Ernst Barlach - Ein selbsterzähltes Leben

Здесь есть возможность читать онлайн «Ernst Barlach - Ein selbsterzähltes Leben» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Ein selbsterzähltes Leben: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Ein selbsterzähltes Leben»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

"Ich wurde am 2. Januar 1870 geboren. Die Welt, die ich anzuschauen bekam, ließ es sich von meinem guten Platze aus gefallen, dem Eckhaus am Markt, wo ich vom Balkon herab einen Leichenzug mit herzlichem Hurra begrüßte, da ich den Unterschied von einem Schützenausmarsch noch nicht wahrnahm."
Zehn Jahre vor seinem Tod legt der deutsche Bildhauer, Grafiker und Dichter Ernst Barlach beim Verlag Bruno Cassirer in Berlin seine Autobiografie unter dem Titel «Ein selbsterzähltes Leben» vor. Barlach, den man zu den wohl bedeutendsten deutschen Expressionisten zählen darf, schuf literarische Werke, die seinem bildnerischen Schaffen ebenbürtig, aber weit weniger bekannt sind. Seine eigenwillige, expressive Sprache ist ihm ein «Spiegeln des Unendlichen», die bildhafte Ausdruckskraft, sein Humor und die scharfe Beobachtungsgabe machen diese Autobiografie zu einem Klassiker, die zu lesen auch heute große Freude bereitet.

Ein selbsterzähltes Leben — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Ein selbsterzähltes Leben», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Es gab noch andere Gelegenheiten, schuldig zu werden. Hinterm Hause der Teich war eine Welt voll Wunder, und überm Wundern fand man sich unversehens als aus dem Wasser gezogenes Kind geborgen, aber nicht bedauert, denn es war streng verboten, ins Wasser zu fallen; wer es dennoch nicht ließ, bekam Schläge. Einst war Edmund Steffan vom Steg geglitten, und wir zwei Retter, Hans und ich, hielten uns verzweifelt an seinen Beinen fest, unbehilflicher als er, der mit dem Kopf unter Wasser lag und sich ohne uns wohl leichter herausgeholfen hätte. Mich hatte es ein anderes Mal erwischt, und bald lag ich trocken im Bett und wartete. Vater kam heim, und ich hörte ihn mit forschen Schritten, wie es seine unverkennbare Art war, herantreten. Ob er den Stock mitbrachte, weiß ich nicht, denn gewillt, dem Verhängnis auf einem gangbaren Wege auszuweichen, tat ich die Augen zu und stellte mich, zwar nicht tot, aber schlafend, und tat es so lauter, dass alles eine freundliche Wendung nahm. Vaters Schritt wurde sanft, er hielt inne und bog vom Wege des Rechts ab. Leise ging die Tür, und ich fand es gut so.

Aber im Winter bekam der Teich seinen kalten Meister, und das Eis bot uns erlaubte Bahn. Mich, mit dem väterlichen Verbot des Ertrinkens im Kopfe, überkam die Vorstellung, dass wohl auch der Vater einmal schuldig werden könne, als er mit andern Herren in der Dunkelheit auf dem Eise geblieben war, und ich rannte in der Gitterbettstelle auf und ab und schrie meiner Mutter in die Ohren: »Barlach ist tot, Barlach ist tot!«

Übrigens fasste ich ganz ohne Anleitung eines Edmund Steffan in Schönberg die Idee des Selbstmords. Wenn es mit mir, wie nicht ausgeschlossen war, zum Soldatwerden kommen würde, da sollte man schon sehen: »Ich gehe ins Zarnewenzer Gehölz und finde eine alles schnell ordnende Giftpflanze.« Oder: »Da kommt ein Wagen die Straße herunter, was nötigt mich auszuweichen, ich kann mich ja beliebig totfahren lassen.«

Und noch andere Spiele eines flügellüftenden Nesthäkchens von Seele. Beim Gang ins Zarnewenzer Gehölz beobachtete meine Mutter, wie ich mit einer Gerte die Klettenpflanzen des Grabens peitschte und murmelnd immer dasselbe versicherte: »Sag’ die Wahrheit, sagt meine Mutter zu mir – sag’ die Wahrheit …« Was sie danach als Erklärung aus mir herauslockte, war dieses: Ich hatte einem andern Jungen Kletten ans Zeug gesetzt, weswegen seine Mutter gewiss fragen würde, wo er denn gewesen sei, und er, leugnend, im Wald oder Feld herumgetrieben zu sein, bei offenbarem Lügen erwischt, angefahren werden würde: »Sag’ die Wahrheit!«, was er mir als dem schadenfrohen Anstifter mit den Worten hinterbringen würde: »Sag’ die Wahrheit, sagt meine Mutter zu mir.«

Edmund Steffan wurde von Zeit zu Zeit unsere Treppe heraufgeboten. Dann gab ihm meine Mutter ein gutes Butterbrot und fügte eine Pauke hinzu, die er mit scheelen Blicken ausdauerte, solange das Kauwerk arbeitete. Sie änderte nichts an ihm, aber ich wurde anderweitig hörig.

Wollte ich die stärkere Gewalt, der ich verfiel, selbst nicht weitläufiger schildern als Edmund mit seiner Großmäuligkeit und seiner holpernden Rede, mit der, soviel davon er auch vertat, sein Hals verstopft zu bleiben schien, so dürfte ich für immer am Schreiben bleiben. Des Wetters Däumling war ich wohl längst, den es, in welche Falte seiner Farbigkeit, in welche Tasche seiner Räumlichkeit es wollte, zu seinem unaussprechlichen Genügen stecken konnte. Die Sattheit und Schwere der Wedeler Marschen, die Elbfernen, sind mir fortgeschwemmt, aber die Schönberger Tage und Nächte sind schon auf festen Erinnerungsboden gekommen.

Um die Zeit, wo seine Söhne einen Podex nachweisen konnten, der den Strapazen gewachsen war, ließ mein Vater sie zur Teilnahme an der Praxis zu, natürlich zur Landpraxis, die jetzt mit Fuhrwerk besorgt wurde – und da bin ich denn wirklich einmal bis ans Ende der Welt gekommen. Ich wusste bestimmt, dass das Hinschweifen durchs raumlose Dunkel am Rande der Wirklichkeit stattfand, und hatte viel, viel Zeit, über solche Selbstverständlichkeit des Unwahrscheinlichen ohne Ablenkung nachzudenken, denn gesprochen wurde auf all diesen Landfuhren fast nie.

Ich kam zu großen und kleinen Leuten, zu Bauern und Herren, sah Menschen und Dinge unter niedrigen und stattlichen Dächern und lernte – Geduld und Warten, denn der Dr. Barlach betrieb nach seiner eigenen Formulierung keine Dampfdoktorei und vergaß an Krankenbetten frierende Pferde, Kutscher und Kind. Ich meine, die beste Erziehung liegt im Beispiel wertvollen Tuns, und Kinder haben außer Augen und Ohren noch mancherlei empfangende Organe. Es braucht nicht beim Verschlucken von Knöpfen, Zigarrenstummeln und Auflesen der Leckereien vom Mistberg zu bleiben.

Einmal sah ich nach räderndem Verlauf mancher Stunde von einem Steg in einen grünlich-unvergesslichen Wasserabgrund, sah von sicherer Sandigkeit eines Ufers jähes Hinabgleiten der Welt in Bodenverlorenheit, und als später mein vergnügter und befreiter, von Zuversicht gleichsam angeheiterter Vater zu mir sagte: »Wir ziehen nun bald nach Ratzeburg«, da fragte ich hellhörig zurück: »Ist das da, wo das schöne Wasser war?« – Das war es.

Ich lerne schreiben und lesen

In Ratzeburg taten sie mich und Hans in Tante Lomeyers Spielschule am Dom, gehalten in einer mittelalterlichen Backsteinkluft, in die man sich von der Turmseite des alten Baues hinabschachtete, wenn man nicht lieber vom Palmberg aus durch einen Stufengang hinaufstolperte. War es auf dem Schulwege kalt, so erstarrte meinem Bruder wohl der Mut, und da er beim Weinen nicht auch noch gehen konnte, so musste er stehenbleiben – das war seine Art, unsere Lage klarzulegen. Ich verstand seine Meinung prompt und widerlegte sie mit Faustschlägen.

Bei Tante Lomeyer hatte ich nichts anderes zu tun, als mein Lesen zu vergessen; denn ich hatte doch schon auf der Schönberger Schule die Nase ins Buch stecken müssen, in der Septima des Gymnasiums wurde ich auf dem Buchstabenweltmeer dann endgültig flott. Auch Schreiben durfte man mir zumuten, zunächst auf Schiefer, und so habe ich damals auf der Schiefertafel meine erste erzählerische Spielerei gestümpert. Als im nächsten Jahre diese Übungen in blauen Heften mit Tinte und Blei vor sich gingen und ich mit unserem Mädchen zum Einkauf in einen Laden kam, da lief mir beim Anblick dieser für mich erhandelten Werkzeuge warmes Wohlgefühl übers Herz – ich merkte was von gutem Umgehen mit so herrlichen Sachen.

Ratzeburg ersetzte mir in geläuterter Form meinen Edmund Steffan, und obendrein doppelt; denn da erwarteten mich Vetter Richard und Hans Hudemann und führten mich nicht in stinkende Höfe und Hinterwinkel der Häuser, sondern in den Wald zu einem braven Waldläufer- und Indianerleben. Am Waldrand längs der Einhäuser Chaussee hatten wir unseren Wohnbaum, nach vernünftiger Ordnung ich auf einem unteren, jeder auf seinem Ast für sich, bloß eine bequeme Gabelung für gelegentliche Bedürfnisse war gemeinsam. Von hier herab brachten wir mit räuberischen Tönen den Wanderer fast um, beschlichen voll arger Absicht die unschuldigen Eingeborenen und übten eine gemütliche Indianerphantasie gegen jede vorkommende Harmlosigkeit. Beim Streifen durchs Fuchsholz aber fiel mir die Binde von den Augen, und ein Wesensteil des Waldes schlüpfte in einem ahnungslos gekommenen Nu durch die Lichtlöcher zu mir herein, die erste von ähnlichen Überwältigungen in dieser Zeit meines neunten bis zwölften Jahres, das Bewusstwerden eines Dinges, eines Wirklichen ohne Darstellbarkeit – oder wenn ich es hätte sagen müssen, wie das Zwinkern eines wohlbekannten Auges durch den Spalt des maigrünen Buchenblätterhimmels.

Das Haus

Nach kurzer Zeit zogen wir aus der Seestraße in das alte Haus mit dem hohen Dach, das ich mein Vaterhaus nenne. Es lag abseits neben der Stadtkirche und war auf dem ehemaligen Grabplatz gebaut. Zur anderen Seite lagen die Gärten und Abseiten, Scheunen und verlorenen Orte des Landratsamts, und es barg Winkel und Verschläge, Böden und Finsterräume, allzu erwünscht für ein Gemüt voll Ahnen und Grausen – Schicksal brütete in diesem Hause, ein dunkles, herrliches und schlimmes Wesen machte sich ans Werk und ordnete nach seiner Einsicht den Zustand der Familie des Dr. Barlach. Hierzu genügten ihm die Jahre von 1878 bis 1884.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Ein selbsterzähltes Leben»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Ein selbsterzähltes Leben» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Ein selbsterzähltes Leben»

Обсуждение, отзывы о книге «Ein selbsterzähltes Leben» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x