Beatrix Langner - Der Vorhang

Здесь есть возможность читать онлайн «Beatrix Langner - Der Vorhang» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Der Vorhang: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Der Vorhang»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Ein Roman, der alles, was wir über autobiografisches Schreiben zu wissen glauben, über den Haufen wirft. Die unglaubliche und mitreißend erzählte Geschichte von zwei Fluchten in beide Teile Deutschlands.
1953 flüchtet eine junge Familie aus der DDR in den Westen. Die Gründe für die Flucht kann das Kind nur erahnen, aber schon bald ist die frühe Erinnerung an das östliche Deutschland verblasst: Das sogenannte Wirtschaftswunder verschafft den Eltern einen kleinen Wohlstand, als sie in einer rheinischen Kleinstadt ein Einzelhandelsgeschäft gründen. Zunächst geht es gut, doch dann werden die einstigen Gewinner des Aufschwungs zu Verlierern der Marktwirtschaft. Immer deutlicher wird auch die soziale Ausgrenzung des unverheirateten Paares in der katholischen Provinz. Und so entschließen sie sich zu einer erneuten Flucht: Diesmal zurück nach Ostdeutschland. Lange nach der Wende fährt das Kind zurück in die alte westdeutsche Heimat. Aber der Versuch, die eigene Kindheit jenseits des Eisernen Vorhangs wiederzufinden, endet am Rand eines großen Lochs, dem Braunkohletagebau Hambach, der viele uralte Dörfer und einen ganzen Wald geschluckt hat und schon bis an die Stadt ihrer Kindheit heranreicht.
Wo nichts mehr gefördert werden kann, entstehen neue Landschaften mit riesigen Seen. So endet ihre Reise in die Vergangenheit in einer imaginären Landschaft der Zukunft; das Zeitalter der Kohle ist zu Ende, Köln ist eine Hafenstadt, das große Loch wird geflutet und die rheinische Bucht ist wie vor 30 Millionen Jahren von einem großen tropischen Meer bedeckt.

Der Vorhang — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Der Vorhang», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Und trotzdem, sage ich, bestehen die meisten von uns auf unseren ganz persönlichen, einzigartigen Erinnerungen; wir wollen nicht untergehen in diesem Meer aus Zeit, das uns jeden Augenblick von allen Seiten umflutet, denn unter der verborgenen Tiefe brodelt das Schweigen, das Unausgesprochene und Unbewusste, und eines schönen Tages könnte es uns passieren, dass die vielen verstreuten Erinnerungen ans Licht der Gegenwart drängen, die Schädelkapsel ihrer Besitzer durchbrechen und sich anderer, fremder Gehirne bedienen, um sich wie ein Magmastrom aus einer unterirdischen Plume über die ganze Erde zu verbreiten, und die Erinnerungen aller Menschen, die je auf ihr gelebt haben, werden sich in einem gewaltigen stream of conciousness auflösen wie Würfelzucker in einem Glas Tee.

Finis Germaniae

Hier ist das Ufer. Über mir der niedrige Himmel des Nordens. In langen Wellen bäumt sich das Land, schiebt drängt drückt der Bagger den Leib der Erde, weit und breit nichts als Sand, roter gelber brauner Sand, der in den Augen brennt und zwischen den Zähnen knirscht, wie ein Sandwurm winde ich mich durch Sedimentschichten, die das pleistozäne Eis zurückgelassen hat, mein stratigrafischer Körper wächst rückwärts durch Raum und Zeit, auf der Suche nach den unterirdischen Wäldern tauche ich auf den Grund des Jetzt, an der Grenze zum Neogen stößt mein Fuß an grobe Flusskiesel, das muss schon das Miozän sein, das Meer ist zurückgekommen, Farnwedel winken mir zu, wagenradgroße Ammoniten schweben traumverloren vorbei, Knochenfische grasen in den Seelilienwäldern, in meinem Rücken versinkt die schwarze Sonne des Holozän, Kinder, wie die Zeit vergeht, zwölf Millionen Jahre bin ich schon unterwegs, wie tief muss man steigen, um sich selbst auf den Grund zu kommen, wenn da immer noch eine und noch eine Zeit ist, dieser ewige Wechsel von Eiszeiten und Warmzeiten, Überflutungen und Dürren ist auf die Dauer ermüdend, ich sehne mich nach den heißen Sommern des Anthropozän, du musst dich entscheiden, sagt das Kind, wie der Wind nicht von Westen und von Osten zugleich weht, so kann niemand in zwei Zeiten leben .

Es ist Mai, ein durchscheinendes Grün flirrt in den Bäumen, in den Liegestühlen am Berliner Wannsee halten ein paar ganz Mutige ihre Gesichter in die Sonne, die Zufahrtsstraßen zur Reichshauptstadt sind verstopft, pausenlos rollen Militärkonvois in die Stadt, Soldaten sitzen auf den offenen Ladeflächen, viele lächeln und winken, denn sie leben. Ernst wie ein künstliches Altertum streben die Säulen des eingestürzten Reichstags in den Himmel, die nichts zu tragen haben als ein paar Kubikmeter Luft; über dem Portal der Reichskanzlei hängt gefährlich schief der preußische Adler, das Hakenkreuz in den Krallen, und über den Ruinen ein gleichgültiger Himmel.

Zunächst hatte es so ausgesehen, als wäre nur ein Krieg verloren, nicht das Reich. Der deutsche Reichskadaver zuckt im Phantomschmerz, seine ausgebluteten Provinzen sind eine nach der andern von ihm abgefallen, Elsass, Lothringen, das Saarland, Schlesien, Ostpreußen. In panischer Flucht vor der vorrückenden Roten Armee ziehen die Karawanen aus dem Osten über die Landstraßen des Reichs, hochbeladene Pferdewagen, die von Menschen gezogen werden, Ochsengespanne und Handkarren. Nur oben im Norden streckt die mörderische Krake noch ihre Tentakeln aus. Wie Ratten kriechen sie aus ihren Löchern, KZ-Kommandanten, Sturmbannführer, Reichsärzte, SS-Generäle pressen ihre im Dienst fettgewordenen Altmännerärsche in Wehrmachtsuniformen, die noch nach Kampfer riechen, um sich im Schutz der Dunkelheit zur dänischen Grenze durchzuschlagen und die letzten freien Überseehäfen in Norwegen zu erreichen, vorbei an den britischen Posten, bei denen sie sich mit gefälschten Kennkarten als einfache Landser ausweisen, ausgestellt in der Sonderzone Mürwik.

Seit Wochen ankert der Kraft-durch-Freude-Dampfer Rheinfels mit eintausendsechshundert von der Gestapo verschleppten KZ-Häftlingen im Flensburger Hafen, bewacht von einhundert SS-Männern. Am Strand von Fahrensodde treiben Leichen im flachen Wasser, von Stutthof sind sie herübergetrieben worden, gut zu erkennen in ihren gestreiften Lagerjacken. Es nieselt leicht, die Wolkenbäuche hängen tief über diesem Drecksloch von Landschaft, wo Kühe zwischen Flugzeugen grasen, als ein paar Tage vor Pfingsten ein Mann in Wehrmachtsuniform quer über einen Acker durch den Modder eilt, gut sichtbar vor dem flachen Horizont, während ein anderer Mann in derselben Uniform, bloß ein paar Kilometer weiter südlich und in entgegengesetzter Richtung, dasselbe tut. Die Männer sind ungefähr im selben Alter, um die fünfzig, Brillenträger. Der eine, ein gewisser Heinrich Hitzinger, den Kragenspiegeln nach Unterscharführer der Geheimen Feldpolizei, wird am Pfingstsonntag von einem britischen Posten aufgegriffen und zur alliierten Kommandantur nach Lüneburg gebracht. Für den andern, ehemals Buchhalter bei Orenstein & Koppel und vor einer Woche noch Obergefreiter und Hilfskoch in einem dänischen Polizeigefangenenlager, ist der Krieg auch ohne Kapitulationsurkunde vorbei. Bloß nicht sich jetzt noch erwischen lassen in diesem allgemeinen Tohuwabohu, also nimmt er die Beine in die Hand und nichts wie ab durch die Mitte, Heidewitzka, Herr Kapitän, und wie sich also der eine, dieser Hitzinger mit den tadellos manikürten Fingernägeln, noch am selben Tag in seiner Lüneburger Zelle mittels einer Cyankalikapsel in die Hölle befördert, wo man ihn auf der Stelle als Reichsheini alias den schärfsten Bluthund des Führers, Judenschlächter von Europa, Reichsführer SS und Chef des Ersatzheers erkennt und mit einem groben Fußtritt weiterschickt zum Satan persönlich, taucht der andere leise pfeifend in einer Kiefernschonung unter. Um etliche Backenzähne, eine Niere, den halben Magen und etliche Illusionen über die menschliche Natur ärmer, klettert er ein paar Monate später in Hannover auf das mit Kriegsheimkehrern übervolle Dach eines Güterzugs und lässt sich mit steifen Gliedern, aber dafür gratis, am Berliner Nordbahnhof abliefern. Ich sehe ihn vor mir, den abgemagerten Endvierziger mit tief gekerbten Magenfalten und Geheimratsecken, ein bisschen kurzsichtig hinter der Wehrmachtsbrille, aber sonst gut im Schuss für sein Alter, ich sehe ihn vor mir, weil in seinen Adern Blut mit einer ähnlichen chemischen Zusammensetzung wie in meinen fließt, weil die Struktur seiner Aminosäuren wie ein langsamer Fluss durch viele Generationen bis zu mir getragen wurde. Ich sehe ihn, wie er durch die Stadt irrt, die er nach sechs Kriegsjahren nicht wiedererkennt und ich weiß, als er in einem der südöstlichen Vororte die Straße mit dem Kopfsteinpflaster erreicht hat, an deren Ende sein Reichsheimstättenhäuschen zwischen mageren Rotdornbäumchen steht, unversehrt und einladend mit seinen grünen Fensterläden, dass da niemand auf ihn wartet.

Doch zunächst ist es immer noch Mai, klar und kalt zieht die Morgendämmerung auf, im Treptower Park leuchten Tulpen, Spatzen lärmen im Flieder, zwischen Brandnestern flattert Wäsche, Fliegen summen in der milden Luft, fette, schillernde Fliegen, denn es sind noch nicht alle Toten begraben. In den Bombentrichtern der Reichshauptstadt biegen sich junge Birken, der Wind weht sommerlich heiß, er bringt Staub, überall nichts als feiner Sand und Staub, zerriebene Materie, in der Luft, auf dem Asphalt, Staub legt sich auf Wimpern und Haare, dringt in die Schleimhäute, pudert das Gras, das aus den Ritzen der Steine drängt, nach den letzten starken Nachtfrösten brennt die Sonne aus einem wolkenlosem Himmel, an den Rändern der Bombenkrater blühen wie eiternde Wundränder Polster von Löwenzahn und Narzissen, Bienen summen, Wespen und Hummeln schwärmen aus. Immerhin, es ist noch Leben in diesem stumpfsinnigen Schutthaufen, aus den Sandkratern quellen Büschel von Melde, Boretsch, Scharbockskraut, was Mensch ist, hat sich unter die Erde zurückgezogen, in die Katakomben unter den Ruinen, in die Bunker, Stollen, Keller, Tunnel unter der zerstörten Stadt. Praktisch denken, Särge schenken, sagt man in Berlin. Über der flachen Silhouette lastet steinerne Stille, Kaskaden aus rötlichen Ziegeln stürzen wie Brandung über aufgebogene Straßenbahnschienen, lecken in Wellen über das Kopfsteinpflaster, dazwischen bewegen sich die Stadtbewohner langsam wie auf Eisenschuhen, niemand beeilt sich, die zähe, menschenverschlingende Zeit ist zum Stehen gekommen, und über den lichtlosen Nächten wölbt sich ein sprachloses Nichts.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Der Vorhang»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Der Vorhang» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Der Vorhang»

Обсуждение, отзывы о книге «Der Vorhang» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x