VERLAG DIE WERKSTATT
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Satz und Gestaltung: Verlag Die Werkstatt
ISBN 978-3-89533-784-0
INHALT
LIEBES TAGEBUCH,
1982-1987 ICH BIN HSV!
1988-1992 VOLKSPARK RAUS
1993-1994 RUMGEFUMMEL
1994-1998 SCHEISS AUF FUSSBALL!
1998-2000 REINGEGRÄTSCHT
2001 ABPFIFF
2001-2004 HARTER PLATZ
2004-2005 VIP!
2005-2008 IMMER GEWINNEN
2008-2010 SCHEISSE SAGT MAN NICHT!
ÜBER DEN AUTOR UND DAS BUCH UND ÜBERHAUPT
LIEBES TAGEBUCH,
du wunderst dich vielleicht, warum du nun schon wieder in Buchhandlungen, unter Schultischen, auf Nachttischen, neben Kloschüsseln oder sonstwo rumliegst, nachdem du das ja schon vor ein paar Jahren ertragen musstest, als du im Europa-Verlag, in Kooperation mit dem 1a-en Fußballmagazin 11Freunde, veröffentlicht wurdest. Es ist nämlich so: Obwohl ich dummer-, aber nicht-zu-ändernderweise großer HSV-Fan bin und ziemlich viel Quatsch rund um meine Erlebnisse als Freund dieses von chronischer Erfolglosigkeit geplagten ehemals ruhmreichen Fußballklubs aufgeschrieben hab, fanden ziemlich viele Menschen das offenbar ein bisschen witzig und schön und sich persönlich drin wieder, oft auch, ohne überhaupt HSV- oder sogar Fußballfan zu sein! Das hat zwar nicht geholfen, den damaligen Verleger vor der Pleite zu retten, aber immerhin dafür gesorgt, dass der Verlag Die Werkstatt (der ja auch sonst ohne Ende klasse Fußballbücher rausbringt) und ich jubelnd zusammenrasselten und prompt beschlossen, dich einfach noch einmal rauszubringen.
Einige Jahre gab es Voll die Latte nämlich gar nicht zu kaufen und nun glauben wir in echt, dass es immer noch Fußballinteressierte und -nichtinteressierte gibt, die dich noch nicht kennen und super finden, und selbst die, die dich schon einmal gekauft und gelesen haben, werden das nun trotzdem noch einmal tun. Ich hab nämlich total viel in dir rumverbessert und geklebt und gekritzelt und (auch wenn‘s über HSV in den letzten Jahren ja nun nicht nur Superes zu berichten gab) meine persönliche Fangeschichte einfach weitergeschrieben. Außerdem habe ich mich noch einmal genauer erinnert, wie das nun wirklich war, mit dem ganzen Scheiß, den ich seit 1982 erlebt und veranstaltet hab.
So bist du jetzt noch einmal völlig anders und viel dicker geworden und hast noch mehr Geschichten und Schoten von mir und meiner
superen Mama und meinem superen Papa und meiner superen Schwester und meiner superen Frau Inken und meinen superen Kindern Lene und Luke und meinen superen Freunden Maik und Barny und Paul und meinem trotz allem superen Lieblingsverein drin, und ich schwör dir, echt jetzt: Das ganze Buch ist jetzt noch viel superer, als es eh schon immer war! Und besser aussehen tut es auch, von draußen genauso wie von drinnen! Find ich wenigstens.
Und nun lass dich reichlich lesen, verschenken, ausleihen, beschmunzeln und belachen, betrauern und beweinen und trotzdem nicht immer zu ernst nehmen!
Weil: Ist doch nur Fußball!
1982 – 1987
ICH BIN HSV!
2. Oktober 1982
HSV – VfL Bochum 0:0
Ich bin jetzt zehn Jahre alt und fahr mit Mama und Papa und meiner Schwester im Zug nach Hamburg. Wir fahren eigentlich immer überall mit dem Zug hin, weil, mein Papa ist bei der Deutschen Bundesbahn und da gibt’s – na klaro – keine zwei Meinungen, wie wir reisen. Bevor es losgeht, darf ich mir, wie eigentlich immer, noch ein Lucky-Luke-Heft holen. Meine Schwester, die ist man gerade zwei Jahre älter als ich, tut schon ganz schön erwachsen und liest die Bravo und Mama, die rennt irgendwo rum, um „noch schnell einen Kaffee zu organisieren“. Papa behält in der Zwischenzeit den Überblick und regelt den Verkehr im Zug, von wegen: „ Moin Moin! Ich bin ja übrigens auch bei der Bahn.“
Und dann geht das Kluggeschnacke und Gebrasche los, und meine Schwester und ich verdrehen die Augen und schämen uns ein bisschen und denken: „Wo bleibt Mama nur?“ Nur ist von Mama weit und breit nichts zu sehen und so fährt der Zug los und so langsam bekommen wir ein bisschen Angst, dass wir Mama am Husumer Bahnhof vergessen haben und ohne sie mit der Deutschen Bundesbahn nach Hamburg fahren. Wir sind schon ziemlich in Panik und schreien ein bisschen rum, von wegen: „Du Papa, Mama ist weg!“ Aber während Papa in irgendwelche Bahnfachgespräche vertieft ist und uns gar nicht so richtig zuzuhören scheint, kommt Mama schon durch die Abteiltür gestiefelt. Die Familie ist also komplett und so kann ich mich in unserem Zugabteil endlich mal ein bisschen zurücklehnen mit meinem Lucky-Luke-Heft auf meinem Fensterplatz.
Wir wohnen auf Nordstrand. Das ist nur eine kleine Insel im nordfriesischen Wattenmeer, die eigentlich gar keine richtige Insel, sondern eher eine Halbinsel ist, weil sie nämlich eine Straßenverbindung mit dem Festland hat, den Nordstrander Damm. Einen Bahnhof hat Nordstrand nicht, höchstens einen Hafen, genauer gesagt zwei, aber mit dem Schiff nach Hamburg, das geht nun nicht. Erstens wäre das wohl zu teuer und zweitens ist Papa schließlich bei der Deutschen Bundesbahn und nicht Seemann.
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