Tilman Spengler - Made in China

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Wer hat sie erschaffen, diese geheimnisvollen Krieger aus Terrakotta, Soldaten einer unterirdischen Armee, die während der chinesischen Kulturrevolution das Licht der Welt erblickten?
Aufregend, fundiert und voller verrückter Einfälle schreibt Tilman Spengler, profunder Chinakenner und begnadeter Erzähler, über den russischen Kunst­historiker und Lebenskünstler Leo Zwirn. Diesen verbannt das Schicksal in ein von allen Lebensgeistern verlassenes Museum tief in der chinesischen Pro­vinz, das bald darauf von den Roten Garden als «rückwärts­gewandt» angegriffen und zerstört werden soll.
Spengler schreibt über den virtuosen Umgang mit der Wahrheit, die hohe Kunst des Fälschens, über die Vertreibung fanatischer Rotgardistinnen durch entschlossene Kinderfrauen und nicht zuletzt über den «Stählernen Wu», jenen beinharten Parteikader und unfreiwilligen Drahtzieher bei der «Erschaffung» der bald weltberühmten Terrakotta-Armee von Xi'an.
Ein aufregender, komischer, mit viel Wissen erzählter Roman über China, die Kulturrevolution – und eine Ode an die subversive Kreativität.

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Die Briefmarke, die Zwirn im Postamt gegenüber dem Gästehaus von einem sehr jungen Mann, fast noch einem Kind, erwirbt, zeigt das Profil des Parteivorsitzenden aus der Zeit, in der er Anfang der Vierzigerjahre über die Zukunft des Landes befindet. Auf den ersten Blick wirkt Mao auf dem Bild vielleicht eine Spur zu gut ernährt, bedenkt man, wie entbehrungsreich die Jahre waren, die gerade hinter ihm liegen, der Marsch durch die Sümpfe, das Durchkreuzen der Wüsten, das stürmische Hangeln an dünnen Seilen über steilste Schluchten – die Geschichten des »Langen Marsches« sind ja bestens bekannt. Ein wenig ungewöhnlich ist daher auch die Gesellschaft, in welcher der Parteivorsitzende sich befindet: Über ihm schwebt eine Figur, in der auch ein nicht auf Asien spezialisierter Kunstverständiger wie Zwirn fast auf den ersten Blick Guanyin, die buddhistische Göttin des Mitgefühls, erkennen kann. Umgeben wird diese Gestalt von mehreren weiblichen Wesen, die auch Mao offenbar umtanzen und deren hauchdünne Schleier, wie man früher gern sagte, ihre anmutigen Körper eher verdeutlichen, als sie zu verbergen.

Es ist ein prächtiges, ein auffälliges Postwertzeichen, und Zwirn kauft gleich ein Dutzend der Marken. Er kennt natürlich das Porto für einen Luftpostbrief und hat auch längst schon gelernt, die zwei Zeichen für sein Heimatland korrekt auf den Umschlag zu schreiben. Und nicht nur diese beiden. Für einen Anfänger sind das sehr komplizierte Zeichen. Jeden Tag lernt er ein paar neue hinzu. Es hilft ihm dabei, sein schon bei früheren Gelegenheiten erwiesenes Talent, bildliche Vorlagen verlässlich im Hirn abspeichern und dann noch Wochen später fast originalgetreu reproduzieren zu können. Zwirn selbst nennt das spöttisch seinen »ganz persönlichen Anteil am humanen Affenerbe«. Allerdings wünscht er sich an manchen Tagen und nach vielen zerknüllten Blättern im Papierkorb, die chinesische Schrift wäre von ihrer Struktur her so übersichtlich angelegt wie, sagen wir, die streng abstrakten Kunstwerke von Kasimir Malewitsch, denen früher seine Aufmerksamkeit gehörte.

Um sicherzugehen, beim Adressieren keinen Fehler gemacht zu haben, zeigt Zwirn den Umschlag einer Kollegin, Expertin für Vasen aus der späten Ming-Dynastie, mit der er sich in der vorgestrigen Nacht nach zwei Walzern über klassisches Aktzeichnen unterhalten und deren Russisch sich selbst zu vorgeschrittener Stunde noch als sehr brauchbar erwiesen hat.

»Ich würde das auf keinen Fall abschicken«, sagt die Kollegin, die den Brief kurz in die Hand genommen, gemustert und gleich wieder fallen gelassen hat. »Auf keinen Fall«, wiederholt sie, jede Silbe mit einem Taktschlag ihres ausgeprägten Kinns verstärkend. Dabei fixiert sie den Mann, in dessen Armen sie sich noch vor kurzem schmiegsam nach den Takten von Johann Strauß bewegt hat, mit einem vorwurfsvollen Blick, als sei ihr nicht der Umschlag, sondern der Anstoß erregende Inhalt eines Schreibens zur Überprüfung vorgelegt worden.

So jedenfalls kommt es Zwirn vor, der sich mit einem Schlag gleichzeitig schuldig und bloßgestellt fühlt. In seinem Kopf zieht jetzt noch einmal Zeile für Zeile seines Schreibens an den Vetter in Leuchtschrift vorbei. Diese Leuchtschrift blinkt immer dann besonders grell, wenn die Wörter »anarchisch« oder »Anarchismus« auftauchen. Weder in der Volksrepublik China noch in der Sowjetunion wecken diese Ausdrücke bei wohl- oder übelmeinenden Lesern eine positive Gedankenkette. Zwirn hat da bereits äußerst unangenehme Erfahrungen gemacht, damals, als ihm die Begründung für die Verschickung nach Peking eröffnet wurde. Plötzlich erinnert ihn seine Nase an den Gestank von Arrestzellen in Leningrad, in denen er bereits mehrfach zwei oder drei Nächte verbringen musste.

»Mein Brief ist privat und enthält keinerlei politische Provokation. Ich will nur meinem Vetter und meinen Freunden ein kleines Lebenszeichen senden. Wie es hier aussieht, was wir essen, welche Kunstwerke wir schätzen. Glaubst du etwa, ich treibe hier Spionage?«

Die Kollegin bleibt für einen Moment stumm und blickt auf ihre ausgestreckten Handflächen, die sie wie zum Empfang oder Überreichen einer Gabe nebeneinander geöffnet hält. Dann streicht sie über ihren Rock, als müsse sie diesen tief über die Knie verlängern.

»Niemand redet hier von Spionage, aber du bist Ausländer und kennst nicht die Regeln, die bei uns gelten.«

»Soll ich dir den Brief vorlesen? Oder willst du ihn selber lesen?«

Die Kollegin faltet jetzt die Hände und sagt gelassen: »Das ist nicht nötig.«

»Aber ich bestehe darauf«, ruft Zwirn. »Du wirst sehen, ich behandle alles hier mit großem Respekt. Auch das Denkmal eures Urkaisers. Auch den Postverkehr. Auch über eure Frauen schreibe ich nichts Respektloses. Ich habe auch niemanden denunziert. Das ist auch ganz und gar nicht meine Art. Ganz im Gegenteil. Oder …«, an dieser Stelle überkommt den Russen ein böser Verdacht, »oder heißt das, ihr habt den Brief bereits gelesen, während ich nicht in meinem Zimmer war?«

»Es geht nicht um den Inhalt des Briefes«, sagt die Kollegin, »der Inhalt geht mich überhaupt nichts an, ich arbeite nicht für die in diesem Fall zuständigen Organe, das ist überhaupt nicht meine Verantwortung.«

»Und worum geht es?«

»Es geht mir nur um den Briefumschlag.«

»Den Umschlag?«

»Genau gesagt geht es um die Briefmarken, die du gekauft und darauf geklebt hast.«

»Das verstehe ich so wenig wie der Goldfisch das Klavierspiel, selbst wenn er auf dem Flügel schwimmt.« Zwirn ist immer noch erregt, doch die Spannung lässt fühlbar nach. ›Zu wenig Porto‹, denkt er, ›das wird ja wohl kein Verbrechen sein. Verwunderlich nur, dass die Kollegin ihre Erklärung nicht mit einem Lächeln einleitet.‹

»Es gibt seit einigen Jahren keine Briefmarken, die den Vorsitzenden Mao abbilden. Das hat politische Gründe und folgt strengen Regeln. Was du also eingekauft hast, sind schlicht Fälschungen. Entweder Fälschungen für Geld oder Fälschungen zur Verfolgung bösartiger politischer Ziele.«

»Also Ramsch?«

»Viel schlimmer! Wenn du den Brief mit diesen Marken in den Postkasten eingesteckt hättest, wäre er nie in deiner Heimat angekommen, das ist noch das Geringste. Aber in kürzester Zeit hätten dich die Genossen vom Amt für Öffentliche Sicherheit ausfindig gemacht und dich beschuldigt, regierungsfeindliche Briefmarken in Umlauf gebracht zu haben. Daraus wäre für uns alle großer Schaden entstanden, wir sind ja deine Kollegen und tragen für dich Verantwortung.«

»Ich habe die Marken ganz normal in einem Postamt gekauft, direkt auf der anderen Straßenseite, gegenüber unserem Gästehaus.«

»Und wer kann das bezeugen? Warst du allein?«

»Der Verkäufer natürlich, ein junger Kerl, für mich fast noch ein Kind. Ich habe ihn gar nicht besonders beachtet. Ich habe ihm nur den Umschlag gezeigt und die Adresse, da hat er genickt und mir die Marken über den Tresen geschoben.«

Zwirn ruft sich den Vorgang in Erinnerung. Ja, er ist allein in dem Amt gewesen, der Verkäufer trug keine Postuniform, nur ein weißes Unterhemd und gepunktete Hosen, als sei er gerade aus dem Bett gekommen. Doch diese Hosen waren auch nichts Auffälliges. In China, hat er gelernt, trägt man offenbar häufig dieselben Hosen zur Tages- wie zur Nachtzeit. Frauen wie Männer. Gerade wenn die Temperaturen angestiegen sind und nicht mehr zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang unterscheiden wollen.

»Kannst du sein Gesicht beschreiben oder seine Körpergröße?«, fragt die Kollegin, deren Stimme jetzt weniger besorgt, vielmehr schnurrend klingt, so wie bei jenem letzten Langsamen Walzer, als sie gegen Ende sagte: »Vielleicht später, bei einem anderen Mal, mein Täubchen.«

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