum erwarten, dass das erste Handy ertönte. Ich war meist schon eine Stunde früher wach, in freudiger Erwartung auf die nächste Tagesetappe. Eine Tour schöner als die andere. Und dank der gelben Pfeile war es so gut wie unmöglich, den Weg zu verlieren.

Ich war der Einzige, der im Alltag keinen Sport trieb. Maria und Sven berichteten von ihren Marathonerfahrungen. Darüber konnte ich nur staunen. Trotzdem lief alles so gut. Keine Blasen an den Füßen. Und auch keine anderen körperlichen Beschwerden. Was für ein Anfängerglück.

Ungewohnt war es jedoch schon, kein eigenes Zimmer zu haben. Und als sich eines Nachmittags eine junge Pilgerin auffällig kratzte und lautstark fragte, ob das Flohbisse seien, regte sich ein Ekelgefühl in mir. So richtig verging mir dann die Abenteuerlust, als sich die gleiche Person für eine Unterhaltung auf mein Bett setzte. Ich hörte ihr kaum zu und sah stattdessen die imaginären Flöhe in meinen Schlafsack hüpfen.

Noch mehr vermisste ich ein eigenes Badezimmer. Ich fand es immer eklig, anderen Menschen beim Zähneputzen zuzusehen – selbst meinem eigenen Partner. Auch wollte ich selbst nicht dabei beobachtet werden. Mein Bedürfnis nach ausreichender Privatsphäre war groß. Doch aufgrund der wenigen Sanitäranlagen in den Pilgerherbergen blieb es nicht aus, dass wir zu dritt oder viert zusammen am Waschbecken standen. Ich versuchte die anderen zu ignorieren, was jedoch nicht möglich war, da uns Maria, die als zahnmedizinische Fachassistentin arbeitete, auf die jeweiligen Putztechniken ansprach.

„Du benutzt wohl auch keine Zahnseide? Wie meine Schwester Christine“, merkte Maria kritisch an. Obwohl es Maria gar nicht anklagend meinte und ich ebenso wie Christine in Gegenwart anderer nicht mit der Zahnseide rumspritzen wollte, fühlte ich mich in einer Rechtsfertigungsposition. Renate kam mir zur Hilfe: „Ich benutze auch keine Zahnseide.“ Worauf Maria nur antwortete: „Das habe ich mir schon gedacht.“ Mit dieser Bemerkung machte sich Maria bei Renate sehr unbeliebt. Noch am nächsten Tag regte sich Renate darüber auf. „Hat die etwa gemeint, ich habe schmutzige Zähne?“, fragte sie mich. Aber Renate war sowieso eine recht impulsive Person, weshalb andere Gefühle diesen Vorfall schnell in Vergessenheit geraten ließen. Sven war ähnlich gestrickt. Gleichzeitig war ich für ihn „der beste Camino-Freund“. Emotional überschwänglich äußerte er, dass er die Bonding-Übung am liebsten mit mir gemacht hätte. Ich hingegen hätte die Übung am liebsten gar nicht gemacht. Sven stimmte mir lachend zu.

Die 52-jährige Christine war ganz anders, zurückhaltend, gutmütig und fürsorglich. Die zweifache Mutter verstand sich mit jedem von uns gut. Sie war um das Wohlbefinden aller sehr bemüht. Und meine skeptischen Nachfragen zu katholischen Glaubenshandlungen wusste die gläubige Christine mit Empathie zu beantworten. Ihre nur wenige Jahre jüngere Schwester Maria präsentierte sich von einer besonders fröhlichen und unbeschwerten Seite, was ihrem herzlichen Charakter authentisch entsprach.

Wir waren ungleiche Freunde, die sich im Alltag nicht begegnet wären beziehungsweise sich gegenseitig nicht wahrgenommen hätten. Der Camino war der Kitt, der uns zusammenhielt.

Wir hatten ein perfektes Pilgerleben. Am Morgen standen wir um 7 Uhr auf, dann ein einfaches Frühstück, etwa acht Stunden unterwegs, nach der Ankunft duschen und Wäsche waschen, ein üppiges Abendessen in der Gruppe und Schlafengehen um 22 Uhr. Das Leben als Pilger war einfach und auf das Wesentliche reduziert, aber befriedigend.

Die frühe Schlafenszeit empfand ich nicht als Bevormundung. Vielmehr als sinnvolle Regel. Und auch wenn es ungewohnt für mich war, mit so vielen Menschen in einem Gruppenschlafsaal die Nacht zu verbringen, schlief ich sehr gut. Sogar besser als in meiner Wohnung in Berlin, die sich in einem unruhigen Mietshaus befand.

Ich fühlte mich nach nur wenigen Tagen entspannt und frei. Niemandem gegenüber zu etwas verpflichtet. Und zugleich in guter Gesellschaft. Mit diesen mir bis dato fremden Menschen war alles so vertraut. Wir waren wie eine kleine Familie. Eine Trennung wäre jederzeit möglich gewesen. Aber niemand von uns wollte das.

Auch die Zweifel an meinem Job wurden geringer. Dieser war ein zusätzlicher Stressfaktor in meiner Beziehung gewesen, weil ich auch am Abend ständig von den täglichen Herausforderungen sprach. Die berufliche Situation von Renate war das genaue Gegenteil. Als studierte Theologin langweilte sie sich am Empfang eines Bürogebäudes. Und ich erkannte, wie dankbar ich für meine Arbeit sein konnte, die zwar stressig, aber auch befriedigend und sinnstiftend für mich war.

Unser Weg führte uns durch das im 20. Jahrhundert zerstörte Guernica. Das gleichnamige Kunstwerk von Pablo Picasso über die Grausamkeit des Krieges war mir durch den Schulunterricht bestens bekannt. Das Friedensmuseum im neu errichteten Ort rief sowohl Schrecken über die Vergangenheit als auch Dankbarkeit über den Frieden im heutigen Europa in mir hervor. Selten hatte mich ein Museumsbesuch so berührt. Kulturell abgerundet wurde unsere Reise schließlich im Guggenheim-Museum in Bilbao.

Nur Renate war es vergönnt weiterzulaufen. Für uns anderen war nach 150 Kilometern in Bilbao erst einmal Schluss. Vor unserem Abflug wollten wir aber richtig ins Nachtleben eintauchen. Statt Pilgermenü gab es Pintxos und Wein. Die spanienaffine Renate klärte uns darüber auf, dass man ein oder zwei kleine Happen isst, dazu ein Glas Wein, und dann in die nächste Bar weiterzieht. Da wir noch im Baskenland waren, sollten wir auf jeden Fall „Pintxos“ sagen und nicht „Tapas“, wie im restlichen Spanien. Nach der dritten Bar waren wir dann bettreif.

Entgegen der Vermutung, dass Pilger besonders diszipliniert sind, mischten wir das gesamte Hostel lautstark auf. Am nächsten Morgen zog Renate von Tür zu Tür und entschuldigte sich auf Spanisch bei den anderen Gästen sowie dem Betreiber. Wir anderen zeigten uns von unserer besonders leisen Seite. Marias bayerisches „Ja mei“ beschrieb die Situation passend.

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