Klaus Mann - Der Vulkan. Roman unter Emigranten

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Einer der bis heute wichtigsten Romane über das Thema Exil und politische Emigration: Klaus Mann verfasste dieses bis heute aktuelle Buch selbst als Exilant und verwebt darin die Schicksale unterschiedlichster deutscher Emigranten, die sich aufgrund der Machtergreifung Hitlers und des sich ausbreitenden Nationalsozialismus ins Exil begeben hatten. Schauplätze sind Paris, Amsterdam, Prag, die Schweiz sowie die USA – Manns eigene Stationen der Emigration.-

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»Ja, es ist ein gemütlicher Raum«, sagte Anna Nikolajewna, während sie ihrem Gast Kirschenkonfitüre und kleines Gebäck auf den Teller legte. »Aber mein pauvre Léon wird immer trauriger. Er spricht nicht viel, aber ich sehe doch, wie er sich grämt . . . Und neuerdings macht mir die kleine Germaine Vorwürfe . . .«

«Worüber macht sie Ihnen denn Vorwürfe?« wollte Marion wissen.

Madame Rubinstein sagte leise: »Daß sie nicht in Rußland sein darf.«

»Aber was für ein Unsinn!« rief Marion aus. »Wie kann sie Ihnen darüber Vorwürfe machen?«

Anna Nikolajewna zuckte die Achsel und lächelte betrübt. Erst nach einer kleinen Pause sagte sie: »Germaine hat mir neulich versichert, daß sie in der Sowjet-Union glücklicher sein würde als hier. Sie ist sehr aufgeregt gewesen und hat geweint. Es war ein Irrtum von euch — hat sie mich angeschrien —, es war ein Irrtum und auch eine Sünde von euch, die Heimat aufzugeben. Man soll die Heimat nicht aufgeben — hat die kleine Germaine unter Tränen gerufen —, man soll sie unter keinen Umständen aufgeben; denn sie ist unersetzlich. Wenn die Heimat leidet, muß man mit ihr leiden — ich wiederhole immer nur Germaines sehr heftig vorgebrachte Worte—; man soll weder klüger noch glücklicher sein wollen als die Nation, zu der man gehört. Übrigens — ich zitiere immer noch das weinende neunzehnjährige Kind —, übrigens sind die Katastrophen ja kein Dauerzustand. Man gewöhnt sich an alles. Ihr Alten glaubt immer, der Bolschewismus sei die Katastrophe in Permanenz — hielt Germaine mir vor —, das ist einer eurer dümmsten Irrtümer. Sicherlich hatte der Bolschewismus einmal katastrophalen Charakter. Inzwischen ist er für Millionen einfach der Alltag, das Selbstverständliche geworden. Und er wäre es auch für mich geworden — während sie dies behauptete, schluchzte meine kleine Tochter noch heftiger —, wenn du mich nicht herausgerissen hättest, wenn du mich nicht entwurzelt, nicht heimatlos gemacht hättest. Denn man gewöhnt sich an jeden Zustand und an jede Lebensform — in der Heimat. Aber an die Fremde gewöhnt man sich nie. Ich bin keine Französin, und ich will keine Französin werden! — Sie können sich vorstellen, Marion, wie erschrocken ich gerade über diese Mitteilung und Eröffnung der kleinen Germaine gewesen bin. Sie spricht doch ein so charmantes Pariserisch, und ich dachte wirklich, sie fühle sich ganz als eine kleine Citoyenne Française. Und nun droht sie mir plötzlich damit, sie wolle nach Moskau zurück; sie müsse das Leben im bolschewistischen Rußland kennenlernen —; ›Wahrscheinlich ist es ein sehr interessantes, reiches, aufregendes Leben‹, meinte sie. Nur mit Mühe konnte ich sie davon abhalten, ihre Stellung im Modesalon gleich aufzugeben und zur Sowjet-Ambassade zu laufen. Stellen Sie sich vor, Marion, was mon pauvre Léon gesagt haben würde, wenn unser Kind zu den Leuten gegangen wäre, die er seine Todfeinde nennt!«

Marion war von dem Bericht der Freundin beeindruckt. Sie hatte das Gesicht in die Hand gestützt; ihre Augen verdunkelten sich vor Nachdenklichkeit. »So, so«, sagte sie und schlang die großen, sehnigen Hände mit einer merkwürdig heftigen Gebärde ineinander, so daß die Gelenke knackten — Marion hatte recht locker ineinandergefügte Fingergelenke. »Das ist es also, was deine kleine Germaine unter Tränen geäußert hat: In der Heimat gewöhnt man sich an jeden Zustand und an jede Lebensform; aber an die Fremde gewöhnt man sich nie . . .«

Anna Nikolajewna, deren kluges, müdes und zartes Antlitz in der Dämmerung vor Marions Augen zu verschwimmen begann — auch ihre Stimme klang nun, als käme sie von sehr weit her —, Anna Nikolajewna, leise mit den elfenbeinfarbenen Spitzen raschelnd, die über ihre Handgelenke fielen, sagte: »Seitdem ich diese überraschenden Worte gehört habe — denn Sie werden ja begreifen, mon enfant, daß dies alles für mich überraschend kam —, höre ich nicht auf, darüber nachzusinnen, wieviel Wahrheit und wieviel Irrtum sie enthalten. Denn ohne Frage mischen sich Wahrheit und Irrtum in den aufgeregten Reden meiner kleinen Germaine. Am Ende meiner langen und übrigens oft recht bitteren Überlegungen bin ich zu dem Resultat gekommen: Wahrscheinlich habe ich wirklich Unrecht getan, als ich das Baby wie ein kleines Paket über die russische Grenze schaffte. Nun hat das Kind Heimweh, ohne die Heimat je gekannt zu haben — und das muß eine besonders schlimme Sorte von Heimweh sein . . . Sie will zu ihrer Nation zurück . . . Aber ich kann nicht!!« Dies stieß sie mit einer klagenden, fast jammernden Heftigkeit hervor, wie Marion sie noch niemals von ihr gehört hatte. »Ich werde niemals nach Rußland zurück können. Es ist zuviel Grauenhaftes dort geschehen. Man hat meinen Mann und zwei von meinen Brüdern dort umgebracht, und mein Vater ist im Elend gestorben. Die Erinnerungen sind unerträglich . . . Die Erinnerungen würden mich sicherlich töten . . .« Dabei fuhr sie sich mit einer sonderbar fliegenden, huschenden, angstvollen Bewegung über die Stirn, als müßte sie etwas Böses wegscheuchen, das sich dort niedergelassen hätte. Nach einer Pause sagte sie noch: »Aber freilich — die kleine Germaine hat ja keine Erinnerungen . . . «

Marion wurde etwas schaurig zu Mute in diesem Raum, wo sie sich immer so wohl gefühlt hatte. Anna Nikolajewna, die niemals klagte — nun überwand sie ihren Stolz und ließ Jammertöne hören. Wieviel mußte sie ausgestanden haben, daß es so weit kam! Was für lange Prüfungen waren ihr zugemutet worden!

›Werde ich auch einmal sein wie diese?‹ fragte sich Marion. ›So resigniert? So unendlich traurig und müde?‹ Und sie tröstete sich: ›Aber bei mir liegt alles ganz anders. Unser Fall liegt anders. Diese russischen Aristokraten und Intellektuellen haben sich gegen die Zukunft gestellt. Wir sind in die Verbannung gegangen, weil wir für das Zukünftige sind, gegen den Rückschritt. Unser Exil kann kein Dauerzustand sein. Diese Russen haben das Exil als Dauerzustand auf sich genommen. — Oder irre ich mich? Täuschen wir uns alle? Sind auch wir in unvernünftiger Opposition gegen etwas, was Zukunft hat, oder doch zukunftsträchtige Elemente? . . .‹ Diese Zweifel taten sehr weh.

Anna Nikolajewna schien ihren stummen Monolog belauscht zu haben; denn sie sagte:

»Auch ich habe von Rückkehr geträumt. Wer hätte nicht von Rückkehr geträumt. Aber man kehrt nicht zurück. Wer sich von der Heimat löst, hat es für immer getan. Für immer, Marion: verstehst du mich?« Ihr Blick wurde plötzlich fast drohend. »Die Entwicklung in der Heimat geht weiter; wir haben keinen Anteil mehr an ihr. Wir sind Fremde geworden. Wir können nicht mehr heim, weil wir keine Heimat mehr haben.« Sie saß aufrecht da, die Hände, über die vergilbte Spitzen fielen, strenge im Schoß gefaltet. »Schauen Sie mich an!« rief sie und zeigte das Gesicht einer Greisin — plötzlich nackt, als hätte sie sich einen schonenden Schleier von den Zügen gerissen. »Regardez-moi, Marion!« Und sie hob mit einer theatralisch klagenden Gebärde die hageren Hände. »Me voilà, une vieille femme . . . une femme fatiguée . . . Fatiguée . . .«, wiederholte sie und ließ den Kopf nach hinten sinken. Sie saß ein paar Sekunden lang regungslos, feierlich erstarrt in ihrer tragischen Pose.

Marion aber schwor sich: ›So will ich nicht werden. So nicht. Vielleicht warten furchtbare Dinge auf mich; sehr wohl möglich, daß sich Schlimmes für mich vorbereitet. Aber ich will keinesfalls als alte Frau in einem engen Pariser Zimmer die Hände recken zu einer Gebärde des Jammers, die nicht einmal mehr die Kraft hat, eine Gebärde der Anklage zu sein. Ich will mir auch nicht von meinem Kinde sagen lassen, daß ich ihm die Heimat gestohlen habe. Im Gegenteil: was ich hören möchte von meinem Kinde, das sind Worte des Dankes dafür, daß wir ihm jetzt eine bessere Heimat erkämpfen . . .‹

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