„Sie ist wie ein lehrreiches Bild der Königin von Saba, die vom Ende der Welt zu Salomon kam, um in die Schule der Weisheit zu gehen.“
„Und der König auf der Spielkarte?“
„Er verweist auf König David, der schuldig wurde, aber Buße im Herrn tat.“
„Bleibt aber noch der Bube!“ sagte der Bischof. „Da werde ich wohl keine Antwort bekommen?“
„Doch, verehrter Herr Bischof, da denke ich an etwas, worin sehr wenig Frömmigkeit steckt, aber seien Sie mir deshalb nicht ungnädig!“
„Heraus damit! Was ist es?“
„Ich denke da an mich selbst, der ich doch auf dieser schönen Gotteswelt ein sündiger Bube bin!“
„Gut! Gut, und was weiter?“ wich der Bischof der blanken Heiterkeit aus, die in ihm aufstieg.
„Ja – weiter!“ sagte Gottlieb Spatz und blieb gelassen. „Meine Spielkarten sind auch mein Kalender, denn wenn ich alle Augen darin zusammenzähle, so finde ich 365, gerade so viel wie Tage im Jahr sind, und in meinem Spiel sind 52 Blätter, das macht so viel, wie ein Jahr an Wochen hat. So habe ich also Bibel, Gebetbuch und Kalender ganz dicht beieinander. Meine Schuld ist es nicht, wenn gewisse Tröpfe das Kartenspiel des Teufels Gebetbuch nennen!“ „Lassen wir es damit bewenden!“ winkte der Bischof ab, brach in helles Lachen aus und meinte, er komme sich vor, wie einer, der Brosamen vom Tisch eines Weltweisen bekommen habe.
War das ernst gemeint? Die Sprühteufelchen in den Augen des hohen Herrn gaben auf diese Frage keine rechte Antwort. Bei der Abendpredigt sprach der Bischof über den Humor, den wir Menschen in reichen Portionen genießen sollten und nicht nur wie Streukügelchen in einer homöopathischen Verdünnung.
Bis spät in die Nacht hinein saßen Bischof und Pfarrer beisammen. Die Behaglichkeit tropfte aus allen Zimmerecken, und nachdenklich lächelnd, mit einem bedächtigen Blick an seiner eindrucksvollen Nase entlangspähend, fragte der Bischof nach dem Lebensalter des Pfarrers, das er längst kannte.
„Ich habe achtzig auf dem Buckel.“
„Achtzig?“ gab sich der Bischof erstaunt, da müsse der i Pfarrer doch ein Rezept kennen, das einen Menschen so jung erhalten könne. „Ja, ein ganz einfaches Rezept“, sagte Gottlieb Spatz. Man solle nur den alten verdrießlichen Adam, den jeder in sich trage, immer im Humor ertränken. „Ein lachendes Herz wird nicht alt!“
„Das ist eine kluge Lebensphilosophie in den Wetterwendigkeiten, Giftigkeiten und Narrheiten des Daseins“, sagte der Bischof.
„Man muß aber das Lachen ernsthaft betreiben!“
Dies Wort trage keinen Widerspruch in sich, meinte Gottlieb Spatz und streichelte seinen Dackel Fitti, der wieder einmal den einzigen Polstersessel des Spatzennestes besetzt hielt und vergnügt bläffte, als habe er verstanden, worum es den beiden Männern ging.
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