VON JAMES SWALLOW & JOSH REYNOLDS
Ins Deutsche übertragen von Stephanie Pannen
Die deutsche Ausgabe von WATCH DOGS LEGION: TAG NULL
wird herausgegeben von Cross Cult, Teinacher Straße 72, 71634 Ludwigsburg.
Herausgeber: Andreas Mergenthaler, Übersetzung: Stephanie Pannen; verantwortlicher Redakteur und Lektorat: Markus Rohde; Lektorat: Katrin Aust; Korrektorat: Peter Schild;
Satz: Rowan Rüster; Cover-Illustration: Stonehouse,
Printausgabe gedruckt von GGP Media. Printed in Germany.
Titel der Originalausgabe:
WATCH DOGS LEGION: DAY ZERO
First published by Aconyte Books in 2020
Aconyte Books is an imprint of Asmodee Entertainment Ltd
Copyright © 2020 Ubisoft Entertainment. All Rights Reserved. Watch Dogs,
Ubisoft and the Ubisoft logo are registered or unregistered trademarks of
Ubisoft Entertainment in the U.S. and/or other countries.
German translation copyright © 2020 by Cross Cult.
Print ISBN 978-3-96658-416-6 (November 2020)
E-Book ISBN 978-3-96658-417-3 (November 2020)
WWW.CROSS-CULT.DE
TAG FÜNF: SONNTAG TAG FÜNF
1: BRICK LANE
2: WHITECHAPEL
3: TOWER HAMLETS SOUTH
4: REDQUEEN
5: TATORT
6: ABENDESSEN BEI FAMILIE HAYES
TAG VIER: MONTAG
7: PERFIDES ALBION
8: ERMITTLUNGEN
9: VORBEREITUNG
10: COYLE
TAG DREI: DIENSTAG
11: BETHNAL GREEN
12: DIE ASSERVATENKAMMER
13: FLUCHT
14: GESCHWISTERRIVALITÄT
15: SIGNAL
16: GEJAGT
TAG ZWEI: MITTWOCH
17: ARRANGEMENTS
18: MASKEN
19: SCHUTZ
20: DIE GARAGE
21: DIE WOHNUNG
22: OPFER
23: VERRAT
TAG EINS: DONNERSTAG
24: POLITIK
25: MARCUS TELL
26: NACHWIRKUNGEN
TAG NULL: FREITAG
27: AUSBRUCH
28: NACHBEBEN
29: THE PINNACLE
30: FEUER FREI
SPÄTER
EPILOG
TAG FÜNF
Bagley-bytes 13654-9:In Old London Town geht’s hoch her, Leute. Hier eine Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse: Skye Larsen, Futuristin und Irre de jour, hat sich in ihrem #Essay im Grauniad gewaltig im TOAN vergriffen, indem sie argumentiert, dass wir alle besser dran wären, wenn wir ihr endlich erlauben würden, einen ctOS-Chip in unser Hirn zu pflanzen. Echt lachhaft. Ach ja, noch was, was ich nicht kann. Traurig. Fake News.
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Hier ist etwas, das nicht neu ist – Überwachungs-Feeds haben einen weißen Transporter bei mehreren ungeplanten, nicht registrierten Stopps in der City aufgenommen, einschließlich der Blackfriars Bridge. Überhaupt nicht verdächtig. Vollkommen unabhängig davon gibt es einen Haufen internes Geplauder auf den Albion-Frequenzen. Ich frage mich, was unser liebstes paramilitärisches Sicherheitsunternehmen so treibt, hmmm? Kennt hier jemand den Begriff LIBRA? Nein? Weiter geht’s.
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Und etwas Vertrautes: Die Polizei bekommt einen Haufen Berichte über finstere Machenschaften im Bahnhof von Whitechapel. Mal aufzeigen, wen das überrascht. Bitte nimm die Hand runter, Terry. Du machst uns beide lächerlich. Eine mögliche Beteiligung des Clan Kelley wurde erwähnt. Sergei, sei so nett und forsch da mal nach.
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Apropos Whitechapel, Sarah Lincoln, unsere liebste Labour-Abgeordnete, hält nachher im Lister House eine unnötige Rede über Gemeinschaftszusammenhalt, wo doch alle lieber Fußball gucken würden. Scan mal das Publikum, Hannah. Man weiß ja nie, wer sich als ausreichend unzufrieden und nützlich erweist.
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Und schließlich das Beste zum Schluss. Laut unserem Dalton sieht es so aus, als würde der MI5 nach dem Vorfall in Newcastle ein bisschen politischen Gegenwind bekommen. Wenn ich ein Herz hätte, würde es bluten.
Olly Soames erreichte die Brick Lane mit Höchstgeschwindigkeit und ließ das Rad ab hier ausrollen. Er schlängelte sich mit einer Leichtigkeit durch die mittäglichen Besucher des Markts, die auf Erfahrung und einer vollkommenen Gleichgültigkeit gegenüber den Verkehrsregeln beruhte. Als er wieder in die Pedale trat, griff er in seine Tasche und berührte das Display seines Optik AR, um es aufzuwecken. Das Mobilteil mit GPS-Zugang war mit einem winzigen, direkt vor seinem Ohr implantierten Gerät verbunden und legte eine Übersicht des Bezirks auf seine Netzhaut.
Die digitale Karte breitete sich über seinem Sichtfeld aus. Er bemerkte es inzwischen kaum noch, auch wenn es viel Übung erfordert hatte, damit zu fahren. Durch Blinzeln übersprang er die Pop-up-Werbung und gab sein Ziel ein, während er über das Pflaster raste und eine Spur erschrockener Flüche hinterließ.
Nicht alle wussten Ollys gekonnte Navigation zu schätzen und mehr als ein Stück Obst prallte von der Rückseite seiner Crossbag ab. Er ignorierte es. Er hatte größere Sorgen als eine schlecht gezielte Mandarine.
Er war spät dran. Und zwar nicht auf die vornehme Art, sondern die andere. Die Art, die bedeutete, dass er es verbockt hatte. Schon wieder .
Es war nicht seine Schuld. Er hatte eine Entschuldigung, aber Entschuldigungen zählten nur, wenn die andere Person bereit war, sie sich anzuhören. Angesichts ihrer bisherigen Begegnungen bezweifelte Olly, dass seine Kontaktperson Verständnis zeigen würde. Er beugte sich tief über den Lenker und trieb das Rad zu immer höheren Geschwindigkeiten an.
Das Optik-Mobilteil in seiner Tasche vibrierte und auf seinem Display blinkte eine Stauwarnung auf. Er steuerte in eine Sackgasse, hoffte den Stau umgehen zu können. Er hüpfte von der Fahrbahn und fuhr einen parallelen Weg entlang, auf der Suche nach dem geringsten Widerstand.
In seinem Augenwinkel lief ein Newsfeed. London war diese Woche Gastgeber einer großen Tech-Konferenz. Das erklärte all die Sicherheitsdrohnen über der Stadt. Olly hatte aus zuverlässiger Quelle gehört, dass die meisten von ihnen von zwei gelangweilten Bullen in einer klimatisierten Zelle in New Scotland Yard gesteuert wurden.
Aus einer Seitenstraße kam eine Bogen-Limousine und hupte ärgerlich, während er weiter darauf zuhielt. Dann hob er das Vorderrad an und sprang hoch, direkt über die Motorhaube des Wagens. Als er dahinter hart auf der Straße aufsetzte, hätte er sich fast die Zunge abgebissen, konnte das Rad aber gerade noch aufrecht halten.
Hinter Olly ertönte ein »Wichser!« Es war ausgeschlossen, dass er keine Kratzer im Lack hinterlassen hatte. Doch er konnte sich nicht dazu durchringen, sich deshalb besonders schlecht zu fühlen. Was hatte der Kerl erwartet, wenn er an einem Sonntag durch London fuhr? Er hob zwei Finger über seine Schulter, behielt den Blick jedoch nach vorn gerichtet.
Olly wusste, dass ihn die Überwachungskameras im Blick hatten, aber das hieß nicht viel, wenn sich am anderen Ende niemand darum scherte. Soweit sie wussten, war er nur ein weiteres Kurier-Arschloch. Das war ihm auch ganz recht so. Und wenn es nötig werden sollte, kannte er ein paar Tricks, um eine Identifizierung praktisch unmöglich zu machen. Elektronische Augen waren genauso leicht zu täuschen wie die aus Fleisch und Blut, wenn man wusste, wie. Erneut berührte er das Optik-Display und aktivierte einen voreingestellten Befehl. Ein kodierter Datenstrom störte für ein paar Sekunden die Feeds der Überwachungskameras in seiner unmittelbaren Umgebung.
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