Originalcopyright © 2020 Südpol Verlag, Grevenbroich
Autorinnen: Andrea Poßberg, Corinna Böckmann
Illustrationen: Corinna Böckmann
E-Book Umsetzung: Leon H. Böckmann, Bergheim
ISBN: 978-3-96594-066-6
Alle Rechte vorbehalten.
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Inhalt
Weiße Wüste
Falsche Vögel
Fremdlinge mit und ohne Frack
Schräge Vögel
Wal mit Schal
Schwebendes Meerschweinchen
Plan B
Auf Tauchstation
Gefahr von oben
Eine geniale Idee
Die fliegende Hängematte
Wo ist Pepe?
Weiße Wüste
Die geschlossenen Fensterläden klappern, das Wilde Haus wackelt und ächzt, während es durch die Luft fliegt. Dann schüttelt es sich und setzt mit einem RUMS! auf dem Boden auf. Drinnen ist es noch dunkel, nur ein paar Glühwürmchen sorgen für die Notbeleuchtung.
»Wir sind gelandet!«, zwitschert Blaumeise Fungi und flattert aufgeregt durch die kleine Hütte.
»Sag bloß«, grummelt Fledermaus Bruno, kopfüber an einem Dachbalken schaukelnd.
»Die Frage ist nur, wo?« Chamäleon Pluto wechselt unentschlossen seine Farbe. Mal leuchtet er hellblau, dann grün, orange und wieder blau.
»Und vor allem – mit welchem Auftrag?!«, ergänzt Meerschweinchen Maffi mit wichtiger Miene und stemmt die Pfötchen in die Hüfte.
Plötzlich fliegen die Fensterläden auf. Grelles Licht fällt in den Innenraum des kleinen Holzhauses und alle Tiere schließen geblendet die Augen. Hirsch Hannibal erholt sich als Erster von dem Schreck und trabt ans Fenster. »Hilfe, ich kann nichts mehr sehen!«, ruft er erschrocken. Dabei bildet sein Atem kleine Rauchwölkchen in der Luft. »Es ist alles nur noch weiß!«
»Und mir ist auf einmal ganz kalt!«, beschwert sich Maffi und reibt sich fröstelnd die Pfoten.
Luchs Lino läuft zu seinem Freund und schaut neben dem Hirsch nach draußen. Dann kichert er. »Das ist Schnee, Hannibal!«
Hannibal blinzelt ungläubig. »Überall? Das kann doch nicht sein. Wo sind denn die Bäume geblieben? Kein Haus, kein Strauch, da ist ja gar nichts, da draußen. Das Wilde Haus hat sich bestimmt verflogen.«
Nun drängen sich auch die anderen Bewohner des Wilden Hauses an die Fensterscheiben, die durch den Atem der Tiere beschlagen.
Im Wilden Haus leben die unterschiedlichsten Wildtiere und erledigen regelmäßig Spezialaufträge: Wenn irgendwo ein Tier in Not ist, werden sie gerufen.
Jetzt ist es wieder so weit: Mit einem lauten Knall springt eine Holzbohle im Boden auf und heraus schießt ein silbernes Rohr, das aussieht wie das Guckloch eines U-Bootes.
»Ist das Außen-Team vollzählig?«, tönt eine blecherne Stimme aus dem Rohr. »Hannibal, Lino, Maffi und Elvira, bitte vortreten!«
Hirsch, Luchs und Meerschweinchen wenden sich vom Fenster ab und stellen sich brav nebeneinander vor dem Rohr auf. Eule Elvira schwebt elegant von einem Dachbalken herunter und landet genau auf dem Rohr. Auf der glatten Oberfläche finden ihre Krallen aber keinen Halt, sodass sie flügelschlagend darauf herumtänzelt.
»He, das kitzelt, runter da!« Das Rohr kichert und dreht sich rasend schnell im Kreis. Elvira hopst auf den Boden und torkelt gegen den Luchs.
»Spaß beiseite! Ihr habt zu tun und keine Zeit mehr auszuruhn ...«
Maffi schlägt sich mit der Pfote vor die Stirn und stöhnt. »Jetzt fängt der schon wieder an zu dichten!«
»Uns bleibt aber auch nichts erspart«, zischt Luchs Lino und grinst.
»Eine weiße Wüste, ein Vogel im Frack«, krächzt die Stimme aus dem Rohr. »Pepe ist bockig, aber auf Zack. Will nur nicht schwimmen, das ist das Problem, aber das werdet ihr ja sehn. Viel Erfolg und tschüss!«
Nach dieser knappen Ansage rauscht die Röhre wieder in den Boden zurück. WOSCH! Und PENG! knallt die Holzbohle zurück an ihren Platz.
»Kann der sich nicht mal klar ausdrücken?!« Verständnislos schüttelt Hirsch Hannibal den Kopf. »Ein Vogel, der nicht schwimmen will? Wieso ist das ein Problem? Ein Vogel muss doch fliegen und nicht schwimmen.«
Maffi kratzt sich am Kopf. »Hm, zumindest wissen wir jetzt, dass wir am richtigen Ort gelandet sind. Da draußen wartet schon die weiße Wüste.«
»Vielleicht hat der Schrank der Wünsche noch eine passende Ausrüstung für uns.« Luchs Lino trottet auf einen gelben Holzschrank zu. Zwischen den Lamellen strahlt ein magisches Funkeln heraus und die Türen springen auf. Ein riesiger bunter Berg aus Decken, Wollmützen, Schals und Handschuhen purzelt Lino entgegen.
Die anderen kommen zögernd näher.
»Das ist also keine heiße Wüste, diese weiße Wüste.« Neugierig steckt Hannibal seine Nase in den Klamottenberg. Als er wieder auftaucht, baumeln ein Handschuh und ein gestreifter Schal an seinem Geweih.
Maffi drängelt sich zwischen Hannibals Hufen durch und schnappt sich ein Paar pinke Ohrenschützer. »So welche wollte ich schon immer haben!«, flüstert sie entzückt und kramt weiter in den Sachen herum.
Bald darauf steht das Außen-Team, kurz A-Team, dick eingemummelt vor der Tür.
Chamäleon Pluto leuchtet abwechselnd rot und grün. »Seid ihr bereit?«
»Bereit!«, ruft Maffi und hopst aufgeregt zwischen Lino und Hannibal herum. Elvira lässt sich auf Hannibals Hinterteil nieder und schaut gebannt auf die Tür.
»Viel Erfolg, wir halten euch hier den Rücken frei!« Pluto gibt mit einem regenbogenfarbenen Schillern das Zeichen zum Aufbruch. Die Haustür geht auf!
Falsche Vögel
Lino schiebt seinen Kopf durch den Türspalt und blickt sich um. Die weiße Fläche scheint endlos zu sein. Darüber erstreckt sich ein strahlend blauer Himmel. Sonst ist nichts zu sehen.
Der Luchs schnuppert prüfend. Es ist auch nichts zu riechen. Dann setzt er langsam eine Pfote auf die weiße Fläche. Kalt. Und hart. Der Boden scheint aus Eis zu sein. Vorsichtig macht er einen Schritt nach draußen.
Da stürmt Hannibal an ihm vorbei, sodass Lino vorneüber purzelt.
»Los geht’s, Lino!«, ruft der Hirsch. »Worauf wartest – Ahhh!« Was ist das? Seine Hufe finden gar keinen Halt auf dem glatten Untergrund. Sie rutschen nach allen Seiten weg. Hektisch strampelnd versucht das große Tier seine Beine unter Kontrolle zu bringen und wirbelt über das Eis wie eine wild gewordene Eiskunstläuferin.
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