Beatrix Langner - Der Vorhang

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Ein Roman, der alles, was wir über autobiografisches Schreiben zu wissen glauben, über den Haufen wirft. Die unglaubliche und mitreißend erzählte Geschichte von zwei Fluchten in beide Teile Deutschlands.
1953 flüchtet eine junge Familie aus der DDR in den Westen. Die Gründe für die Flucht kann das Kind nur erahnen, aber schon bald ist die frühe Erinnerung an das östliche Deutschland verblasst: Das sogenannte Wirtschaftswunder verschafft den Eltern einen kleinen Wohlstand, als sie in einer rheinischen Kleinstadt ein Einzelhandelsgeschäft gründen. Zunächst geht es gut, doch dann werden die einstigen Gewinner des Aufschwungs zu Verlierern der Marktwirtschaft. Immer deutlicher wird auch die soziale Ausgrenzung des unverheirateten Paares in der katholischen Provinz. Und so entschließen sie sich zu einer erneuten Flucht: Diesmal zurück nach Ostdeutschland. Lange nach der Wende fährt das Kind zurück in die alte westdeutsche Heimat. Aber der Versuch, die eigene Kindheit jenseits des Eisernen Vorhangs wiederzufinden, endet am Rand eines großen Lochs, dem Braunkohletagebau Hambach, der viele uralte Dörfer und einen ganzen Wald geschluckt hat und schon bis an die Stadt ihrer Kindheit heranreicht.
Wo nichts mehr gefördert werden kann, entstehen neue Landschaften mit riesigen Seen. So endet ihre Reise in die Vergangenheit in einer imaginären Landschaft der Zukunft; das Zeitalter der Kohle ist zu Ende, Köln ist eine Hafenstadt, das große Loch wird geflutet und die rheinische Bucht ist wie vor 30 Millionen Jahren von einem großen tropischen Meer bedeckt.

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Hier ist die Grenze, das känozoische Ufer des Jetzt .

Eine dicke Stubenfliege taumelt seit Stunden im Kreisflug um die Deckenlampe, rast steil hinauf, stößt sich an Fensterleibungen, Schränken, Glasscheiben, ruht für Minuten aus, um erneut aufzusteigen, ich gehe in die Küche, um ein Stück Würfelzucker zu holen; früher sollen die Bauern auf diese Art ihre Fliegen durch den Winter gebracht haben. Es ist kein Würfelzucker da, also streue ich etwas losen Zucker auf die Untertasse und nehme noch zwei Stück weißen Kandis mit. Als ich zurück in dein Zimmer komme, ist alles ruhig. Von der Fliege keine Spur. Ich frage mich, ob sie von draußen kam oder schon den ganzen Winter, in einem Fensterspalt versteckt, mit uns gelebt hat. Die milde Luft irritiert sie vielleicht. Seit Tagen fliegen Wildgänse in Formationen über das Haus, eigentlich Zeichen des nahenden Frühlings. Aber der Wetterbericht sagt für das Wochenende die nächste Kälte voraus.

Im Grunde liegt mir nicht viel an Erinnerungen, sage ich, aber ich hänge an alten Sachen, ich hebe alles auf, in Kästen und Kartons türmt sich der Abraum meiner Lebenszeit über- und durcheinander, Hotelservietten aus Paris, München, Rom, Zeichnungen meiner Kinder, handgeschriebene Bahnfahrkarten, Theaterprogramme; Briefe Geliebter und Verstorbener. Oft träume ich von verlassenen Häusern, in einem davon gibt es ein Zimmer, das die Form eines U hat und sich fast um das ganze Haus zieht, mehr ein breiter Gang mit Fenstern als ein Zimmer. Ich gehe darin herum und sehe alles an wie eine Museumsbesucherin, alte Fotografien in kostbaren Rahmen, Porzellanfiguren, bestickte Kissen aus dunkelrotem Samt mit gelben Troddeln, dazwischen liegen Kleidungsstücke unordentlich verstreut herum, auf dem Tisch eine aufgerissene Kekspackung, so als hätten die Bewohner das Zimmer nur kurz verlassen. Durch eines der Fenster sehe ich auf eine Wiese mit Wäschetrockenplatz und einem kleinen Stallgebäude, davor steht eine Bank, auf der Bank sitzt ein alter Mann in einem rosa Hemd und raucht, den Blick versonnen in die Landschaft gerichtet, ringsum erstrecken sich blühende Wiesen, begrenzt von einem dunklen Waldsaum. Ich benutze das Zimmer nicht, mir genügt zu wissen, dass es da ist, seit Jahren unverändert, wie meine Vorgänger es verlassen haben. An einer der Wände hängen Uhren, viele Uhren in verschiedenen Formen und Größen; alle Zeiger stehen auf viertel nach neun, jedesmal, wenn ich von diesem Zimmer träume, zeigen alle Uhren exakt dieselbe Zeit an.

Vielleicht trägt jeder in seinem Leben so ein leeres Zimmer mit sich herum, sage ich. Ich wünschte nur, eines der Häuser, in denen ich im Traum so oft herumgehe, hätte wenigstens einen Dachboden, mit staubigen Koffern und Truhen mit verrosteten Schlössern, in denen ich nach Herzenslust wühlen könnte zwischen nach Lavendel duftenden Briefpäckchen, die von blassblauen Schleifen zusammengehalten werden, verrosteten Orden, geheimnisvollen alten Büchern in dicken Ledereinbänden, vergilbten Briefen mit roten Wachssiegeln, aus der Mode gekommenen Frauenkleidern oder was man sonst so auf einem Dachboden zu finden hoffen kann, aussortierte Lebenszeit, schäbiges Inventar zu groß bemessener Lebenspläne, von Selbstmörderinnen und gescheiterten Dichtern zurückgelassen, von Mäusen zernagt, Wabi-sabi, als könnte eine geliehene Vergangenheit einen für ein schlechtes Gedächtnis entschädigen.

Wenn ich vorhin sagte, sage ich, dass mir nichts an meinen Erinnerungen liegt, stimmt das also nicht ganz. Ich wollte damit sagen: Erinnerungen können täuschen, sie sind alles andere als fälschungssicher, man kann ihnen nicht trauen. Manchmal mache ich mir sogar Sorgen, meine Erinnerungslosigkeit könnte das erste Anzeichen einer Krankheit sein, die irgendwann zum vollständigen Verlöschen des Ich führen wird. Sagt man nicht, die Identität einer Person beruhe auf ihren ganz unverwechselbaren, einmaligen, persönlichen Erinnerungen? Wie die meisten Menschen kann ich mir eine Welt ohne mich schwer vorstellen. Wir datieren den Anfang unseres Lebens auf den Tag unserer Geburt; was davor liegt, bleibt unscharf wie ein verwackeltes Foto. Wer sagt mir denn, dass die Bilder in meinem Kopf mein Eigentum sind und nicht einer Romanfigur oder einem mir vollkommen unbekannten Menschen gehören, der mich auf dem Bahnsteig einer fremden Stadt in ein Gespräch verwickelt hat – als wären Erinnerungen etwas, das den Besitzer wechseln kann wie eine stumpf gewordene Perlenkette oder eine alte Uhr. Wie vertrauenswürdig sind die Geschmackspapillen eines französischen Schriftstellers der vorletzten Jahrhundertwende, der aus den Molekülen einer in Lindenblütentee getauchten Madeleine, die ihm Maman abends vor dem Schlafengehen gereicht hat, das tausendseitige Epos seiner verlorenen Jugend generiert haben will, bis in alle Einzelheiten der Tapetenmuster und Plisseefalten raschelnder Damenkleider? Was mich betrifft, habe ich nie verstanden, wie man sich nach etwas sehnen kann, das so unwiederbringlich verloren ist wie die Kindheit; wir lassen sie hinter uns wie eine Larve, ein durchsichtiges Gespenstchen; der Mensch platzt aus seiner Raupenhaut und fertig. Wie oft im Leben ändern wir uns noch, man muss davon nicht viel Aufhebens machen. Jede glückliche Kindheit ist nur die millionste Wiederholung anderer glücklicher Kindheiten, jede unglückliche wiederum ist es wert, vergessen zu werden.

Was ist das überhaupt, Kindheit, dieses geheimnisvolle Land, in dem die Dinge noch keine Namen haben und die Welt nichts ist als reine, unbeschriebene Fläche, in die sich die Wasserzeichen eines Sommernachmittags eingelassen haben, flackernde Lichtflecken auf Ziegelmauern, schattige Obstgärten, Leuchtschrift einer ewigen Gegenwart, aus der wir abends im Bett, wenn sich das Klacken der Absätze verspäteter Passanten wellenförmig in den vor Müdigkeit brennenden Gliedern ausbreitete, geheimnisvolle Signale empfingen, Morsezeichen aus einem unbekannten Universum, dessen nächste Sterne noch Millionen Lichtjahre entfernt waren. Als gebe es kein Innen, sind die Segel des Bewusstseins noch nicht aufgespannt, unberührt von den Rückspiegeln der Erinnerung, noch nicht in die Zukunft gerissen von der Zugluft der Hoffnungen. Diese Lust, zurückzukehren in das Paradies der unschuldigen Wörter, sie ist mir fremd, dieses Begehren nach einem anderen Körper, nach einem Ich jenseits des Selbst, das nur eine andere Art von Selbstliebe zu sein scheint. Wer sich erinnert, ist beteiligt. Es gibt keine unschuldige Erinnerung, wie es kein Vergessen gibt ohne den verborgenen Wunsch zu vergessen.

Störungszone

Ein leises Zittern des Bodens, der Abhang beginnt zu schwingen, die Bucht senkt sich, bricht von den Rändern ein und zerspringt in die Erftscholle und die Kölner Scholle, die sich diagonal ineinander verkeilen, vom Vikinggraben bis ins Rhonetal reißt die Erde auf, solche Störungen ziehen sich als breite Bodenwellen oder Hochgebiete durch Europa, wie die Ville, die westlich von Köln zu den Tälern der Swist und Erft abfällt, kopfüber stürze ich in den Spalt, schmatzend rutschen die nachkommenden Zeitalter nach, wie Synkopen im Strom der Zeit queren Falten und Risse das feste Felsgestein, ziehen sich als Flexuren oder Scherzonen durch den sedimentären Untergrund und hinterlassen horizontale Verwerfungen, im Unterschied zu vertikalen Einbrüchen infolge plattentektonischer Spannungen im tieferliegenden Gestein. Das Zerbrechen und Einsinken der Landschaft entlang solcher Störungszonen versetzt den vortertiären Untergrund in Bewegung, ältere Gesteinsschichten werden, wie im Harz und im Erzgebirge, aus dem Untergrund heraufgewälzt und legen sich als Deckgebirge über die jüngeren, und wie sich der Druck von unten auf die auf dem Magma schwimmenden Platten in immer stärker anschwellenden Subduktionswellen als Dehnung und Kompression auf der Oberfläche des Planeten fortsetzt, wird die Erdkruste in ständiger Spannung gehalten, der Boden zittert und zuckt, der Erdmantel schwingt wie eine Glocke, und alle paar Millionen Jahre ändern sich die Schichtungen benachbarter Gesteine, werden Gebirge verformt und Berge verworfen, stürzen Steilufer, tauschen Land und Meer ihre Plätze .

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