Es war schon wichtig, Ziele zu haben und dafür hart zu arbeiten. Auch die Bildung hatte einen hohen Stellenwert.
Große Teile Ihrer Familie kamen aus Handwerk und Landwirtschaft. War Ihrem Vater eine Bäckerei nicht genug?
Mein Vater war Handwerker. Er hatte nicht studiert. Aber er wollte etwas Großes schaffen, das war klar. Der Erfolg des Unternehmens war absolut kein Zufall. Mein Vater war mutig und ist vorangegangen, hat Dinge einfach probiert. Nach dem Tod des Großvaters verzichtete mein Vater auf den Erbteil am elterlichen Konditoreibetrieb und erhielt das alleinige Recht zur Produktion des Kinderzwiebackmehls. Das spielte damals im Geschäft noch eine eher untergeordnete Rolle. Er kaufte einen Backofen und mietete sich eine ehemalige Hopfenhalle für die weitere Produktion an. Die Produkte hat er dann mit dem Fahrrad von Haus zu Haus gefahren und verkauft, ist immer größer geworden und hat 1932 die Firma Hipp Nährmittel gegründet.
Mein Vater wollte etwas Großes schaffen, das war klar .
Sie sagten, Ihr Vater wollte etwas Großes schaffen. Also ein großes Unternehmen?
Ja, er wollte einen großen Betrieb.
Wäre ihm Hipp heute groß genug?
Das Unternehmen, wie es heute ist, würde ihm schon Freude machen.
Vielleicht auch ein bisschen Angst, angesichts der Dimensionen?
Er war nicht ängstlich.
Religion und Familie: Fürchte Gott, tue recht und scheue niemand
Das Motto Ihres Vaters soll gewesen sein: Fürchte Gott, tue recht, scheue niemand.
Das galt nicht nur für ihn, das war immer schon eine Richtschnur für die Familie.
Auch heute für Sie?
Ja, das passt schon. Wenn ich nur die Gesetze fürchte, tue ich, was legal ist. Wenn ich Gott fürchte, tue ich, was legitim ist.
Ist es so, fürchten Sie niemanden außer Gott?
Das versuche ich, aber es kann schon sein, dass mir Menschen Angst machen.
Wer könnte das sein?
Politiker, die furchtbare Dinge beschließen. Menschen, die Streit und Krieg entfachen.
Verraten Sie uns, wie Sie sich Gott vorstellen?
Er ist gütig, er will mein Bestes, und ich habe Vertrauen zu ihm, dass ich mit allem kommen kann. Und dass es mir besser geht, wenn ich ihn anerkenne und ihn ehre.
»Das Motto meines Vaters war: Fürchte Gott, tue recht, scheue niemand. Wenn ich nur die Gesetze fürchte, tue ich, was legal ist. Wenn ich Gott fürchte, tue ich, was legitim ist.«
Produktion der Firma Hipp in Pfaffenhofen um 1960
Und warum muss ich ihn dann fürchten?
Da ist wohl eher Ehrfurcht als Furcht gemeint.
Wie wirkt sich das in Ihrer Arbeit aus?
Das spielt jeden Tag eine Rolle. Es gibt immer die Versuchung, Erfolge auf zweifelhafte Weise anzustreben. Wenn ich mich dann anders entscheide, dann tue ich das auch aufgrund meines Glaubens.
Braucht es dafür einen Gott? Es sagt mir doch schon die Vernunft, dass zweifelhafte Methoden auf Dauer nichts bringen.
Es geht vielleicht auch so. Aber für mich wäre der Weg ohne Gott der schwierigere. Ich stelle mir ein unternehmerisches Leben ohne Glauben und ohne meine Heimat in der Kirche viel schwieriger vor.
Die Missbrauchsskandale haben die katholische Kirche viel Ansehen, viele Spenden und Einnahmen aus Kirchensteuern gekostet. Wenn die Kirche ein Unternehmen wäre: Drohte die Pleite?
Grundsätzlich sehe ich die Kirche in einer guten Verfassung. Schließlich sind wir alle die Kirche, nicht nur das Kirchenpersonal. Es sind allerdings in der Tat schreckliche Dinge passiert, die niemals passieren dürfen. Entsprechend schlecht sind die Schlagzeilen.
Wenn man mit einem hohen moralischen Anspruch auftritt, muss man sich daran auch messen lassen.
Ja, klar. Die Kirche steht mit ihrer Fürsorgepflicht hier in besonderer Verantwortung. Aber wenn einseitig nur die Kirchen kritisiert werden, verzerrt es das Gesamtbild, was der Sache nicht dienlich ist. Wir brauchen hier viel mehr Aufklärung und aktives Hinschauen – das gilt in der Kirche, in Sportvereinen, der Schule oder im privaten Umfeld.
Sie haben Bücher geschrieben, in denen es sehr stark um Theologie geht. Wenn man das liest, fragt man sich, ob an Ihnen ein Theologe verloren gegangen ist.
Theologie und Philosophie waren in meiner Erziehung schon ein wichtiger Teil. Das mag ich nicht missen, das halte ich für sehr wichtig.
Wollten Sie es unbedingt weit bringen, sei es als Unternehmer oder auch als Reitsportler oder Maler?
Der Wille war stark. Aber ich fühlte auch eine Verpflichtung, als ältester Sohn mit dem Unternehmen weiterzumachen und es auf Wachstumskurs zu halten. Das hat mein Vater von mir erwartet und das habe ich dann auch gern gemacht.
Aber ich fühlte auch eine Verpflichtung, als ältester Sohn mit dem Unternehmen weiterzumachen .
War es nur Ihre Position als Erstgeborener, weshalb Ihre Eltern erwartet haben, dass Sie in die Fußstapfen des Vaters treten? Oder waren es auch Ihre Fähigkeiten, Ihre Art?
Wir sind drei Brüder und vier Schwestern. Nach der Vorstellung unseres Vaters waren für die Nachfolge bei einem Unternehmen eigentlich nur die männlichen Nachkommen vorgesehen. Denn man wusste nicht, wen die Töchter einmal heiraten würden.
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