Das Verzaubern
I. Verwunderung Teil I
Prolog
Kapitel Eins
Kapitel Zwei
Kapitel Drei
Kapitel Vier
Kapitel Fünf
Kapitel Sechs
Kapitel Sieben
Kapitel Acht
Kapitel Neun
II. Verzauberung
Kapitel Zehn
Kapitel Elf
Kapitel Zwölf
Epilog
Über die Autorin
Bücher von Rebekah Lewis
Bei diesem Werk handelt es sich um Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Orte, Ereignisse und Vorkommnisse sind entweder Produkte der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv genutzt. Jede Ähnlichkeit zu tatsächlichen Personen, lebend oder tot, oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig.
Alle Charaktere, Themen, Orte oder Aspekte aus Alice’s Adventures in Wonderland sowie auch Through the Looking Glass, and What Alice Found There gehören Lewis Carroll. Alle Erwähnungen historischer Personen und Lewis Carroll selbst werden fiktiv genutzt und vertreten nicht die persönlichen Überzeugungen der Autorin.
Copyright © 2020 by Rebekah Lewis
Titel der englischen Originalausgabe: »The Enchanting«
Bearbeitung von Sandra Sookoo
Cover Design von Victoria Miller
Für die deutschsprachige Ausgabe:
Copyright Übersetzung © 2021 Carolin Kern
Herausgegeben von TekTime
Alle Rechte vorbehalten. Dieses Buch oder jeglicher Teil daraus darf ohne die ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Verlegers nicht vervielfältigt oder auf jegliche Art genutzt werden, außer für kurze Zitate in einer Buchrezension.
www.Rebekah-Lewis.com
Erstellt mit Vellum
Für Elizabeth Evans, die das Wunderland innig liebt.
Teil I
»Was auch immer sie sind, lasst die Wesen des Spiegels hier
dinieren mit der Roten Königin und Weißen Königin und mir!«
-Lewis Carroll,
Through the Looking Glass
Rot.
Alles war rot, als ob es mit Blut überspült war. Als ob jemand stürmische Pinselstriche über ihrem Sichtfeld hinterlassen hatte. Adelaide, die Weiße Königin des Wunderlands, schrie auf und drückte ihre Handballen gegen ihre Augen, während sie auf ihre Knie fiel. Das Getrippel derjenigen um sie herum, die ihr zu Hilfe eilten, vermengte sich mit der Besorgnis, die von Stimmen geäußert wurde, die sie nicht genau bestimmen konnte, während ihr Sichtfeld von Karmesinrot übernommen wurde.
Der wohlriechende Duft von Rosen erfüllte ihre Sinne und Schmerz hämmerte gegen ihren Schädel, zwischen ihren Augen. Grauen, gefroren wie Eis, saß schwer in ihren Eingeweiden, breitete sich nach außen hin aus, um sie zu verschlingen. Menschen berührten sie jetzt, aber sie konnte ihre Augen nicht öffnen. Gelächter brach durch die Stimmen und es klang ach so sehr wie ihre Schwestern …
Aber ihre Schwestern waren weg.
Wilhelmina, die Herzkönigin, war für ihre Verbrechen gegen das Reich hingerichtet worden. Ihr Kopf abgespalten, wie sie es bei so vielen Unschuldigen aus keinem anderen Grund als krankem Vergnügen befohlen hatte. Matilda, erbittert und schlagfertig, war die Schönste der drei. Vor ihrer Verbannung hatte sie eine Verschwörung angezettelt und Ränke gesponnen, um das Wunderland zu übernehmen und möglicherweise ihrem eigen Fleisch und Blut Schaden zuzufügen. Sie war die Rote Königin gewesen.
Rot.
Matilda konnte nicht ins Wunderland zurückkehren, und ohne das Reich würde ihr Wahnsinn schwinden und sie ihr Leben ohne solche Bürden ausleben lassen. Die neue Rote Königin war nicht lange genug im Wunderland gewesen, um unter einem solchen Wahnsinn zu leiden.
Aber Adelaide selbst …
Die Vorahnungen waren immer rasche Bilder gewesen, die ihr Dinge zeigten, die geschehen würden, aber in letzter Zeit … wurde sie von ihnen mit Blitzen aus Farbe attackiert und in intensiven Gefühlen der Wut, der Sorge und des Grauens gepackt.
Was auch immer in der nahen Zukunft drohend aufzog, es hatte Matildas bevorzugte Farbe als Mittel gewählt, um sie zu quälen. Möglicherweise war es Kummer, da sie ihre Schwestern für immer verloren hatte. Möglicherweise war es Schuld dafür sie weggeschickt zu haben und hiergeblieben zu sein, anstatt mit ihr zu gehen. Sie hatte es immer gefürchtet sich wie ihre Schwestern selbst zu verlieren und grausam zu werden. Die Furcht steigerte sich jedes Mal, wenn die roten Visionen kamen. Die Welle widersprüchlicher Emotionen. Waren sie im Krieg? Was, wenn am Ende die Falsche übernahm und sie verloren war?
Was auch immer es war, die Episoden traten häufiger auf. Rot. So viel Rot.
Das Rote Königreich würde bald einen großen Maskenball geben, und sogar ohne das meiste ihres Lebens unter Visionen und Träumen gelitten zu haben, erforderte es nicht viel Nachdenken, um anzunehmen, dass, was auch immer geschah, sehr wohl während dieser Veranstaltung auftreten könnte. Die Frage war … könnte sie mutig genug sein, um dem entgegenzutreten, oder würde sie sich in ihrem Schloss verstecken?
Sie wusste es nicht und das machte ihr am meisten Angst. Sie hatte sich nie als jemanden betrachtet, die sich versteckte, aber noch viel mehr davon und sie wäre gezwungen krank daniederzuliegen, bis, was auch immer geschah, kam und ging. Wie bekämpfte man einen Angriff auf seinen Geist, den man nicht kontrollieren konnte?
»Eure Majestät?« Worte begannen Sinn für ihre Ohren zu machen, als das Rot aus ihrem Sichtfeld schwand und der Druck in ihrem Kopf begann schwächer zu werden. Adelaide senkte ihre Hände und schaute zu ihrem Ehemann, Nathaniel, auf und in seine gütigen, dunklen Augen.
»Meine Liebste«, sagte er, brachte sie in seine Arme. »Sie werden schlimmer. Bist du sicher, dass es nichts gibt, das ich tun kann?«
»Sei da für mich«, flüsterte sie und klammerte sich an seine Schultern, als ob sie ohne ihn dort versinken würde. »Ich weiß nicht, was ich ohne dich an meiner Seite tun würde. Lass mich nicht verloren sein.« Da ihre Schwestern weg waren, hatte sie niemanden sonst. Der Wahnsinn wurde schlimmer. Der Kummer, die Schuld, die Sorge, oder was auch immer es war. Es wurde schlimmer. Ohne ihn war ihr nichts mehr im gesamten Reich des Wunderlands wichtig.
Der silberne, kunstvolle Rahmen um den lebensgroßen Spiegel gehörte in einen Horrorfilm. Gotisch, antik und verdreht, enthüllten die verknoteten Schnörkel nie ein erkennbares Design. Es war höchst wahrscheinlich das ursprüngliche Glas, das daran befestigt war, das Alter hatte braune und lilafarbene Flecken hinterlassen, welche eine bereits kitschige Antiquität mit sogar noch hässlicheren Farben trübten. Eine Menge Restauration wäre nötig, um den Spiegel zu verkaufen, außer ein Käufer suchte speziell nach diesem Objekt, was noch immer sein plötzliches Auftauchen an der markantesten Stelle des Ausstellungsraum nicht erklären würde, selbst wenn jemand das hätte. Hoffentlich würde der Gegenstand nicht lange im Geschäft bleiben.
»Du lässt Fliegen hinein. Schließ die Tür!«
April Evans ließ ihren offenen Mund zuklappen und trat vollkommen in den Antiquitätenladen, die kleine Glocke an der Tür bimmelte bei der Bewegung. Sie arbeitete dort an den Wochenenden, wenn sie keine Kurse an dem kleinen Community College in der nächsten Stadt hatte. Da sie nicht für immer mit Studentendarlehen belastet sein wollte, tat sie das Beste, das sie konnte.
Die Ladenbesitzerin, eine Ms. Matilda Scarlet, bedeutete ihr näherzukommen. Ihre langen schwarzen Haare waren in einem glatten, hohen Pferdeschwanz zurückgezogen und Staub hatte graue Streifen über ihren zarten Wangenknochen hinterlassen. Sie lächelte den Spiegel an – ein volles, die Zähne zeigendes, wahnsinniges Grinsen – und drehte sich dann, um sie anzusehen. »Ich habe nach diesem Spiegel gejagt, seit ich an diesem verdammten Ort angekommen bin«, sagte sie, als April sich neben sie bewegte. »Ist er nicht wundervoll?«
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