Hartmann entschloss sich, keine Eventualität außer Acht zu lassen. Er wollte nicht einmal ausschließen, dass al-Salem irgendetwas Teuflisches ausbrütete, trotz des Schwierigkeitsgrades der Aufgabe – oder vielleicht gerade deswegen. Denn wenn es ihm in erster Linie darum ging, die Welt zu schocken oder sich selbst Respekt zu verschaffen, war das die optimale Gelegenheit.
Und dann gab es noch eine Sache, die keinem der drei ausländischen Geheimdienste eine Erwähnung wert gewesen war: die Gefahr eines norwegischen Attentats.
Hartmann sah aus seinem Bürofenster. Das Februardunkel senkte sich langsam über die Stadt, und mit einem Mal beunruhigte ihn der Gedanke, wie viele Menschen in den Mietshäusern, Wohnblocks, Reihenhäusern und Einfamilienhäusern in Oslo und Umgebung wohnten, deren Bewegungen und Gedanken er niemals würde kontrollieren können. Er zweifelte nicht einen Moment daran, dass es unter diesen Hunderttausenden von Menschen auch solche gab, die Mustafa wie die Pest hassten und in einem ganz bestimmten Augenblick etwas vollkommen Verzweifeltes tun konnten. Da halfen auch keine Grenzpolizei, kein Schengen-Abkommen und keine Tipps von ausländischen Partnern. Da half im Grunde nur eins: unerlaubte polizeiliche Überwachung.
Er nahm den Hörer ab und wählte die interne Nummer des Oberkommissars der Sicherheitsanalyse, Gustav Malm.
»Malm«, kam es leise am anderen Ende. »Das Display verrät mir, dass Sie das sind, Hartmann. Was kann ich für Sie tun, das Sie mir heute Mittag nicht beim Essen sagen konnten?«
»Ich brauche ein bisschen Extraunterstützung in Verbindung mit dem Staatsbesuch.«
»Ja?«
»Können Sie die Jungs von der Fahndung und vom Überwachungsdienst bitten, mir eine Liste all jener Personen und Gruppen zu erstellen, die bei uns registriert sind, weil sie einer extremen pro-palästinensischen Vereinigung angehören oder Drohungen gegen solche Organisationen gerichtet haben?«
»Sie wissen doch gut, dass wir wegen so etwas niemanden mehr registrieren.«
»Und Sie wissen, was auf dem Spiel steht.«
»Ich werde mir die Sache mal ansehen. Aber versprechen kann ich nichts.«
»Danke. Ich wusste, dass ich mit Ihnen rechnen kann.« Hartmann lächelte über seine eigene Frechheit. »Und noch was: Schicken Sie mir auch eine Liste aller Personen, die extreme Drohungen gegen norwegische Juden ausgesprochen haben.«
»Warum das denn? Ich dachte, Mustafa käme zu Besuch, und nicht sein israelischer Gegenpart?«
»Das stimmt auch. Aber ich habe erst kürzlich ein Neonaziflugblatt gesehen, auf dem Mustafa als Jüdische Hure‹ betitelt wurde. Ich will von diesen Leuten nicht überrascht werden.«
»Sie werden morgen im Laufe des Tages alles bekommen, was ich habe«, sagte Malm und legte auf.
Hartmann blieb mit dem Hörer in der Hand sitzen. Er war überzeugt davon, dass er irgendetwas Wichtiges zu fragen vergessen hatte.
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