Natürlich hatte es vereinzelt auch schon vor dem Zweiten Weltkrieg innerkapitalistischen Kapitalexport zwischen den großen Industriestaaten gegeben; aber der Umfang war so gering und die Ursachen wie die Auswirkungen daher so wenig Gegenstand der Forschung, dass »die Darstellung für die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg auf unsystematischem und anekdotischem Material beruht« (Vernon 1979, 53). Erst mit der einsetzenden Flut des Kapitalexports auf Grundlage des Nachkriegsbooms und im politischen Rahmen der Pax Americana entwickelte sich auch rasch eine Debatte über »Die Internationalisierung des Kapitals« (Deubner u.a., 1979), die nicht mehr im alten Sinne vom politisch-militärischen Kampf um die nationalstaatlich-imperiale »Neuaufteilung der Welt« bestimmt war, sondern von den inneren ökonomischen Prozessen des Kapitals selbst, das über die Grenzen der Nationalökonomie und damit auch des Nationalstaats hinauszuwachsen begann (insofern gerade das Gegenteil einer vom nationalstaatlichen Imperialismus bestimmten Entwicklung).
Als zentraler und bald populärer Begriff dafür bürgerte sich seit den siebziger Jahren der Name der »Multis« ein, also der multinationalen Konzerne . Während sich der vorherige relativ geringe Kapitalexport im Verhältnis von Mutterländern und Kolonien ebenso wie im späteren Verhältnis von Industrieländern des Zentrums zu den Ländern der Dritten Welt hauptsächlich auf Rohstoffquellen und auf den Agrarsektor bezogen hatte, war der neue Kapitalexport der Multis zwischen den Industriestaaten des Zentrums selbst von vornherein auf die fortgeschrittene industrielle Produktion konzentriert. Der betriebswirtschaftliche Konkurrenzkampf um globale Marktanteile, bis dahin weitgehend vom Warensektor bestimmt, griff damit auf den Kapitalsektor über. Trotzdem übertraf die Bedeutung des Warenexports immer noch die des Kapitalexports bei weitem, auch wenn sich der Abstand rasch zu verringern begann.
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