Um dir zu verdeutlichen, warum wir Menschen uns die ätherischen Öle überhaupt zunutze machen, widmen wir uns kurz der Frage, warum Pflanzen ätherische Öle produzieren. Sie schützen sich damit, beispielsweise vor Schädlingen oder vor extremen Temperaturen; oder sie ziehen andere Tiere, wie Bienen, an, damit diese durch die Bestäubung zum Fortbestand der Pflanze beitragen.
Wir Menschen haben uns diese Eigenschaften der ätherischen Öle schon längst zunutze gemacht. Alte Aufzeichnungen belegen, dass schon die alten Ägypter ätherische Öle zu Heilzwecken nutzten. Auch wenn das Herstellungsverfahren der Dampfdestillation heute weiter fortgeschritten ist, wird bereits auf alten Schriftstücken aus Papyrus von der Verwendung von Weihrauch und anderen Duftstoffen bei der Behandlung verschiedener Erkrankungen berichtet. Ich gehe später darauf ein, wie wir heute ätherische Öle anwenden. Eines jedenfalls haben die ätherischen Öle von damals und von heute gemein: Sie galten und gelten als kostbar. Die Ägypter müssen sie sehr geschätzt haben, denn als 1922 das Grab von Tutanchamun entdeckt wurde, wurden darin als Grabbeigaben auch duftende Öle gefunden. Aber nicht nur die Ägypter, auch andere Völker nutzten schon früh ätherische Öle für ihre Zwecke. Und wir werden sie als sinnvolle Ergänzung für unsere Yogapraxis einsetzen.
Wie erkennst du gute Qualität?
Mir ist es wichtig, dass du reine natürliche ätherische Öle von bester Qualität verwendest, um dir wirklich etwas Gutes zu tun, wenn du deine Yogapraxis und dein Leben mit ätherischen Ölen ergänzen möchtest. Wenn du nicht darauf achtest, kannst du dir mehr schaden, als dass es dir nützlich ist. Zu deinem Wohl entscheide dich für sehr gute Qualität – oder verzichte lieber auf ein Öl, wenn du nicht weißt, was drin ist. Reine ätherische Öle therapeutischer Qualität, wie sie in der Aromatherapie angewendet werden, haben nichts mit „Duftölen“ zu tun, die meist synthetisch oder halbsynthetisch hergestellt werden.
Leider sind viele ätherische Öle von minderer Qualität auf dem heutigen Markt. Je beliebter sie werden, umso mehr wird gestreckt, um Kosten zu sparen. Oder die Öle sind mit Pestiziden verunreinigt, und auch das wollen wir nicht, denn das kann sogar gesundheitsschädlich sein.
Mit den folgenden Tipps gehst du auf Nummer sicher, dass du wirklich naturreine ätherische Öle therapeutischer Qualität verwendest.
1. Achte auf die Deklaration der Etiketten
Innerhalb der EU gibt es bestimmte Vorschriften, was auf dem Etikett der Flasche stehen muss:
·Name der Ursprungspflanze (botanischer Name)
·100 Prozent naturreines Öl ( Achtung:nicht „naturidentisch“)
·Angabe der Pflanzenteile, die zur Gewinnung verwendet wurden
·Herkunftsland
·Gewinnungsverfahren
·Anbauart der Pflanze
·Verdünnungsverhältnis (Das kann bei sehr teuren Pflanzen, wie z. B. Rosenöl, sein – eventuell ist das ätherische Öl dann mit Pflanzenölen verdünnt)
·Mengenangabe in ml (Hier lohnt sich ein Vergleich: Wenn du eine 15-ml-Flasche kaufst und mit der 5-ml-Flasche eines anderen Anbieters vergleichst, rechne um.)
·Chargennummer
·Ablaufdatum (meist eine Angabe der Haltbarkeit nach Öffnung der Flasche)
·Gefahrstoffzeichen laut EU-Verordnung
·Herstellername
·Verwendungs- und Sicherheitshinweise (Es darf nur ein Verwendungszweck genannt werden, auch wenn es mehrere gibt)
·Die Flasche selbst sollte einen Tropfeinsatz haben und aus Braun- oder Violettglas bestehen, um vor Lichteinfall zu schützen, was die Qualität verschlechtern kann.
2. Bio, Nicht-Bio und CTPG®
Einige Anbieter ätherischer Öle sind mit Biosiegeln ausgezeichnet, wenn die Rohstoffe aus kontrolliert-biologischem Anbau (kbA) kommen. Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung von Qualität, z. B. um Pestizide im Produkt zu vermeiden. Besser ist es noch, wenn die Öle nach der Dampfdestillation oder Kaltpressung und der Abfüllung noch einmal durch ein unabhängiges Labor getestet werden; am besten auch bei den unterschiedlichen Schritten der Herstellung. Anbieter, die ihre Öle auf diese Weise mehrfach testen lassen, erkennst du an dem Zusatz CTPG® (= Certified Pure Therapeutic Grade® , auf Deutsch etwa: „für therapeutische Zwecke zertifizierte Güteklasse“). Nur 3 Prozent der ätherischen Öle auf dem Weltmarkt haben diesen reinen Grad. Das CPTG®-Verfahren stellt sicher, dass keine Füllstoffe, synthetischen Stoffe oder Verunreinigungen im ätherischen Öl vorhanden sind, die seine Wirkung schmälern würden. Um das CPTG®-Siegel zu erlangen, werden folgende Prüfungen durchgeführt:
·Organoleptische Untersuchungen
·Mikrobielle Analysen
·Gaschromatographie
·Massenspektrometrie
·Fourier-Transformations-Infrarot-Spektroskopie (FTIR)
·Chiralitätsprüfung
·Isotopenanalyse
·Untersuchung auf Schwermetalle
Im Anhang findest du sichere Bezugsquellen, bei denen du ätherische Öle kaufen kannst.
Hiermit meine ich nicht, dass du billig einkaufen solltest, sondern bewusst. Du solltest stutzig werden, wenn die ätherischen Öle zu billig angeboten werden, oder wenn bei einem Anbieter alle Öle den gleichen Preis haben. Im Beispiel, wie viele Rosenblüten man braucht, um eine kleine Menge Öl zu gewinnen, wird deutlich, dass ätherische Öle unterschiedliche Preise haben müssen, je nachdem, wie rar oder ergiebig der Rohstoff ist, aus dem sie gewonnen werden. Echte ätherische Öle sind nicht billig. Aber normalerweise verbraucht man auch nur geringe Mengen, da sie hochkonzentriert sind. Wenn du deine ätherischen Öle dann noch gut geschützt aufbewahrst (möglichst an einem dunklen Platz, die Flasche gut verschlossen), wirst du auch lange daran Freude haben.
Wie wirken ätherische Öle, und welche Vorteile hast du?
Ich erwähnte im vorherigen Kapitel Satya . Auch hier möchte ich wieder ganz wahrhaftig aus meinem Herzen sprechen. Die Wissenschaftler haben schon viel darüber herausgefunden, wie ätherische Öle wirken. Ich war auf vielen Kongressen, habe mir unzählige Vorträge von Wissenschaftlern angehört und Studien dazu gelesen. Noch ist nicht alles wissenschaftlich erforscht, aber vieles. Dennoch steckt die Wissenschaft wohl noch in den Kinderschuhen, und wir dürfen gespannt sein, was die Forschung über ätherische Öle weltweit noch zum Vorschein bringt. Aber schon jetzt wissen wir einiges über ihre Wirkweise.
Ätherische Öle können über verschiedene Wege in unseren Körper gelangen. Auf die Anwendungsarten komme ich später noch zu sprechen. Je nachdem, wie wir sie anwenden, ist auch die Wirkweise unterschiedlich. Jedes ätherische Öl hat eine individuelle, umfangreiche Zusammensetzung, die auf vielfältige Weise auf Körper, Geist und Seele einwirkt – so wie auch jedes Asana (Yogahaltung) eine körperliche, emotionale und seelische Wirkung hat. Hier sehe ich übrigens einen engen Bezug zueinander, weshalb ich die ergänzende Wirkkraft ätherischer Öle in Verbindung mit Yogaübungen sehr schätze. Daraus ist die Idee zu diesem Buch entstanden.
Wissenschaftlich gesprochen, gelangen die Inhaltsstoffe in den Körper und setzen sich an die Rezeptoren der Zellen in der Haut, den Schleimhäuten, den Organen. Diese Moleküle haben die Fähigkeit, die Zellmembran zu durchdringen und so in der Zelle zu wirken.
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