Ольга Токарчук - Die grünen Kinder

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Bizarr ist unsere Welt, immer in Bewegung, ständig in Veränderung begriffen. Und das gilt auch für die faszinierenden neuen Erzählungen von Olga Tokarczuk, der großen Raumzeitreisenden – ein Buch, das in Erstaunen setzt, alle gängigen Erwartungen unterläuft. Jede der zehn Erzählungen entfaltet sich in einem anderen Raum: Wolhynien zur Zeit der «schwedischen Sintflut», die heutige Schweiz, das ferne Asien, fiktive Orte der Imagination. Worin besteht das Gefühl, dass etwas «bizarr» sei? Wo hat es seinen Ursprung? Ist das Bizarre eine Eigenschaft der Welt oder liegt es in uns? In den unablässigen Rhythmuswechseln der Erzählungen verliert der Leser seine Gewissheiten. Was wird ihn auf der nächsten Seite erwarten? Olga Tokarczuk schubst uns aus der Komfortzone, lässt uns spüren, dass die Welt immer weniger zu fassen ist. Mit den Mitteln der Groteske, des schwarzen Humors, Elementen aus den Genres Fantasy und Horror führt sie uns vor Augen, dass in der Wirklichkeit, wie wir sie zu kennen glauben, nichts ist, was es scheint.

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Auch wenn die letzte Rente seiner Mutter zur Neige ging, befand er, dass noch genügend Zeit war, entsprechende Entscheidungen zu treffen. Zuerst würde er in aller Ruhe verzehren, was sie ihm vermacht hatte. Kaufen musste er höchstens Brot und Butter. Und natürlich Bier. Später könnte er sich vielleicht tatsächlich nach einer Arbeit umsehen. Damit hatte sie ihm ja den letzten Nerv geraubt, mehr als zwanzig Jahre lang. Er könnte zur Arbeitsvermittlung gehen – da würde sich schon etwas finden für einen fünfzigjährigen Abiturienten. Vielleicht zöge er sogar den hellen Anzug an, den sie so sorgfältig gebügelt in den Schrank gehängt hatte, dazu das hellblaue Hemd – und dann würde er sich aufmachen in die Stadt. Wenn nicht gerade ein Fußballspiel liefe.

Nun war er also frei. Doch fehlte ihm auch ein wenig das Schlurfen der mütterlichen Pantoffeln, das monotone Geräusch, an das er sich so gewöhnt hatte, und das zumeist begleitet worden war von ihrer halblauten Stimme: »Jetzt wär’s aber wirklich Zeit, dass du endlich mal wegkommst von deinem Fernseher, dass du unter die Leute gehst und ein Mädchen kennenlernst. Willst du dein ganzes Leben so zubringen? Such dir endlich eine eigene Wohnung, hier ist es zu eng für zwei. Andere Leute heiraten, haben Kinder, fahren mit dem Zelt in Urlaub, treffen sich zum Grillen. Und du? Dass du dich nicht schämst, dich von deiner alten, kranken Mutter aushalten zu lassen! Zuerst dein Vater und jetzt du. Alles muss man euch waschen und bügeln, die Einkäufe nach Hause schleppen. Dieser Fernseher macht mich verrückt, ich kann nicht schlafen, die ganze Nacht hockst du davor. Was schaust du dir da eigentlich an? Dass dir das nicht langweilig wird …«

Stundenlang dieses Lamento. Schließlich kaufte er sich Kopfhörer. Das war eine Lösung – sie hörte den Fernseher nicht, er hörte sie nicht jammern.

Doch jetzt war es irgendwie zu leise in der Wohnung.

Ihr picobello hergerichtetes Zimmer mit den Häkeldeckchen, den Kommödchen und Vitrinenschränkchen füllte sich mit Verpackungen und leer gefutterten Einmachgläsern, mit seinen schmutzigen Kleidern und schließlich mit befremdlichen Gerüchen – die Bettwäsche begann zu modern, Schimmelzungen leckten an den Wänden empor. Hinter der stets geschlossenen Tür begann der Raum, den keine Frischluft mehr durchwehte, zu fermentieren.

Einmal, als er saubere Handtücher suchte, fand er im untersten Schrankfach eine weitere Batterie Weckgläser, unter einem Stapel Bettwäsche verborgen, in einige Wollknäuel geschmiegt, Partisanen gleichsam, die fünfte Kolonne an Eingemachtem. Er untersuchte die Gläser – von der Sammlung im Keller unterschieden sie sich durch ihr Alter. Die Etiketten waren schon ein wenig verblichen, die Jahre 1991 und 1992 wiederholten sich, doch gab es auch einzelne Exemplare, die noch älter waren, von 1983 etwa, von 1978. Das Glas von 78 vor allem schien die Quelle eines üblen Geruchs zu sein. Der Deckel war rostig geworden, Luft war ins Innere des Glases gedrungen, und zum Ausgleich hatte der Atem der Fäulnis den Weg ins Freie gefunden. Was immer hier eingemacht worden war, hatte sich in einen bräunlichen Batzen verwandelt. Angeekelt warf er das Glas in den Müll. Auf den anderen Etiketten fand er die bereits bekannten Aufschriften: »Kürbis in Johannisbeermus«, »Johannisbeeren in Kürbismus«. Auch ein Glas mit völlig ergrauten Cornichons war dabei. In vielen Gläsern ließ sich der Inhalt nicht mehr erkennen, allein die sorgsam beschrifteten Etiketten gaben Auskunft darüber. Fruchtgelees waren zu schwarzen Klumpen geronnen, marinierte Pilze zu einer undurchsichtig öligen Sülze verschmolzen, Pasteten zu kläglichen Häufchen verdorrt.

Die nächsten Gläser fand er im Schuhschränkchen und in dem kleinen Staufach unter der Badewanne. Auch in ihrem Nachtkästchen waren welche verborgen. Er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Hatte seine Mutter Essen vor ihm verstecken wollen? Hatte sie diese Vorräte für sich selbst angelegt, in Erwartung des Tages, an dem er ausziehen würde? Oder war das Eingemachte eben für ihn gedacht gewesen? Nach den Gesetzen der Natur sterben Mütter schließlich meistens vor ihren Söhnen. Sollten die Weckgläser ihm die Zukunft sichern?

Mit einer Mischung aus Rührung und Ekel betrachtete er die jüngsten Funde. Und las auf einem Etikett – es stammte aus der Sammlung unter der Spüle: »Schnürnestel in Essig, 2004«.

Das hätte ihm zu denken geben müssen. Er starrte auf die braunen Bändel, die sich in der Marinade ringelten, die schwarzen Kügelchen Nelkenpfeffer. Ein Unbehagen ergriff ihn. Doch weiter nichts.

Er musste daran denken, wie sie ihn immer abgepasst hatte, wenn er die Kopfhörer abnahm und ins Bad ging. Mit rascher Bewegung trat sie aus der Küche, versperrte ihm den Weg: »Alle jungen Vögel verlassen irgendwann ihr Nest, das ist der Lauf der Dinge, die Eltern haben sich ihre Erholung verdient. Überall in der Natur ist das so. Warum quälst du mich? Du solltest schon längst deine Sachen gepackt haben, ausgezogen sein und dein eigenes Leben leben.« Das ewige Klagelied. Wenn er dann versuchte, ihr auszuweichen, fasste sie ihn am Ärmel, ihre Stimme schwang sich eine Lage höher, wurde schrill: »Ich habe mir einen ruhigen Lebensabend verdient, lass mich jetzt endlich in Frieden, ich will mich erholen!« Er aber war schon im Bad verschwunden, drehte den Schlüssel und dachte sich sein Teil.

Wenn er herauskam, wollte sie ihn noch einmal zur Rede stellen, doch weniger entschlossen schon, bald ging sie in ihr Zimmer, und er nahm sie nicht mehr wahr, bis sie am nächsten Morgen in der Küche vernehmlich klapperte, um ihm die Langschläferei zu vermiesen.

Doch weiß man auch, dass Mütter ihre Kinder lieben – dafür sind sie Mütter: um liebend zu verzeihen.

So machte er sich nicht allzu viel aus den Schnürsenkeln. Auch nicht aus dem Spülschwämmchen in Tomatensoße, das ihm im Keller in die Hände fiel. Gleichfalls gewissenhaft etikettiert: »Spülschwämmchen in Tomatensoße, 2001«. Er öffnete das Glas, um zu prüfen, ob der Inhalt der Bezeichnung entsprach – und warf das Ganze in den Müll.

Er betrachtete diese Capricen nicht als Bosheiten, die auf die Zukunft berechnet und an ihn gerichtet waren. Schließlich fand er doch wahre Delikatessen! Eines der letzten großen Einweckgläser vom obersten Regalbrett im Keller hatte die köstlichste Pökelhaxe enthalten. Und noch immer lief ihm das Wasser im Munde zusammen, wenn er an die pikant gewürzte Rote Bete dachte, die er hinter dem Vorhang in ihrem Zimmer entdeckt hatte. Innerhalb von zwei Tagen löffelte er gleich mehrere Gläser leer. Und zum Nachtisch gab es Quittengelee, das er genüsslich von den Fingern schlürfte.

Als Polen gegen England spielte, brachte er mit einem Karton die nächste Ladung aus dem Keller in die Wohnung. Stellte eine Batterie Bierdosen rings um die Gläser auf. Griff aufs Geratewohl in den Karton und futterte drauflos, ohne recht zu wissen, was er aß. Ein Glas erweckte seine Aufmerksamkeit, denn auf dem Etikett war seiner Mutter ein komischer Fehler unterlaufen: »Marinierte Piltze, 2005«. Mit der Gabel fischte er die zarten weißen Hüte heraus, und wie lebendig glitten sie durch die Speiseröhre in den Magen. Ein Tor fiel, dann ein zweites, er aß das Glas leer, ohne es recht zu bemerken.

In der Nacht wachte er auf, er musste ins Bad. Von Krämpfen geschüttelt, erbrach er sich in die Toilettenschüssel. Es war ihm, als stände sie hinter ihm und ließe wieder ihre Litanei ertönen, mit ihrer unerträglich schrillen Stimme. Dann wurde ihm bewusst, dass sie gestorben war.

Bis zum Morgen musste er sich immer wieder übergeben, eine Linderung trat nicht ein. Mit letzter Kraft telefonierte er nach einem Rettungswagen. Im Krankenhaus wollte man eine Lebertransplantation vornehmen, doch fand sich kein Spender. Wenige Tage später verstarb er, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

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