DR. STEFAN GRAF
RALF KERKELING
WIE AUSDAUERSPORT DIE ABWEHRKRÄFTE STÄRKT
Noch nie wurde der Menschheit mit einem Schlag die Bedeutung eines starken Immunsystems für den Erhalt der Gesundheit so deutlich vor Augen geführt wie mit dem Auftreten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Bei allen Unsicherheiten und Lernprozessen waren und sind sich die Experten in einem Punkt einig: Individualsport an frischer Luft ist so ziemlich das Beste, was jeder Einzelne tun kann, um sein Immunsystem vollzutanken und für die zahlreichen Angriffe von innen und außen gewappnet zu sein. Das gilt für pandemische wie für normale Zeiten in gleicher Weise. Denn die Aufgaben des Immunsystems gehen weit über die Abwehr krankmachender Viren und Bakterien hinaus und umfassen etwa wichtige Entsorgungsfunktionen bei der für jeden Sportler so eminent bedeutsamen Regeneration.
Erst die jüngste immunologische Forschung hat das Wechselspiel zwischen Entzündungen provozierenden und hemmenden Prozessen als zentrales Element unseres multifunktionalen Immunsystems erkannt. Neben Ernährung, Stress und sogenannten Genussgiften ist körperliche Aktivität mit einer hohen Ausdauerkomponente der entscheidende Lebensstilfaktor mit direktem Einfluss auf das Entzündungsgeschehen und damit auf die Leistungsfähigkeit des individuellen Immunsystems.
Dass Sport unser Immunsystem stärkt, ist allgemein akzeptiert, ohne großartig hinterfragt zu werden. Warum auch? Viele Freizeitsportler haben ihre eigenen Seit-Jahrenkeine-Grippe-Erfahrung, andere vertrauen auf die Expertenaussagen, und nur ein kleiner Teil beharrt auf seiner Sport-ist-Mord-Philosophie. Höchste Zeit, die Sache mit ein wenig Substanz zu unterfüttern. Welche Rolle spielt das Immunsystem im Gesamtgefüge des menschlichen Organismus, wie funktioniert es überhaupt – und wie ist das wirklich mit der besonderen Beziehung zum Sport? Was heißt, »das Immunsystem stärken«, und wie wird es aktiviert? Kann Sport auch zu Immunschwäche führen? Wie sollte man mit Infekten umgehen? Und dann wäre da noch die für alle neue Situation rund um Covid-19. Dies und einiges mehr, was die besondere Wechselbeziehung zwischen körperlicher Aktivität, psychischer Verfassung und dem Immunsystem ausmacht, möchten wir verständlich mit ein wenig – aber nicht zu viel – Wissenschaft erklären. Motivierende Handlungsempfehlungen für die richtige Dosis Sport, zum Wiedereinstieg nach Krankheit und Infokästen für Merk-Würdiges runden die Sache ab.
EINLEITUNG EINLEITUNG Noch nie wurde der Menschheit mit einem Schlag die Bedeutung eines starken Immunsystems für den Erhalt der Gesundheit so deutlich vor Augen geführt wie mit dem Auftreten des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2. Bei allen Unsicherheiten und Lernprozessen waren und sind sich die Experten in einem Punkt einig: Individualsport an frischer Luft ist so ziemlich das Beste, was jeder Einzelne tun kann, um sein Immunsystem vollzutanken und für die zahlreichen Angriffe von innen und außen gewappnet zu sein. Das gilt für pandemische wie für normale Zeiten in gleicher Weise. Denn die Aufgaben des Immunsystems gehen weit über die Abwehr krankmachender Viren und Bakterien hinaus und umfassen etwa wichtige Entsorgungsfunktionen bei der für jeden Sportler so eminent bedeutsamen Regeneration.
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DAS IMMUNSYSTEM ALS TEIL DES GANZEN 1
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IMMUNSYSTEM UND AUSDAUERSPORT – EINE BESONDERE BEZIEHUNG 2
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DER DARM UND SEIN MIKROBIOM
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REGENERATION – IMMUNSYSTEM VOLL IN AKTION
5
UMGANG MIT INFEKTEN
6
IST STRESS MESSBAR?
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SPORTERNÄHRUNG
8
HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN
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FAKTEN UND MYTHEN RUND UMS IMMUNSYSTEM
10
DIE WICHTIGSTEN TIPPS FÜR EIN STARKES IMMUNSYSTEM
EPILOG
AUTOREN
QUELLEN
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NUR GEMEINSAM SIND WIR STARK
Mit der Kombination aus körperlichen, geistigen und emotionalen Anforderungen führt uns der Sport anschaulich vor Augen, was das Phänomen »Leben« ausmacht. Es ist das koordinierte Miteinander verschiedener, bis zu einem gewissen Grad autonom arbeitender Systeme, die einzig im »Gemeinsam-sind-wir-stark-Prinzip« zu voller Blüte gedeihen. In diesem so fantastischen Gesamtgetriebe bildet unser Immunsystem ein Zahnrad, das neben den verschlungenen Pfaden des Energiestoffwechsels eine besonders enge Beziehung zu sportlicher Aktivität aufweist. Und dies ist ein wechselseitiges Geschehen. Die Art, wie wir Sport treiben, bestimmt die Entwicklung und Leistungsfähigkeit des Immunsystems, dessen Zustand umgekehrt unsere Fähigkeit zu regenerieren und unsere sportliche Leistung maßgeblich beeinflusst.
Über allem thront die Gesundheit. Die Abwehr von krankmachenden Einflüssen belebter und unbelebter Natur, aber auch die Gesundung, wenn ein Malheur passiert ist, gehört zu den Kernaufgaben unserer körpereigenen Abwehrmaschinerie. Leider ist auch das Immunsystems kein Perpetuum mobile. Um seine vielfältigen Aufgaben zu erfüllen, verbraucht es wie die beim Sport aktiven Muskeln Energie. Demzufolge muss das sensible Dreieck aus Sport, Energiestoffwechsel und Immunsystem gut ausbalanciert sein. Auf den Sport und die Energie können wir mit der vernünftigen Dosierung unserer Aktivität und mit einer ausgewogenen Ernährung direkt Einfluss nehmen und damit indirekt dafür sorgen, dass unser Immunsystem in Form bleibt. Oder besser noch: gestärkt wird. Wie das funktioniert, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.
Wir Menschen lieben es übersichtlich, aber unser Immunsystem erfüllt uns diesen Wunsch nicht. Es lässt sich keinem einzelnen Organ oder Gewebe zuordnen, sondern bildet ein vielschichtiges Netzwerk, in dem verschiedene Organe, Zellen, Moleküle und Mikroorganismen zusammenwirken. Neben mechanischen und chemischen Barrieren setzt die körpereigene Security gröbere und spezifische »Geschütze« gegen ungebetene Gäste aus dem Reich der Viren, Pilze und Bakterien ein. Aber das ist längst nicht alles. Auch die Aufgabe, beim Sport »verbrauchte« Muskelstrukturen zu entsorgen und damit die Grundlage für effektives Regenerieren zu schaffen, gehört in den Zuständigkeitsbereich des Immunsystems. So viel Abwehrund Erholungsarbeit bedarf der ständigen Energiezufuhr, die nicht durch dauernde Überbelastung gekappt werden sollte.
Versuchen wir ein wenig Ordnung in das unübersichtliche Gesamtgefüge zu bringen. Experten mögen die nachfolgende vereinfachte Darstellung verzeihen. Aber es soll für alle verständlich und kein Lehrbuch für Medizinprofis sein.
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