Frank Witzel - Erhoffte Hoffnungslosigkeit

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In seinem zweiten >>Metaphysischen Tagebuch<< setzt Frank Witzel den Versuch fort, alltägliche Ereignisse, Lektüreeindrücke, Naturbeobachtungen und Selbstwahrnehmungen in philosophische Reflexion zu überführen.
Wo hört das vermeintlich Normale auf, und wo beginnt der vermeintliche Wahnsinn? In der neuen Folge seines Metaphysischen Tagebuchs begibt sich Frank Witzel auf einen schmalen Grat und lädt uns ein, mit ihm über das Sein in der Welt nachzudenken. Wenige Wochen nach Abschluss des ersten Tagebuchs begonnen, brechen die Aufzeichnungen jedoch immer wieder ab, um manchmal erst nach Monaten wieder aufgenommen zu werden, sodass sich dieses Tagebuch nicht mehr über den überschaubaren Zeitraum von zwei Monaten erstreckt, sondern von Ende 2018 bis hinein in das Jahr 2020 reicht. Wurde im ersten Tagebuch vor allem darüber nachgedacht, welcher Begriff sich von Liebe machen lässt, geht es in den neuen Eintragungen immer wieder um die Grenzbereiche dessen, was in der Alltagssprache unter «Normalität» und dem «Ent- oder Verrücktsein» aus dieser Normalität verstanden wird. Dabei wird die Form dieses Metaphysischen Tagebuchs erneut infrage gestellt: "Und was ist es tatsächlich, was ich hier betreibe? Spekulation? Chronik?
Erzählung? Oder am Ende doch nur eine ausgefeilte Form der Selbsttäuschung?"

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Das kapitalistische Ich mit seiner faschistischen Sprache.

Nein, die Freud’schen Topologien waren keine Kränkungen für das Ich, vielmehr wurde es endlich in seiner göttlichen Dreifaltigkeit erkannt.

Das Verrücktwerden ist ein Zustand des Verlierens (ich verliere den Verstand), und dieser Zustand ängstigt deshalb so, weil ich den Moment des Verlierens sonst nicht erlebe, denn entweder ich habe etwas verloren oder es ist vorhanden. Wenn ich merke, dass ich etwas verliere, kann ich das Verlieren aufhalten und den Verlust verhindern. Beim Verrücktwerden erlebe ich das Verlieren, ohne etwas dagegen tun zu können.

Im Wahnsinn verliere ich gerade nicht das Bewusstsein, sondern ich werde mir meines Bewusstseins bewusst. Das Bewusstwerden des Bewusstseins fühlt sich an, als würde ich das Bewusstsein verlieren.

Ich durchschaue die Konstruktion des Bewusstseins, indem ich sie nicht durchschaue. Ich komme zu keiner Lösung, komme zu keinem Ergebnis. Genau damit hebele ich das Bewusstsein aus, das sich sonst jede Einordnung, jede Kategorisierung wieder selbst gutschreiben würde.

Die wirkliche Kränkung: zu erkennen, dass ich keinen Einfluss auf mein Sprechen habe, dass die Sprache, die ich benutze, nicht meine Sprache ist und ich mir diese fremde Sprache niemals, selbst mit größter Mühe nicht, aneignen kann, um endlich das auszudrücken, was ich wahrnehme, sie vielmehr immer etwas anderes ausdrückt und damit meine eigene Wahrnehmung im Ausdruck verfälscht, mehr noch: vernichtet, denn die Sprache ist ja nicht nur ein Mittel, um mit anderen zu kommunizieren, sondern das Mittel, mit dem ich mich selbst in der Welt befinde. Wenn ich mich aus der Vereinbarung zu lösen versuche, in der die Sprache mir vorgibt, was ich wahrnehme, scheine ich verrückt zu werden, während ich lediglich auf meiner Wahrnehmung beharre.

Der Verrückte meint, es gäbe eine Wahrnehmung, die der Sprache vorausgeht. So hingeschrieben scheint diese Meinung relativ verständlich, tatsächlich aber, wenn man sie mit allen Konsequenzen in Bezug auf die Sprache überdenkt, ist sie, wenn nicht verrückt, so doch vermessen. Mehr noch, sie kommt einer Lästerung der Naturgesetze gleich, einer Gotteslästerung, und hier findet sich ein Indiz für die Entstehung des Glaubens, dass nämlich die Sprache in ihrem Entstehen Gott schuf und sich unauflösbar mit ihm verband – wie man selbst und gerade in der negativen Theologie erkennen kann –, einerseits, um von sich als der wahren Herrscherin abzulenken, andererseits, um sich immer wieder selbst zu erneuern. Was ist an dem Satz »Im Anfang war das Wort« eigentlich nicht zu verstehen?

Der Verrückte meint, es gäbe eine Wahrnehmung, die der Sprache vorausgeht. Das ist der Grund, weshalb er entweder katatonisch und aphatisch wird oder manisch versucht, seine eigene Sprache zu entwickeln. Und weshalb er von Gott spricht und »Stimmen« hört. Vielleicht sind diese »Stimmen« das Andere Gottes, Hinweise auf eine Wahrnehmung ohne ihn, das heißt ohne Sprache.

Deshalb auch sollen wir beten, um immer wieder sprachlich Gott zu erschaffen. Wir beten nicht zu Gott, wir beten ihn.

Und auch deshalb soll ich meine Sünden bekennen, werden sie mir durch das Bekenntnis vergeben, weil ich in der sprachlichen Formulierung meiner Sünden die einzig wirkliche »Sünde«, das einzig wirkliche Vergehen gegen Gott-Sprache nicht begehe: zu schweigen.

Nicht der Satan, oft noch beredter als Gott, ist Gottes Gegenspieler, sondern die Aphasie.

Wir müssen von der apophatischen Theologie zur aphatischen Theologie gelangen.

Und deshalb bestand mein Verrücktsein gerade darin, nichts Außergewöhnliches wahrzunehmen, aber eben auch gleichzeitig nichts Gewöhnliches, und genau das nicht ausdrücken zu können. Und weil ich es nicht ausdrücken konnte, scheint zwischen Gewöhnlichem und Außergewöhnlichem nichts Drittes zu existieren. Der Wahnsinn dringt zwischen die Dichotomien und entdeckt dort, wo gemäß unserem Menschenverstand nichts sein darf, eine dritte Welt. Der Leitsatz des Wahns lautet: Tertium datur.

15.12.2018

Unica Zürn: »Für das erste Anagramm, das sie in diesem Sommer macht, nimmt sie als Ausgangs-Satz: Der eingebildete Wahnsinn . (…) Dieses Ergebnis ist arm und unvollkommen. Das Gesetz für das Anagramm heißt: Alle Buchstaben, die der Ausgangssatz enthält, müssen auch in seinem Anagramm verwendet werden. Hier aber sind Buchstaben übrig geblieben, und das ist verboten. Am nächsten Tag liest sie in der Zeitung, daß man den Körper Nehrus auf Sandelholz und Rosenblättern verbrannt hat. Der Ausgangssatz für ihr zweites Anagramm heißt also: Auf Sandelholz und Rosenblättern.«

Diese Stelle, auf die ich mehr oder minder zufällig gestoßen bin, auch wenn ich das Buch natürlich bewusst herausgeholt hatte, erschreckt mich unwillkürlich. Es erschreckt mich, dass selbst Unica Zürn von einem »eingebildeten« Wahnsinn spricht. Aber vielleicht kann man vom Wahnsinn immer nur als »eingebildet« sprechen. Schließlich ist er auch eingebildet. Weshalb es ein Irrtum ist, zu glauben, ich sei nicht wahnsinnig, nur weil ich mir meinen Wahnsinn einbilde.

Was bedeutet es, dass Unica Zürn den Mann im Jasmin in der dritten Person verfasst? Lässt sich anhand der verwendeten Person der Grad an Wahnsinn ausmachen? Tatsächlich habe ich das Gefühl, würde ich das alles hier in der dritten Person verfassen, »wirklich« und nicht nur »eingebildet« verrückt zu sein. Doch weshalb, wenn ich doch durch die Verwendung der dritten Person eine größere Distanz herstelle? Gerade deshalb. Ich objektiviere etwas, das nicht zu objektivieren ist. Ich versuche auf Distanz zu gehen, steigere mich aber in Wirklichkeit nur stärker in das hinein, was ich zu verlassen suche. Ich ahme mich in der dritten Person mimetisch nach. (Natürlich greifen diese Gedanken nicht wirklich, denn ich könnte mich natürlich auch in der ersten Person nachahmen, oder ist die erste Person von sich aus schon immer nachgeahmt? Höchstwahrscheinlich.)

Vielleicht kann man nur in der Rede der dritten Person etwas erfahren, und vielleicht möchte ich gerade gar nichts »erfahren«, weil ich ohnehin beständig viel zu viel erfahre, sondern möchte, statt zu erfahren, einfach nur sein.

Es ist etwas anderes, das mich an diesem Buch ganz unwillkürlich und unerwartet befremdet. Nachdem ich eine Weile darin gelesen habe und auf der Suche nach dem Inhaltsverzeichnis ganz nach hinten blättere, stoße ich auf eine Anzeige für andere Bücher des Ullstein Verlags, genauer seiner Reihe »Die Frau in der Literatur«. Die dort aufgeführten Titel erzeugen für mich eine starke, kaum zu überwindende kognitive Dissonanz, weil sie den Text Unica Zürns zwischen Paveses Die einsamen Frauen , Marie de Lafayettes Die Prinzessin von Cleve , Urys Nesthäkchen und ihre Küken , Henry James’ Bildnis einer Dame und anderen einordnen. Eingeordnet aber zerfällt ein Text, besonders ein Text wie der Unica Zürns, hier noch verstärkt durch die Tatsache, dass diese »Frau in der Literatur« wahllos mal Subjekt, mal Objekt ist, das heißt generell Objekt (weil sie zum Subjekt »gemacht« wird), gleichgültig ob sie schreibt oder ob über sie geschrieben wird.

Meine Ausgabe des Buches stammt aus dem Jahr 1985. Ich war damals, so vermute ich zumindest, auf Unica Zürn gekommen, weil ich für einige Wochen in einem Appartement gewohnt hatte, das schräg gegenüber dem Haus lag, aus dem sie sich 1970 gestürzt hatte. Obwohl ich bestimmt jeden Tag mehrmals auf die Straße und auf dieses Haus gesehen habe, will sich kein Bild, keine Erinnerung, keine Verbindung, noch nicht einmal ein Gefühl einstellen. Auch das scheint immer noch eine Nachwirkung dieser eigenartigen Wahrnehmung, die meinen nostalgischen Erinnerungsapparat zeitweilig außer Kraft gesetzt hat. Alles erscheint mir in einer kalten, winterlichen Klarheit, wie hinter einer Glasscheibe. Jede Erinnerung wie nicht wirklich von mir erlebt in einem Diorama aufgebaut und weggesperrt.

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