INNERER COACH: Wie weit in die Zukunft möchtest du dich projizieren? Welches Datum wird dein Brief tragen?
Heute in zwei Jahren. Ist das in Ordnung?
INNERER COACH: Natürlich. Und wie wirst du den Brief beginnen?
Hallo Simon, ich hab mich gefreut, von dir zu hören .
INNERER COACH: Und wie geht’s weiter?
Es freut mich, dass es dir gut geht. Ich werde dir auch ein bisschen erzählen, wie es mir so geht .
INNERER COACH: Das ist ein guter Anfang. Und vielleicht solltest du auch noch erwähnen, dass es dir zurzeit so gut geht wie noch nie zuvor, oder so was in der Art.
Das wäre vielleicht ein bisschen zu dick aufgetragen, aber ich könnte schreiben, dass ich ihm glücklicherweise erzählen kann, dass ich mich von einer sehr schwierigen Lebensphase wieder erholt habe .
INNERER COACH: Okay. Du könntest sagen, dass du ziemliche Schwierigkeiten gehabt hast, aber der Sinn dieser Übung ist es, sich auf die guten Neuigkeiten zu konzentrieren und nicht nur die Schwierigkeiten zu erwähnen, okay?
Okay, verstanden. Ich kann also schreiben, dass ich mich endlich wieder besser fühle und mein Leben wieder genießen kann .
INNERER COACH: Das klingt doch gut – und wie geht’s weiter? Was wirst du darüber schreiben, was du so machst und warum du in so einer glücklichen Phase bist?
Oh je! Das ist gar nicht so einfach .
INNERER COACH: Das ist wirklich nicht einfach, aber es wird dir leichter fallen, wenn du einfach erst mal anfängst. Beginne mit einer guten Sache, einer kleinen guten Nachricht.
Ich bin wieder in meine Heimatstadt gezogen .
INNERER COACH: Na also! Und dann machst du weiter, indem du erzählst, was du machst – jetzt, wo du wieder in deiner Heimatstadt bist. Mit wem verabredest du dich? Was für einer Arbeit gehst du nach und wie verbringst du deine Freizeit?
Okay, ich glaube, ich hab’s jetzt geschnallt .
Diese erste Übung soll Ihnen dabei helfen, ein positives inneres Bild Ihrer Zukunft zu entwickeln. Wir können unsere Zukunft nicht vorhersehen, aber nichts hindert uns daran, uns die guten Dinge vorzustellen, die wir uns von der Zukunft erhoffen. Menschen, die schreckliche Erlebnisse wie ein Konzentrationslager oder Folter überlebt haben, betonen oft, dass sie dies nicht überstanden hätten, wenn sie während der Tortur nicht ihre Träume von einer besseren Zukunft aufrechterhalten hätten.
Wenn Sie niedergeschlagen sind und die Fähigkeit verloren haben, Ihr Leben zu genießen, mag es Ihnen schwerfallen, über Ihre Zukunft nachzudenken bzw. sich Träume von einer besseren Zukunft auszumalen. Wenn Sie sich aber einfach dazu entschließen, es zu probieren, werden Sie bald merken, dass die Vorstellung von einer glücklicheren Zukunft Hoffnung erzeugt und Ihre Stimmung hebt. Das ist gewiss keine leichte Aufgabe, sie ist aber mit Sicherheit der Mühe wert.
Je lebendiger und konkreter Ihre Vorstellung von einer glücklichen Zukunft ist, desto besser wird es funktionieren. Damit Ihre inneren Bilder möglichst klar und konkret werden, denken Sie bitte in dieser Übung nicht nur über eine bessere Zukunft nach, sondern projizieren Sie sich selbst in diese Zukunft hinein und schildern Sie einer realen Person, die Ihnen sehr wichtig ist, Ihr zukünftiges Leben im Detail.
Übung 2: Beschreiben Sie, wie Sie es geschafft haben, aus dem Tief herauszukommen
Die Mitte eines Buches wird besser verständlich, wenn man das letzte Kapitel gelesen hat .
Diese zweite Übung baut auf der ersten auf – bevor Sie damit beginnen, sollten Sie die erste abgeschlossen haben.
Stellen Sie sich vor, dass Sie bald nach Ihrem Antwortbrief wieder eine Mail von Ihrem Freund bekommen. Hierin schreibt er, dass er froh sei, von Ihrer Genesung zu hören, und er fragt Sie, wie Sie das geschafft hätten.
Was antworten Sie Ihrem Freund? Nutzen Sie Ihre Fantasie und erklären Sie in Ihrer Antwort, was Ihnen geholfen hat, aus dem Tief herauszukommen und die Fähigkeit wiederzuerlangen, das Leben zu genießen.
INNERER COACH: Das ist ein toller Brief. Lass uns doch das Experiment fortführen und noch einen Schritt weitergehen, okay?
Ich fühle mich nach diesem Brief ganz schön ausgelaugt, aber ich werde es probieren .
INNERER COACH: Du musst das ja nicht jetzt machen, du kannst es auch morgen schreiben oder wann es dir sonst passt.
Vielleicht schaffe ich es doch jetzt .
INNERER COACH: Okay, stell dir also vor, du hättest auf deinen Brief eine Antwort bekommen, in der dein Freund schreibt, dass er sich sehr für dich freut und dich bittet, ihm zu schildern, wie das gelaufen ist – was du getan hast, damit es dir wieder besser geht und du dein Leben wieder genießen kannst. Was würdest du ihm antworten?
Ja, wie soll ich das denn wissen?
INNERER COACH: Na ja, es ist eben ein Gedankenspiel. Die Aufgabe besteht darin, sich vorzustellen, was man antworten würde. Du kannst schreiben, was du willst – es geht hier nur um deine Vorstellungen.
Na gut, ich könnte zum Beispiel so etwas schreiben wie …
INNERER COACH: Sprich es noch nicht aus. Stell dir einfach nur vor, wie du die E-Mail deines Freundes mit all den Fragen vor dir auf dem Bildschirm siehst, und schreib dann deine Antwort. Denk nicht so viel darüber nach. Schreib einfach auf, was dir in den Sinn kommt, okay?
Okay .
Wenn man einen Menschen, der in einer schwierigen Lebenssituation steckt, fragt, was er tun müsste, um da wieder herauszukommen, gibt er in der Regel so etwas zur Antwort wie »Wenn ich das nur wüsste« oder »Wenn ich die Antwort wüsste, wäre ich doch gar nicht in dieser Situation, oder?«.
Es ist aber deutlich leichter, eine Antwort auf diese Frage zu finden, wenn man, statt direkt darüber nachzudenken, sich selbst in die Zukunft projiziert – an einen Punkt, an dem man sich wieder erholt hat und an dem man auf sein bisheriges Leben zurückblicken kann und sich selbst fragt: »Was hat mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen?« Sie werden sehen, dass Sie beim Suchen nach Lösungen für Ihre Probleme deutlich kreativer sind, wenn Sie den umgekehrten Weg gehen, sich also zunächst in die erwünschte Zukunft hineinprojizieren und dann versuchen zu analysieren, was die Veränderung bewirkt hat.
Übung 3: Betrachten Sie Ihre Besserung als außenstehender Beobachter
Wenn man sich selbst sehen will, betrachtet man sich am besten mit den Augen einer anderen Person .
Stellen Sie sich eine Situation in der Zukunft – wenn Sie sich viel besser als jetzt fühlen – vor, in der sich zwei gute Bekannte über Sie unterhalten. Bestimmen Sie, wer diese beiden sein sollen – es können zum Beispiel Familienmitglieder, Freunde oder auch einfach nur Ihre Nachbarn sein.
Stellen Sie sich nun vor, dass Person A Person B davon erzählt, dass Sie sich anscheinend schon etwas erholt hätten und es Ihnen offenbar deutlich besser ginge.
•B fragt A: »Woher weißt du, dass es da eine Besserung gibt? Hat er/sie es dir erzählt?«
•A sagt: »Nein, er/sie hat es nicht erzählt, aber ich konnte es ihm/ihr eindeutig ansehen.«
•B will wissen: »Was genau hast du beobachtet?«
•A erzählt jetzt, welche Veränderungen ihn zu der Äußerung veranlasst haben, dass es Ihnen besser geht.«
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