Hanne-Vibeke Holst - Sag jetzt nichts, Liebling

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Der dritte Band der beliebten dänischen Therese-Reihe der 90er: Die erfolgreiche Fernsehjournalistin Therese hatte jahrelang keinen Kontakt zu ihrem Vater. Nun, als er im Sterben liegt, bittet er sie, sich auf die Suche nach ihrem Halbbruder zu machen, von dem sie bisher nichts wusste. Doch sehr zum Missfallen ihres Mannes trifft Therese bei dieser Suche auf die Liebe ihres Lebens…-

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»Schschsch«, mache ich beruhigend wie bei einem fieberkranken Kind, als ich vorsichtig mit einem Zipfel des Tuchs seine Mundwinkel abtupfe. »Ich bin’s, Therese«, murmle ich und beuge mich über sein Gesicht, ziehe mich aber unwillkürlich wieder zurück, als ich von dem faden Dunst der Verwesung aus seinem halboffenen Mund getroffen werde. Der Zusammenbruch ist in Gang, die Auflösung beginnt von innen. Einen Augenblick lang packt mich die Übelkeit, und mir kommt plötzlich in einem Erinnerungsfetzen der Gestank des Todes in den Sinn, der über Nagorni-Karabach hing, der von einem Erdbeben heimgesuchten Enklave in Armenien, aus der zu berichten ich mich als frisch gebackene Journalistin ganz eifrig gemeldet hatte. Damals liefen wir mit einem Tuch vor dem Mund herum wegen der Fliegen, der ansteckenden Krankheiten und auch um das Gefühl zu vermeiden, den Tod einzuatmen. Ein Hardship-Erlebnis erster Klasse, aber mehr auch nicht, denn damals hatten wir den professionellen Abstand und so viele logistische Probleme und Aufgaben, daß wir abstrahieren konnten und uns selbst und unsere Kollegen einfach mit Eau de toilette überschütteten. Aber hier handelt es sich nicht um die Opfer in einem Katastrophengebiet, das hier ist Alltag mitten in der Zivilisation, und sogar hier stinkt der Tod, wie er es immer getan hat. Ich atme tief ein und beuge mich wieder über ihn. Tupfe den Schweiß Perle für Perle ab. Den Nasenrücken, die Augenbrauen, die Stirn, den Hals und schließlich den Teil der Brust, der aus dem Krankenhaushemd herausschaut und der sich unter dem spärlichen Wuchs grauen Haars schnell hebt und senkt.

Ich kann nicht wissen, ob er irgendein Gefühl der Linderung spürt, da er nicht reagiert. Er ist weit entfernt, und ich bleibe einfach so stehen, über ihn gebeugt, präge mir seine Züge einen nach dem anderen aus nächster Nähe ein. Noch nie war ich ihm so nah, noch nie durfte ich ihn so ungestört betrachten, mich selbst in ihm suchen, Ähnlichkeiten und Unterschiede in der gleichen Art und Weise entdecken, wie man es bei seinem neugeborenen Kind tut, und mich über den genetischen Abdruck wundern, der in den Windungen einer Ohrmuschel, besonders hervorstehenden Rippen oder einem Leberfleck an gleicher Stelle sonderbarerweise sichtbar wird. Einen solchen Leberfleck finde ich bei ihm, direkt unter dem Schlüsselbein, wo er sich auch bei mir befindet. Entstellend im Sommer, wie ich finde, aber unendlich oft von Paul geküßt.

»Alles in Ordnung?« Die Krankenschwester ist wieder da.

»Unverändert«, antworte ich und lege das Tuch weg. Sie stellt sich auf die andere Seite des Betts. Überprüft den Tropf, der noch dreiviertel voll ist. Wirft ihm einen prüfenden Blick zu.

»Dann warten wir noch mit weiteren schmerzstillenden Mitteln. Aber seine Lippen sind ein wenig trocken, nicht wahr? Ich bringe gleich mal ein bißchen Vaseline!« Ein schnelles Lächeln, und weg ist sie. So schnell, daß sie gegen den Nachttisch stößt, so daß ich ganz automatisch nach der Vase mit den ein wenig schlaffen Rosen greife. Es ist der einzige Blumenstrauß im Zimmer, was mich nicht sonderlich wundert, denn ich glaube nicht, daß der Freundeskreis meines Vaters in Dänemark besonders groß ist. Soweit ich seinen Alltag auf Læsø kannte, hat er im großen und ganzen ziemlich zurückgezogen gelebt. Mal ein paar Worte mit dem Briefträger gewechselt, dem Nachbarn, dem Bienenzüchter zugenickt und seinen Kontakt zu den anderen Kunden in den Läden auf der Ebene der Allgemeinplätze gehalten. Man kann also sagen, daß der verlorene Sohn in einer sehr viel scheueren und zurückhaltenderen Ausgabe heimgekehrt ist als das dröhnende Enfant terrible, das der Insel vor dreißig, vierzig Jahren den Stinkefinger zeigte. Das auffallendste an dem Blumenstrauß ist deshalb, daß er überhaupt hier ist. Daß ihm jemand einen Strauß geschickt hat. Es steckt keine Karte drin. Vielleicht ist er ja von seinem alten Freund, dem Oberarzt. Oder hat etwa das Personal in seiner allumfassenden Fürsorge einen Strauß, der übrig war, hier hineingestellt? Das Erbe eines Verstorbenen. Aber Rosen? Eigentlich ziemlich unpassend. Und außerdem stinken sie, süß und aufdringlich. Ich hätte nicht übel Lust, sie wegzuwerfen, doch anstandshalber muß man sie wohl stehen lassen. Also schiebe ich die Vase nur sicherheitshalber ein wenig weiter auf den schmalen Beistelltisch, der ansonsten von einem Stapel Zeitschriften, Zeitungen und Büchern bedeckt ist. Ich zögere einen Moment, erlaube mir dann jedoch, den Stapel durchzublättern. Die Zeitung Politiken , ein eine Woche altes und bereits vergilbtes Exemplar der spanischen Zeitung El Pais , Dostojewskis Schuld und Sühne und der mittlerweile zerschlissene und mit Klebeband umwickelte Band mit Gedichten von Paul Verlaine, den mein Vater immer bei sich hat. Das war eins der wenigen Dinge, die er mir über seine überstürzte Flucht von zu Hause und seine jahrelange Irrfahrt danach anvertraute, als ich damals in unseren gemeinsamen Tagen auf Læsø versuchte, ihn dazu zu bringen, mir seine Geschichte zu erzählen. Daß Paul Verlaine immer dabei war. In der Brusttasche. Und der Skizzenblock natürlich, sowie ein alter Parker-Füller, den er wunderbarerweise sein ganzes Leben lang behalten hatte. Diese drei Dinge, Verlaine, der Skizzenblock und der Füller, bildeten, soweit ich verstanden habe, seine Lebensleitlinie. Sie waren wichtiger als alles andere. Wichtiger als wir, wichtiger als ich. Und natürlich liegt der Skizzenblock auch hier, an zweiter Stelle im Stapel. Er muß Hunderte davon haben, vollgemalt und immer wieder ausgetauscht gegen einen neuen mit Spirale und leeren Seiten für Notizen, Skizzen und schnell zu Papier gebrachten Gedanken. Denn auch wenn er eigentlich bildender Künstler war, weiß ich, daß er immer vom Wort fasziniert war. Besonders in der Periode der Røde Mor, als »Arbeiter vereinigt euch « und andere revolutionäre Aufrufe und Parolen als Plakatgrafiken bombastisch in Schwarz und Rot ausgeschnitten wurden. Aber ich habe auch ein Bild von ihm in Erinnerung, wo er am Tisch in der Havnegade sitzt, spät in der Nacht, wenn ich, während die anderen schliefen, aufstand, um etwas zu trinken. Er spielte leise seine zerkratzten Jazzplatten und saß mit einem Rotwein im Senfglas, einer glühenden Zigarre in der einen Hand und dem Füller in der anderen da und schrieb, sicher beschwipst, aber ruhiger und mehr in sich selbst ruhend, als ich ihn jemals zuvor gesehen hatte. Manchmal stand ich nur still da und beobachtete ihn, bis ich unentdeckt wieder schlafen ging. Andere Male näherte ich mich ihm vorsichtig und aufmerksam, bis er mich bemerkte und aufsah, mit fernem, verhangenem Blick. Ein einziges Mal nur fragte ich, was er da schreibe. »Gedanken«, antwortete er nur und beugte sich wieder über den Block. Vaters Block war immer unantastbar, selbst Mutter mußte lernen, ihre Neugier zu zähmen. Und sogar bevor er in die Wehrlosigkeit des Komas glitt, hat er dafür gesorgt, eine verschämte Chinakladde und obenauf den Parker-Füller genau auf der Mitte des Notizblocks anzubringen. Wie ein Cherub liegt er dort und hält Unbefugte von dem Heiligen Gral fern. Also schaue ich nicht nach, auch wenn es mir in den Fingern juckt. Ein kleines Buch voll mit Gedanken! Ich weiß ja so wenig.

»So!« Die Krankenschwester ist wieder da, mit einer kleinen Tube in der Hand. »Hier ist Vaseline! Wollen Sie ihn selbst einreiben?« Ich zögere, während ich versuche herauszukriegen, ob sie irgend so ein therapeutisches »Lerne-den-Sterbenden-zu-lieben«-Projekt vorhat, aber eigentlich erscheint sie nur freundlich aufmerksam. Es sieht so aus, als wolle sie mir nicht das Pflegeprivileg der Angehörigen entziehen. Deshalb nehme ich die Tube, sie gibt mir ein paar kurze Anweisungen und entschuldigt sich, daß sie etwas in Eile ist. Ich weiß nicht, warum ich plötzlich so aufbrause, es ist ganz unnötig, und ich bereue es schon in dem Moment, als ich meine eigene scharfe Stimme höre: »Ja, es ist aber auch einfach zu stressig mit all den Sterbenden!« Sie bleibt abrupt stehen, dreht sich direkt zu mir, überlegt und antwortet schließlich ungekünstelt spontan.

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