Jetzt, da sie zu der riesigen Villa hinaufstarrte, die sich vor ihnen erstreckte, war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie wirklich hier sein wollte. Mary und die anderen Mädchen rannten jedoch förmlich auf das Haus zu und sie würde unter keinen Umständen allein hier draußen bleiben, weshalb sie ihnen widerwillig nach drinnen folgte.
Super. Sie war allein. Genau das, was sie gewollt hatte.
Ashley und das andere Mädchen – an dessen Namen sich Serena nicht mehr erinnern konnte – waren, sowie sie angekommen waren, auf den gigantischen Infinitypool zu gerannt und vollständig bekleidet hineingesprungen.
Mary war zuerst noch mit ihr herumgeschlendert, dann aber von einem wirklich süßen Typen zum Tanzen aufgefordert worden. Wenigstens hatte sie den Anstand besessen, Serena einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen, ehe sie ihm auf die Tanzfläche gefolgt war.
Der weitläufige Garten hinter den riesigen Mauern und dem Tor, durch das sie hierhergefahren waren, wurde von einer Einfahrt geteilt, der breit genug für die Landung eines Jumbojets zu sein schien. Vielleicht war das ja etwas, das Rockstars taten. Vielleicht nahmen sie einen Jumbojet überallhin…
Die Einfahrt führte direkt zu einem beeindruckenden Paar Flügeltüren, welche weit geöffnet waren, da Leute frei rein und raus gingen. Nachdem sie die Villa betreten hatte, hatte Serena einen ersten Blick auf die Opulenz des Hauses werfen können. Die Villa verfügte über eine schwebende Treppe, von der sie dachte, dass sie doch unmöglich zu noch mehr Räumen führen konnte. Allerdings musste das der Fall sein, denn von außen hatte sie drei Stockwerke gezählt.
Direkt hinter dem Wohnzimmer befand sich eine Terrasse, die so groß war wie das Haus ihrer Eltern. Nun, vielleicht war das etwas übertrieben, aber nicht viel. Ganz am Ende lag ein Pool, der momentan mindestens dreißig Leute beherbergte.
Die Partygänger waren alles hübsche Menschen, die ihr das Gefühl gaben, völlig fehl am Platz zu sein.
Laute Musik dröhnte aus versteckten Lautsprechern und jede Sorte Alkohol, die ihr auf die Schnelle einfiel, wurde herumgereicht.
Nachdem sie Mary an die Tanzfläche verloren hatte, war sie durch das Haus gelaufen und hatte die spektakulären Kleider bewundert, die von all den hübschen Menschen getragen wurden. Ihr Mund wurde leicht trocken, als sie all die luxuriösen Designerfetzen um sie herum betrachtete, so weit das Auge reichte.
Männer und Frauen waren, ihrer Meinung nach, alle gleichermaßen beeindruckend gekleidet.
Sie hatte vorhin sogar ein Mädchen entdeckt, das ein Kleid getragen hatte, dass ihrem Wissen nach, erst nächsten Monat in den exklusivsten Designerboutiquen zu erhalten sein würde. Wah!
Aufgrund ihres Staunens über die vielfältige Designerkleidung der Partymenschen lief sie gegen eine Wand. Sie hoffte wirklich, dass das niemand bemerkt hatte. Zum Glück befand sie sich außerhalb des Hauptbereiches der Party und hatte sich an die weniger dicht bevölkerten Areale gehalten.
Diese Wand roch jedoch wirklich gut. Und sie schien sich bei dem Aufprall leicht… bewegt zu haben?
Keine Wand, wurde ihr bewusst, ein Mann. Ein Mann mit den grünsten Augen, die sie jemals gesehen hatte, glänzenden, dunklen, gewellten Haaren, die über seine Schulter flossen, und ein Gesicht, das einfach… ah, sie mit einer Mischung aus Sorge und milder Verärgerung anstarrte.
Sie konnte spüren, wie sich Hitze von ihren Wangen ausbreitet und ihr gesamtes Gesicht aufleuchten ließ, als sie wie eine Vollidiotin errötete und zur Salzsäule erstarrte.
„Es tut mir so leid, ich habe nicht aufgepasst. Beim Laufen zumindest. Es tut mir so leid. Geht es dir gut?“
Die Verärgerung auf seinem Gesicht wich etwas anderem oder zumindest glaubte sie das. Sie kannte diesen Mann überhaupt nicht, also wieso maß sie sich an, seine Gesichtsausdrücke analysieren zu können?
„Yeah, mir geht’s gut. Und dir?“, fragte er in der schönsten, tiefsten melodischen Stimme, die sie jemals gehört hatte. Jetzt, da sie Gelegenheit gehabt hatte, ihn eine Sekunde zu betrachten, erkannte sie, dass er ihr vage bekannt vorkam. Waren sie sich schon mal begegnet?
„Ja, mir geht’s gut. Es tut mir so leid. Ich kenne hier nur einfach niemanden. Meine Freundinnen sind im Pool und in der Menge verschwunden und dann habe ich bewundert, was alle anhaben und versucht, einen Ort zu finden…“ Da stoppte sie, denn sie registrierte, dass sie plapperte und dass er bestimmt kein Interesse daran hätte, was sie gerade machte.
„Du kennst hier niemanden, hm?“ Jetzt wirkte er tatsächlich leicht belustigt. Und wieder tat sie es und analysierte den Gesichtsausdruck eines Fremden. Er schien die Silbe „nie“ des Wortes niemanden besonders betont zu haben, und es dämmerte ihr, dass sie gerade, noch dazu im gleichen Atemzug, erwähnt hatte, dass sie ihre Freundinnen verloren hatte. Also kannte sie theoretisch jemanden. Drei Jemande, um genau zu sein.
„Äh, es tut mir leid. Ich meinte, ich kenne niemand anderen als meine drei verlorenen Freundinnen.“
„Ist das so?“
„Jepp. Und ich habe es geschafft alle drei nur ungefähr dreißig Sekunden, nachdem wir hier angekommen sind, zu verlieren. Ich bin übrigens Serena. Entschuldigung nochmal. Ab jetzt werde ich aufpassen, wohin ich gehe. Vielleicht werde ich einfach in der Ecke ein Nickerchen machen, bis meine Freundinnen mich finden, damit ich niemandem weiteren Schaden zufüge“, plapperte sie wieder los.
„Rhys. Freut mich, dich kennenzulernen. Serena, stimmt’s?“ Er schien auf etwas zu warten. Allerdings wusste sie nicht worauf, weshalb sie einfach nur nickte, um ihren Namen zu bestätigen.
„Wie bist du hier gelandet, Serena? Du wirkst nicht wie die Sorte Mädchen, die sich normalerweise auf diesen Partys herumtreibt.“ Er reichte ihr seine Hand und sie streckte ihre automatisch aus, um sie zu schütteln.
Sie hätte vermutlich beleidigt sein sollen wegen seiner Unterstellung, welche Sorte Mädchen sie war, aber das war sie nicht.
Ihr gesamtes Sein war viel zu beschäftigt damit, sich auf die warme Hand in ihrer zu konzentrieren sowie auf das Summen, das sich wie Feuer in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Obgleich sie keine echten Funken von ihren verschränkten Händen auffliegen sah, verstand sie nun endlich diese Analogie.
„Freut mich auch, dich kennenzulernen, Rhys.“ Sie rief sich zur Ordnung, damit sie aufhörte, länger in diese faszinierenden Augen, auf diesen markanten Kiefer, die schwarzen Linien des Tattoos zu starren, das unter seinem schwarzen Shirt mit V-Ausschnitt verschwand…
„Also“, sie ließ wiederwillig seine Hand los und zwang sich dazu, ihre grenzwertig perverse Inspektion von ihm einzustellen, „wie bist du hier gelandet?“
„Ich komme rum“, erwiderte er mit einem neugierigen Lächeln im Gesicht. Einem Lächeln, das vermutlich jedes hübsche Mädchen auf dieser Party dazu bringen könnte, innerhalb von zehn Sekunden ihr Höschen fallen zu lassen. Sie mochte keiner der hübschen Menschen auf der Party gewesen sein, aber ihr Höschen schien definitiv bereit zu sein, sich fallen zu lassen. Erbärmlich, das wusste sie.
„Okay, Mr. Ich Komme Rum. Wie ist diese Band so? In deiner offiziellen Funktion als jemand, der rumkommt, sind sie wirklich das, was man ihnen hinterher sagt? Und wenn das ihre Party ist, wo sind sie dann?“
Dieses Mal ließ er tatsächlich ein leises Lachen verlauten, bevor er antwortete: „Sie sind hier irgendwo, vermute ich. Also gehe ich richtig in der Annahme, dass du kein Fan bist?“
„Nicht wirklich. Ich meine, ich glaube nicht. Ich habe in meiner Kindheit hauptsächlich klassische Musik gehört. Später habe ich mich ein wenig zu Pop vorgewagt, aber bis zu Rock habe ich es noch nicht ganz geschafft.“
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