Einmal nachts
Und womit willst Du Glück und Leid ermessen
Dein Laut klingt auf wie ein Schritt
Wär es möglich, und Du gingest neben
Nein, Du sollst mir nicht verfallen sein
Wenn ich mich gleich bewahre
Ich will mein Herz mit beiden Händen halten
An Erika
Bereites Herz: und wenn ich Dich belüde
Begreifst Du, wie ich rätseln muss
Oh erhöhe mich nicht
Da ich Dir schrieb, sprang Saft
Dialog
Aus unbeschreiblicher Verwandlung stammen
Nachthimmel und Sternenfall
Eine Furche in meinem Hirn
Mausoleum
Für Fräulein Marga Wertheimer
Heb mich aus meines Abfalls Finsternissen
O schöner Glanz des scheuen Spiegelbilds
Ach, an ihr und ihrem Spiegelbilde
Immer wieder aus dem Spiegelglase
So lass uns Abschied nehmen wie zwei Sterne
Mehr nicht, als das Warmsein eines Rings
Aber versuchtest Du dies: Hand in der Hand mir zu sein
Ankunft
Als Du mich einst gefunden hast
Elegie an Marina Zwetajewa-Efron
Ihr Mädchen seid wie die Kähne
Noch ahnst Du nichts vom Herbst des Haines
Die Mädchen am Gartenhange
Wie kam, wie kam aus Deinem Schoß
Auch Du hast es einmal erlebt, ich weiß
Ihr Mund ist wie der Mund an einer Büste
Sinnend von Legende zu Legende
Liebende und Leidende verwehten
Wir sind ja. Doch kaum anders als den Lämmern
Noch ruf ich nicht. Die Nacht ist lang und kühl
Die Münze
Wie wenn ich, unter Hundertem, mein Herz
Der Dich liebte, mit verlegner Pflege
Nun schließe Deine Augen
Sterne hinter Oliven
Griechisches Liebesgespräch
Der Sänger singt vor einem Fürstenkind
ICH MÖCHTE DIR EIN
LIEBES SCHENKEN
AUSGESUCHTE
LIEBESGEDICHTE
Wie soll ich meine Seele halten, dass
sie nicht an Deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über Dich zu andern Dingen?
Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn Deine Tiefen schwingen.
Doch alles, was uns anrührt, Dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.
Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Spieler hat uns in der Hand?
O süßes Lied.
WARST DU’S, DIE ICH IM STARKEN TRAUM UMFING
Warst Du’s, die ich im starken Traum umfing
und an mich hielt – und der ich mit dem Munde
ablöste von der linken Brust ein Ding,
ein braunes Glasaug wie von einem Hunde,
womit die Kinder spielen …, oder Reh,
wie es als Spielzeug dient? – Ich nahm es mir
erschrocken von den Lippen. Und ich seh,
wie ich Dir’s zeige und es dann verlier.
Du aber, die das alles nicht erschreckte,
hobst Dein Gesicht, als sagte das genug.
Und es schien schauender, seit die entdeckte
geküsste Brust das Auge nicht mehr trug.
Am Anfang war mir das Leben gut.
Es hielt mich warm, es machte mir Mut.
Dass es das allen Jungen tut,
wie konnt ich das damals wissen.
Ich wusste nicht, was das Leben war –,
auf einmal war es nur Jahr und Jahr,
nicht mehr gut, nicht mehr neu, nicht mehr wunderbar,
wie mitten entzwei gerissen.
Das war nicht Seine, nicht meine Schuld;
wir hatten beide nichts als Geduld,
aber der Tod hat keine.
Ich sah ihn kommen (wie schlecht er kam),
und ich schaute ihm zu wie er nahm und nahm:
es war ja gar nicht das Meine.
Was war denn das Meine; Meines, Mein?
War mir nicht selbst mein Elendsein
nur vom Schicksal geliehn?
Das Schicksal will nicht nur das Glück,
es will die Pein und das Schrein zurück
und es kauft für alt den Ruin.
Das Schicksal war da und erwarb für ein Nichts
jeden Ausdruck meines Gesichts
bis auf die Art zu gehn.
Das war ein täglicher Ausverkauf
und als ich leer war, gab es mich auf
und ließ mich offen stehn.
Ich möchte jemanden einsingen,
bei jemandem sitzen und sein.
Ich möchte Dich wiegen und kleinsingen
und begleiten schlafaus und schlafein.
Ich möchte der Einzige sein im Haus,
der wüsste: die Nacht war kalt.
Und möchte horchen herein und hinaus
in Dich, in die Welt, in den Wald.
Die Uhren rufen sich schlagend an,
und man sieht der Zeit auf den Grund.
Und unten geht noch ein fremder Mann
und stört einen fremden Hund.
Dahinter wird Stille. Ich habe groß
die Augen auf Dich gelegt;
und sie halten Dich sanft und lassen Dich los,
wenn ein Ding sich im Dunkel bewegt.
Hörst Du, Geliebte, ich hebe die Hände –
hörst Du: es rauscht …
Welche Gebärde der Einsamen fände
sich nicht von vielen Dingen belauscht?
Hörst Du, Geliebte, ich schließe die Lider,
und auch das ist Geräusch bis zu Dir.
Hörst Du, Geliebte, ich hebe sie wieder …
… aber warum bist Du nicht hier.
Der Abdruck meiner kleinsten Bewegung
bleibt in der seidenen Stille sichtbar;
unvernichtbar drückt die geringste Erregung
in den gespannten Vorhang der Ferne sich ein.
Auf meinen Atemzügen heben und senken
die Sterne sich.
Zu meinen Lippen kommen die Düfte zur Tränke,
und ich erkenne die Handgelenke
entfernter Engel.
Nur die ich denke: Dich
seh ich nicht.
DU WIRST NUR MIT DER TAT ERFASST
Du wirst nur mit der Tat erfasst,
mit Händen nur erhellt;
ein jeder Sinn ist nur ein Gast
und sehnt sich aus der Welt.
Ersonnen ist ein jeder Sinn,
man fühlt den feinen Saum darin
und dass ihn einer spann:
Du aber kommst und gibst Dich hin
und fällst den Flüchtling an.
Ich will nicht wissen, wo Du bist,
sprich mir aus überall.
Dein williger Evangelist
verzeichnet alles und vergisst
zu schauen nach dem Schall.
Ich geh doch immer auf Dich zu
mit meinem ganzen Gehn;
denn wer bin ich und wer bist Du,
wenn wir uns nicht verstehn?
Es legt dem Burschen auf die Stirne
die Hand der Genius so lind,
dass mit des Liedes Silberzwirne
er seiner Liebsten Herz umspinnt.
Da mag der Bursch sich süß erinnern,
was aus der Mutter Mund ihm scholl,
und mit dem Klang aus seinem Innern
füllt er sich seine Fiedel voll.
Die Liebe und der Heimat Schöne
drückt ihm den Bogen in die Hand,
und leise rieseln seine Töne
wie Blütenregen in das Land.
Und große Dichter, ruhmberauschte,
dem schlichten Liede lauschen sie,
so gläubig wie das Volk einst lauschte
dem Gotteswort des Sinai.
NEIN, ICH VERGESSE DICH NICHT
Nein, ich vergesse Dich nicht,
was ich auch werde,
liebliches zeitiges Licht,
Erstling der Erde.
Alles, was Du versprachst,
hat sie gehalten,
seit Du das Herz mir erbrachst
ohne Gewalten.
Flüchtigste frühste Figur,
die ich gewahrte:
nur weil ich Stärke erfuhr,
rühm ich das Zarte.
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