Ketil Bjornstad - Die Welt, die meine war

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Der norwegische Musiker und Bestsellerautor Ketil Bjørnstad hat sich mit seinem neuen Projekt ein großes Ziel gesetzt: Jedem Jahrzehnt seines Lebens soll ein Roman gewidmet werden. Er beginnt mit den sechziger Jahren und zeigt die Ereignisse aus der Sicht des jungen Ketil, der immer ein wenig anders denkt als seine Zeitgenossen: Chruschtschow findet er gut, Kennedy ist für ihn ein fieser Schleimer. Die sowjetischen Kosmonauten sind ihm eher ein Vorbild als die Astronauten aus den USA. Sein politisch aktiver Vater und seine musikalische Mutter prägen sein Leben in diesen Jahren, auch wenn sich erst langsam abzeichnet, dass hier ein musikalisches Genie heranwächst. Denn selbst in der Familie ist passiver Widerstand zunächst Ketils Überlebensstrategie. Wird er ans Klavier gesetzt, sorgt er dafür, dass es schrecklich klingt. Und doch hat er am Ende der sechziger Jahre seine ersten Auftritte als neues Wunderkind, dem alle eine Weltkarriere voraussagen. Davor aber liegt eine kurze Zeit als Mobbingopfer, er tastet sich ganz zaghaft an die Sexualität heran, schwärmt für Schauspielerinnen, seine Großtante und allerlei Nachbarmädchen, merkt, dass die klassische Männerrolle nichts für ihn ist, und verweigert sich – und immer findet er Trost in Büchern, Musik und Freundschaften.
Ketil Bjørnstad zeichnet ein grandioses Bild der Sechziger, mit Kaltem Krieg, Mondlandung und Beatles, um nur einige Stichwörter zu nennen, das alles aus der Sicht eines scharfsichtig beobachtenden Jungen und jungen Mannes. Der erste Band von Ketil Bjørnstads Romanzyklus wurde in Norwegen mit großer Begeisterung aufgenommen und wurde wie die beiden weiteren bisher erschienenen Bände zu Bestsellern mit 120.000 verkauften Exemplaren.

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Ketil Bjørnstad

Die Welt, die meine war

Die sechziger Jahre

Ketil Bjørnstad

DIE WELT,

DIE MEINE WAR

Die sechziger Jahre

Roman

Aus dem Norwegischen von

Gabriele Haefs, Kerstin Reimers

und Andreas Brunstermann

Osburg Verlag

Titel der norwegischen Originalausgabe:

VERDEN SOM VAR MIN.

Bind I. Sekstitallet.

Copyright © 2015, H. Aschehoug & Co. (W. Nygaard), Oslo

This translation has been published with the financial

support of NORLA, Norwegian Literature Abroad.

Erste Auflage 2018 Osburg Verlag Hamburg 2018 wwwosburgverlagde Alle Rechte - фото 1

Erste Auflage 2018

© Osburg Verlag Hamburg 2018 www.osburgverlag.de

Alle Rechte vorbehalten,

insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen,

auch einzelner Teile.

Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form

(durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren)

ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme

verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Lektorat: Ulrich Steinmetzger, Halle (Saale)

Umschlaggestaltung: Judith Hilgenstöhler, Hamburg Satz: Hans-Jürgen Paasch, Oeste

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck Printed in Germany

ISBN 978-3-95510-163-3

eISBN 978-3-95510-172-5

Inhalt

Vorwort

1960: Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

1961: Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

1962: Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

1963: Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

1964: Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

1965: Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

1966: Kapitel 75

Kapitel 76

Kapitel 77

Kapitel 78

Kapitel 79

Kapitel 80

Kapitel 81

Kapitel 82

Kapitel 83

Kapitel 84

Kapitel 85

Kapitel 86

1967: Kapitel 87

Kapitel 88

Kapitel 89

Kapitel 90

Kapitel 91

Kapitel 92

Kapitel 93

Kapitel 94

Kapitel 95

Kapitel 96

1968: Kapitel 97

Kapitel 98

Kapitel 99

Kapitel 100

Kapitel 101

Kapitel 102

Kapitel 103

Kapitel 104

Kapitel 105

Kapitel 106

Kapitel 107

Kapitel 108

Kapitel 109

1969: Kapitel 110

Kapitel 111

Kapitel 112

Kapitel 113

Kapitel 114

Kapitel 115

Kapitel 116

Kapitel 117

Kapitel 118

Kapitel 119

Kapitel 120

Kapitel 121

Vorwort

Es gehört zu meinen glücklichsten Kindheitserinnerungen, Mutter unten in Cammermeyers Buchhandlung (die später in Tanum umbenannt wurde) auf Karl Johan zu besuchen. In der Welt der Bücher auf Schatzsuche zu gehen. Ein nagelneues Buch aus dem Bücherregal zu ziehen, daran zu schnuppern und den Geruch von Papier und Druckerschwärze in mich aufzunehmen, behutsam eine Seite nach der anderen umzublättern, um festzustellen, ob das ein Buch für mich sein könnte. Mit Mutter und ihren wunderbaren Kolleginnen zu sprechen, den schönen und witzigen Damen wie Jynge, Krokann und Frau Lorentzen – und den enthusiastischen jungen Herren wie Widmark und Pål Christian. Alle erzählten mir von Büchern, die ich lesen müsste, und das tat auch Kari Forfang Grimnes später, beim Konkurrenten Norli in der Universitetsgate. Und Finn Jan Henrichsen im Bokladen in Homansbyen. Wie Rønnaug und Rolf es jetzt tun, im Buchladen Ark hier in Nordstrand. Bücher, die ich nicht versäumen dürfe. Bücher, die in ihrem eigenen Leben wichtig waren, und die auch in meinem wichtig werden würden. Ich habe euch so vieles zu verdanken!

Jetzt, da Mutter tot ist, kommen diese Erinnerungen näher an mich heran als je zuvor. Wenn ich mit Freunden spreche, wird deutlich, dass diese Erfahrung nur natürlich ist, wenn man älter wird. Man sieht die Vergangenheit in einem anderen Licht. Was früher selbstverständlich war, verwandelt sich in Erkenntnisse oder Geschichten.

Als ich »Mein Weg zu Mozart« schrieb, merkte ich, welche Befreiung es war, zum ersten Mal in einer angenäherten Romanform über mein eigenes Leben zu schreiben. Seit ich in den siebziger Jahren angefangen hatte, Hans Jæger zu lesen, hatte ich das vermutet. Aber worüber sollte ich denn schreiben, damals, als ich mittendrin stand ohne irgendeine Distanz? Zeit gibt Distanz. Aber Zeit gibt auch Nähe. Neue Erkenntnisse. Um ein Lied meines lieben Freundes Ole Paus ein wenig abzuwandeln: »Das hier wird jetzt langsam zu einem Leben, das hier fängt an, einem Roman zu ähneln.«

Die Idee war plötzlich da. Ich dachte an meine eigene Geschichte. Aber ich dachte auch an die Geschehnisse dort draußen in der weiten Welt. Alles, was in diesen Jahren passiert ist, hat dazu beigetragen, mich zu formen, bis heute. In meiner Erinnerung hat jedes Jahrzehnt eine Farbe. Die sechziger Jahre sind gelb. Die siebziger Jahre sind blaugrau. Die achtziger Jahre sind braun. Die neunziger Jahre sind fast weiß. Und die nuller Jahre sind wieder blaugrau, genau wie die siebziger. Während die Jahre von 2010 bis heute … Was, wenn ich über jedes dieser Jahrzehnte einen Roman schriebe, dachte ich. Einen Roman, der eine persönliche Erinnerung und zugleich eine Erzählung über die großen Ereignisse in der Welt und in Norwegen wäre, betrachtet von einem subjektiven Standpunkt aus. Ich habe diese Idee an Freunden und Kollegen getestet. »Das musst du unbedingt«, sagten sie fast einstimmig. »So erinnern wir uns doch an unsere Leben. An das Große und das Kleine, das zu einer einzigen Erinnerung verschmilzt.«

Ich dachte an das Lied »The World I Used To Know« von Rod McKuen. Ich hatte es auf Schallplatte, in der phantastischen Version von Olle Adolphson: »Die Welt, die meine war«. In meiner allerersten Gedichtsammlung, »Alene ut« (Allein aus dem Haus) gibt es ein Gedicht, das so heißt: »Verden som var min.« Natürlich, dachte ich. Hier ist der Titel für meinen Romanzyklus. Etwas, das war, das zugleich aber stark in meiner Erinnerung fortlebt. Jedes Buch der Serie sollte heißen wie das darin beschriebene Jahrzehnt: sechziger Jahre, siebziger Jahre, achtziger Jahre, neunziger Jahre, nuller Jahre, Das letzte Jahrzehnt.

Ich konnte es so deutlich vor mir sehen, als ich mit dem ersten Buch begann. Die sechziger Jahre. Das Jahrzehnt, in dem ich mich langsam von meiner Kindheit losriss. Mein eigener kleiner Kampf um das Dasein, während die großen Ereignisse ihren Lauf nahmen: Der Tod von Camus, die Hinrichtung von Chessman, der U-2-Skandal, die Kubakrise, die Beatles, der Algerienkrieg, Marilyn Monroe, die Kennedy-Morde, der Mord an Martin Luther King, die Rassenunruhen in den USA, der Granatenmann hier in Norwegen, die Hippiezeit, der Vietnamkrieg, alle Filme, die Musik, die Bücher. Die Grenzen, die gesprengt wurden, und die indirekt dafür sorgten, dass ich nach Paris fuhr auf Suche nach der Liebe und nach allem, was nicht von mir erwartet wurde.

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