Julia Noah Munier - Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert

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Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg im 20. Jahrhundert: краткое содержание, описание и аннотация

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Julia Noah Munier untersucht in ihrer Studie erstmalig die Lebenswelten und Verfolgungsschicksale homosexueller Männer in Baden und Württemberg in der Weimarer Republik, im NS-Staat und in der Bundesrepublik aus einer diachronen Perspektive. Dabei werden auf der einen Seite die subkulturellen Lebenswelten homosexueller Männer und auf der anderen Seite die strafrechtliche Verfolgungspraxis durch den Staat sowie die Einzelschicksale der Verfolgten dokumentiert. Die Studie stellt aufgrund ihrer systematischen und umfassenden Darstellung einen wichtigen wissenschaftlichen Beitrag zur Anerkennung unrechtmäßiger staatlicher Verfolgung homosexueller Menschen dar.

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Vor dem Hintergrund derartiger Konzepte und verwissenschaftlichter Ressentiments ist es kaum verwunderlich, dass bereits während der Gründungsphase der Stuttgarter Freundschaftsgruppe von einigen der Stuttgarter »Freunde« ein misogyner Maskulinismus und ein Eintreten für hegemoniale Männlichkeit auch als Strategie möglicher Anerkennung befürwortet und offen artikuliert wurde. So wetterte der Stuttgarter C. Grieb gegen die Effeminierten unter den homosexuellen Männern:

»In einer der letzten Nummern der ›Freundschaft‹ schreibt ein Einsender, daß jeder von ›Uns‹ mitarbeiten soll, um die Ansichten der großen Menge unserer näheren Umgebung über ›Uns‹ zu ändern. Diesem Rat kann ich nur aufs Wärmste zustimmen! […] Zeigt eurer Umgebung, daß wir Gefühlswerte besitzen, daß wir keine Lüstlinge, keine Verbrecher, keine Kranke sind, sondern daß es uns Natur ist so zu lieben! Gebt euch anständigen Menschen, wenn angebracht, zu erkennen. Warum denn die Komödie? […]« 303

In der Auseinandersetzung um die öffentliche Repräsentation oder das öffentliche Bild des bzw. der Homosexuellen im deutschen Südwesten forderte er:

»Lebt doch euere Leben so, daß man euch Achtung zollt und abgewinnen muß! Nichts schadet uns mehr als ein ärgerniserregendes zur Schau getragenes Wesen in der Öffentlichkeit. Wohl frei, aber niemals provozierend, wie es leider so viel von den Unseren sich es zur Gewohnheit gemacht haben. Dieses ganze weibische, geschminkte Wesen wird ein Greuel [sic] nicht nur für die sog. Normale [sic], sondern auch für viele von ›Uns‹. Die Freundesliebe wird zur Dirne erniedrigt und hat mit unserem Ideal der herrlichen griechischen Liebe nicht mehr zu tun!« 304

Dieser dem bürgerlichen Lager zuzurechnende Mann, der auf historische Vor-Bilder rekurriert und sich am (Subjekt-)Ideal der »griechischen Freundesliebe« orientiert, warnte die Leser_innen:

»Nichts schadet uns und unseren Brüdern mehr als ein solches Benehmen! Bewahret alle Würde, denn mit Argusaugen werden wir beobachtet […]. Diese Menschen richten sich selbst, sind es wahrlich nicht wert, daß das Morgenrot der Freiheit über sie hereinbricht!« 305

C. Grieb beendet seine Warnung mit kämpferischen Sätzen:

»Allen Freunden, besonders aber in meiner Vaterstadt Stuttgart, möchte ich zurufen: ›Vereinigt Euch, schließt Euch zusammen, dann sind auch ›Wir‹ eine Macht, mit der unbedingt gerechnet werden muß, lest ›Die Freundschaft‹, unser Blatt, helft mit an der Befreiungsarbeit, mag er im täglichen Leben stehen wo er will, so wird der Sieg doch zuletzt ›Unser sein!‹ C. Grieb.« 306

Im Mittelpunkt einer öffentlich geführten Auseinandersetzung sich unterschiedlich verortender lokaler Akteure in Stuttgart stand die Frage, welche Personen Zugang zu dem neugegründeten Stuttgarter Freundschaftsbund haben sollten. Diskutiert wurde u. a. ob Männer aus der Arbeiterschicht aufgenommen werden sollten. Deutlich zeigte sich dabei eine Ablehnung effeminierter Männlichkeit bzw. eine Ablehnung gegenüber Sexual- und Genderentwürfen, die als »invertiert« bezeichnet wurden. 307

Zwei Stuttgarter »Freunde« kritisierten in der Zeitschrift »Die Freundschaft« zunächst die Mitglieder-Policy des Stuttgarter Freundschaftsbundes, auf welche sie die zum damaligen Zeitpunkt sehr niedrigen Mitgliederzahlen zurückführen:

»Warum der Stuttgarter Freundschaftsbund nicht gedeiht und niemals gedeihen kann, hat seinen Grund darin, daß der Zweck, die Geselligkeit und alles andere im hiesigen Bund viel zu einseitig sind. Was bezweckt denn eigentlich dieser Bund, der nicht das Bestreben zeigt, Gleichheit gegenüber allen zu üben und alle Gleichgesinnten von den Plätzen fernzuhalten, denen wir unseren Ruf bei den Normalen verdanken? […] Denken Sie nicht, daß in einem Arbeiterherzen nicht genau so viele edle Gesinnung zu finden wäre wie in dem Euren, denn gerade beim einfachen Menschen finden wir die heiligen Ideale.« 308

Die anonym bleibenden Mitglieder der bestehenden Freundschaftsgruppe konstatieren in ihrer Replik in der darauffolgenden Ausgabe der »Freundschaft«: »Die Aussperrung einzelner hängt nachgerade nicht davon ab, daß es ein Arbeiter ist, sondern lediglich von dem ›tantischen Gebahren und der Klatschsucht‹ gewisser Personen.« 309

Zusätzlich verweisen die Mitglieder des Freundschaftsbundes darauf, dass erst kürzlich eine Gruppe, die in einer Gastwirtschaft zusammenkam, des Lokales verwiesen wurde, da sich Einzelne »[…] in solch verletzender Weise aufgeführt [haben], daß sie nach kurzer Zeit das Lokal nicht mehr betreten bzw. gemeinsam benutzen durften.« 310

Die Frage der Zugehörigkeit zum Freundschaftsbund wird hier verbunden mit dem möglichen Eintreten für erprobte Strategien der Anerkennung und folglich mit einer angemessenen, d. h. hegemonialer Männlichkeit entsprechenden Genderperformance. Die Einpassung in die Subjektform hegemonialer Männlichkeit und die damit einhergehende Vermeidung effeminierter Gesten und einer »weiblichen Körpersprache«, dem »tantischen Gebahren«, wird hier zur Voraussetzung für Zugang und interne Anerkennung. 311Von einer strategischen Einpassung in Genderperformances, die einer hegemonialen Zweigeschlechtlichkeit entsprechen, erhofften sich die Akteure als (geschlechter-) intelligible Subjekte Anerkennung in den öffentlichen Räumen der Mehrheitsgesellschaft zu erfahren. Derartige Aushandlungsprozesse zeugen nicht nur von einem hohen Maß an kritischer Selbstbeobachtung der eigenen lebensweltlichen Gefüge, sondern es ist davon auszugehen, dass sie auf der Ebene der individuellen Akteur_innen ein hohes Maß an Anpassungsdruck und erhöhte Selbstreflexivität bewirkten. Fragen danach, wie man sich kleidet, wie man auftritt, welchen Konsumstil man pflegt, mit welchen Gegenständen man sich umgibt und welcher Semantiken man sich bedient, werden hier zu äußerst ernsten Fragen der gesellschaftlichen »Mitspielfähigkeit«. Im Blick auf das eigene Selbst entwickeln die historischen Akteur_innen damit ein Gespür für die Grenzen akzeptabler Subjekthaftigkeit in den zugänglich gewordenen, halböffentlichen Räumen der Mehrheitsgesellschaft.

Bezüglich der Nutzung von Lokalen und Gaststätten machten auch die Ortsgruppen des BfM möglicherweise ähnliche Erfahrungen: Der Vorstand der »Ortsgruppe Karlsruhe« kündigte für den ersten Samstag im Januar 1924 ein Stiftungsfest im Stammlokal der Ortsgruppe, im zweigeschossigen Wohn- und Gasthaus »Restaurant zum Salmen« am zentral gelegenen Karlsruher Ludwigsplatz an, zu dem alle »Freunde aus Nah und Fern« herzlich eingeladen waren. 312Auffällig ist, dass die Ortsgruppe nach dem Stiftungsfest offenbar nicht mehr in dieser Lokalität am Ludwigsplatz zusammenkam. Am 1. Februar 1924 ist in dem »Adress-Verzeichnis der Ortsgruppen« des Bundes für Menschenrecht vermerkt, dass sich die Gruppe nun in einer neuen Lokalität in der östlichen Innenstadt trifft (»Hotel Bürgerhof« beim alten Bahnhof). 313Weshalb wechselten die Mitglieder des »Bundes für Menschenrecht« nach diesem Fest ihr Stammlokal? Nicht nachzuweisen jedoch denkbar ist es, dass die Ortsgruppe nach ihrem Stiftungsfest im Restaurant »Zum Salmen« nicht weiter erwünscht war. Verloren die Mitglieder ihr Ortsgruppen-Lokal, weil der Wirt oder die Wirtin des »Salmen« seine bzw. ihre Räumlichkeiten nicht länger als Versammlungs- und Festort zur Verfügung stellen wollte? Waren möglicherweise auch Anwohner_innen in die Situation involviert? 314Am 15. Februar 1924 vermeldete die Ortsgruppe als Treffpunkt – wiederum einige Häuser weiter – das Hotel »Prinz Max« (Adlerstr. 37). 315Im Juli 1924 zogen die Mitglieder des Karlsruher Bundes für Menschenrecht erneut in ein anderes Lokal in unmittelbarer Nähe. Treffpunkt war nun »Jeden Sonntag abend 8 Uhr« im »Hotel zu den ›Goldenen Trauben‹, Steinstraße 17, Ecke Adlerstraße.« 316Etwa innerhalb eines halben Jahres, von Januar 1924 bis zum Juli 1924 wechselte die Gruppe in kurzen Abständen vier Mal ihr Vereinslokal. Wie schwierig es war, in einer derartigen Situation, die einer ständigen Veränderung unterworfen und in der bei eingeschränkten Distribuierungsstellen der Freudschafts- bzw. Homosexuellenzeitschriften die Verfügbarkeit über das Wissen um die sich verändernden Treffpunkte nicht gewährleistet war, überhaupt zu dieser Gruppe zu stoßen, wird unmittelbar deutlich. 317

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