Anonym - Wonnen der Wollust

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Ein unverkrampfter Roman nach einem zensierten Typoskript von 1924, versehen mit vielen unzweideutigen Zeichnungen
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»Du tust in der Tat unrecht, lieber Adolf, der Wissenschaft deine Kraft zu entziehen.«

»Aber du, meine gute Toska? – Was würdest du tun, wenn ich dich verließe?«

»Ich würde der Wissenschaft zuliebe gern dieses kleine, vorübergehende Opfer bringen«, murmelte ich, während alle Träume aus Tausendundeiner Nacht um mich einen beflügelten Reigen zu schlingen begannen.

»Aber die Reise würde mindestens ein Jahr dauern, wenn nicht länger!«

»Und wenn sie zwei Jahre dauerte, mein Freund, so würde ich diese Zeit des Alleinseins ertragen, weil sie die Ehre und der Wissenschaft Nutzen bringen wird!«

»Ich habe nicht geahnt, dass meine teure Toska so vernünftig denkt!«

»Du hast mich also unterschätzt, Freund!«

– Am Abende nach diesem Gespräch blickte ich zum ersten Mal einigermaßen getröstet und hoffnungsfroh in die Zukunft. Ah! ein ganzes Jahr wurde mir geschenkt, ein ganzes, kostbares Jahr meines jungen Lebens! O, wie wollte ich es ausnützen, dieses reiche und einzige Geschenk! – Bis dahin war ich, ohne irgendwie unglücklich zu sein, niemals zu einem nennenswerten Genusse des Lebens gekommen. Meinem armen Papa hatte ich nicht besonders nahe gestanden, sein Tod hatte mich zwar aufrichtig betrübt, aber keine große Lücke in mein Leben gerissen. Intime Freundinnen oder gar Freunde hatte ich nie gehabt. Mein einziges wirkliches Vergnügen war, seit meinen Backfischjahren, das kleine, naive, einsame Liebesspiel gewesen, welches ich ohne Raffinement gelegentlich, nicht einmal täglich, zu meiner Erheiterung betrieb.

Aber jetzt, aber jetzt! Oft, in den einsamen Nächten, hatte ich das Gefühl, vor einem verschlossenen Garten der Wonne zu stehen. In den Werken der Dichter suchte und fand ich mit innigem Vergnügen die feinumschriebenen, doppelsinnigen, geistreichen Phrasen, die den Genuss der Liebe schilderten. Wie wurde mir, als ich versuchte, den vollen, beglückenden Sinn dieser Verse zu erfassen:

»Neig, schöne Knospe, dich zu mir

Und was ich bitte, das tu mir.

Ich will dich hegen und halten;

Du sollst bei mir erwarmen

Und sollst in meinen Armen

Zur Blume dich entfalten!«

Wie gesagt, ganz vermochte ich es nicht zu verstehen. Aber seit die Reise des Geheimrats fest bestimmt war, zitterte bei Tag und Nacht ein wollüstiges Brennen in meinem Blut. Abends, wenn ich mich auf meinem weißem, geraden Lager ausstreckte, war mir zumute, als ob meine nackten Glieder auf einem Altar der Lust, auf einem Hochzeitsbette der Liebe ruhten. Die Phantasie gaukelte mir schlanke, hübsche, kräftige junge Männer vor, die ihre starken Arme in heftigem Besitzergreifen um meine weißen Schultern schlangen. Ich bedurfte nicht mehr meiner flinken, spitzen Fingerchen, um den Tauquell der Lust fließen zu lassen, der von selbst, aus meiner heißen, ziellosen Geilheit heraus, in das dunkle, weiche Moos meines jungfräulichen Schoßes rann.

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