Robert Kurz - Weltkrise und Ignoranz

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Der Kapitalismus steuert auf eine Weltwirtschaftskrise zu. Damit gewinnen die bereits in den achtziger Jahren entwickelten krisentheoretischen Thesen und Analysen von Robert Kurz weit mehr als bisher an Bedeutung. Das angeblich Unmögliche beginnt wahr zu werden, auch wenn sich das herrschende Bewusstsein gegen die Einsicht sträubt, dass es um etwas anderes geht als um eine bloß zyklische Abwärtsbewegung, die nach ein paar Monaten oder höchstens einem Jahr glücklich überstanden sein wird.

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Einer der großen Ideengeber für diese liberale »Volks­pädagogik« wurde Jeremy Bentham (1748-1832), der Be­gründer einer »Philosophie der Nützlichkeit«. Das »Stre­ben der Menschen nach Glück« sollte übersetzt werden in den Impuls, alle Äußerungen des Lebens in den Zweck der Kapitalverwertung zu integrieren. Um die Menschen dahin zu bringen, ihr eigenes »Glück« ausgerechnet darin zu sehen, sich in der kapitalistischen Tretmühle »nützlich« machen zu können, erfand Bentham eine besondere Zuchtanstalt, das sogenannte Panoptikon.

Was ist das Panoptikon? Bentham sagt selber, daß es sich um ein Prinzip handelt, das geeignet sei für Gefängnisse ebenso wie für Fabriken, Büros, Krankenhäuser, Schulen, Kasernen, Erziehungsheime usw. Architektonisch besteht das Panoptikon aus einem kreisrunden Gebäudekomplex, in dessen Zentrum sich die (mit Vorhängen versehene) Loge des »Inspektors« und an dessen Peripherie sich die voneinander abgetrennten Zellen der Gefangenen oder Zöglinge befinden. Viele Gefängnisse und »Arbeitshäuser« des 19. Jahrhunderts wurden nach diesem Muster gebaut. Der raffinierte Zweck der Anordnung ist es, daß die Gefangenen sich permanent beobachtet und kontrolliert fühlen, ohne zu wissen, ob die Loge des »Inspektors« wirklich besetzt ist. Die Insassen sollen sich allmählich »von sich aus« und automatisch so verhalten, als ob sie beobachtet würden, selbst wenn das gar nicht der Fall ist.

Das Panoptikon, für Bentham ein Modell der »idealen« marktwirtschaftlichen Gesellschaft, war nichts anderes als eine liberale »Selbstverantwortungs-Maschine«, um die Individuen für marktkonformes Verhalten zu konditionieren. Die Mechanismen der Unterwerfung und Selbst­verleugnung sollten zur »inneren Verhaltensspur« des Menschen werden. Diese liberale Erziehungsdiktatur objektivierte sich in architektonischen und organisatorischen Strukturen, in Zeichen und psychischen Mechanismen. Die kapitalistischen Imperative, so schrieb der Philosoph Michel Foucault in seinem Buch »Überwachen und Strafen« (1976) über das Panopticon, erscheinen »in einer konzertierten Anordnung von Körpern, Oberflächen, Lichtern und Blicken, ... in einer Apparatur, deren innere Mechanismen das Verhältnis herstellen, in welchem die Individuen gefangen sind«. Bentham feilte ununterbrochen an der Vervollkommnung seines sozialen Apparats der Dressur von Menschen. Er ist der Erfinder der Isolationshaft, der Identitätskarten, der Namensschilder und des Großraumbüros. 1804 schlug er vor, alle Engländer mit einer Nummer zu tätowieren.

Gleichzeitig war Bentham glühender Demokrat. Vom Dienstboten bis zum Minister sollten alle gleichermaßen mitwirken an der »öffentlichen Selbstkontrolle«, das heißt sich selbst und andere beobachten, um gemeinsam tagtäglich die Uhr der Selbstunterdrückung aufzuziehen. Kant, der größte Philosoph der Aufklärung, hatte gefordert, der Mensch solle »herausgehen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit und sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen bedienen«. In der Konsequenz von Bentham wird der geheime Sinn dieses liberalen Imperativs deutlich: jeder sein eigener Polizist, Erzieher, Gefängniswärter und Antreiber! Die selbstregulative Weltmaschine des Marktes braucht selbstregulative, »auto­­matisch« sich anpassende Individuen.

Bentham hat Orwells Alptraum von »1984« um fast 200 Jahre vorweggenommen, aber als reales Projekt. Ironischerweise versteht die liberal-demokratische Welt heute »1984« als Warnung vor dem (staatlichen) Totalitarismus, ohne zu erkennen, daß sie selber längst das Produkt einer totalitären liberalen Gehirnwäsche ist. Heute verhalten wir uns alle »selbstregulativ« als Roboter der marktwirtschaftlichen Selbstverantwortung. Jener ältere Begriff von »Freiheit« dagegen, der auf soziale Autonomie zielte, gilt als vorindustriell und primitiv. Natürlich können und wollen wir nicht zurück zu einer beschränkten agrarischen Lebensweise von Bauern und Handwerkern. Aber mußte der Preis des Fortschritts die soziale Entwürdigung des Menschen zu einem »Pawlowschen Hund« der Marktmaschine sein? Ist die Menschheit wirklich unfähig, die modernen Produktivkräfte durch soziale Selbstbestimmung und bewußte Verständigung zu regulieren, statt sich einem blinden ökonomischen Automaten auszuliefern? Der Absolutismus des Marktes ist keine Alternative zum Absolutismus des Staates. Wir haben die Aufgabe, für das 21. Jahrhundert den alten Begriff der »sozialen Freiheit« gegen die »Orwellsche Freiheit« des Liberalismus neu zu erfinden.

APOCALYPSE NOW!

Über den Zusammenhang von Emanzipation und Kulturpessimismus

Die Furcht vor dem Weltuntergang hat viele Kulturen beherrscht. Nicht selten ist damit die Vorstellung vom Tag des Jüngsten Gerichts verbunden, wie in der Apokalypse des Johannes. Diese Gedanken entbehren nicht eines gewissen rationellen und höchst irdischen Kerns, der unter der religiösen Verkleidung schlummert; denn jede gesellschaftliche Elite, die auf der »Herrschaft des Menschen über den Menschen« (Marx) gründet und unter deren Leitung immer wieder Armut, Elend und Unterdrückung erzeugt werden, trägt in ihrem Herzen die ebenso heimliche wie gut begründete Furcht vor dem Tag der Rache. In der globalisierten kapitalistischen Postmoderne am Ende des 20. Jahrhunderts fürchten sich die liberalen Eliten zwar längst nicht mehr vor der Rache Gottes, aber doch vor der Möglichkeit einer neuen globalen Großkrise, in der die »unsichtbare Hand« ihres heiligen Marktes noch mehr Tod und Verderben bringen könnte, als sie es gegenwärtig ohnehin schon tut. Im Zeichen dieser Krise droht die Zerrüttung der Gesellschaft derartige Ausmaße anzunehmen, daß die heute scheinbar siegreiche Zivilisation des Geldes vielleicht schon bald ebenso von der Geschichte verschlungen wird wie vor kurzem ihr armer feindlicher Verwandter, der bürokratische Staatssozialismus. Jedes Ereignis, das in diese Richtung zeigt (wie soeben wieder die Krise in Asien), wird mit interessiertem Grausen aufgenommen.

Die liberale Welt hört sich die »Prophezeiung« der Krise zu ihrer Unterhaltung an wie eine Gespenstergeschichte. Aber weil die postmoderne Medienkultur sowieso nicht mehr zwischen Realität und »Film« unterscheiden kann, glauben ihre Adepten, daß alles nur ein Spiel ist, und hinterher geht man gemütlich zum Abendessen. Deshalb haben nicht nur die »Propheten« der Krise Konjunktur, sondern auch die postmodernen Propagandisten eines irren Frohsinns, die jede Warnung vor der Krise als irrationales, apokalyptisches »Milenniums«-Den­ken zu verspotten suchen. Die wahren Hofnarren des Kapitalismus sind heute nicht die Unglücksboten, sondern diese postmodernen »Entwarner«, die sich die abgelegten Klamotten des bürgerlichen Fortschritts aus der Mülltonne der Geschichte geholt und daraus eine »Second-Hand«-Mode gemacht haben.

Die Apokalypse ist nicht so eindeutig irrational und reaktionär, wie es die postmodernen letzten Clowns der liberalen Vernunft glauben machen wollen. Dieser Begriff hat schon immer nicht allein das Jüngste Gericht über eine nicht mehr lebenswerte Welt und deren Untergang gemeint, sondern gleichzeitig auch den Aufgang einer neuen, besseren Welt nach der »Katharsis« der großen Krise. Insofern war die präzise Krisentheorie von Marx mit ihrem logischen Nachweis einer absoluten inneren Schranke des Kapitalismus gewissermaßen das rationale apokalyptische Denken der Moderne, denn es enthielt auch die Hoffnung auf eine postkapitalistische Zukunft.

Das finstere reaktionäre Denken dagegen will immer nur einen absoluten Schlußpunkt der Vernichtung setzen: Wenn schon die alte Welt nicht mehr weiterleben kann, dann soll es auch keine neue Welt und keine andere Zukunft mehr geben. Oswald Spengler sehnte in seinem »Untergang des Abendlands« nur noch das »heroische« Ende einer universellen Gesamtkatastrophe herbei. Und als Hitler sah, daß der Krieg verloren war, wollte er die vollständige Auslöschung aller Menschen in Deutschland, weil sie sich seiner nicht »würdig« erwiesen hätten. Je deutlicher die neue Krise des Kapitalismus sich abzeichnet, desto militanter beginnt heute der globale Liberalismus eine ähnliche Haltung gegenüber der ganzen Welt einzunehmen: Wenn die totale Marktwirtschaft sich selbst zerstört, dann soll die Menschheit gleich mit untergehen und nichts Neues mehr unter der Sonne entstehen dürfen.

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