Die nächste Schachtel hatte ebenfalls eine andere Form. Da sie nun nicht mehr wusste, womit sie zu rechnen hatte, öffnete sie diese Schachtel wieder langsamer. Das Erste, das sie bemerkte, war weiches, weißes Seidenpapier, in dem eine kleine Karte steckte.
Hab Spaß. Hoffe, dir gefällt alles.
Bis um acht.
-R
Sie legte das Kärtchen vorsichtig beiseite und fragte sich, ob er es selbst geschrieben hatte. Es roch schwach nach ihm, aber wenn sie ehrlich mit sich war, glaubte sie, dass sie einfach nur high von all den Designerkleidern war.
Sie hob das Seidenpapier an und entdeckte ein Fläschchen Parfüm darunter, das sie schon seit Jahren im Auge hatte, sich aber nie gekauft hatte. Allerdings hatte sie sich stets etwas von den Testflakons auf ihren Hals und Dekolleté gesprüht, wenn sie durch einen Laden gelaufen war, der es vorrätig gehabt hatte. Neben dem Parfüm fand sie einige der besten Kosmetika der Branche.
Sie lächelte. Für einen Mann, den sie weniger als vierundzwanzig Stunden kannte, kannte er ihren Stil verdammt gut.
Sie brauchte den Rest des Tages, um sich für das Outfit zu entscheiden, das sie perfekt für unbekannte Umstände hielt, und sie wurde gerade rechtzeitig fertig.
Um Punkt 20 Uhr klopfte es leise an ihrer Tür. Josh war noch nicht zu Hause, weshalb sie die Tür selbst öffnete.
Sie bekam so langsam das Gefühl, als sollte sie anfangen, eine Sauerstoffflasche mit sich zu führen, wenn sie sich in Gegenwart dieses Mannes aufhielt. Denn wenn sie sich in seiner Nähe befand, neigte ihr Atem dazu, ihr in der Kehle stecken zu bleiben, wenn nicht sogar komplett zu verschwinden. Er war in dunkle Jeans gekleidet sowie einem dazu passenden schwarzen und engen Button-up-Hemd, dessen Ärmel nach oben gerollt waren, wodurch seine Tattoos hervorlugten. Es juckte sie in den Fingern, die Konturen dieser Tattoos nachzuzeichnen, sie zu inspizieren und die Geschichte hinter jedem einzelnen zu erfahren…
„Bereit, dich umhauen zu lassen?“, fragte er zur Begrüßung, womit er diesen Gedankengang effektiv unterbrach.
„Ich wurde bereit geboren!“, log sie. Sie würde darauf wetten, dass ihn nichts nervös machte, weshalb sie verzweifelt versuchte, ihre eigene Nervosität und fehlende Selbstsicherheit zu verbergen.
Es musste funktioniert haben, denn daraufhin nahm er sie an der Hand und führte sie die Treppe nach unten zu seinem Motorrad. Nicht, womit sie gerechnet hatte. Sie war noch nie zuvor auf einem Motorrad gefahren, aber sie war auch noch nie zuvor auf ein Date mit einem Rockstar gegangen. Es gab für alles ein erstes Mal, sinnierte sie.
Sie nahm den Helm entgegen, den er ihr reichte, und war unfassbar glücklich, dass sie sich für einen schlichten Pferdeschwanz entschieden hatte im Gegensatz zu einer komplizierteren Frisur. Sie setzte ihn auf und schlüpfte in die dunkle Lederjacke, die er ihr hinhielt. Anschließend klammerte sie sich an ihn, während er durch die kühle Nachtluft raste. Das Geschwindigkeitslimit hatte für Rockstars offenkundig keine Bedeutung. Sie drückte ihr Gesicht an seinen Rücken und hielt sich mit aller Kraft an ihm fest.
Ihr war nicht unbedingt kalt, aber sie war dankbar, als er schließlich langsamer wurde. Nur jetzt, da das Röhren des Motors verklungen war und sie endlich den Mut hatte, wieder aufzuschauen, ließ sich eine Kälte in ihrem Magen nieder. Sie befanden sich auf einem Outdoor Rave. Lichter blitzten und die Musik pulsierte bis in ihre Knochen. Das war definitiv nicht ihre Szene.
Ohne nachzudenken, murmelte sie: „Ich, äh, nehme keine Drogen. Hab ich nie, will ich nie.“ Sie hatte gesehen, wie mehr als genug Schüler ihrer Highschool von dem giftigen Zeug abhängig geworden waren, und sie hatte nicht vor, auch nur in Berührung mit diesem Teufelszeug zu kommen. Sie trank nicht einmal gerne Alkohol, wenn man mal von Joshs Wein absah, der eine winzig kleine Ausnahme bildete.
„Keine Sorge, das ist okay. Wir sind heute Abend drogenfrei.“ Er griff erneut nach ihrer Hand und führte sie durch die Menge zu einem Bereich, der mit Seilen abgesperrt und von riesigen, muskulösen Männern in dunklen Anzügen bewacht wurde. VIP, ging ihr auf. Ihr ganzer Körper schien unter seiner Berührung aufzuleben. Sie hatten ganze dreißig Minuten konstanten Körperkontakts hinter sich und ihr Körper schien bereits zum Zerreißen gespannt zu sein.
Nach seinem Besuch und ihrer kurzen Googlesuche hatte sie beschlossen, nicht weiter in seine Privatsphäre einzudringen, wie das jedes Fangirl tat, sondern sich einfach von ihm erzählen zu lassen, was er sie wissen lassen wollte, wann er es sie wissen lassen wollte.
Rhys schlenderte an den Wachen vorbei und hielt kaum an, um ihnen dankend mit dem Kinn zuzunicken. Diese blieben unbeeindruckt und hängten das Seil wieder ein, sowie sie in den VIP-Bereich hindurchgetreten waren.
Rockgötter und deren Mädel für die Woche interessierten sie eindeutig nicht allzu sehr. Der VIP-Bereich war sehr viel geräumiger und ruhiger als die Menschenmenge, der sie sich hatten stellen müssen, um hierher zu gelangen. Wie es kam, dass Rhys vorhin nicht erkannt worden war, überstieg ihre Vorstellungskraft, bis ihr einfiel, dass niemand erwarten würde, dass ihr Gitarrenprinz ein Mädchen wie sie durch die Menge schleifen würde.
Rhys ließ seinen Blick über die Menge schweifen und entdeckte schnell den blonden Eindringling der vergangenen Nacht, der entspannt in einer Sitznische in der Ecke saß. Sie hatte gelernt, dass das Milo war, Rhys bester Freund von der Highschool und der Mann hinter dem Keyboard bei Misery.
Laut den Artikeln, die sie gelesen hatte, bevor sie beschlossen hatte, die Band nicht mehr online zu stalken, war Milo genauso sehr ein Rockgott wie Rhys. Er brachte einen einzigartigen Klang in die Band und war sehr beliebt bei den Fans.
Während sie zwar nichts über Keyboards wusste, wusste sie doch, dass Milo umwerfend war. So groß und selbstbewusst wie sein Bandkollege hatte er hellblaue Augen und kurze, leicht gelockte Haare. Er sprang auf die Füße, als er entdeckte, dass sie auf ihn zukamen.
Er und Rhys tauschten diese unbeholfene einhändige Umarmung aus, die die Grenzen männlicher Intimität definierte. Nur war diese Umarmung überhaupt nicht unbeholfen, da sie sich ehrlich zu freuen schienen, gemeinsam hier zu sein.
Merkwürdig , dachte sie. Nach dem zu urteilen, was sie gestern Abend gesehen hatte, wohnten sie zusammen und sie arbeiteten zusammen und dennoch schienen sie wirklich glücklich, einander zu sehen.
„Hast du’s erledigt, Mann?“, fragte Milo, der sie beäugte.
„Klar, hab ich das, Kumpel. Glaube ich zumindest. Die Zeit wird es zeigen.“ Rhys nickte in ihre Richtung.
Ah, deswegen waren sie also so glücklich. Milo dachte offensichtlich, sie hätte bereits unwiderruflich Rhys‘ „Vereinbarung“ zugestimmt.
„Serena, das ist Milo. Mein ältester und bester Freund und mein Lieblingsbruder.“
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