Angela Stoll - Knopflisa unterm Dach

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Knopflisa unterm Dach: краткое содержание, описание и аннотация

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Imperator hat seine Mutter ihn genannt. Aber die Menschen nennen ihn alle nur Puschel. Und die anderen Katzen verachten ihn als ungeschickten, kleinen Schwächling.
So führen Imperators einsame Wege ihn nicht zu seinesgleichen, sondern zu ebenso einsamen Menschen. Und zu dem kleinen Monster auf dem Dachboden.
Doch was als bloße Unterhaltung für ein gelangweiltes Katerchen gedacht war, entwickelt sich unversehens zu einem Drama. Einem Drama, dass Imperator sein Leben kosten kann – denn er kann Knopflisa nur retten, wenn er das oberste Gebot der Katzen übertritt. Und darauf steht die Todesstrafe!

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Knopflisa untem Dach

Angela Stoll

Buch 23 der Katzenbuch-Reihe

Für Christa die leben durfte Impressum Angela Stoll 2020 Machandel - фото 1

Für Christa, die leben durfte.

Impressum

© Angela Stoll 2020

Machandel Verlag Haselünne

Charlotte Erpenbeck

Coverbild und Illustrationen:

kasyanovart /shutterstock.com

Druck: booksfactory.de

1. Auflage 2020

ISBN 978-3-95959-297-0

Das Monsterchen

Schon seit einigen Tagen beobachtete ich die Alte durch das offene Fenster. Zusammengesunken hockte sie auf dem Küchenstuhl und starrte auf eine verblichene Schwarz-Weiß-Fotografie in einem ebenso uralten Bilderrahmen. Der Geruch nach Seife, Schmerz und Trauer drang zu mir und kitzelte mir in der Nase.

„Sie hätten dich nicht umbringen dürfen, dieses verdammte Mörderpack“, schimpfte sie.

Das kannte ich schon.

„Es wird Zeit, dir zu folgen“, murmelte sie und deutete auf das Fläschchen auf dem Tisch. Auch wie immer.

Der Schädel auf der Flasche bedeutete Tod, das wusste ich. Statt den Inhalt endlich zu trinken und es nicht nur anzukündigen, machte sie sich wie stets einen Tee und knipste das Radio an. Langweilig.

Ich hüpfte vom Fenstersims zurück auf die nur wenig entfernte Backsteinmauer und stolzierte bis zu meinem Fütter- und Schlafzuhause auf ihr entlang. Elegant sprang ich durch das für mich offengelassene Küchenseitenfenster, knallte dabei nur leicht gegen einen Stuhl, und verkroch mich schnell unter dem Küchentisch. Meine Fütterer und ihre Brut waren im Wohnzimmer, wie ich durch die offene Tür nicht nur sehen, sondern auch hören konnte. Die Kinder rannten schreiend umher, die Mutter schimpfte, sie sollten leiser sein und endlich zum Essen kommen, und der Vater, der Fußball gucken wollte, murrte: „Wie bin ich eigentlich in diesem Irrenhaus gelandet?“ Die Kinder tobten nur noch lauter.

Wenn ich meiner Mutter gegenüber jemals so ungezogen gewesen wäre, hätte sie mir einen Pfotenhieb verpasst, dass mir bis heute der Kopf dröhnen würde. Allerdings war dies die ideale Gelegenheit, mich unerlaubterweise in der Küche zu bedienen. Ich sprang auf den Tisch und schnappte eine von den gebratenen Hähnchenkeulen, die dort für das Abendessen lagen. Natürlich hätte ich persönlich eine fette Ratte oder Maus vorgezogen, aber das Kind unter dem Dach teilte meinen exquisiten Geschmack nicht.

Es erforderte Geschicklichkeit, mit der Beute im Maul durch das Fenster zu verschwinden, aber schließlich war ich nicht irgendein Kater, sondern der Imperator . Ich hatte diesen Gedanken noch nicht beendet, da stolperte ich über meine eigenen Pfoten und flog auf die Schnauze. Es tat weh, doch das Hühnerbein überstand den Fall fast unbeschadet. Panisch blickte ich um mich. Zum Glück hatte mich keine der anderen Katzen beobachtet, sonst hätten sie mich mit Hohn und Spott überschüttet.

„Imperator? Pah, deine bescheuerte Mutter hätte dich hirnloser Fellbeutel nennen sollen!“, wäre noch das Freundlichste, was sie über mich sagen würden. Ich ignorierte den Schmerz und balancierte auf der stetig ansteigenden Mauer, bis ich den Dachanschluss des Hauses an der Ecke erreichen konnte. Zwei Sprünge, diesmal besser berechnet, und ich landete erst in der verrosteten Dachrinne und dann auf den reichlich morschen Dachziegeln der alten Herrenvilla. Beim Hochklettern musste ich aufpassen, nicht abzurutschen, aber am Ende stand ich vor dem mit Brettern verschlossenen Fenster im Erker. Kurz horchte ich in die Dunkelheit dahinter, dann lief ich das Stückchen weiter bis zum Loch in der Wand, durch das ich mich quetschen konnte. Einst hatte hier wohl ein Abflussrohr nach draußen geführt, war dann entfernt und die entstandene Öffnung nie geschlossen worden. Innen befand sich ein großer Trockenraum, von dem mehrere Kammern abgingen. Vor meiner Zeit hatten sich hier oben Generationen von fetten Mäusen häuslich eingerichtet gehabt, jetzt waren nur noch wenige übrig, die sich gut vor mir versteckten.

Früher war ich nur zum Fressen und Schlafen hergekommen, aber dann war ich vor einigen Tagen auf das Ungeheuer gestoßen. In einem ganz dunklen, verschlossenen Raum, in den ich mich durch einen schmalen Schlitz in der Holzwand quetschen konnte. Zwar hatte das Monster sich als winzig und harmlos entpuppt, aber das wusste ich zu Beginn nicht, denn in dem Raum war es so dunkel wie im Hintern von meinem Feind Fritz, dem Mistkater. Also hatte ich es mit ausgefahrenen Krallen angesprungen. Als das Ding panisch zu schreien und heulen anfing, hatte ich schnell begriffen, dass es einen unwerten Gegner für einen großartigen Kater wie mich darstellte. Also war ich abgehauen. Die Neugier und die Hoffnung, das störende Wesen wäre wieder verschwunden, hatten mich schon kurze Zeit später zurück gelockt.

Leider hockte es weiterhin da, stank fürchterlich nach allem, was ich nicht mochte, und heulte, sobald ich losfauchte. Ich hätte es weiter peinigen können, tat es aber nicht. Stattdessen kroch ich ganz vorsichtig hin und ließ mich von ihm berühren. Klebrige Finger streichelten mein Fell, langsam und sanft. Ich behielt natürlich die Krallen ausgefahren, um mich wehren zu können, aber das war nicht nötig. Das Monsterchen saß still da.

„Wie ist dein Name?“, flüsterte es schließlich mit rauer Stimme. „Meiner ist Lisa, aber Mama hat mich immer Knopf genannt.“

Ich maunzte.

Menschen und ihre dummen Namen. Sie roch nicht wie ein Knopf, eher wie eine Toilette, die viel zu lange nicht gespült worden war, aber so nannte ihre Mutter sie natürlich nicht. Menschen waren unlogische Wesen.

Schritte.

Ich verzog mich in eine Ecke. Die Dunkelheit wich gleißendem Licht, dann ging die Tür auf. Eine Frau stand dort, mit ähnlich grauen Haaren wie die Alte, die ich jeden Tag beobachtete. Eine goldene Kette blinkte um ihren Hals. „Verdient hast du es nicht.“ Sie warf etwas hinein. „Wehe, ich höre dich noch einmal schreien, dann setzt es was! Keinen einzigen Laut mehr, oder ich klebe dir den Mund mit Paketklebeband zu!“ Sie knallte die Tür zu und schloss ab. Erneut war es dunkel.

Das Kind wirkte wie erstarrt. Ich hatte in dem lichten Moment einen guten Blick darauf werfen können. Verängstigt zusammengekrümmt hockte es auf einem schmalen Bett. Klein war es, zart, kein Monster. Aber schmutzig und mit verfilzten Haaren. Vermutlich war es wahnsinnig oder krank und deshalb hier eingesperrt.

Nun tastete es nach dem, was die Frau gebracht hatte. Ich schnupperte, es roch neben frischem Brot noch nach etwas anderem. Meine Mutter hatte nicht lange gelebt, aber sie hatte mir dennoch fest eingetrichtert: Gewisse Dinge mochten köstlich duften, brachten aber Vernichtung. Dies hier stank wie der Tod selbst.

Ich sprang vor und kratzte dabei das Kind versehentlich an der Hand. Ich packte das übelriechende Teil, kletterte einen Balken hoch und drapierte das Essen auf der Querverstrebung über Lisa. Dorthin, wo sie es nicht erreichen konnte. Sie heulte los, ganz leise. Das schmerzte mir in den Ohren, und ich schlüpfte aus dem Zimmer. „Warum tust du das?“, rief sie mir schluchzend nach, während ich damit beschäftigt war, alle Reste des Brotes aus meinem Maul loszuwerden, um mich ja nicht selbst zu vergiften.

Anschließend suchte ich auf dem Dachboden nach dem Lichtschalter für den Raum. Er musste dort irgendwo sein, sonst wäre es gerade nicht hell geworden, bevor die Tür aufging. Dreimal sprang ich hoch, dann erwischte ich ihn. Nun hatte die Kleine wenigstens Licht.

Ich schlich weiter, bis zu einer angelehnten Tür. Dahinter führte eine Treppe nach unten. Ich schnupperte vorsichtig, doch hier roch es nicht nach Hund oder anderen Katzen, die mir gefährlich werden konnten. Ich huschte hinunter, dann von einem Raum in den anderen und begriff schnell: Frau Goldkette musste reich sein, sich hier einquartieren zu können. Ich hüpfte auf Schränke, Tische und Stühle und roch an allem. Endlich wurde ich fündig. In einem der Zimmer stand ein Blechgefäß mit dem Zeichen drauf, vor dem Mutter mich stets gewarnt hatte. Es stank nach dem, was auf dem Brot gewesen war, das ich dem Kind fortgenommen hatte.

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