Da erwachte er aus dem Traum.
Der Traum war ihm so seltsam vorgefallen, dass er es nicht lassen konnte, ihn seinen Vertrauten zu berichten. Was konnte er bedeuten? Keiner von seinen Leuten hatte vermocht, ihm eine zufrieden stellende Deutung zu geben. Aber dann verbreitete sich der Bericht über seinen Traum unter den Gefangenen, und es gab einen Priester, der sich wissend glaubte.
„Franciens Berg, den du sich in den Himmel erheben sahst, das ist seine Kirche, erklärte der Priester. Die Quelle ist die Taufe. Und der Aussatz und das Jucken sind all deine Sünden, welche du abwaschen wirst in der Taufquelle. Die Vögel mit den roten linken Flügeln, was sind die nun? Natürlich die schildtragenden Männer deines eigenen Volkes. Und diese Schar, die keiner zählen kann, wird dir in die Taufe folgen und du wirst gleich Moses ihr Führer sein. Das Essen, das sie zu sich nahmen, war das Nachtmahl. Die Nester, die sie bauten, bedeuten Franciens verödete Städte, die du und die mit dir sind wieder aufbauen werden. Und das beinhaltet seinerseits, wenn der Traum dir viele Vogelarten zeigte, dass der Herr sagen will: Viele Völker werden kommen und in deinem Reich wohnen und dir gehorchen ..."
Ja, der Priester hatte den Traum noch mit vielen anderen Worten ausgelegt und von Kanaans Land und anderem gesprochen, was er von seiner Heiligen Schrift her hatte. Manches schien Rollo immer noch unglaublich zu klingen, aber den Kern des Traumes hatte er fest begriffen: Im Frankenreich lag das gelobte Land, welches der Gott der Christen für ihn vorgesehen hatte. Und als er das erste Mal in die Seinemündung fuhr und sich Rouen näherte, meinte er, die Landschaft vom Traum wiederzuerkennen. Vielleicht war es sogar so, dass er für eine Weile wieder zurück im Reich des Traumes war, weil er eine schimmernde Stadt sah, die sich den Berg hinaufzog - aber bald darauf sah er die Ruinen, die den Fluss säumten.
Vor der Taufe hatte er immer noch gezögert. Gleichzeitig, wie er glaubte, dass der Priester den Traum in etwa richtig gedeutet hatte, lebte ein anderes Gesicht auf seiner Netzhaut: Als sich sein Schiff der Seine näherte, hatte er eine rotgekleidete Walküre auf dem Vordersteven gesehen. Sie hatte nach Westen gezeigt. Da war es bereits zu spät zu parieren und gegen die Springflut zu steuern. Und sofort war die Walküre verschwunden.
Wie auch immer, wegen des verdammten Traumes war er im Land an der Seine geblieben, nicht westwärts weitergezogen. Nicht in Ehren beim König von England verblieben. Nicht nach Dänemark und Halland zurückgekehrt und hatte keine Rache an König Hårik genommen. Mit dem Beistand des Normannenheeres hätte er Hårik demütigen und seit langem selbst König von Dänemark werden können.
„Aber Hårik ist jetzt tot", murmelte er, „und ich weiß nicht einmal, wer in Dänemark herrscht ..."
Er war gottlos - er huldigte weder den Göttern seiner Väter noch ehrte er Christus. Er hatte den Goden erschlagen, aber nicht die Unterstützung des christlichen Gottes aus vollem Herzen gesucht. Mitten zwischen zwei Welten hing er völlig schutzlos. Gespannt zwischen vier Pferden in vier Himmelsrichtungen. Wankelmut hatte in seinem Geist eine Wohnung gebaut. War es das, weshalb sein Glück ihn zu verlassen schien?
War das der Fall, beruhte es wohl darauf, dass er Gurim ungerächt liegen lassen hatte. Wie er die Blutrache herausfordern könnte, hatte er keine Ahnung.
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