7. Drei Ansichten über Weisheit und Liebe
Dsï Lu trat vor Meister Kung. Meister Kung sprach: »Wie verhält sich der Weise, wie verhält sich der Gütige?« Dsï Lu erwiderte: »Der Weise bewirkt, daß die Menschen ihn kennen, der Gütige bewirkt, daß die Menschen ihn lieben.« Der Meister sprach: »Das sind die Worte eines gebildeten Mannes.«
Dsï Lu ging hinaus, und Dsï Gung kam herein, und dieselbe Frage wurde ihm vorgelegt. Dsï Gung sprach: »Der Weise kennt die Menschen, der Gütige liebt die Menschen.« Der Meister sprach: »Das sind die Worte eines edlen und gebildeten Mannes.«
Dsï Gung ging hinaus, und Yen Hui kam herein, und dieselbe Frage wurde ihm vorgelegt. Er erwiderte: »Der Weise kennt sich selbst, der Gütige liebt sich selbst 5.« Der Meister sprach: »Das sind die Worte eines weisen und edlen Mannes.«
8. Gegen blinden Gehorsam
Dsï Gung befragte den Meister Kung und sprach: »Ohne Zweifel verlangt doch die kindliche Ehrfurcht, daß der Sohn den Befehlen seines Vaters gemäß handelt, und die Treue, daß der Beamte den Befehlen seines Fürsten gemäß handelt.«
Meister Kung sprach: »Unwissend bist du doch, Sï, daß du es nicht besser weißt. Vor Zeiten galt es, daß die erleuchteten Herren der Reiche von zehntausend Kriegswagen sieben Beamte hatten, die ihnen zu widersprechen wagten, so daß sie frei von Fehlern blieben. Die Fürsten der Staaten von tausend Kriegswagen hatten fünf Beamte, die ihnen zu widersprechen wagten, so daß die Altäre 6nicht in Gefahr gerieten. Die Herren aus Häusern mit hundert Kriegswagen hatten drei Beamte, die ihnen zu widersprechen wagten, so daß sie frei blieben vom Verlust des Einkommens und der Stellung. Ein Vater, der einen Sohn hat, der ihm zu widersprechen wagt, gerät nicht in die Gefahr, sittenlos zu handeln. Ein Gebildeter, der einen Freund hat, der ihm zu widersprechen wagt, tut nichts Unrechtes. Wie sollte es darum ein Zeichen der Ehrfurcht sein, wenn der Sohn unter allen Umständen dem Willen seiner Eltern folgt; wie sollte es ein Zeichen von Treue sein, wenn der Beamte unter allen Umständen dem Willen seines Herrn folgt. Nur wer zu beurteilen vermag, wo er zu folgen hat, der kann ehrfurchtsvoll, der kann treu genannt werden.«
9. Die Gefahren eines großartigen Auftretens
Dsï Lu trat in prächtigem Gewand vor den Meister Kung. Der Meister sprach: »Yu, was bist du denn so großartig? Wo der Giangfluß entspringt, am Berge Min, da ist seine Quelle so klein, daß man sie mit einem Becher auffangen kann; wo er aber die Stromfurt erreicht, da braucht man ein wohlgezimmertes Schiff und windstilles Wetter, um hinüberfahren zu können. Ist’s nicht also, daß sein Wasser deshalb so groß ist, weil er nach unten fließt? Wenn du nun in deiner Kleidung so prächtig und in deinem Auftreten so selbstbewußt vor die Welt trittst, wer sollte da gewillt sein, dich auf deine Fehler aufmerksam zu machen?«
Dsï Lu eilte hinaus, zog sich um und kam wieder herein, nicht ohne sich etwas darauf zugute zu tun. Der Meister sprach: »Yu, merke dir’s, ich sage dir: Wer prahlt in seinen Reden, der ist eitel, wer prahlt in seinem Auftreten, der ist eingebildet, wer seine Weisheit und sein Können zur Schau trägt, der ist ein kleiner Mensch. Darum macht es der Edle so, daß er nur dann, wenn er etwas wirklich weiß, sagt, daß er es weiß: Das ist Beschränkung im Reden 7. Und wenn er etwas nicht kann, sagt er, daß er es nicht kann: Das ist Vollendung im Handeln. Wer Beschränkung kennt im Reden, der ist weise. Wer Vollendung zeigt im Handeln, der ist gütig. Güte und Weisheit: Was willst du noch mehr?«
Dsï Lu fragte den Meister Kung und sprach: »Angenommen, hier sei ein Mann in härenem Gewand, der einen Edelstein im Busen birgt. Was ist von dem zu halten?« Der Meister sprach: »Wenn keine Ordnung im Lande ist, dann mag er ihn verborgen halten. Ist Ordnung im Lande, so mag er festliche Gewänder antun und den Edelstein zeigen.« 8
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