BELARUS!

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Revolution heißt: Nichts mehr ist danach wie früher. Das kann man schon jetzt von den Verhältnissen in Belarus sagen – wie auch immer der Aufstand ausgehen mag, Belarus hat ein neues Gesicht präsentiert. Und das Land im Osten Europas hat gezeigt: Die Revolution trägt ein weibliches Gesicht. Die Frauen bestimmen das Bild, die Frauen stehen in der ersten Reihe, die Frauen prägen die Formen des Aufstands. Die «Flugschrift» der edition.fotoTAPETA – geschrieben ausschließlich von Frauen – zeichnet nach, was in dem Land vor sich geht.
Ein Reader mit zahlreichen Originalbeiträgen, mit Gedichten von fünf Dichterinnen, einer Chronik, 40 Seiten mit Stimmen aus dem Land und 20 Seiten mit Dokumenten – unter den Autorinnen sind Yaraslava Ananka | Tania Arcimovich | Simone Brunner | Vera Burlak | Julia Cimafiejeva | Maria Davydchik | Olga Dryndova | Volha Hapeyeva | Iryna Herasimovich | Volha Hronskaja | Gun-Britt Kohler | Hanna Komar | Lizaveta Mikhalchuk | Maryna Rakhlei | Marina Scharlaj | Elke Schmitter | Tatiana Shchyttsova | Diana Siebert | Antonina Slobodchikova | Julia Smirnova | Irina Solomatina | Olga Shparaga | Hanna Stähle.

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Über die genannten Fremdzuschreibungen und Konnotationen hinaus sind bereits im Toponym Belarus zahlreiche Entwürfe eines nationalen Selbstbildes enthalten. Intellektuelle finden darin eine schicksalhafte Komponente und entfalten im Diskurs über das Belarusische wiederkehrende Motive und Mythologisierungen: ein „weißes“, unerforschtes Gebiet, Terra incognita, ein namenloses Land, ein Gespenst … Wird das Bild des Landes konkreter umrissen, so erscheint es als eine Gestalt, die von den Gepflogenheiten des Dorfes geprägt ist und in einem Sumpf zu versacken droht. Das Femininum Belarus lädt ferner geradezu dazu ein, es als eine Frau zu personifizieren. In das nationale Leidensnarrativ passt etwa die Allegorie einer Frau und Mutter, die immer wieder fremdgeht oder sexuell misshandelt wird:

Спала з маскалём, / Спала з ляхам, / Ды была пастеллю мне плаха. / Спала з тваiм бацькам – лiцьвiнам, / А цяпер з табой – маiм сынам. (…) Паглядзi, з кiм спала Айчына!

(Анатоль Сыс, „Песня пра жану“, 1993).

Mit einem Moskal’ geschlafen, / mit einem Lachen (=Polen) geschlafen, / und war auch mit mir im Bett. / Mit deinem Vater, dem Litauer, geschlafen, / und jetzt schläft sie mit dir, meinem Sohn . (…). Schau nur, mit wem die Heimat geschlafen hat!

(AnatoÍ Sys, „Lied über die Ehefrau“, 1993).

Wie kein anderes Beispiel verdeutlicht das Gedicht von AnatoÍ Sys die Verknüpfung von Gendermustern und nationalen Identitätskonstruktionen: Die traditionelle Genderordnung wird auf andere Formen der Identitätsbildung projiziert. In der Geschichte, die als patrilineare Geschichte der Männer verstanden wird, gilt der Mann als prototypischer Vertreter einer Nation; die Position der Frau ist von der des Mannes abhängig. Die Konzeptualisierung der belarusischen Nation als Frau weist auf ihre Schwäche hin, wird mit dem „Weiblichen“ doch das Unentwickelte, Emotionale, Passiv-Inferiore und Passiv-Naturhafte konnotiert. Demgegenüber stehen die „männliche“ Stärke und Überlegenheit, das Aktiv-Geistige, Schöpferische und Rationale – die Eigenschaften, die im belarusischen Identitätsdiskurs zumeist den Nachbarstaaten zugeschrieben werden.

Viel häufiger als das Bild der Dame minderen Gewichts ist in den diskursiven Identitätskonstruktionen allerdings das Madonnenbildnis anzutreffen. Im nationalen Selbstbeschreibungsmodell von Belarus kommt der Mutter eine außerordentlich positive Stellung zu. Das Licht der Mutter sei, wie es der Dichter Ryhor Baradulin („I ščyraść ichnjaja i laska“, 1987) beschreibt, mit dem Licht Gottes vergleichbar; es sei „geheimnisvoll“, „unendlich“ und „unfassbar tief“ – genauso wie die eigene Sprache und Heimat. Auch diese beiden Begriffe ( mova und radzima , ebenfalls weiblichen Geschlechts) werden mit femininen Eigenschaften versehen. Die eigentliche Muttersprache, das Belarusische, besitzt zwar im nationalen Diskurs eine starke Identifikationskraft, wird aber lange Zeit als Dorfsprache abgestempelt. Als Sprache der Titularnation hat sie einen rein symbolischen Wert und steht im kommunikativen Alltag dem Russischen, dem Maskulinum jazyk , wesentlich nach. Dementsprechend wird die belarusische Sprache in der Personifizierung als Mutter mit den bekannten Klischees des Weiblichen, des Mütterlich-Seelenvollen, aber auch des Leidensfähigen und Rezeptiven konzeptualisiert. Im patriarchalen Weltbild hat sie oft keine Stimme. Die Belarus*innen, die statt die eigene Muttersprache zu gebrauchen, in ihr verstummen, die Sprache des „großen Bruders“ sprechen, gelten als „schweigende“ Nation schlechthin. Sie werden immer wieder zum Schweigen gebracht – in der jüngsten Geschichte vom Staatsapparat der eigenen Republik, an dessen Spitze ein „richtiger“ Mann, ein mužik stehe.

Die Stilisierung von Alexander Lukaschenko als Vater der Nation (baćka) und „Herr im Haus“ ist im politischen und populär-kulturellen Kontext bekannt. Die offiziellen massenmedialen Inszenierungen rekurrieren nicht selten auf Genderkonstruktionen und Familienbezeichnungen und deuten auf ein Wertesystem hin, das von dezidiert männlichen und patriarchalen Eigenschaften geprägt ist. Der belarusische Staatschef, der sich gerne als alleinerziehender Vater in der Öffentlichkeit in Szene setzt und dabei die Gesellschaft junger Frauen ostentativ genießt, äußerte sich immer wieder zu den Vorzügen der traditionellen Genderordnung im eigenen Land.

Ironischerweise war es wohl gerade dieser unentwegt vorgebrachte Sexismus, der die Frauen in der Politik nicht ernst nahm, sie unterschätzte, aber sie letztlich bestärkte und zu einem mächtigen Gegner werden ließ. Die Frauen, die im Sommer 2020 unverhofft die politische Bühne und später die Straßen und Plätze von Belarus betraten, sind in mehrfacher Hinsicht symbolhaft. Ihr Aufstand ist eine Auflehnung gegen Lukaschenkos Patriarchat, in dem Frauen dazu bestimmt sind, Kinder zu gebären und in der Küche am Herd zu sein. Ihr Aufstand steht aber auch für das Erwachen der Nation – einer vermeintlich „schwachen Frau“, die ihre eigene Courage neu entdeckt. Heute demonstriert der Staatsapparat seine Stärke, indem er friedliche Frauen wortwörtlich schlägt, in Gefangenentransporter zerrt und in Gefängniszellen einsperrt. Eine Metapher vermag es noch besser zu erfassen: In seinem Willen, an der Macht zu bleiben, spricht Lukaschenko von „seinem“ Land als der „Liebsten, die man nicht hergibt“. Ein staatlich organisiertes Frauenforum in der Minsk-Arena, bei dem der Machthaber vor Tausenden von Frauen Kampfbereitschaft verkündete und dabei ein Fest in sowjetischer Tradition abhalten ließ, krönte ein neues Lied mit gleichnamigen Titel ( „Ljubimuju ne otdajut“ / „Die Liebste gibt man nicht her“). Bezeichnend ist, dass es nicht nur auf Russisch, sondern auch von russischen Popstars mitgesungen wurde. Wie sehr eine solche „Liebe“ auf Gegenliebe des belarusischen Volkes trifft, ist mehr als fraglich. Die Regierung hält es jedenfalls nicht davon ab, dieses Lied ins Repertoire der Heimatsongs aufzunehmen, die aus den Lautsprechern erklingen, um Demonstrationszüge zu übertönen.

Die Entschlossenheit und Kreativität der Demonstrantinnen konterkariert diese archaische patriarchale Haltung. In weiten Teilen der belarusischen Gesellschaft herrscht die Meinung, dass die Frauen die Fäden im Hintergrund ziehen und das Leben im Land am Laufen halten. Die protestierenden Frauen zeigen, dass sie sich nicht unterordnen lassen und als „Kriegerinnen des Lichtes“ für die Zukunft ihrer Heimat, ihres Volkes und ihrer Kinder „spazieren gehen“. Sie zeigen ferner, dass die Instrumente des Patriarchats ins Leere laufen können, und geben damit der Nation das Vertrauen in ihren Gerechtigkeitssinn zurück. In der Mehrheit sind es keine erklärten Feministinnen, sondern Frauen, die sich mit „femininen“ Eigenschaften identifizieren und sie bei ihren Spaziergängen zur Schau stellen, sei es als inszenierte und romantisierte Bräute, als Mütter, die auf der stilisierten Polizeiuniform MAMA anstelle von OMON schreiben, oder als Sexualobjekte, die den Polizisten drohen, sie nicht zu bedienen …

Schließlich machten genau diese stereotypen Eigenschaften des „schwachen Geschlechts“, die normative Weiblichkeit, die drei zum role model für die Proteste in Belarus gewordenen Frauen, erst glaubwürdig. Swetlana Tichanowskaja, eine Mutter und ehemalige Lehrerin, betonte immer wieder, dass sie sich gezwungenermaßen als Platzhalterin für ihren inhaftierten Mann zur Wahl stellt. Allenfalls stellte sich heraus, dass Belarus für eine sich selbst aufopfernde Frau als Präsidentin bereit wäre. Nicht nur, weil das konträr zum chauvinistischen Gebaren des langjährigen Machthabers steht, sondern auch, weil das ins etablierte Frauenbild passt. So gesehen revolutionieren die Aktivistinnen und Demonstrantinnen nicht primär das Frauenbild von Belarus. Vielmehr sind sie als treibende Kraft zu verstehen, die das nationale Selbstbewusstsein neu ausrichtet und die Individuation der Gesellschaft vorantreibt.

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