Dankmar H. Isleib - Das Sprechen der Wände

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Der Autor, Ein Ex-Rockmusiker und Journalist, erzählt aus seinem Leben in Deutschland Ost und Deutschland West. 1.000 Tage verbrachte er als politischer Häftling in Zuchthäusern des Staatssicherheitsdienstes der DDR, bevor er im Sommer 1976 von der Bundesrepublik freigekauft wurde.
456 Tage davon saß Isleib unter verstörenden, zerstörenden Bedingungen in Einzelhaft. Der Staatssicherheitsdienst verfolgte den Autor auch dann noch, als er bereits im Westen angekommen war, denn die Stasi war und ist überall …
DAS SPRECHEN DER WÄNDE ist heute 2020 aktueller denn je, 30 Jahre nach der Wiedervereinigung.

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Aber: Er hat auch Durchhaltevermögen. Und ist geschult. Von den Schlimmsten der Schlimmen. Wir werden sehen, wer hier wen killt …

Vieles von dem Gekrakel kann ich beim besten Willen nicht entziffern, muss fragen und fragen. Dann kommt er mit einem überheblichen Grinsen gewichtig angetrippelt und hilft mir. Sein Atem stinkt nach kaltem Rauch, übler Mundgeruch entweicht ihm und lässt mich fast in Ohnmacht fallen. Die Formulierungen sind ungeheuerlich. Worte, die ich nie benutzen würde. Schachtelsätze, die mir immer ein Rätsel bleiben werden. Das soll ich gesagt haben? Und das Pamphlet soll ich unterschreiben? Klar, er ist der Chef im Ring. Ich habe keine guten Karten. Das weiß ich. Aber auch er wird im hierarchischen System des Staatssicherheitsdienstes einen Chef haben. Und der wieder einen. Und so weiter. Bis hin zum anderen, gefühlten Fast-Analphabeten Mielke. Also ist Schweinchen Dick gezwungen, gute Arbeit abzuliefern. Sonst wird er nie befördert, bekommt stets und ständig Ärger. Ist nun mal so. Wie kann ich dem armen Jungen nur behilflich sein?

Das Protokoll werde ich nie und nimmer akzeptieren und sage voller Zorn: »Ich unterschreibe den Mist nicht. Basta!«

Ungläubig schaut er mich an: »Das nützt Ihnen nichts, Herr Isleib. Sie können an Ihrer Situation nichts mehr ändern. Sie kommen hier nicht mehr raus.«

Sein gekünsteltes Lächeln gerät zu einer fiesen Grimasse. »Also unterschreiben Sie dementsprechend.«

Ganz freundlich, mit leiser Stimme kam das in meiner Ecke an. Seine Logik. Ich komme hier nicht mehr raus – welche Neuigkeit für mich! –, ergo kann ich auch jeden Mist unterschreiben. Ebenso freundlich und leise antworte ich ihm: »Ich werde gar nichts unterschreiben. Jetzt nicht, morgen nicht, nie! Nur meinen Entlassungsschein in den Westen. Falls das notwendig sein sollte.«

Jetzt ist er mit seiner Beherrschung am Ende. Greift zu einem der roten, eisernen Stühle und schmeißt ihn in meine Richtung. Sehr kräftig. Er knallt, da ich noch die Geistesgegenwart und Kraft habe, mich von meinem Hocker zu Boden fallen zu lassen, an die Tür. Sekunden später ist das Zimmer voller Uniformen. Maschinenpistolen im Anschlag. Wie peinlich! So lässt sich doch ein guter Kommunist nicht gehen. Nicht dann, wenn Zeugen auftauchen können. Er beruhigt die Uniformen, die mich hasserfüllt anstarren, geht, die Hände in den Taschen seiner Anzughose verbergend, nervös auf und ab. Meine Unterschrift muss demnach wichtig sein. Ich kann nur instinktiv handeln.

Routine versus gesunden Menschenverstand.

»Sie werden unterschreiben!«, brüllt er mit hochrotem Kopf. Äderchen türmen sich an den Schläfen. Stunden mühseliger Arbeit – das Schreiben fiel ihm schwer! – waren umsonst. »Sie werden kriechen vor uns, Sie mieses, widerliches, kleinbürgerliches, arrogantes Schwein! Sie werden alles unterschreiben! Soll ich Ihnen etwas sagen, Isleib? Wir werden Ihre Mutter holen. Jawohl! Ihre Mutter. Wir werden sie auch einsperren. Und Sie sind schuld! Und wir werden Ihre Freundin holen. Die, die Sie immer vögeln, obwohl Sie verheiratet sind. Und Ihre Freunde. Verlassen Sie sich drauf. Wir holen alle, alle, alle! Sie werden unterschreiben, da gebe ich Ihnen Brief und Siegel!«

Wen sie holen wollen, den holen sie auch. Da fragen sie mich nicht. Niemand wird gefragt. Auch ohne Unterschrift unter das Protokoll. Aber inwieweit gefährde ich wirklich meine Freunde da draußen? Spielt er, meint er es ernst, blufft er? Wie weit geht seine Macht?

Das ist jetzt die entscheidende Machtprobe. Das begreife ich, trotz meiner Müdigkeit, trotz der seelischen und körperlichen Schmerzen. Jetzt darf ich mich nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Darf dem keine Blöße zeigen. Muss richtig handeln. Die Weichen für die nächste Zeit werden in diesen Minuten gestellt. Auf beiden Seiten. Ich lege den Kugelschreiber zurück, nehme die sechs Seiten Protokoll und zerreiße sie. Einmal durch, ein zweites Mal, noch einmal. Das Häufchen lege ich auf die Tischkante, neben den Kugelschreiber.

Fassungslos, kreidebleich im Gesicht, nur das Mahlen der Wangenknochen zeigt seine Erregtheit, greift er zum Telefon und ruft mit einem geheimnisvoll klingenden Code seine verschlafenen Kollegen zurück ins Büro.

Das Spiel kann beginnen.

Die Karten werden neu gemischt. Das Ungleichgewicht von Stunde zu Stunde größer. Jetzt wird es ernst, bitterer Ernst. Bis zu welchem Ende?

Wann haben Sie das Auto verborgt? Welche Uhrzeit war das? Wer war bei den Gesprächen noch dabei? Hat es geregnet an dem Abend? Haben Sie den Wagen anschließend gleich in die Garage gefahren oder nicht? Mit wem haben Sie über die Flucht geredet? Leugnen Sie nicht! Wir wissen, dass die Fluchthelfer schon bereitstanden …

Der Himmel wurde nun zum zweiten Mal in morgendliches, kaltes Grau getaucht. Der kahle, große Baum vor dem Gitterfenster beendet seinen nächtlichen Schlaf. Ich sitze apathisch auf meinem Hocker. Schmerzen fühle ich nicht mehr. Manchmal höre ich die Kerle nicht einmal mehr brüllen. Sie versuchen es immer abwechselnd, mich zum Unterschreiben zu zwingen, nachdem der Dicke den ganzen Ramsch noch einmal schreiben musste, den ich kaum entziffern konnte. Gereizt, übermüdet auch sie. Die Köpfe müssen schmerzen – zu viele Zigaretten. Der Kaffee. Schlechter Zonenkaffee. Kann man riechen. Und noch immer schreibt der Kleine verbissen an seinem Protokoll. Wieder versinkt sein Gesicht über den Blättern Papier und seine Zunge kreist im Rhythmus des Kugelschreibers. Stockend, immer wieder am Kuli nuckelnd, füllt er Blatt um Blatt mit dem, was er für die Wahrheit hält. Seine Wahrheit.

»So, Isleib, sind Sie jetzt mit den Formulierungen einverstanden? Habe ich Ihre Sprache jetzt besser getroffen?«

»Ob irgendetwas stimmt oder nicht, ist doch völlig unwichtig. Sie brauchen es nicht noch einmal zu versuchen, mir ein Protokoll vorzulegen. Ich unterschreibe nicht.«

Schweigend verlässt er den Raum. Hat er aufgegeben? Warum, verdammt, ist meine Unterschrift so wichtig? Muss er seinen Boss fragen? Ist der jetzt schon in seiner sozialistischen Bürokratenhölle? Hatten sie den Fall noch nicht, dass einer die Protokolle nicht unterschreiben will? Er reagiert total verstört. Also ist was faul. Aber was? Ich bin so müde, ausgelaugt, fertig.

Mittwoch. Vormittag. Seit über achtundvierzig Stunden bin ich nicht mehr ich. Mein Eigenleben, meine Selbstbestimmung – dahin. Gibt es nicht mehr. Null. Ich stehe außerhalb der Ereignisse. Nein, das stimmt so nicht. Ich stehe im Mittelpunkt, aber ohne die Möglichkeit, eine freie, eigene Entscheidung treffen zu können. Ein Zustand, den ich noch nicht kannte. Was erwartet mich? Wie wird es weitergehen?

Ich kann nicht mehr denken.

»Kommen Sie!«

Zwei Uniformen. Offiziere. Nur Offiziere. Jetzt, im Moment des Befehls, fällt es mir auf. Dann nehme ich das Geräusch eines fallenden Gegenstandes wahr. Peripher. Das bin ich. Komisch. Ich registriere den Vorgang des Umfallens eines Körpers, der durch das Gesetz der Schwerkraft bestimmt wird, wie ein Außenstehender. Mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Als ich aufwache, blicke ich in Mützen. Silbern betresste Mützen. Darunter Gesichter, schlecht riechend mit sturem Ausdruck.

»Kommen Sie jetzt!«

Klingt fast freundlich. Eine menschliche Rührung? Ich weiß nicht, wie lange ich ohnmächtig gewesen bin, aber ich kann wieder stehen, kann gehen.

Ein langer, hoher Flur. Hellgrün und weiß gestrichen. Mit Läufern ausgelegt. Rechts Türen. Doppeltüren. An ihnen hängen runde, farbige Marken. Links stehen Schränke, Panzerschränke. An der Stirnseite des zirka dreißig Meter langen Flures ein großes, vergittertes, ungeputztes Fenster. Unter dem hoch angelegten Fenster zwei Fotos. Links Erich Honecker, der Boss, rechts Erich Mielke, der Vereinschef. Welch ein Anblick! Hinter dem Fenster ein ebenfalls kahler Baum. Immerhin ein Stück Natur!

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