Leider weiß noch niemand, weshalb jemand ASS haben kann – und das ist sehr schade. Ich bin mir sicher: Wenn man das endlich herausfindet, dann wird man ASS auch heilen können. Ich möchte Leonardo nicht verändern, denn ich liebe ihn so, wie er ist; ich glaube aber, dass sein Leben viel schöner wäre, wenn es für ihn nicht immer so laut wäre.
Als mein Bruder Leonardo und ich noch klein waren, wusste niemand, dass er ein Autist ist. Nicht einmal meine Familie. Er war so ein süßes kleines Baby. Er schlief viel und weinte fast nie. Das, was um ihn herum passierte, interessierte ihn kaum. Wenn ich tanzte oder laut sang, achtete er nicht darauf. Auch nicht, wenn ihm Claudia ihre wunderschönen Kleider zeigen wollte. Claudia ist meine Babypuppe.
An einem Tag im Dezember mit viel Schnee hörte Leo plötzlich auf, richtig zu atmen. Mama raste mit ihm ins Krankenhaus, und dort musste er einige Tage bleiben. Das war der Tag, an dem uns mein Bruder das erste Mal mit auf die Reise nahm. Dort haben wir später alles über seinen Autismus und über seine ganz besondere Art gelernt. Ich möchte euch alles über diese Reise in die abenteuerliche Welt meines Rockstars erzählen.
Von Hängematten und Delfinen

Als Baby konnte sich Leonardo nicht vom Bauch auf den Rücken drehen. Stehen konnte er auch nicht – erst, als wir mit den Therapien begannen. Nancy, Helen, Iris und Melanie haben uns viel beigebracht. Sie zeigten uns, wie wir sein Zimmer umstellen konnten: keine Spielsachen, keine Bücher und keine Bilder an der Wand. Sie sagten, zu viele Dinge verwirren ihn. Aber wir konnten Gymnastikmatten auf den Boden legen und mit Haken eine Hängematte an der Decke befestigen – das hätte ich in meinem Zimmer auch gern gehabt. Wir stellten seine Lieblingssachen, seinen Zug, die Plastikgläser und die Automagazine, ganz oben in die Regale. Damit er uns um Hilfe bitten musste, wenn er sie haben wollte.
Wir haben noch eine andere Hängematte, im Wohnzimmer. Leonardo geht aber nicht mehr so oft drauf. Dafür lieben sie unsere Gäste. Ich benutze sie auch gern, und manchmal schaukeln wir zusammen. Das macht dann natürlich auch viel Spaß. Früher blieb Leo für Stunden dort und drehte sich und lachte vor Freude.
Mama machte den Plan für die Therapeutinnen. Wann sie zu uns nach Hause kommen sollten. Fünfunddreißig Stunden pro Woche. Das ging so, bis der Rockstar in die Vorschule kam. Nancy malte Emojis auf seine Hände. Helen zeigte ihm, wie er seine Füße bewegen konnte. Sie zeigte ihm auch, was er mit Armen, Beinen und Händen alles machen kann und wie man Treppen steigt. Melanie half ihm, mit Bauklötzen Türme zu bauen. Und sie übte mit ihm das Anziehen. Iris klebte Stickers auf seine Hände, Wangen, seine Nase und seine Stirn. Sie zeigte ihm, wie man Seifenblasen macht, und sang für ihn Lieder auf Hebräisch.
Gemeinsam machten wir Musik im Dunkeln. Wir gingen auch in den Wald, um den Vögeln und Bienen und dem Wind zuzuhören, der durch die Blätter pfeift. Das war gut, um Leos Hören zu entwickeln.
Für besondere Therapien sind wir auch an verschiedene Orte gereist. Einmal sind wir auch mit Delfinen geschwommen – aber das war mehr für den Spaß. Leo hat es sehr genossen. Am liebsten hätte er einen der Delfine heimgenommen.
Traktorengeknatter

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