Ehrlich gesagt, gefällt mir dieses Wort Frequenz nicht, wenn ich Ihnen beschreiben möchte, wie ich die verschiedenen »Ebenen« wahrnehme, auf denen sich das Leben manifestiert. Es ist ein zu »elektronisches« Bild, das die Ausstrahlung und die Empfindungen dieser Lebensformen nicht wirklich erfasst. Vielleicht trifft »Dimensionen des Seins« es besser. »Frequenz« hat aber den Vorteil, ein Einzelwort zu sein, mit dem die meisten Menschen etwas anfangen können. Daher werde ich es benutzen, wenn auch mit einer gewissen Vorsicht.
Auf mein Sofa bezogen kann ich dann sagen, dass es »auf mehreren Frequenzen sendet«, von der konkreten, physikalischen Ebene der Atome, Moleküle und materiellen Substanz bis hin zur ursprünglichen, universalen »Frequenz« des Heiligen, des Einsseins, das die gesamte Schöpfung durchdringt. Ich weiß allerdings nicht, aus wie vielen dieser Frequenzen und Dimensionen des Seins sich das Gesamtphänomen meines Sofas zusammensetzt. Ich bin leider nicht in der Lage, meine Wahrnehmung auf sie alle einzustimmen. Aber mehrerer dieser Frequenzen bin ich mir bewusst und möchte sie Ihnen gerne beschreiben.
Wenn ich mein Sofa betrachte, sehe ich zunächst, was alle sehen: die äußere Erscheinung. Es ist etwas über zwei Meter lang und eignet sich perfekt dafür, im Liegen fernzusehen. Es ist aus Holz, Stoff und dickem Polstermaterial hergestellt, und die Kissen sind ebenfalls weich und dick. Es ist elfenbeinfarben, schön anzuschauen und sehr bequem. Auf dieser Wahrnehmungsebene erscheint es mir ziemlich alltäglich und ganz und gar nicht »lebendig« im landläufigen Sinne.
Verändere ich aber meine Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, gewinnt das Sofa auf der ersten über das Physische hinausgehenden Frequenz eine neue, zusätzliche Qualität. Ich nehme nun nämlich ein Energiefeld wahr, von dem die physische Gestalt des Sofas umgeben ist. Dieses Feld ist »klebrig« und kann andere feinstoffliche »Energiegebilde« aufnehmen und akkumulieren, zum Beispiel jene, die durch unsere Gedanken und Emotionen erzeugt werden. Wenn ich zum Beispiel, während ich auf dem Sofa sitze oder liege, gut gelaunt und in friedvoller Stimmung bin, kann die Schwingung dieses Friedens in das Energiefeld des Sofas eindringen und dort haften bleiben, zumindest für eine gewisse Zeit. Das Gleiche geschieht, wenn ich aufgeregt oder ärgerlich bin. Auch diese emotionalen Energien können vom Sofa absorbiert werden. Es ist, als wäre das Sofa von einer Art medialem Klettband umhüllt, woran energetische »Fusseln« der in seiner Umgebung stattfindenden mentalen, emotionalen und spirituellen Aktivität haften bleiben.
Wenn diese psychischen Energien immer wieder auftreten, können sie sich dem Energiefeld des Sofas intensiv aufprägen. Sie dringen tief in seine energetische Substanz ein, weit unter die äußere »Klettschicht«, von der eben die Rede war. Ist das nicht der Fall, haften die »Energieflusen« nur leicht an und lassen sich durch eine einfache energetische Reinigung entfernen. Dafür genügt es oft schon, wenn wir liebevoll und vergnügt unsere Hausarbeit erledigen – idealerweise begleitet von der Schwingung angenehmer Musik – und dabei visualisieren, dass saubere, klare, vitale Energie durch das Zimmer strömt und die Möbel »entstaubt«.
Diese von außen absorbierte feinstoffliche Energie kann medial den Eindruck von etwas Lebensähnlichem vermitteln, doch in Wirklichkeit handelt es sich um die von der feinstofflichen Substanz des Sofas »aufgezeichnete« Lebensenergie von Personen, die sich in der Nähe aufhielten. Auf dieser sehr einfachen Ebene ist das Sofa energetisch aktiv, wie die meisten Dinge, aber das ist nicht dasselbe wie wirklich lebendig zu sein. Um zu entdecken, dass und auf welche Weise in meinem Sofa Leben wohnt, muss ich tiefer gehen.
In der Astronomie gibt es das Konzept der habitablen Zone . Das ist die Zone um einen Stern, wo ein Planet für die Entwicklung von Leben, wie wir es kennen, günstige Bedingungen aufweist. Wie groß diese »bewohnbare Zone« ist und wo im jeweiligen Sonnensystem sie sich befindet, hängt von den Eigenschaften des Sterns ab, um den der Planet kreist.
Wenn ich nun das Leben in meinem Sofa betrachte, suche ich ebenfalls nach einer »habitablen Zone«, in der das universale Fließen des Lebens sich zu Energiemustern organisiert, die zu einem gewissen Grad beständig und selbsterhaltend sind. Für mich sind solche Muster Inkarnationssysteme . Sie akkumulieren nicht einfach Energie oder Substanz, sondern organisieren sie auf dauerhafte Art.
Sie sind autopoietisch, also selbsterschaffend und selbsterhaltend. Sie verfügen über ein gewisses Maß an Kohärenz und Integration. In meiner Terminologie besitzen sie eine Identität, eine Abgrenzung, die sie von dem Energiestrom in ihrer Umgebung unterscheidbar macht.
Stellen Sie sich einen Fluss vor. Ein Ast liegt am Ufer und ragt teilweise ins Wasser. Dort, wo er darin eingetaucht ist, behindert er zu einem gewissen Maß die Strömung. Vielleicht bildet sich ein Wasserwirbel. Dieser Wirbel ist eine Gestalt, die bestehen bleibt, solange der Ast ins Wasser ragt, auch wenn das Wasser ständig weiterfließt.
Wenn der Fluss der Strom der Lebensenergie ist, der aus dem Schöpfungsmysterium hervorgeht, das wir das Heilige nennen, dann ist eine von ihm erschaffene Manifestation wie ein solcher Wasserwirbel. Sie ist eine komplexe Organisation fließender Energie, die sich an einer begrenzenden Struktur bildet. Diese Struktur definiert die besondere Form des Energiemusters und ermöglicht eine für längere Zeit stabile Organisation.
Wenn ich mein Sofa auf eine solche tiefergehende Weise betrachte und wahrnehme, gelange ich zu diesem Muster aus organisierter, lebendiger feinstofflicher Energie, die nicht einfach nur eine Ansammlung aus von außen kommenden »energetischen Fusseln« ist. Es handelt sich um eine energetische Präsenz, die eine einzigartige, innerlich kohärente und integrierte Organisation aufweist. Auf dieser Ebene erlebe ich das Sofa als lebendig, gewiss nicht als einen biologischen Organismus, aber als einzigartige Konfiguration empfindungsfähiger Energie.
Wie ist dieses Leben, so wie ich es wahrnehme, beschaffen?
Um noch einmal die Metapher des Flusses aufzugreifen: Der Ast, der den Wasserwirbel energetischer Organisation erzeugt hat, ist in diesem Fall die menschliche Vorstellungskraft, die das Sofa überhaupt erst hervorbrachte. Diese kreative Imagination formt eine absichtsvolle Struktur, um die herum sich Energie zu organisieren beginnt. Sie liefert die Matrix für ein Muster aus lebendiger Energie, das sich dann, verknüpft mit der physischen Gestalt des Sofas, manifestiert.
Das Sofa-Energiemuster in dieser »habitablen Zone« sieht für mich nicht wie ein Sofa aus. Tatsächlich hat es keine Ähnlichkeit mit den Formen, die wir von physischen Objekten gewohnt sind. Es handelt sich vielmehr um eine »Bewusstseinsform«, in der sich die Interaktionspotenziale widerspiegeln, die der Rahmen dieses Musters ermöglicht.
Empfindungsfähigkeit ist dabei ein wichtiger Schlüssel. Einer meiner Freunde, der Religionswissenschaftler und Mystiker Lee Irwin, Autor zahlreicher Bücher, definiert Empfindungsfähigkeit als »den Impuls, in Beziehung zu treten«. Beziehungen und Verbundenheit bilden das Fundament für Komplettheit, Ganzheit, und das ist es, worum es meiner Meinung nach in der gesamten Schöpfung geht.
Die »Bewusstseinsform« des lebendigen Energiefeldes, von dem mein Sofa umgeben ist, verfügt über diese Empfindungsfähigkeit (die übrigens nicht das Gleiche ist wie das, was wir bei uns selbst als Bewusstheit erleben). Sie ist so organisiert, dass sie auf einzigartige, durch ihr Muster definierte Weise fühlen und energetische Beziehungen herstellen kann. Diese kohärente Organisationsstruktur ist das, was an meinem Sofa lebendig ist, sein »Inkarnationsmuster«.
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