Conrad Messmer
Saga
Hans im Sex Copyright © 1988, 2019 Conrad Messmer All rights reserved ISBN: 9788711717714
1. Ebook-Auflage, 2019
Format: EPUB 2.0
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Absprache mit dem Verlag gestattet.
Es war einer dieser beliebten Tanzabende, bei denen es ziemlich frei zugeht und bei denen jeder, der’s drauf anlegt, Gelegenheit findet, mit dem geeigneten Partner nach draußen zu verschwinden und herumzuknutschen. (Allerdings um diese Jahreszeit im Wagen, es sei denn, man ist wild darauf, sich Eisbeine und eine Erkältung zu holen.)
Hans Mauritius hatte seine Frau am Tisch von Bekannten gelassen und streifte durch den Saal, auf der Suche nach einem Mädchen, das er ein wenig befingern konnte. Hans war 37 und ein erfolgreicher Mann. Er gehörte zur besten Gesellschaft, was allerdings bei der geringen Größe der Stadt nicht sehr viel besagte. Er war betrunken, natürlich, denn andernfalls wäre es ihm nie in den Sinn gekommen, ausgerechnet hier nach jagdbarem Wild auszuschauen. Normalerweise erledigte Hans Mauritius seine gelegentlichen Abenteuer in der nächsten Großstadt, verband das Nützliche, nämlich seine Geschäfte, mit dem Angenehmen und war ziemlich sicher, bis ans Ende seiner Tage unentdeckt zu bleiben. (Denn, um die Wahrheit zu sagen, seine Frau Isa war nicht nur sehr schön, sondern auch sehr eifersüchtig, und da ihr Geld mit in der Firma steckte und ihr Vater großen Einfluß besaß, galt es, Rücksicht zu nehmen.)
Von einem Tisch im Hintergrund winkte Achim Pabst zu Hans herüber. Hans winkte zurück, wollte aber weitergehen, als er plötzlich ein Mädchen an Pabsts Tisch entdeckte. Die Kleine saß so, daß er sie im Profil betrachten konnte. Soweit das aus der Entfernung zu beurteilen war, hatte sie ein hübsches Lärvchen, straffe kleine Brüste und lange Beine.
Hans Mauritius bahnte sich einen Weg zwischen den anderen Tischen hindurch. Er begrüßte Ulrike, Achims Frau, und das Ehepaar Wolter; Frederic kannte er von diversen geschäftlichen Bewegungen, Miriam eher flüchtig.
„Das ist meine kleine Schwester“, sagte Ulrike.
Hans gab dem Mädchen die Hand und hielt seinen Blick länger als notwendig fest. Die Kleine schien leicht verlegen zu werden.
Sie ist nicht schön, dachte Hans. Eher Durchschnitt. Aber sie hat den anderen etwas Wesentliches voraus. Ihre Jugend.
„Sie sind doch nicht allein hier, Herr Mauritius?“ fragte Ulrike Pabst – kokett und hoffnungsvoll zugleich.
Hans war einer ihrer ,Traummänner‘, einer von den wenigen, mit denen sie ihren Mann bedenkenlos betrogen hätte, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit. Sie tat nichts, ihm ihr Interesse zu verbergen. Hans hatte das schon bei früheren Gelegenheiten mit geheimem Grinsen zur Kenntnis genommen. Er würde sich hüten, von diesem Angebot Gebrauch zu machen. Es war viel zu riskant. Außerdem tat Achim Pabst ihm leid. Der Bursche schien überhaupt nicht zu merken, wie scharf Ulrike darauf war, ihm Hörner aufzusetzen.
„Meine Frau sitzt dort hinten“, sagte er und deutete mit dem Daumen über die Schulter.
„Trinken Sie ein Glas mit uns?“ fragte Achim.
Hans dankte und setzte sich dem Mädchen gegenüber. Ulrike beobachtete ihn und erriet sein Interesse.
„Linda wohnt für eine Weile bei uns“, sagte sie. „Es gefällt ihr sehr gut hier. Nicht wahr, Linda?“
Linda erwiderte Hans’ Blick und bestätigte, daß es ihr gut gefalle.
Ihre Brüste, konstatierte Hans, waren wirklich sehr straff. Dem gegenwärtigen Trend folgend trug sie keinen Büstenhalter. Die nach oben gekehrten Warzen zeichneten sich deutlich ab. Das paßte zu dem ein wenig frech wirkenden Gesicht, fand er.
Linda drehte ihr Glas zwischen den Fingern. Hans sah hin. Sie hatte sehr lange, schlanke Finger mit wundervollen Nägeln. Er sah immer noch hin, als Achim ein Glas für ihn gefüllt hatte. Diese Hände faszinierten ihn. Unbestreitbar waren sie das Schönste an dem ganzen Mädchen. Für Augenblicke stellte Hans sich vor, wie es sein mochte, von diesen Fingern liebkost zu werden. Ein wollüstiger Schauer lief ihm über den Rücken.
„Prost“, sagte Ulrike.
Er hob sein Glas und trank. Seine Gedanken waren nach wie vor bei den Händen des Mädchens.
Das Dumme ist nur, dachte er, daß diese Küken mit einem Mann noch nicht viel anzufangen wissen.
Ulrike lächelte ihn an. Das Lächeln verriet: ihr war Hans’ Interesse an Linda nicht entgangen. Er mußte sich vorsehen.
„Haben Sie Ihre Frau etwa allein gelassen?“ fragte Achim.
„Nur für ein paar Minuten.“
„Aber – das geht doch nicht. Wissen Sie was? Ich werde mich um sie kümmern. Werde mit ihr tanzen, wenn Sie erlauben.“
„Nur zu“, sagte Hans lächelnd. „Grüßen Sie sie von mir, und sagen Sie ihr, daß ich bald zurückkomme.“
„Haben Sie’s wirklich so eilig?“ fragte Ulrike leise, nachdem ihr Mann gegangen war.
Vor allem der Ton der Frage irritierte Hans. Er warf den Wolters einen versteckten Blick zu. Miriam fixierte ihn. Frederic schaute gelangweilt in eine andere Richtung. Hatte er nichts mitbekommen, oder stellte er sich dumm? Jedenfalls galt es, auf der Hut zu sein.
Nach einigen Minuten, in denen die Unterhaltung sich recht mühsam hinschleppte, kam Achim Pabst an den Tisch zurück und brachte Isa Mauritius mit.
„Ich habe sie überredet“, erklärte er nach der Begrüßung.
„Ist Ihnen doch recht, wenn wir den Abend gemeinsam beenden?“
„Natürlich“, sagte Hans.
Isa unterhielt sich mit Miriam und Ulrike. Vergeblich suchte er herauszufinden, ob ihr die Entwicklung behagte.
Es war der schiere Zufall, daß sein Knöchel den des Mädchens traf. Er hatte schon den Mund geöffnet, um sich zu entschuldigen, aber ein Blick in Lindas Gesicht ließ ihn stumm bleiben.
Statt den Fuß zurückzuziehen, ließ er ihn stehen. Linda lächelte ihn an und rieb ihr Bein leicht an seinem. Hans überlegte, wie alt diese Göre sein mochte, und ob sie tatsächlich mehr Erfahrung besaß, als er ihr zugetraut hatte. Frederic Wolter tanzte mit Isa, Achim Pabst mit seiner eigenen Frau.
„Und wir?“
„Das wurde aber auch Zeit“, sagte Linda und stand auf. Er stellte fest, daß sie ziemlich eng tanzte und sich leicht führen ließ.
„Das macht Spaß.“
„Was?“
„Mit Ihnen zu tanzen.“
„Danke“, sagte er – und war für den Augenblick verlegen wie ein Tanzschüler auf dem ersten Ball.
Sie gingen erst zum Tisch zurück, nachdem der Kapellmeister eine Pause angekündigt hatte. Die anderen saßen bereits. Achim Pabst strahlte Hans an.
„Richtig nett, daß Sie an unseren Tisch gekommen sind. Ich habe neulich noch zu Ulrike gesagt, es ist schade, daß Sie sich so rar machen.“
„Gehen Sie oft aus?“ fragte Hans höflich.
„Sehr oft“, antwortete Ulrike für ihren Mann. „Warum auch nicht? Was hat man sonst vom Leben – in diesem Kaff?“
Hans hielt den Kellner auf, der gerade vorbeikam und bestellte mehrere Flaschen Wein. Er mochte nicht auf Pabsts oder Wolters Kosten trinken. Jeder am Tisch wußte, daß er mehr Geld verdiente als die beiden anderen zusammen. Nach den ungeschriebenen Regeln der hiesigen Gesellschaft hatte deshalb Hans Mauritius zu zahlen.
„Warum sieht man Sie so selten?“ fragte Achim Isa Mauritius. Sie zuckte die Achseln.
„An mir liegt es nicht, denke ich.“
„Also an Ihrem Mann?“
„Er macht sich nichts aus Tanzabenden. Außerdem nehmen ihn die Geschäfte stark in Anspruch.“
Ihr Ton und ihr Lächeln redeten eine deutliche Sprache. Sie billigte Hans’ Einstellung nicht, aber sie hatte sich damit abgefunden. Wie es üblich war. Ehefrauen ordneten sich unter. Und sie suchten ihr Vergnügen nicht ohne den Angetrauten. Nicht hier in diesem Kaff ...
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