Dient als Machtmittel der Oligarchen, die das Land als ihre Privatangelegenheit behandeln und ausbeuten. Die großen Klubs Dynamo Kiew, Metallist Charkow, Dnjepr Dnjepropetrowsk, vor allem aber Schachtar Donezk sind reale Machtzentren. Unter ihren Wappen versammeln sich Politiker und Oligarchen zu privat geführten Clans, die den Staat korrumpieren und aushöhlen. Die Verbindung mit dem europäischen Fußball wirkt hier gleichermaßen den zarten Einflüssen einer demokratischen Kultur entgegen. Und Russland missbraucht den Fußball, wie den gesamten Sport, zu seiner weiteren Großmachtwerdung. Interessanterweise läuft die Professionalisierung des Spitzenfußballs genau in die gegenläufige Richtung. Am stärksten in Russland, danach in der Ukraine, aber schließlich auch in Polen. Stadien, Trainingsanlagen, das ganze sportliche Niveau ist in Russland längst mit West-Europa zu vergleichen, die Ausstattung der Klubs ist oftmals noch besser. Ebenso bei den Top-Klubs in der Ukraine – in Polen wurde erst ein Anfang zur Professionalisierung der Liga gemacht, als Teil der fortschreitenden Europäisierung dieses Landes. Aber vor allem Russland ist für ausländische Fußballer äußerst lukrativ: Transfersummen und Handgeld sind überdurchschnittlich hoch, Spielergehälter enorm und steuerfrei, das Leben luxuriös, die Liga stark und längst wettbewerbsfähig mit den großen Fußballnationen. Aber das Leistungsgefälle in Osteuropa steht dem Demokratiegefälle diametral entgegen: Der autoritäre Staat in Russland und die ukrainische Oligarchie treiben die sportlichen Leistungen an, weil sie dem Machterhalt der Eliten nutzen. Die Spieler werden als Leistungsdarsteller dieser Systeme instrumentalisiert. Damit muss jeder Fußballer leben, der sich für einen Wechsel zu Schachtar Donezk oder Rubin Kasan entscheidet.
Ich habe in den vergangenen Jahren für verschiedene Redaktionen Stadien in allen drei Ländern besucht, habe mit polnischen Hooligans gesprochen, mit korrupten Fußballtrainern, mit rechtsradikalen Ultras in der Ukraine und in Russland, mit schwerreichen Oligarchen, mit fürstlich bezahlten Fußballprofis, mit Funktionären und Politikern des Kremls. Dabei bin ich immer wieder durch jenen Teil Europas gereist, den sich nun auch viele andere über den Fußball erschließen. Tage, Nächte, Wochen, war ich mit Zügen unterwegs, die den dortigen Lebensrhythmus aufnehmen, bin Zehntausende Kilometer mit dem Auto abgefahren, bin geflogen und gelaufen, immer wieder durch das Tor zum Osten.
Olaf Sundermeyer
Berlin, im Winter 2012
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