Heinrich Thies
Die verbannte Prinzessin
Das Leben
der Sophie Dorothea.
Romanbiografie
2. Auflage
© 2007 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe
info@zuklampen.de· www.zuklampen.de
Umschlag: Matthias Vogel (paramikron), Hannover,
unter Verwendung eines Portraits der Prinzessin
von Jacques Vaillant (um 1690)
Mit freundlicher Genehmigung des Bomann-Museums Celle
Satz: thielenVERLAGSBÜRO, Hannover
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014
Abbildung auf dem Frontispiz mit freundlicher Genehmigung
des Historischen Museums Hannover
ISBN 9783866743403
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische
Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de›abrufbar.
Cover
Titel Heinrich Thies Die verbannte Prinzessin Das Leben der Sophie Dorothea. Romanbiografie
Impressum 2. Auflage © 2007 zu Klampen Verlag · Röse 21 · D-31832 Springe info@zuklampen.de · www.zuklampen.de Umschlag: Matthias Vogel (paramikron), Hannover, unter Verwendung eines Portraits der Prinzessin von Jacques Vaillant (um 1690) Mit freundlicher Genehmigung des Bomann-Museums Celle Satz: thielenVERLAGSBÜRO, Hannover 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014 Abbildung auf dem Frontispiz mit freundlicher Genehmigung des Historischen Museums Hannover ISBN 9783866743403 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über ‹http://dnb.ddb.de› abrufbar.
Sophie Dorothea, Prinzessin von Hannover Sophie Dorothea, Prinzessin von Hannover * 15. 9. 1666 Celle, † 13. 1. 1726 Ahlden Öl auf Leinwand, 74 x 61 cm, von Louis Ferdinand (?), ca. 1682
Hoher Besuch
Die geplatzte Verlobung
Die bittere Pille
Die Hochzeit
Fürstlicher Glanz und erbärmlicher Gestank
»Monplaisir«
Im Korsett der Etikette
Mutterglück
Karneval in Venedig
Eifersucht
Zurück an die Leine
Der erste Tanz
Krieger und Kavalier: Philipp Christoph Königsmarck
Die Briefe
Allerlei Heimlichkeiten
Nächtliches Rendezvous
Ende einer Verschwörung
Polonaise hüllenlos
Die Kurwürde
Spaziergang in Herrenhausen
Mütterliche Ermahnung
Briefe zwischen den Fronten
Die Schlacht bei Steenkerke
Zerstreuungen nach der Schlacht
Gefährliches Wiedersehen
Kalte Nacht und heißer Karneval
Landpartie
Die Nervosität wächst
Unerwarteter Besuch
Zu neuen Ufern
Rendezvous mit tödlichem Ausgang
Nachsorge
Arrest in Ahlden
Das Schicksal der Confidente
Der Prozess
Im goldenen Käfig
Der Fluch der bösen Tat
Die Befreiung
Hafturlaub
Jagdausflug
Act of Settlement
Der Tod des Vaters
Prunkvolle Heirat
Ende einer Freundschaft
Nachrichten aus einer anderen Welt
Der Tanz der alten Damen
Abendröte
Umzug nach London
Der Brand
Die Taufe
Rätselhafte Besucher
Enttäuschungen
Nachwort
Verwendete Literatur
Karte: Schauplätze einer Affäre
Stammtafel der Welfen zur Zeit des Barock
Dank
Sophie Dorothea, Prinzessin von Hannover
* 15. 9. 1666 Celle, † 13. 1. 1726 Ahlden
Öl auf Leinwand, 74 x 61 cm,
von Louis Ferdinand (?), ca. 1682
Celle, September 1682. Nebel hing noch über den Wiesen, als gegen sechs Uhr in der Frühe eine herrschaftliche Kutsche die Stadtgrenze von Celle passierte. Es war kühl, nur wenig über Null. Die Herzogin von Hannover fröstelte, als sie den Vorhang vor ihrem Kutschenfenster zurückschob, um einen Blick auf das Schloss zu werfen, das sich mit seinen ockergelben Mauern wie eine Festung vor ihr erhob. Trotz der Brokatkissen, mit denen sie die roten Samtpolster zusätzlich abgepolstert hatte, waren ihr die Stöße der holprigen Fahrt in die Knochen gefahren. Sie fühlte sich wie zerschlagen.
Bereits am Vorabend war sie in Hannover aufgebrochen. Es hatte tagelang geregnet. Da war es klar, dass die Kutsche nur in gedrosseltem Tempo vorankommen würde. Sophie hatte gehofft, während der nächtlichen Fahrt schlafen zu können, war aber immer wieder aufgeschreckt – ob beim Pferdewechsel im Posthof Engensen oder bei den unfreiwilligen Aufenthalten, die der Schlamm erzwang.
Aber jetzt schien die Sonne, der Nebel lichtete sich, und die Hähne krähten aus den engen Gassen des Fachwerkstädtchens einem schönen Herbsttag entgegen.
Das Ziel war erreicht. Die Wachen am Schlossgraben erkannten das hannoversche Wappen, sie grüßten ehrerbietig und ließen die schlammbespritzte Equipage passieren. Ein Page öffnete den Kutschenschlag mit respektvoller Verbeugung und half dem hohen Besuch beim Aussteigen. Doch kaum hatte die Fürstin den Schlosshof betreten, kam es auch schon zu einem Wortwechsel.
»Führt mich bitte unverzüglich zum Herzog«, forderte Sophie den Oberhofmeister auf.
»Ich bin untröstlich, Euer Durchlaucht, aber Seine Hoheit befinden sich noch im Schlafgemach …«
»Noch im Bett? Das überrascht mich nicht, aber es ist auch ganz gleich. Ich muss ihn sofort sprechen. Unverzüglich – von mir aus im Bett, angekleidet oder unangekleidet.«
»Aber Euer Durchlaucht, das geht doch …«
»Wie bitte? Was hier geht oder nicht geht, das zu entscheiden, mein Herr, überlasst bitte mir.«
»Aber …«
»Kein Aber. Aus dem Weg.«
Mit diesen Worten ließ die Dame im goldbestickten Reisekostüm den Hofbeamten stehen und schritt auf das Schlossportal zu. Vorbei an verdutzten Wachen und Pagen, Mägden und Schlossfräuleins steuerte sie die Gemächer des Herzogs im Ostflügel an, ging über große Treppen, durch verwinkelte Gänge, vorbei an goldgerahmten Porträts mit den stumpfen Blicken längst verblichener Fürsten.
Sie war zwar schon viele Jahre nicht mehr im Celler Schloss gewesen, doch sie kannte den Weg noch gut. Sie hatte Herzog Georg Wilhelm schließlich einmal sehr nahe gestanden, war mit ihm sogar verlobt gewesen. Aber was zählten schon die Regungen des Herzens? Liebe? Nein, Liebe, das war für die Herzogin von Hannover eine höchst gewöhnliche Empfindung. Wer vorankommen wollte in der Welt, hatte seinen Kopf zu gebrauchen. Und wenn man wie Sophie königlichem Geblüt entstammte, Tochter des »Winterkönigs«, des pfälzischen Königs Friedrichs V. von Böhmen war, Enkeltochter Jakobs I. von England und damit Nachfahrin Maria Stuarts, eine echte Stuart, dann hatte man sein Leben bedeutenderen Zielen zu unterwerfen: den Gesetzen der Politik, den Spielregeln der Macht – und zwar nicht nur im eigenen Interesse, sondern vor allem im Interesse der Nachkommen. Darum hatte Sophie von der Pfalz eingewilligt, als Georg Wilhelm sie gebeten hatte, ihre Zuneigung fortan seinem jüngeren Bruder Ernst August zu schenken. Denn der ältere Spross des Welfenhauses verspürte seinerzeit keinen besonderen Drang, sein Leben in den Dienst von Regierungsgeschäften zu stellen. Georg Wilhelm zog das Junggesellenleben vor: Jagd und opulentes Essen, Reisen nach Frankreich, Holland und Venedig, Musik und Theater. So beschloss er, Ernst August die kluge Sophie abzutreten, ebenso wie seine Erbansprüche. Alle Ländereien sollten nach seinem Tode dem Bruder zufallen.
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