Andrew Abbott - Zeit zählt

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Eine zeitgemäße Sozialforschung sollte prozessual angelegt sein, argumentiert der US-amerikanische Soziologe Andrew Abbott. Damit vertritt er einen radikal anderen Blickwinkel auf die soziale Welt als in den Sozialwissenschaften üblich. Nicht die Stabilität gesellschaftlicher Verhältnisse ist der Normalfall, sondern ihr Wandel. Nicht die kontinuierliche Veränderung sozialer Strukturen und kultureller Deutungen ist erklärungsbedürftig, sondern ihre Konstanz. Nicht die Modellierung sozialer Vorgänge mit Variablen wie Bildungsniveau, Haushaltseinkommen oder soziale Herkunft ist die angemessene Methode ihrer Analyse, sondern die Narration ihrer prozesshaften Entfaltungen, Wendungen und Abbrüche. Andrew Abbott geht es darum, die Temporalität des Sozialen als zentralen Aspekt sozialwissenschaftlicher Methodologie und soziologischer Theoriebildung zu verankern.
Mit dem Band «Zeit zählt» liegen erstmals ausgewählte Aufsätze von Abbott gebündelt in deutscher Übersetzung vor. Sie eröffnen den Zugang zu einem Autor, der in den USA und in Frankreich längst zu den prominentesten Sozialwissenschaftlern der Gegenwart gehört und der nicht nur gegen den Strich, sondern auch gegen sich selbst denkt.

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Das Problem der Kolligation ist alles andere als trivial, wie Abbott selbst bei seiner 1988 erschienenen, sehr viel Aufmerksamkeit hervorrufenden und in der Tat bahnbrechenden 30Studie The System of Professions mit dem stark zum Understatement tendierenden Untertitel An Essay on the Division of Expert Labor zu spüren bekam. Mit diesem Grundlagenwerk, das sicherlich kein bloßer Essay ist, wendet er sich gegen die herrschende Professionssoziologie der damaligen Zeit, die grob formuliert in zwei konkurrierende Lager zerfallen war: ein auf die Arbeiten von Talcott Parsons rekurrierendes Lager einerseits, das Professionen in erster Linie wertfunktionalistisch über ihre akademischen Ausbildungsgänge und dann vor allem ethischen Standesregeln definierte, was diese Professionen vom sonstigen utilitaristischen Geschehen auf dem kapitalistischen (Berufs-)Markt deutlich abhob, obwohl sie in der Tat dessen integraler Teil waren; 31und ein etwa von Magali Sarfati Larson geprägtes konflikttheoretisches Lager andererseits, das Professionen zuallererst unter dem Aspekt der Eroberung von Marktnischen und der Gewinnung von Ressourcen analysierte, wenn es ihnen gelang, Expertenwissen als exkludierende Machtquelle zu nutzen. 32Abbott verschließt sich zwar keinem der beiden Lager, dennoch ist seine Herangehensweise eine grundsätzlich andere. 33

Abbotts Zugriff auf Professionen zeichnet sich zunächst einmal dadurch aus, dass er sein Hauptaugenmerk auf die konkrete Tätigkeit von Professionen richtet, auf Okkurrenzen professionellen Arbeitens, wobei ihm unmittelbar auffiel, ja auffallen musste, dass Professionen gewissermaßen immer schon mit anderen Berufen zusammenarbeiten, Ärzte und Ärztinnen also mit Pflegern, OP-Schwestern etc., was insgesamt eine bestimmte Form der Arbeitsteilung konstituiert, die historisch gewachsen ist und sich zugleich stets transformiert. Wie sich dann, als »event«, die Profession des Arztes herauskristallisiert und verändert, ist dabei nicht abgelöst zu sehen von konkurrierenden Berufen, die ärztliche Tätigkeiten gewissermaßen begleiten. Hier spricht Abbott wie angedeutet von Ökologie: Die Ausdifferenzierung eines Berufs ist gleichbedeutend mit einer solchen, die historisch gewachsen ist bzw. wächst – und an die sich weitere Ökologien von zum Teil ganz anderen Professionen anschließen. 34Das bedeutet zugleich, dass die Analyse von Professionen immer schon die Analyse eines dynamischen Prozesses in einem raumzeitlich begrenzten Kontext ist. 35Dieses unmittelbar interaktive Geschehen war von den bisherigen Professionsforscherinnen zumeist eher vernachlässigt worden. Damit verbunden kritisiert Abbott, dass die herkömmliche Professionssoziologie, die sich in der Vergangenheit sehr stark auf Anwälte oder Mediziner konzentriert hatte, überwiegend teleologisch argumentiert, weil sie zwar mit Blick auf die Organisationsweise dieser Professionen in und mittels Berufsverbänden und Kammern ganz gut zeigen kann, wie diese die Anwendung von Wissen kontrollieren und monopolisieren, aber nicht, wie diese organisatorischen Formen selbst entstehen und manchmal Erfolg haben, manchmal aber eben auch nicht. 36Abbott schließt daraus, dass eine jede Professionssoziologie zu beginnen hat »with case studies of jurisdictions and jurisdiction disputes« 37, was ihn gleichsam zu einer zentralen prozesstheoretischen Einsicht führt:

»Since jurisdiction is the defining relation in professional life, the sequences that I generalize are sequences of jurisdictional control, describing who had control of what, when, and how. Professions develop when jurisdictions become vacant, which may happen because they are newly created or because an earlier tenant has left them altogether or lost its firm grip on them.« 38

Das bedeutet Abbott zufolge dann aber auch, dass man mit Blick auf Professionen nicht von einer einmal gegebenen Identität zu sprechen hat, sondern von einem ständigen, die Profession insgesamt erst konstituierenden Aushandlungsprozess, der eben nur über Ereignissequenzen zu analysieren ist.

The System of Professions weist dabei über die Professionssoziologie hinaus. Schon in der Einleitung erklärt Abbott ohne große Zurückhaltung, dass er die ganze Unternehmung auch als eine Auseinandersetzung darüber verstehe, wie Historische Soziologie angemessen betrieben werden solle. 39Er richtet sich damit in kritischer Absicht an die damals aufblühende, vor allem US-amerikanische Historische Soziologie mit den Protagonist(inn)en Theda Skocpol und Charles Tilly. Mit seiner Studie zeigt er, wie schwierig eine historisch-soziologische Analyse von sozialen Einheiten ist, die vermeintlich klar identifizierbar und voneinander abgrenzbar scheinen – und wie man sie dennoch vorantreiben kann. Anstatt Staaten, Klassen oder soziale Bewegungen als fixierte Einheiten und Entitäten zu behandeln, deren Variablenwert sich allenfalls mit der Zeit änderte und deren Zusammenwirken man deshalb problemlos über das numerische Spiel der Aufzählung von notwendigen oder hinreichenden Bedingungen modellieren kann, um das (Nicht-)Zustandekommen von Revolutionen oder kollektiver Gewalt zu erklären, bewegt sich Abbott in eine ganz andere Richtung. Mit Argumenten, die nahe an die Geschichtswissenschaft heranrücken, macht er darauf aufmerksam, dass sich solche Einheiten (wie eben Professionen) in ständigen Konstitutions- und Transformationsprozessen befinden, in denen es nicht bloß um nominale Werte geht. All dies erlaubt es deshalb nicht, den Kontext von irgendwelchen makrosozialen Variablen (seien es der Staat, die Klasse oder eben die Profession) zu vernachlässigen, weil Variablen nur in einem ebensolchen sozialen und historischen Kontext ihren kausalen Wert erhalten, somit die Stärke eines Staatsapparates und einer nationalen Arbeiterklasse gemessen an der Zahl der Steuereinnahmen und der organisierten Gewerkschaftsmitglieder für sich genommen wenig aussagt.

In letzter Konsequenz geht es Abbott dabei um mehr als »nur« Historische Soziologie, nämlich um die grundlegende Revision einer (zeitgenössischen) Soziologie, die seiner Auffassung nach zu einer hochgradig problematischen, wenn nicht falschen, weil nicht prozesshaften Beschreibung der sozialen Realität tendiert. Konsequenterweise wird sich Abbott dann ab den 1990er Jahren in immer neuen Anläufen der Formulierung einer prozesssoziologischen Alternative widmen, einem Vorhaben, das in die damalige Forschungslandschaft so recht nicht passte und deshalb die nun schon mehrfach erwähnten Rezeptionsschwierigkeiten begründete.

IIIAuf der Suche nach sozialtheoretischer Anschlussfähigkeit

Es gibt eine Reihe von Gründen, warum Abbotts Argumente in den 1980er Jahren zwar zur Kenntnis genommen werden, tatsächlich aber nur wenig ausrichten. Der Punkt ist dabei offensichtlich nicht, dass er nicht alle und jeden sofort überzeugte. Das konnte ein junger Nachwuchswissenschaftler nicht erwarten. Auffallend ist aber schon, wie wenig anschlussfähig Abbott in manchem nationalen und disziplinären Kontext damals war, was sich freilich mittlerweile geändert hat oder sich zumindest zu ändern beginnt.

a. Radikaler Historismus

Abbott legt seine frühen, stark auf die Geschichtswissenschaft zugehenden Aufsätze ebenso wie sein historisch argumentierendes Professionenbuch in einer Zeit vor, in der Skocpol und Tilly zusammen mit Kollegen wie Reinhard Bendix, Anthony Giddens, John A. Hall, Michael Mann, Barrington Moore oder Dietrich Rüschemeyer daran arbeiten, der englischsprachigen Historischen Soziologie zu einer ersten Blüte zu verhelfen. Sie ist in den 1980er und 1990er Jahren theoretische Avantgarde. 40Abbott bleibt jedoch Zaungast, da er in mehrfacher Hinsicht zu radikal argumentiert, nämlich zu historisch, gleichzeitig theoretisch zu komplex und zu wenig offensichtlich an einer bestimmten Form soziologischer Modellierung orientiert und interessiert.

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