Freyr verflucht dich.
Flieh, üble Maid, bevor dich vernichtet
Der Götter Zauberzorn.
34
Hört es, Joten, hört es, Hrimthursen,
Suttungs Söhne, 57ihr Asen selber! Wie ich verbiete, wie ich banne Mannes Gesellschaft der Maid, Mannes Gemeinschaft.
35
Hrimgrimnir heißt der Riese, der dich haben soll
Hinterm Todtenthor,
Wo verworfene Knechte in knotige Wurzeln
Dir Geißenharn gießen.
Anderer Trank wird dir nicht eingeschenkt,
Maid, nach deinem Willen,
Maid nach meinem Willen!
36
Ein Thurs (Th) schneid ich dir und drei Stäbe:
Ohnmacht, Unmuth, Ungeduld.
So schneid ich es ab wie ich es einschnitt,
Wenn es Noth thut so zu thun.
Gerda .
37
Heil sei dir vielmehr, Held, und nimm den Eiskelch
Firnen Methes voll.
Ahnte mir doch nie, daß ich einen würde
Vom Stamm der Wanen wählen.
Skirnir .
38
Meiner Werbung Erfolg wüst ich gesichert gern
Eh ich mich hinnen hebe.
Wann meinst du in Minne dem mannlichen Sohn
Des Niördr zu nahen?
Gerda .
39
Barri heißt, den wir beide wißen,
Stiller Wege Wald:
Nach neun Nächten will Niörds Sohne da
Gerda Freude gönnen.
Da ritt Skirnir heim. Freyr stand draußen, grüßte ihn und fragte nach der Zeitung:
40
Sage mir, Skirnir, eh du den Sattel abwirfst
Oder vorrückst den Fuß,
Was du ausgerichtet hast in Riesenheim
Nach meiner Meinung und deiner.
Skirnir .
41
Barri heißt, den wir beide wißen,
Stiller Wege Wald:
Nach neun Nächten will Niörds Sohne da
Gerda Freude gönnen.
Freyr .
42
Lang ist Eine Nacht, länger sind zweie:
Wie mag ich dreie dauern?
Oft daucht' ein Monat mich minder lang
Als eine halbe Nacht des Harrens.
13. Grôgaldr
. Groas Erweckung.
Inhaltsverzeichnis
1
Wache, Groa, erwache, gutes Weib,
Ich wecke dich am Todtenthor.
Gedenkt dir des nicht? Zu deinem Grab
Hast du den Sohn beschieden.
2
»Was bekümmert nun mein einziges Kind?
Welch Unheil ängstet dich,
Daß du die Mutter anrufst, die in der Erde ruht,
Menschliche Wohnungen längst verließ?«
3
Zu übelm Spiel beschiedst du mich, Arge:
Die mein Vater umfing
Lud an den Ort mich, den kein Lebender kennt,
Eine Frau hier zu finden.
4
»Lang ist die Wanderung, die Wege sind lang,
Lang ist der Menschen Verlangen.
Wenn es sich fügt, daß sich erfüllt dein Wunsch,
So lacht dir günstiges Glück.«
5
Heb ein Lied an, das heilsam ist,
Kräftige, Mutter, dein Kind.
Unterwegs fürcht ich den Untergang,
Allzujung eracht ich mich.
6
»So heb ich zuerst an ein heilkräftig Lied,
Das Rinda sang der Ran:
Hinter die Schultern wirf was du beschwerlich wähnst,
Dir selbst vertraue selber.
7
»Zum Andern sing ich dir, da du irren sollst
Auf weiten Wegen wonnelos:
Der Urd Riegel sollen dich allseits wahren,
Wo du Schändliches siehst.
8
»Zum Dritten sing ich dieß, wenn wo verderblich
Flutende Flüße brausen,
Der reißende, rauschende rinne dem Abgrund zu,
Vor dir versand er und schwinde.
9
»Dieß sing ich zum Vierten, so Feinde dir dräuend
Am Galgenweg begegnen,
Ihnen mangle der Muth, die Macht sei bei dir
Bis sie zum Frieden sich fügen.
10
»Dieß sing ich zum Fünften, so Feßeln sich dir
Um die Gelenke legen,
Lösende Glut gießt dir mein Lied um die Glieder,
Der Haft springt von der Hand,
Von den Füßen die Feßel.
11
»Dieß sing ich zum Sechsten, stürmt die See
Wilder als Menschen wißen,
Sturm und Flut faß in den Schlauch,
Daß sie frohe Fahrt gewähren.
12
»Dieß sing ich zum Siebenten, wenn dich schaurig umweht
Der Frost auf Felsenhöhen,
Kein Glied verletze dir der grimme Hauch,
Noch soll er die Sehnen dir straff ziehn.
13
»Dieß sing ich zum Achten, überfällt dich
Die Nacht auf neblichem Wege,
Nichts desto minder mag dir nicht schaden
Ein getauftes todtes Weib.
14
»Zum Neunten sing ich dir, wird dir Noth mit dem Joten,
Dem schwertgeschmückten, zu reden,
Wortes und Witzes sei im bewusten Herzen
Fülle dir und Ueberfluß.
15
»Nun fahre getrost der Gefahr entgegen,
Dich mag kein Hinderniss hemmen.
Ich stand auf dem Stein an der Schwelle des Grabs
Und ließ mein Lied dir erklingen.
16
»Nimm mit dir, Sohn, der Mutter Worte
Und behalte sie im Herzen:
Heils genug hast du immer
Dieweil mein Wort dir gedenkt.«
14. Fiölsvinnsmâl
. Das Lied von Fiölswidr.
Inhaltsverzeichnis
1
Vor der Veste sah er den Fremdling nahn,
Den Riesensitz ersteigen.
Wächter (Fiölswidr) .
Welch Ungethüm ists, das vor dem Eingang steht,
Die Waberlohe umwandelnd?
2
Wes verlangt dich hier, was erlauerst du?
Was willst du, Freundloser, wißen?
Auf feuchten Wegen hebe dich weg von hier,
Hier ist deines Bleibens nicht, Bettler!
Fremdling .
3
Welch Ungethüm ists, das vor dem Eingang steht,
Und weigert dem Wanderer Gastrecht?
Gönnst du nicht Gruß und Wort, so bist du gar nichts werth:
Hebe dich heim von hinnen.
Fiölswidr .
4
Fiölswidr heiß ich und habe klugen Sinn,
Bin meines Mals nicht milde.
Zu diesen Mauern magst du nicht eingehn:
Rechtloser, hebe dich hinnen.
Fremdling .
5
Von Augenweide wendet sich ungern
Wer Liebes sucht und Süßes.
Die Gürtung scheint zu glühen um goldne Säle:
Hier möcht ich Frieden finden.
Fiölswidr .
6
Welcher Eltern Kind bist du, Knabe, geboren;
Welchem Stamm entstiegen?
Fremdling .
Windkaldr heiß ich, Warkaldr hieß mein Vater,
Des Vater war Fiölkaldr.
7
Sage mir, Fiölswidr, was ich dich fragen will
Und zu wißen wünsche:
Wer schaltet hier das Reich besitzend
Mit Gut und milder Gabe?
Fiölswidr .
8
Menglada heißt sie, die Mutter zeugte sie
Mit Swafr, Thorins Sohne.
Die schaltet hier das Reich besitzend
Mit Gut und milder Gabe.
Windkaldr .
9
Sage mir, Fiölswidr, was ich dich fragen will
Und zu wißen wünsche:
Wie heißt das Gitter? nie sahn bei den Göttern
So üble List die Leute.
Fiölswidr .
10
Thrymgialla (Donnerschall) heißt es, das haben drei
Söhne Solblindis gemacht.
Die Feßel faßt jeden Fahrenden,
Der es hinweg will heben.
Windkaldr.
11
Sage mir, Fiölswidr, was ich dich fragen will
Und zu wißen wünsche:
Wie heißt die Gürtung? nie sahn bei den Göttern
So üble List die Leute.
Fiölswidr .
12
Gastropnir heißt sie, ich habe sie selber
Aus des Lehmriesen Gliedern erbaut
Und so stark gestützt, daß sie stehen wird
So lange Leute leben.
Windkaldr .
13
Sage mir, Fiölswidr, was ich dich fragen will
Und zu wißen wünsche:
Wie heißen die Hunde? ich hatte so grimmige
Lange nicht im Land gesehen.
Fiölswidr .
14
Gifr heißt einer und Geri der andre,
Weil dus zu wißen wünschest.
Eilf Wachten müßen sie wachen
Bis die Götter vergehen.
Windkaldr .
15
Sage mir, Fiölswidr, was ich dich fragen will
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