Beatrix Langner - Der Vorhang

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Ein Roman, der alles, was wir über autobiografisches Schreiben zu wissen glauben, über den Haufen wirft. Die unglaubliche und mitreißend erzählte Geschichte von zwei Fluchten in beide Teile Deutschlands.
1953 flüchtet eine junge Familie aus der DDR in den Westen. Die Gründe für die Flucht kann das Kind nur erahnen, aber schon bald ist die frühe Erinnerung an das östliche Deutschland verblasst: Das sogenannte Wirtschaftswunder verschafft den Eltern einen kleinen Wohlstand, als sie in einer rheinischen Kleinstadt ein Einzelhandelsgeschäft gründen. Zunächst geht es gut, doch dann werden die einstigen Gewinner des Aufschwungs zu Verlierern der Marktwirtschaft. Immer deutlicher wird auch die soziale Ausgrenzung des unverheirateten Paares in der katholischen Provinz. Und so entschließen sie sich zu einer erneuten Flucht: Diesmal zurück nach Ostdeutschland. Lange nach der Wende fährt das Kind zurück in die alte westdeutsche Heimat. Aber der Versuch, die eigene Kindheit jenseits des Eisernen Vorhangs wiederzufinden, endet am Rand eines großen Lochs, dem Braunkohletagebau Hambach, der viele uralte Dörfer und einen ganzen Wald geschluckt hat und schon bis an die Stadt ihrer Kindheit heranreicht.
Wo nichts mehr gefördert werden kann, entstehen neue Landschaften mit riesigen Seen. So endet ihre Reise in die Vergangenheit in einer imaginären Landschaft der Zukunft; das Zeitalter der Kohle ist zu Ende, Köln ist eine Hafenstadt, das große Loch wird geflutet und die rheinische Bucht ist wie vor 30 Millionen Jahren von einem großen tropischen Meer bedeckt.

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Auf dem Rückweg zur Station nahm ich den falschen Fahrstuhl und irrte durch Gänge, über Treppen. Die letzten Besucher waren gegangen. Die Türen standen offen, meine Augen streiften flüchtig über faltige Arme, Beine, nackte Bäuche, magere Schultern, knochige Rücken mit spitz hervorspringenden Wirbeln, entblößte Hintern. Das Fernsehgerät war ausgeschaltet. Deine Augen rollten unruhig unter halbgeschlossenen Lidern. Vielleicht träumt sie, dachte ich, vielleicht ist in ihrem Gehirn nicht alles dunkel. Ich versuchte zu lesen, aber es war zu heiß, die Wörter zerflossen gleich hinter den Augen.

Achtzehnuhrfünfunddreißig. Ein langer Seufzer entfuhr deiner Brust. Ich starrte mit angehaltenem Atem auf das Betttuch, bis mir schwindlig wurde. Das Gebläse sprang schnurrend an, die Matratze atmete ruhig und gleichmäßig. Zehn Sekunden, zwanzig, vierzig. Nach einer Ewigkeit hob sich deine Brust in kurzen, krampfhaften Stößen und förderte aus der Tiefe des Bauchs rettende Luft hervor, die Lunge fand in ihren Rhythmus zurück. Ich starrte noch immer abwechselnd auf meine Armbanduhr und das Laken, unter dem sich der magere Körper abzeichnete. Achtzehnuhrsechsunddreißig. Du schlugst die Augen auf und hobst den Kopf ruckhaft vom Kissen, mit diesem Ausdruck des Erstaunens, den ich schon kannte. Ich nahm einen Zellstofflappen und befeuchtete deine Lippen, die aus winzigen Rissen bluteten. Schlaf weiter, sagte ich, ich bin ja da. Du sankst gehorsam zurück und schliefst wieder ein, ich glaubte eine Art Lächeln, ein winziges spöttisches Aufwärtszittern der Mundwinkel zu erkennen. Ich lauschte dem leisen Gurgeln in der Luftröhre, bis die Nachtschwester den Kopf ins Zimmer schob und wusste doch, dass ich den Tod, wenn er anklopfte, nicht erkennen würde.

Nachdem man dich in eine Reha-Klinik verlegt hatte, fuhr ich jeden zweiten Tag mit dem Auto in den idyllischen Ort zwischen Seen und Wäldern. Manchmal ging ich vorher schwimmen. Vor dem Eingang der Klinik saßen die Rollstuhlfahrer und rauchten, einer hatte nur ein Bein, die meisten hatten ihren rechten oder linken Arm unbewegt vor sich auf den Oberschenkeln liegen. Einen Kinderlatz vorgebunden, das Gesicht mit Schokoladenpudding beschmiert, saßest du, mit schiefem Kopf zur Seite gesunken, in einem Faltrollstuhl. An manchen Tagen ließ man mich vor der Tür warten. In deinem Zimmer roch es schwach nach Exkrementen und Desinfektionsmitteln. Das Bett war jedesmal neu bezogen. Du bekamst die Erlaubnis zu kleinen Ausfahrten. Ich schob dich hinunter zur Cafeteria. Die Rückwand des Fahrstuhls war verspiegelt, nach einem flüchtigen Blick drücktest du mit den Fingerspitzen dein Haar hinter den Ohren zurecht, wie Doris Day in ihren besten Jahren, und ich fragte mich, ob die Person im Spiegel für dich wohl dieselbe sei, die ich sah. In der Cafeteria bestellte ich zwei Tassen Kaffee und ein Stück Sahnetorte. Mit großen Augen verfolgtest du jede meiner Bewegungen. Ich stellte das Tortenstück vor dich hin, mit großer Ruhe griff deine linke Hand nach dem Kaffeelöffel, drückte ihn geschickt in die Torte und ließ die weiche, süße Masse andächtig in deinem Mund verschwinden.

Wenn das meine Mutter wäre, sagte die Stationsärztin, würde ich keine Minute zögern. Ihre Stimme war zu schrill, ihr Makeup zu dick, die Mascara zu schwarz, ihre Zehennägel leuchteten alarmrot. Sie bestand darauf, eine PEG zu legen. Ein durchsichtiger Schlauch wurde am nächsten Tag durch den Bauchnabel in den Magen geführt und an eine Pumpe angeschlossen, durch die eine hochkalorische Flüssigkeit lief, die dich nach wenigen Tagen rosig und glatt aussehen ließ wie ein junges Mädchen. Ich kaufte einen Strohhut mit einer hellblauen Seidenschleife und eine hübsche hellblaue Bluse für dich. Wenn das Wetter schön war, fuhr ich dich hinunter zum Seeufer. Der Park war uferwärts abschüssig, wir saßen im Schatten hoher Linden, Ausflugsdampfer zogen lautlos vorbei, keckernde Enten umringten uns bettelnd. Nach ein paar Minuten sank dein Kopf auf die Brust, ein Arm hing leblos herab, das gelähmte Bein rutschte grotesk verdreht von der Fußstütze.

Auf dem Rückweg sah ich ein großes grünes Heupferd; es hatte sich auf den Betonstufen zum Aufzug verirrt, an den Hinterbeinen hatten sich Staubgespinste verfangen, der schlanke hellgrüne Körper mit den zart geäderten Flügeln schien leblos, ein menschliches Haar oder so etwas war wie eine Fußfessel zwischen die Gelenke gespannt und behinderte es. Hektisch tasteten die Fühler nach einem Ausweg. Ich schob den Werbeprospekt eines Seniorenheims, das ich am Vormittag besichtigt hatte, unter das bewegungslose Insekt und trug es zurück auf die Wiese. Ich hatte mir schon fünf oder sechs angesehen, sie hießen Rosenhof oder Seeresidenz und hatten menschenleere Terrassen und gepflegte Gärten, in denen niemand spazieren ging. Ich entfernte vorsichtig die Fußfessel, das Wesen zuckte, versuchte aber nicht zu fliehen, als hätte die Gefangenschaft es in einen Zustand der Betäubung versetzt. Vorsichtig begannen die Fühler zu tasten, dann verschwand es mit stockenden kleinen Hüpfern im Graswald.

Familienalbum

Weißer Dunst liegt über dem Loch der Wunde, ich grabe mich in seinen Boden, ich trage seine Schichten ab, aber noch immer nirgends ein Anfang oder Grund, scheinheilig sticht die Sonne aus dem makellosen Blau, wie ein riesiges Buch erhebt sich das Relief der Grube, in samtiges Grün gebettet, die sepiafarbenen Seiten von einem jähen Windstoß aufgeblättert, aus der waldigen Umgebung, verwischt die Abdrücke Millionen Jahre alter Chimären aus der Kindheit des Planeten, aus ihrem ewigen Schlaf gerissen die Wesen, die im Buch der Erde träumten, unlesbar geworden das Alphabet der Schöpfung, ausradiert unter den Raupenketten der Riesenbagger, ich steige hinab in das Buch, um die Schrift zu lesen, dumpfer Druck legt sich auf die Ohren, es ist totenstill, kein Vogel singt, ich stürze, die Erde empfängt mich sanft, ein paar Hundert Meter rutsche ich durch lockeres Sedimentgestein aus Kiesel, Schotter, Tonschiefer, Muschelkalk, bis ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, es ist kälter geworden, Europa erstarrt unter pleistozänem Eis, Schwarz wird Weiß und Weiß wird Schwarz, unter meinen Schritten zerplatzen Jahrtausende, ich erschaffe sie neu, aus einer Handvoll vergifteter Flüsse und toter Gletscher komponiere ich mir ein Anthropozän, auf dem Hintergrund meiner eigenen Unwirklichkeit will ich eine wirkliche Welt beschreiben, ich nehme den Oberkiefer eines Schnabeltiers, einen Berg zerbrochener Saurierrippen, eine Handvoll Baumsamen und vermische alles mit jurassischem Sand, ich atme Morgenluft, am diluvianischen Horizont wird es schon hell .

Das Radio läuft leise, Schlager der siebziger Jahre, unterbrochen von Werbung. Du sitzt im Sessel. Ich fülle Tee in den Plastikbeutel, kontrolliere den Schlauch und schließe die Pumpe wieder an, die leise schnurrend anspringt.

Du hast nie viel von deiner Kindheit erzählt, sage ich. Vielleicht fangen wir mit Esther an, die eines Tages nicht mehr zur Schule kam, Esther Donnerstag, weißt du noch, du hast den Namen mal erwähnt, ich habe ihn mir gemerkt, eindeutig ein jüdischer Name, ihr wart vier Freundinnen, hast du gesagt, Ruth, Esther, Hilde und du. Es gibt ein altes Foto, so um Neunzehndreiunddreißig oder spätestens fünfunddreißig aufgenommen, also im Jahr der Nürnberger Gesetze, eine Schulklasse voll kleiner Mädchen, sage ich, du in der vorletzten Reihe, ein hübsches blondes Kind mit kurzgeschnittenem Haar und schmollend aufeinandergepressten Lippen, da warst du acht oder zehn, aber wer könnte Esther sein, das jüdische Mädchen, vielleicht die Dunkelhaarige da in der zweiten Reihe mit dem wachen Blick, oder die mit den Zöpfen?

Schon komisch, sage ich, dass ich dir dein Leben erzähle, obwohl es normalerweise umgekehrt sein müsste, aber was ist schon noch normal zwischen uns, die natürliche Ordnung steht auf dem Kopf, die Zeit folgt nicht mehr dem Lauf eines Menschenlebens von der Wiege bis zur Bahre, wie man so sagt. Sie läuft rückwärts. Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, Monat für Monat für Monat. Nach dem Winter wird es wieder Herbst, der Sommer wird mit Regentagen und Hitze am Mittag kommen, die Zeit zieht uns mit sich in den dunklen Grund und so wird es nie enden, es wird immer so weitergehen, sage ich, bis mein Leben vorbei ist.

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