Zwei große Metallarme mit riesigen Nadeln am Ende schienen zu beiden Seiten auf meinen Kopf heran zu fahren. „Moment bitte. Was zur Hölle sind diese Dinger?“
Ich versuchte, davonzurutschen, aber das funktionierte nicht, da ich immer noch an den verdammten Stuhl geschnallt war.
„Sie werden Neuroprozessor-Units anbringen, die sich mit den Sprachzentren in Ihrem Gehirn verbinden und es Ihnen auf diese Weise ermöglichen, jede Sprache zu sprechen und zu verstehen. Bleiben Sie ruhig, dann sind Sie schon bald bei ihrem Gefährten.“
Ich hielt den Atem an, als die Nadeln näherkamen und dann in meine Schläfen stachen, direkt über den Ohren. Ich zuckte zusammen, aber so schmerzhaft war es gar nicht. Sobald sich die Roboterarme zurückgezogen hatten, glitt mein Stuhl nach hinten und ich wurde in ein warmes, blau leuchtendes Bad gelassen. Ich atmete aus und entspannte mich, denn alle Furcht schien dahinzuschmelzen.
„Kristin Webster, Sie sind unterwegs zu Ihrem Prillon-Krieger. Ich bin nicht voreingenommen, denn jede Frau wird dem Planeten zugewiesen, der für sie perfekt ist, aber diese Prillon-Männer liegen mir besonders am Herzen. Ich weiß, dass Sie dort glücklich werden, so wie ich es einmal war.“
Ich seufzte und schloss die Augen. Glücklich? Das war der größte Traum von allen.
„Ihre Abfertigung beginnt in drei... zwei... eins.“
Alles wurde schwarz.
Captain Hunt Treval, die Kolonie, Basis 3, Abfertigungsraum für Neuankömmlinge
Ungeduld nagte an mir, ließ mich in meinem Stuhl zappeln. Über den Tisch hinweg starrten mich unsere vier letzten Neuankömmlinge mit einer Mischung aus Rage und Verzweiflung an. Sie versuchten, ihren Schmerz zu verbergen, aber den Zorn? Der Zorn zeichnete sich klar in den angespannten Linien ihrer Körper ab, in der grimmigen Spannung in ihren Lippen, der völligen Abwesenheit jeden Fünkchens Humors in ihren Augen. Sie waren Krieger der Koalitionsflotte, hatten Gefangenschaft und Folter in der Gewalt unseres Feindes, des Hive, überlebt, und nun waren sie hier .
Hierher wollte niemand.
Diese Teufelswut war etwas, das Kriegern nur allzu vertraut war. Und wer auf die Kolonie geschickt wurden, hatte mehr Anlass zur Rage als die meisten. Ich wusste das. Wir alle wussten es. Wir waren Ausgestoßene. Verlassen. Abgelehnt von jenen, für deren Schutz wir gekämpft hatten, bevor wir die Höllenqualen von Folter und Experimenten durch den Feind erlitten hatten. Wir hatten überlebt, einige von uns nur knapp, aber wir waren nicht länger erwünscht . Und es war schwer, das zu akzeptieren. Das Eintreffen in der Kolonie war der Nachweis für diese Ablehnung, so wie die Veränderungen an unseren Körpern der Nachweis waren, dass wir nie wieder ganz sein würden.
Wut überdeckt eine Bandbreite anderer Emotionen gut, aber ganz besonders Schmerz. Als Krieger waren wir die stärksten, härtesten Typen im Universum. Verletzte Gefühle waren nicht unser Ding. Die meisten, die in den vergangenen zwei Jahren durch dieses Zimmer gekommen waren—seit ich damit beauftragt worden war, Neuankömmlinge bei der Eingewöhnung zu unterstützen—würden lieber Folter als Tränen wählen. Diese Vier, so schien es, waren da keine Ausnahme.
„Ich wünsche, auf meinen Heimatplaneten zurückzukehren.“ Der große atlanische Kampflord, ein Riesenkrieger namens Rezz, funkelte mich aus seinem Stuhl heraus an. Seine tellergroßen Hände ballten sich wieder und wieder um die Armlehnen an seinem Stuhl zu Fäusten zusammen, und ich blickte in die Ecke des Raumes, wo mein Sekundär Captain Tyran mit einem Ionen-Blaster und einem Betäubungsgewehr im Anschlag bereitstand. Ich traf seinen dunklen Blick, nur für einen Augenblick, mit fragendem Ausdruck.
Tyran nickte, die Bewegung war kaum wahrnehmbar. Er war schussbereit. Nicht, dass er die Waffen brauchen würde, selbst gegen das Biest. Der Hive hatte Tyrans Knochen und jede wichtige Muskelgruppe in seinem Körper verstärkt. Er war stark, stärker als jede andere lebende Kreatur, die ich gesehen hatte, einschließlich eines Atlanen im vollen Biest-Modus. Als Tyran und ich gemeinsam in Gefangenschaft gerieten, waren wir Freunde gewesen. Nach dem, was sie uns angetan hatten, wusste ich, dass es niemand anderen gab, dem ich eine Gefährtin anvertrauen würde, und ich hatte ihn gebeten, mein Sekundär zu werden.
Damit, dass wir das Vertrauen des anderen im Kampf brauchen würden, war es nun vorbei. Eine Gefährtin zu teilen, würde hoffentlich unsere Zukunft sein und noch viel wichtiger als alles andere, was wir getan hatten.
Als zum ersten Mal jemandem auf der Kolonie eine Gefährtin zugeordnet worden war, eine Erdenfrau namens Rachel, war ich skeptisch gewesen. Aber zuzusehen, wie sie einen von uns in den Armen hielt, während er starb, hatte meine Meinung über das Interstellare Bräute-Programm geändert. Darüber, eine Gefährtin zu haben. Ich hatte mich nach der sanften Berührung von Frauenhänden auf meiner Haut gesehnt, nach jemandem, der mich mit etwas anderem als Angst in den Augen anblicken würde. Götter, ich sehnte mich so sehr danach, aber ich hatte angenommen, dass die Verbannung auf die Kolonie bedeuten würde, dass dieses Glück nie mir zuteil werden würde. Dass ich niemals eine Gefährtin gewährt bekommen und niemals eine heiße, willige Frau mit Tyran teilen würde.
Aber Rachels Ankunft hatte alles verändert. Begierig ließ ich mich sofort am nächsten Tag testen, Tyran am Tag darauf. Und nun warteten wir einfach und versuchten, nicht zu hoffen. Hoffnung war schmerzhaft, erfüllte meine Brust mit einer Leere, die keine noch so große Menge an Alkohol oder Arbeit je stillen konnte. Jedes Mal, wenn ich Rachel—Lady Rone—mit ihren Gefährten Gouverneur Maxim und Captain Ryston zusammen sah, wurde diese Hoffnung schlimmer.
Ich hatte gelernt, dass Hoffnung eine gefährliche Sache war. Ein wenig davon war zum Überleben notwendig, aber zu viel davon, und die Enttäuschung würde grausam sein. Es war ein empfindliches Gleichgewicht, mit dem ich seit meiner eigenen Ankunft auf diesem Planeten leben musste.
Aber seit meinem und Tyrans Test waren Wochen vergangen. Hunderte Krieger waren auf der Kolonie getestet worden, und keine neuen Bräute waren eingetroffen. Diejenigen von uns, die hier in der Falle saßen, fingen an, die Hoffnung auf eine Zuordnung wieder aufzugeben. Hoffnung verblich. Wut war besser. Und Arbeit.
Ich hatte drei Koalitionskrieger vor mir sitzen und einen der furchteinflößenden Jäger von Everis, der selbst jetzt in einiger Distanz zu den anderen saß. In ihren Augen lag überhaupt keine Hoffnung mehr. Das war der Grund, weshalb Tyran seine Hand aufmerksam über seine Ionen-Pistole hielt, auf seinem Posten neben der Tür.
Der Jäger Kjel war aus einem getrennten Bereich des Hive-Baus geborgen worden, einem Bereich, der für die Zucht vorgesehen war. Er sah harmlos genug aus, sein dunkles Haar und seine blasse Haut eher wie ein Krieger von der Erde oder von Trion. Aber er war alles andere als menschlich, die Jagdkünste seines Volkes furchteinflößend und unerklärlich. Sie waren wie Phantome, die in die Abgründe des Weltraums blicken konnte. Nichts und niemand konnte sich vor ihnen verbergen.
Kjel war unser erster Jäger, und ich war mir noch nicht ganz sicher, was wir mit ihm anfangen sollten.
Niemand außer mir und Gouverneur Rone kannte den gesamten Inhalt der Akten dieser Männer, aber mir schauderte bei dem Gedanken daran, was dieser stolze und tödliche Jäger hatte ertragen müssen. Die Everianer waren die tödlichsten Auftragskiller, Spione und Fährtensucher der Flotte. Sie machten einen großen Teil des Geheimdienstes der Koalitionsflotte aus, und der Hive war, wenn sie einen Jäger gefangen nehmen konnten, absolut gnadenlos. Ich war schockiert darüber, dass der Jäger überhaupt überlebt hatte.
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