Martin Cordemann - Tod unterm Leuchtturm

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Polizist Harry Rhode muss den Fall einer Leiche unter dem Kölner Heliosturm aufklären, einem Leuchtturm mitten in Köln. Anschließend wird er in Urlaub geschickt, den er auf Amrum verbringen möchte. Doch statt Erholung findet er dort erstmal eine Leiche – ebenfalls unterm Leuchtturm. Also muss er auch diesen Fall aufklären, wie üblich eher mit Witz als mit Spannung.
Harry Rhode ist eine Mischung als Philip Marlowe und Columbo – der entwaffnende Humor eines Marlowe und der entwaffnete Ermittler eines Columbo. Es gibt weniger Frauen und weniger auf die Fresse als bei Marlowe, aber ein guter Detektiv zeichnet sich ja nicht nur dadurch aus, was er einstecken, sondern auch, was er auflösen kann. Mal ist es ziemlich klar, wer der Mörder ist und wir begleiten den Detektiv dabei, wie er ihn überführen muss, mal kann auch der Leser mit raten, welcher der Verdächtigen nun für die Tat verantwortlich ist. «Harry Rhode» sind Detektivgeschichten mit Humor.

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Martin Cordemann

Tod unterm Leuchtturm

Ein Amrum-Krimi

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel Martin Cordemann Tod unterm Leuchtturm Ein - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Martin Cordemann Tod unterm Leuchtturm Ein Amrum-Krimi Dieses ebook wurde erstellt bei

Widmung Widmung für Stephanie Ebert

Unter dem Leuchtturm

Wohl verhört?

Doktorspiele

Morgenstund

Chefsache

Anreise

Überfahrt

Aufschlag

Ankunft

Der Weg und das Ziel

Der Fall vom Leuchtturm

Tag der Arbeit

Ermittlungen

Laborbericht

Ein Tag am Strand

Der Traum vom Fliegen

Fall geklärt

Unter Tatverdacht

Verfolgungsyacht

Auf der Lauer

Jemand taucht wieder auf

Epilog

Ein neuer Fall

Tappen im Dunkeln

Leichenfund am Strand

Der Nagel im Heuhaufen

Watt?

Erwartungsgemäß das Unerwartete

Besuchszeit

Der knifflige Teil

Geständnisse

Impressum neobooks

Widmung

für

Stephanie Ebert

Unter dem Leuchtturm

Ich sah am Leuchtturm hinauf. Er war relativ hoch. Sah so aus, wie man sich einen Leuchtturm gemeinhin vorstellt. Gut, Kenner dieser Materie werden jetzt sofort Unmengen von Bildmaterial anschleppen, nur um zu beweisen, dass Leuchtturm nicht gleich Leuchtturm ist und nur ein Blinder, sagen wir, Roter Sand mit dem Leuchtturm von Borkum verwechseln würde. Und genau genommen hätten sie damit ja auch völlig Recht. Aber das war in diesem Fall nicht der Punkt. Ich war nicht hier, um mir den Leuchtturm anzusehen!

Obwohl... genau genommen eigentlich schon!

Aber dann geschah etwas... Unerwartetes.

„Sie können die Leiche jetzt abdecken“, murmelte ich.

Der Dorfpolizist sah mich fragend an.

Und dann die Leiche.

Oder was davon übrig war.

Die blutige Masse die übrig bleibt, wenn man, statt die Treppe zu nehmen, plötzlich beschließt herauszufinden, ob man nicht vielleicht doch fliegen kann.

„Ähm, gibt es hier vielleicht eine Plane oder... ein Segel?“

Drei Minuten später befand sich der Leichnam unter den modischen Farben der neusten Surfsegel-Generation. Etwas anderes hatte sich so schnell nicht auftreiben lassen und man wollte die Besucher ja nicht unnötig erschrecken. Die Besucher...

Eine Reihe mehr oder minder braungebrannter Touris stand unten auf dem Parkplatz des Leuchtturms und starrte uns neugierig an, während Photoapparate klickten und Videokameras surrten, von Handys ganz zu schwiegen. Verstärkung kam. Zwei Polizisten, die in den Sommermonaten die beiden Dorfpolizisten verstärkten. Sie näherten sich der Menschenmenge.

„Sagen Sie Ihren Kollegen, sie sollen die Personalien der Leute aufnehmen... und die ganzen Kameras konfiszieren. Mit etwas Glück finden wir auf die Weise raus, was hier passiert ist.“

Er sah mich dankbar an.

Dankbar, dass ich hier die Leitung übernommen hatte.

Dankbar, dass nicht er sich um all das kümmern musste.

Dankbar, dass die Verantwortung scheinbar bei mir lag.

Ich seufzte.

„Herr Inspektor?!“

„Hmm?“

Der andere Dorfpolizist stand neben mir.

„Sowas haben Sie nicht, oder?“

„Leichen?“

„Einen Leuchtturm!“ meinte er und deutete auf die schlanke Gestalt.

„Doch“, meinte ich. „ Beides sogar.“

Genau genommen sogar in dieser Kombination. Eine Leiche unter einem Leuchtturm. Das hatte ich sogar erst vor kurzer Zeit gehabt. Obwohl das nun wirklich etwas ist, das man in Köln weniger erwartet. Und doch hatte ich genau das erst vor kurzem erlebt…

Ich sah am Leuchtturm hinauf. Er war nicht besonders hoch. Sah so aus, wie man sich einen Leuchtturm gemeinhin vorstellt. Nur war er eben nicht da, wo man einen Leuchtturm gemeinhin vermuten würde. Dieser hier befand sich nämlich mitten in Köln, im Stadtteil Ehrenfeld, um genau zu sein. Vom Rhein aus war er nicht zu sehen, sein Wert für die Seefahrt, und mochte es selbst die Binnenschifffahrt sein, war also eher gering.

„Sie können die Leiche jetzt abdecken“, murmelte ich und sah einen der Polizisten an. „Also, was haben wir hier?“

„Einen Toten.“

Ja, zu dem Ergebnis war ich auch schon gekommen. Das Blut um die Leiche herum, die unter einem hohen Gebäude wie, sagen wir, einem Leuchtturm lag, war da ein gewisser Hinweis gewesen. Könnte natürlich auch Performance-Kunst sein, immerhin gab es mehr als genug Künstler in der Stadt.

„Können wir Performance-Kunst ausschließen?“ fragte ich sicherheitshalber.

„Ja.“

„Und Selbstmord?“

Das wäre immerhin eine Möglichkeit. Selbstmord! Gab es auch genug von. Und wenn man sich schon in Köln von einem hohen Gebäude stürzen wollte… obwohl, da gab es eine Menge Auswahl. Am Beliebtesten war wohl noch immer das Uni-Center, aber das schrie auch quasi danach. An und für sich würde sich natürlich der Kölner Dom anbieten, denn wenn man schon in die Tiefe sprang, dann doch bitte mit Stil. Aber da gab es oben Gitter, die einem den Freitod erschwerten. Oder um die Leute unten zu schützen, weil so ein schwerer Körper beim Aufschlag aus der Höhe ja durchaus auch gefährlich für andere war. Wahrscheinlich war es eine Mischung aus beidem. Der Fernsehturm war auch schon seit Jahren geschlossen, also blieb als stilvoller Ort für den Absprung eigentlich fast nur der Heliosturm hier. Aber der war der Öffentlichkeit nicht zugänglich, also war das wohl eher ein schwieriges Unterfangen.

„Unwahrscheinlich!“

Ich blickte am Turm hinauf.

„Ist das da oben eine Antenne?“ fragte ich. Das wäre eine Möglichkeit. Es gab da, wie man mir gesagt hatte, dieses Internationale Leuchtturm- und Feuerschiff-Wochenende , an dem über 300 Leuchtfeuer auf der ganzen Welt teilnahmen, und seit 2001 auch der Heliosturm.

„Keine Funkamateure, keine Antenne“, sagte der Polizist und zerstörte damit endgültig meine Hoffnungen auf einen einfachen Unfall, dass vielleicht einer der Leute, die für dieses Ereignis eine Antennenanlage auf dem Turm installierten, bei der Arbeit herabgestürzt war.

„Tja, Versuch war’s wert.“

Damit war ich wieder zurück bei Null. Mein Blick glitt wieder am Turm hinauf. Auf einem viereckigen hellen Gebäude erhob sich der dunkle Backsteinbau. Einige de Fenster waren in keinem besonders guten Zustand mehr, um nicht zu sagen, zerbrochen. Aber das hier war ja auch nicht gerade das Wahrzeichen von Köln, es war der Turm eines Unternehmens, das man 1882 gegründet hatte und das maßgeblich zur Elektrifizierung von Industrie und Verkehrstechnik in ganz Europa beigetragen hatte. Außerdem war auch der Bau sowie die Ausrüstung von Leuchtfeuern in den Bereich der Helios AG gefallen und so wurden u.a. die Leuchtfeuer Roter Sand, Borkum und Wangerooge mit der Technik dieser Kölner Firma ausgestattet. Und doch hatten wirtschaftliche Schwierigkeiten irgendwann zu ihrem Ende geführt. Der 44 Meter hohe Leuchtturm war danach nicht mehr instand gehalten worden, bekam aber trotzdem 1996 ein neues Lampenhaus. Doch das Licht war starr, es drehte sich nicht, es war ein schwaches Dauerlicht – und da hatten wir doch auch unser Motiv!

„Jemand will einen richtigen Leuchtturm“, murmelte ich. „Mit einem sich drehenden Licht. Deshalb hat er diesen Ort für seinen Tod gewählt, um auf die Funktion oder vielmehr die mangelnde Funktion dieses Leuchtfeuers hinzuweisen!“

„Ja“, nickte der Polizist. „Wahrscheinlich ist er dann nur zufällig in das Messer gefallen.“

„Das… Messer?“

Der Polizist nickte wieder und deutete auf die Blutlache, die sich am Rücken der Leiche entwickelt hatte. Das war also offenbar keine Wunde, die bei einem Aufprall entstanden, sondern eine, die durch eine Stichverletzung herbeigeführt worden war.

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