I’r anghofiedig
Für all jene, die bei den Historikern oft in Vergessenheit geraten
Norman Davies
Die Geschichte des vergessenen Europa
Aus dem Englischen
übersetzt von
Karin Schuler, Norbert Juraschitz,
Hans Freundl, Helmut Dierlamm
und Oliver Grasmück
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
Englische Originalausgabe:
Vanished Kingdoms – The history of the half forgotten Europe
© 2011 by Norman Davies
First published by Penguin Books, London
All rights reserved
Deutschsprachige Ausgabe:
2., durchgesehene Auflage 2015.
© 2015 by WBG (Wissenschaftliche Buchgesellschaft), Darmstadt
1. Auflage 2013
Der Theiss Verlag ist ein Imprint der WBG
Die Herausgabe dieses Werkes wurde durch die Vereinsmitglieder der
WBG ermöglicht.
Übersetzung aus dem Englischen: Karin Schuler (Kap. 1, 2, 4,8), Norbert Juraschitz
(Kap. 15), Hans Freundl (Kap. 3, 6, 12, 13, 14, Nachwort und Dank), Helmut Dierlamm
(Kap. 5, 7, 9) und Oliver Grasmück (Kap 10 und 11)
Lektorat: Christina Knüllig, Hamburg
Kartographie: Thomas Buri, Bielefeld, nach Vorlagen von Penguin Books
Satz und Gestaltung: primustype Hurler GmbH, Notzingen
Besuchen Sie uns im Internet: www.wbg-wissenverbindet.de
ISBN 978-3-8062-3116-8
Elektronisch sind folgende Ausgaben erhältlich:
eBook (PDF): 978-3-8062-0040-9
eBook (epub): 978-3-8062-3119-9
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Innentitel
Inhaltsverzeichnis
Informationen zum Buch
Informationen zum Autor
Impressum
Verzeichnis der Karten
Verzeichnis der Stammtafeln
Einleitung
1 Das Tolosanische Reich: Zwischenhalt der Westgoten (418–507 n. Chr.)
2 Alt Clud: Das Königreich Strathclyde (5.–12. Jahrhundert)
3 Burgund: Fünf, sechs oder sieben Königreiche (um 411–1795)
4 Aragón: Ein Mittelmeerreich (1137–1714)
5 Historisches Litauen: Großfürstentum mit Königen (1253–1795)
6 Byzanz: Goldener Zweig im Sternenlicht (330–1453)
7 Borussia: Wasserreiches Land der Prußen (1230–1945)
8 Savoyen: Das Haus Humberts (1033–1946)
9 Galizien: Das Königreich der Nackten und der Hungernden (1773–1918)
10 Etrurien: Französische Schlange in Toskaniens Gras (1801–1814)
11 Rosenau: Geliebtes und ungewolltes Erbe (1826–1918)
12 Montenegro: Das Reich des Schwarzen Berges (1910–1918)
13 Ruthenien: Die Eintages-Republik (15. März 1939)
14 Éire: Der haltlose Rückzug der Krone seit 1916
15 UdSSR: Ein Staat verschwindet – endgültig (1924–1991)
Wie Staaten sterben
Anmerkungen
Danksagung
Register
Bildnachweis
1. Farbteil nach S. 128 und vor S. 129
2. Farbteil nach S. 800 und vor S. 801
Tolosanisches Reich im 5. und 6. Jahrhundert
Firth of Clyde (Förde des Clyde)
Nordbritannien um 410 n. Chr.
Der „Alte Norden“ vom 6. und 7. Jahrhundert
Die Vikingereinfälle
Nordbritannien 9. und 10. Jahrhundert
Bornholm
Das erste burgundische Königreich (411–437)
Das zweite burgundische Reich (451–532/34)
Burgund im Frankenreich Mitte des 6. Jahrhunderts
Das Erbe von Lotharingien
Das Herzogtum Burgund im 11. Jahrhundert
Das Königreich Provence um 900
Die drei Burgunderreiche um 1000
Das Königreich Arelat ab 1032
Das heutige arpitanische Sprachgebiet
Der Zerfall des Königreichs Burgund im 14. Jahrhundert
Herzogtum und Freigrafschaft Burgund im 14. Jahrhundert
Machtbereich des Hauses Burgund im 14. bis 15. Jahrhundert
Reichskreise im Heiligen Römischen Reich
Pyrenäen
Marken im Reich Karls des Großen im 9. Jahrhundert
Die Wiege des Königreichs Aragón (1035–1137)
Die Iberische Halbinsel um 1137
Die Kernlande der Krone von Aragón
Das aragonesische Reich
Die beiden Sizilien im Mittelalter
Das Königreich Mallorca
Die Vereinigung von Kastilien und Aragón 1479
Weißrussland
Das „Land der Oberläufe“
Fürstentum von Polazk um das 12. Jahrhundert
Großfürstentum Litauen unter Mindaugas (Mitte 13. Jahrhundert)
Großfürstentum Litauen mit den Besitzungen der Jagiellonen um 1500
Die Polnisch-Litauische Realunion ab 1572
Großfürstentum Litauen 1572–1795
Die Teilungen von Polen-Litauen 1772–1795
Westliche Gubernija des Russischen Reiches im 19. Jahrhundert
Istanbul und Bosporus
Das Schrumpfen des Byzantinischen Reiches
Oblast Kaliningrad
Borussia – Land der Prusai
Der deutsche Ordensstaat 1410
Königlich-Preußen und Herzogtum Preußen nach 1466
Brandenburg-Preußen 1648
Das Königreich der Hohenzollern 1701–1795
Königreich Preußen 1807–1918
Die Ostfront 1944/45
Rom
Savoyen und Piemont
Das Königreich Sardinien um 1750
Italien 1859–1861
Norditalien Frühjahr 1860
Westukraine
Das Königreich Galizien und Lodomerien um 1900
Galizien in Österreich-Ungarn um 1914
Florenz
Königreich Etrurien 1801–1807
Italien zur Zeit Napoleons 1810
Freistaat Thüringen und angrenzendes Nordbayern
Sächsische Kleinstaaten um 1900
Montenegro 2011
Stämme Montenegros um 1900
Montenegro und seine Nachbarn 1911
Jugoslawien nach 1945
Das heutige Zakarpattia (Karpatenukraine)
Tschechoslowakische Republik 1920–1938
Republik der Karpatenukraine 1939
Irland 2011
Nordirland Ende des 20. Jahrhunderts
Estland
Die baltischen Staaten zwischen den Kriegen
Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken 1945–1991
Russlands „nahes Ausland“ im Westen nach 1991
Verzeichnis der Stammtafeln
Karolinger und Bosoniden
Die burgundische Erbfolge
Die frühen Herrscher von Aragón: Das Haus Ramiro
Das Haus Trastámara
Die Jagiellonen
Die frühen Radziwiłłs
Hohenzollern und Jagiellonen
Die späteren Hohenzollem (1701–1918)
Die Grafen von Savoyen
I Buonaparti – die Bonapartes
Bourbon – Borbón – Borbone (die Bourbonen)
Hannoveraner und Wettiner
Der englische Zweig des Hauses Sachsen-Coburg-Gotha
Das Haus Petrović und das Haus Karadjordjević
Mein ganzes Leben lang hat mich die Kluft zwischen Anschein und Wirklichkeit fasziniert. Die Dinge sind nie so, wie sie auf den ersten Blick aussehen. Ich kam als Untertan des British Empire zur Welt und las als Kind in meiner Children’s Encyclopaedia , dass »unser Reich« eines sei, »in dem die Sonne nie untergeht«. Auf der Landkarte sah ich mehr Rot als jede andere Farbe und war begeistert. Doch bald musste ich ratlos miterleben, wie »unsere« imperiale Sonne lodernd in einem Meer von Blut und Chaos am Nachkriegshimmel versank. Die Wirklichkeit, wie sie sich später zeigte, strafte den äußeren Anschein unbegrenzter Macht und Dauer Lügen.
In meiner Enzyklopädie las ich auch, dass der Mount Everest mit seinen 8840 Metern der höchste Gipfel der Welt und nach dem Leiter der Landvermessung in Britisch-Indien, Oberst Sir George Everest, benannt sei. Natürlich ging ich, wie es wohl auch vorgesehen war, von der unausgesprochenen Annahme aus, dass der höchste Punkt auf Erden britisch sei – und war pflichtschuldigst beeindruckt. Das alles klang doch sehr einleuchtend. Als ich Weihnachten 1953 mein Exemplar der Krönungsausgabe von Sir John Hunts Mount Everest A geschenkt bekam, hatte sich Indien aus dem Empire verabschiedet. Und inzwischen habe ich gelernt, dass der Mount Everest nie zu Indien oder zum Empire gehörte. Da der König von Nepal Everests Männern die Erlaubnis verweigert hatte, sein Land zu betreten, war der Berg aus sehr großer Entfernung vermessen worden; die 8840 Meter waren infolgedessen ziemlich ungenau, der englische Name des Berges geht auf einen Akt der Selbstherrlichkeit zurück, und seine authentischsten Namen lauten Sagarmatha (auf Nepali) und Chomolangma (auf Tibetisch).1 Wissen, so musste ich mir eingestehen, ist nicht weniger fließend als die Umstände, unter denen man es erlangt.
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