Jörg Rehmann - Herr Wunderwelt

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1989: Kurz nach seiner Ausreise nach Westberlin findet sich Dirk als Pfleger in der Residenz am Grunewald in Berlin wieder. Nicht, dass er eine Ausbildung hätte. Nicht, dass er jemals bleiben wollte. Er hatte eindeutig Größeres vor!
In alternativen Identitäten und erfundenen Biografien schummelt Dirk sich durch seine Wunderwelt: Mal spielt
er für eine transsexuelle Prostituierte den bissigen Hund, mal tanzt er für Ceausescu in New Yorks Straßen oder mimt im Ecstasy-Rausch den gelehrten Psychologen.
Jörg Rehmanns Debütroman ist ein tragikomisches Panoptikum einer Kindheit in der DDR und der Schwulenszene im Berlin der Neunzigerjahre.

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Page 1

Jörg Rehmann

Herr Wunderwelt

Page 2

© 2020 Kommode Verlag, Zürich

Der Kommode Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einer Förderprämie für die Jahre 2019–2020 unterstützt.

1. Auflage

Alle Rechte vorbehalten.

Text: Jörg Rehmann

Lektorat und Korrektorat: Barbara Raschig

Cover, Satz und Layout: Anneka Beatty

Druck: Beltz Grafische Betriebe

ISBN 978-3-9525014-2-9

Kommode Verlag GmbH, Zürich

www.kommode-verlag.ch

Page 3

Jörg Rehmann

Herr Wunderwelt

Roman

Page 4 Page 5 Macht ist zu bestimmen welche Geschichten einst erzählt werden - фото 1

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Macht ist zu bestimmen, welche Geschichten einst erzählt werden.

Carolyn Heilbrun

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1

Im April 1989 betrat ich zum ersten Mal die Residenz am Grunewald. Die Empfangshalle war ein Glaskasten mit Münzfernsprecher und Rohrstühlen. Auf einem nahm ich Platz und sah mich um. Vor mir hing das Porträt einer aufgedunsenen Frau in Schwesterntracht. Mit bohrendem Blick prüfte mich Oberin Irmgard Breugel, die Stiftungsgründerin. Auf der Tafel daneben las ich, dass ihr, einer Krankenschwester, 1938 drei Villen geschenkt worden waren. In Berlin-Grunewald war alles möglich. Setz dir eine Schwesternhaube auf, und schon bekommst du Villen hinterhergeschmissen. Ich überlegte, was ich mit den Häusern, die ich hier ergattern würde, anfangen könnte. Kein Heim. Das gab es ja schon. Ob die Breugel jetzt sah, dass ich eine Jacke aus knatschrotem Kunstleder und eine Damenhose trug?

Vor einer Woche war ich nach Westberlin ausgereist. Das einzige Zimmer, das ich hatte finden können, war ein Verschlag in Ritas Wohnung. Rita ging auf den Transenstrich in der Frobenstraße, ich zum Vorstellungsgespräch. In meinen Ostklamotten würde mir jede Chance davonfliegen. Also hatte ich mir Ritas Sachen geliehen. Ich war einundzwanzig Jahre alt und wollte wunderschön sein. Ich war wunderschön. Niemand hier würde merken, dass ich eine Bluse trug, sächselte und noch nie einen alten Menschen gepflegt hatte.

Page 8

»Da sind Sie ja schon.«

Eine Frauenstimme schreckte mich auf. Frau Schwalbe, die Verwaltungsleiterin, stand vor mir. Ich grüßte und lächelte. Deshalb stellte sie mich ein. Noch heute bin ich sicher, dass dieser Moment der entscheidende war. Frau Schwalbe, eine korpulente Dame in rostbraunem Kostüm, forderte mich auf, ihr zu folgen. In den Verwaltungstrakt gelangte sie mit einem Zahlencode. Ich fragte mich, welche Geheimnisse sich im Büro eines Pflegeheims verbergen konnten. Es waren gigantische und sagenumwobene, daran bestand kein Zweifel. Denn ehe Frau Schwalbe den Code eintippte, hob sie die Augenbrauen und befahl: »Jetzt schauen Sie mal weg.«

Dieser Satz sollte in der Residenz zu meinem Leitmotiv werden. Schon saß ich in Frau Schwalbes Büro und sah, wie sie sich über meine Bewerbungsunterlagen beugte, darin immer wieder blätterte, als suche sie etwas, und meinen beruflichen Werdegang studierte. Sechs Wochen Garderobier im Ratskeller Merseburg, ein Jahr Pflegehelfer im Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie in Leipzig-Dösen. Den Rest hatte ich verschwiegen, und an der Garderobe hatte ich … Und was ging das die Trulla im kackbraunen Kostüm an? Gleich würde sie mir danken und das Gespräch beenden. Es tut mir leid, aber Ihre bisherige Karriere … Was, wenn jetzt ihre Perlenkette am Hals platzen und sich ein Schwall potthässlicher Perlen über die Auslegware ergießen würde, auf Nimmerwiedersehen. In zehn Page 9Jahren, während einer Teambesprechung, würde genau das passieren. Aber jetzt saß ich erst einmal da, und Frau Schwalbe räusperte sich.

»Nun, wie geht man in der Ostzone mit Inkontinenten um?«

Großer Gott, wer oder was waren Inkontinente? In meiner Magengegend zog sich etwas zusammen.

»Im Osten ist das nicht erlaubt«, sagte ich.

»Ach, kommen Sie. Irgendetwas werden Sie doch gemacht haben!«

Vorsichtig beäugte mich Frau Schwalbe. Ich spürte, dass meine Aussicht, hier einen Job zu ergattern, gleich Null war, wenn nicht schleunigst ein Wunder geschah.

»Wer war Irmgard Breugel?«, fragte ich.

»Sehen Sie diese Steine dort?« Frau Schwalbe deutete aus dem Fenster, und ihre Stimme wurde sanfter. »Ihre Pudel liegen dort begraben. Irmgard Breugel liebte Pudel.«

Ich schwieg und wartete. Das war die Antwort? Irmgard Breugels Pudelgrabsteine? Ich dachte an ihr Porträt in der Eingangshalle. Vermutlich hatte sie die Köter auch geschenkt bekommen.

»Können Sie pulsen?«

Wer wäre so dämlich und würde jetzt nicht nicken und Ja! sagen? Ich kann alles, liebe Frau Schwalbe.

»Wie sieht’s aus mit Insulin?«

Wie sollte es damit aussehen? Insulin hieß Page 10meine erste CD, mit der ich in ein paar Monaten die US-Charts stürmen würde. In dieser Woche von Null auf Eins …

»Selbstverständlich.« Ich biss mir auf die Lippen.

»Dann kommen Sie mal mit. Ich zeige Ihnen noch, wie eine Badewanne funktioniert.«

Wir verließen das Büro und gingen in den Wohnbereich 1. Im Flur begegneten uns zwei Pflegekräfte. Frau Schwalbe grüßte sie wie die Zöglinge einer Besserungsanstalt. Im Bad hantierte sie an der Armatur. Echtes Wasser floss.

Und was kam jetzt? Zeigte sie mir einen Waschlappen?

Wenn sie mir prophezeit hätte, dass ich dreiundzwanzig Jahre später in ihrem Büro an ihrem winzigen Schreibtisch sitzen und in meiner Personalakte blättern würde – ich hätte die Notklingel gedrückt. Heute lese ich Frau Schwalbes Gesprächsnotiz: Freundlicher Flüchtling, trägt Damenwäsche, recht willig. Grundkenntnisse, Einweisung Bad. Vorerst Station 1 .

Nach meiner Ausreise aus der DDR hatte ich die Orientierung verloren und schwitzte deshalb Blut und Wasser. Schon das Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde hatte ich erst gefunden, nachdem ich stundenlang umhergeirrt und zunächst im Mercedes-Werk gelandet war. Als ich schließlich das Lager erreicht und dort gesagt hatte, dass ich Page 11mir vorstellen könnte, vielleicht und zunächst erst einmal und wenn es gar nicht anders ginge, in der Altenpflege … Acht Stellenangebote hatte man mir in die Hand gedrückt. Den kürzesten Arbeitsweg von Ritas Wohnung hatte ich bis zur Residenz am Grunewald.

Ehe ich die Residenz fand, ging und lief und rannte ich zwischen Roseneck und Hagenplatz umher. Die Gegend erschien mir wie eine Filmkulisse, in der Dallas oder Die Schwarzwaldklinik gedreht wurden. Keiner der wenigen Menschen auf den gepflegten Straßen kannte die Residenz. Mehrere Male lief ich an ihr vorbei. Es gab kein Schild draußen, nichts. Ein weißgetünchter Block, strahlend wie die Zähne in der Fernsehwerbung. Wurden die Wände hier mit Dentagard geschrubbt? Warum existierte die Residenz am Grunewald inkognito? Weil dort betagte Millionärinnen inkognito lebten. Ich stellte mir vor, dass sie nach Rosenöl dufteten und mir Schwänke aus ihrem Leben erzählten. Sie hatten keine Krankheiten, starben nicht und schmierten niemals mit Stuhlgang.

Die Einarbeitung an meinem ersten Arbeitstag beschränkte sich auf zwei Sätze: »Alle waschen, pampern, aus den Nestern raus und die Zimmer picobello. Wäschewagen steht im Bad, Abwurfwagen in der Spüle.« Schwester Gisela sprach und ging. Ich sollte mit ihr und Oberpfleger Rolf, dem Stationsleiter, arbeiten. Beide verschwanden in die obere Etage. Die Station 1 erstreckte sich über Page 12zwei Stockwerke mit verwinkelten, endlosen Fluren. Ich dachte an Albert Einstein. Von wegen nur das All und die Dummheit der Menschen sind unendlich! Nach einer Stunde glaubte ich, die Zimmer vermehrten sich nach dem Prinzip der Zellteilung. Schon das erste Bett, vor dem ich stand, gab mir Rätsel auf. Wie um alles in der Welt löste man das Bettgitter? Gab es einen Schalter? Musste man kräftig schütteln? Ich suchte und probierte. Minutenlang. Mein erster Schweißausbruch. Ich schlich um das Bett und kroch darunter. Vielleicht gab es zwischen Matratze und Bettgestell einen Drücker? Oder konnte man das Bettgitter überhaupt nicht lösen und sollte mit einer einfachen Hebeübung …

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