Julia Noah Munier - Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert

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Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert: краткое содержание, описание и аннотация

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Julia Noah Munier untersucht in ihrer Studie erstmalig die Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in der Bundesrepublik aus einer diachronen Perspektive. Dabei werden auf der einen Seite die subkulturellen Lebenswelten homosexueller Männer und auf der anderen Seite die strafrechtliche Verfolgungspraxis durch den Staat sowie die Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert. Die Studie stellt aufgrund ihrer systematischen und umfassenden Darstellung einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Anerkennung unrechtmäßiger staatlicher Verfolgung homosexueller Menschen dar.

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Die in den Zeitungen und Blättern erhaltenen Schilderungen der Zusammenkünfte, der Bälle und Festivitäten der Ortsgruppen des BfM geben einen Einblick in regionale wie überregionale Vernetzungsstrukturen. Sie geben ferner durch das dort präsentierte Kulturprogramm Auskunft über ein Lebensgefühl, über Sehnsuchtsräume der Mitglieder des BfM zum Ende der 1920er Jahre im deutschen Südwesten.

In der Rubrik »Aus der Bewegung« der »Blätter für Menschenrecht« dokumentierte die Mannheimer Ortsgruppe im Februar 1932 enthusiastisch ihre im Dezember 1931 im Bundeslokal abgehaltene Weihnachtsfeier: 318»Zum ersten Male konnten die Freunde Mannheims und Umgebung im eigenen Kreise Weihnachten feiern […]«, 319berichtete ein Mitglied der Ortsgruppe, die zur gemeinsamen Feier mit einer »großen Anzahl Artgenossen im festlich geschmückten, renovierten Bundeslokal« zusammenkam. 320Der Vorsitzende der Ortsgruppe hielt zu diesem Anlass eine Rede, in der er die »Freundschaftsidee« ins Zentrum stellte. Andere Mitglieder der Ortsgruppe trugen, etwa durch Stepp- und Tangotanz sowie durch Violinenvorführungen zur weiteren Unterhaltung der Anwesenden bei. Auch war man bemüht, durch eine Verlosung Geld in die Kassen des Bundes für Menschenrecht zu spülen und damit die Emanzipationsbewegung zu fördern. 321Was nach dem wohlstrukturierten Unterhaltungsprogramm mit emanzipatorischem Beiwerk folgte, ist »off the record«. Klar ist, in Mannheim wurde an diesem Tag im Dezember 1931 bis in den frühen Morgen hinein gefeiert. Auch die sich zum Jahreswechsel ereignende Silvesterfeier brachte die »Freunde und Freundinnen« – das Werben um weibliche Mitglieder in der Vereinszeitschrift hatte sich offenbar gelohnt – »fabelhaft« in das Jahr 1932. 322

Einen weiteren Einblick in die aus heutiger Perspektive und vor dem Hintergrund der avantgardistischen Tendenzen etwa in Stuttgart und in Karlsruhe der 1920er Jahre durchaus etwas bieder oder (klein-)bürgerlich erscheinenden Zusammenkünfte der Ortsgruppen des BfM vermittelt ein Bericht der Ortsgruppe Stuttgart über das »sehr gut besuchte Frühlingsfest«, das Mitglieder der Ortsgruppe im Saalbau Rosenau (Rotebühlstraße 109b) am 2. April 1932 organisierten. Im knappen Bericht der Vereinszeitung heißt es:

»Hervorragendes leistete unser Freund Julius Holl, welcher durch den gesanglichen Vortrag von Liedern: ›Ungeduld‹ von Schubert, ›Liebesfeier‹ von Franz, ›Verratene Liebe‹ von Hildach, und ›Wanderlied‹ von Schumann, alle Freunde und Gäste erfreute und reichlichen Beifall erntete.« 323

Ein Bericht der Ortsgruppe Stuttgart bezeugt, dass zu einem am 5. November 1932 im Saalbau Rosenau veranstalteten Stiftungsfest sich nicht nur die Mitglieder der hiesigen Ortsgruppe einfanden, sondern es wurden auch Gäste aus Pforzheim, Karlsruhe, Mannheim und der Pfalz, aus Tuttlingen und Nürnberg begrüßt (Abbildung 22). 324Es bestanden mithin regionale Kontakte nach Baden, ins Württembergische sowie überregionale Kontakte nach Bayern und in die Pfalz, die zu diesem Anlass gepflegt wurden. 325

In der Dezember/Januar-Ausgabe der »Blätter für Menschenrecht« von 1932/1933 verkündete die Ortsgruppe Karlsruhe ihre Neugründung, die sie mit einem Gründungsfest im »Hotel Geist« (Kronenstraße 54) feierte. 326Eingeladen waren

Abb 22 Gaststätte Sonnenhof in Stuttgart 1942 Anfang der 1930er kam hier - фото 23

Abb. 22: Gaststätte Sonnenhof in Stuttgart (1942). Anfang der 1930er kam hier die Ortsgruppe des BfM zusammen.

nicht nur »Mitglieder«, »Freunde« und »Gönner«, wie es in dem kleinen Artikel heißt, sondern auch die umliegenden Ortsgruppen des BfM aus Stuttgart und Mannheim. 327Während des Festes der Ortsgruppe in Karlsruhe im Dezember/Januar 1932/33, zu dem auch viele Stuttgarter kamen, hielt der erste Vorsitzende der Ortsgruppe Mannheim, Kurt Hunger, eine Rede über »Zweck, Ziel und Gemeinschaftsgeist im Bunde«, Neben dem »Karlsruher Schützenmarsch« wurde ein Violinensolo vorgeführt und ein Mitglied der Gruppe sang das Lied »Einsam klingt das Glöckchen«. Im Bericht heißt es: »Überall sah man frohe Laune und gemütliche Stimmung war über den ganzen Saal, der festlich geschmückt war, verbreitet […].« 328Zur Erinnerung an den bereits im März 1932 an den Folgen einer Tuberkulose-Erkrankung verstorbenen Herausgeber der »Blätter für Menschenrecht« und Vorsitzenden des »Bundes für Menschenrecht« Friedrich Radszuweit, »[…] den allzufrüh verstorbenen Führer und Kämpfer der Bewegung […]« wurde später »[…] auf gedämpfter Geige und Klavier […]« das Lied: › »Ich hatt’ einen Kameraden« gespielt »[…] das von allen Anwesenden stehend und im stillen Gedenken an den Führer angehört wurde.« 329Anschließend wurden der neugegründeten Ortsgruppe Tischstandarten überreicht. 330

Die während der Festivitäten dargebotenen Lieder und Rezitationen lassen Rückschlüsse auf die in diesem lebensweltlichen Gefüge zirkulierenden kognitiven Artefakte zu. Die Liedwerke und ihre (vermutete) homoerotische Aneignung, etwa durch den anzunehmenden Austausch von Pronomen in den Liedtexten, waren Teil der Lebenswelten, der Selbstverständnisse und der Selbstbilder der hier organisierten homosexuellen Männer, der »Freunde und Freundinnen« im deutschen Südwesten der 1920er und beginnenden 1930er Jahre. 331

Mit der Darbietung und dem angenommenen »queering« eines Liedes wie »Ungeduld« aus Franz Schuberts (1797–1828) Liederzyklus »Die schöne Müllerin« (1823) kann hier ein vorsichtig entstehendes homosexuelles Selbst-Bewusstsein ausgemacht werden. Das homoerotisch appropriierte Lied, das als solches von einer intensiven Liebe zu einem anderen Mann kündet, von einer Liebe, die geheim ist und die ihren Adressaten nicht zu nennen oder gar zu adressieren wagt, zeugt zugleich von einer Sehnsucht, diese Liebe öffentlich zu verkünden. In der mann-männlich homosexuell gewendeten Variante singt ein gleichgeschlechtlich orientierter Mann davon, dass er seine Liebe zu einem anderen Mann überall kundtun möchte, zugleich befürchtet er, dass genau diese Liebe erkannt und entdeckt werden könnte:

»Ich schnitt es gern in alle Rinden ein, ich grüb’ es gern in jeden Kieselstein, ich möcht’ es sä’n auf jedes frische Beet, mit Kressensamen, der es schnell verräth, auf jeden weissen Zettel möcht’ ich’s schreiben: Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben. […] Ich meint, es müsst’ in meinen Augen steh’n, auf meinen Wangen müsst’ man’s brennen seh’n, zu lesen wär’s auf meinem stummen Mund, ein jeder Athemzug gäb’s laut ihr [bzw. ihm, Anmerk. d. Verf.] kund, und sie [bzw. er] merkt nichts von all’ den [sic] bangen Treiben: Dein ist mein Herz, und soll es ewig bleiben.« 332

Deutlich zeigt sich hier ein romantisch geprägtes Motiv der Einsamkeit, das aufgelöst wird in ein hoffnungsvolles Sehnen. Das ebenfalls im Kontext der Stuttgarter Feier des BfM 1932 aufgeführte »Wanderlied« von Robert Schumann wendet das Motiv der Sehnsucht positiv und schließt mit dem Motiv erfüllter Liebe in der Ferne elterlicher und familiärer Verbundenheit. Es bietet damit ein Identifikationsangebot, das sich leicht übertragen lässt auf vielleicht brüchige Lebenswege, die sich traditionellen, gewissermaßen evidenten Vorgaben von Lebensplanung und familiärer Solidarität entziehen und die in der vagen Anonymität einer südwestdeutschen Großstadt »Heimat« in der Liebe zu einer anderen gleichgeschlechtlichen Person neu begründen. 333

Abb 23 Portrait verklemmter bürgerlicher Homoerotik Georg Scholz In einem - фото 24

Abb. 23: Portrait verklemmter bürgerlicher Homoerotik? Georg Scholz: »In einem kühlen Grunde… (Deutsches Volkslied)«, Heidelberg (1923). Bleistift auf Papier, 31,0 × 23,0 cm.

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